Glaube - Glaubenssätze

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Shaddai
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Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Shaddai »

Ein Bekannter erzählte mir, dass der Glaube ein großes Problem für ihn hinsichtlich seiner Magie ist und er nicht vollkommen in seinen magischen Arbeiten und deren Wirkung überzeugt ist. Sein psychischer Zensor sei zu stark, weshalb er Arbeiten durchführt, um seinen Glauben in sich, seine Magie und seine Rituale zu stärken. Ob ich einen Rat für ihn hätte, um seinen Glauben zu entwickeln. Dies brachte mich zum größeren Nachdenken darüber, was Glaube eigentlich ist.
In der Magie heißt es meist nur einfach: „Sei von der Wirkung überzeugt.“, „Du musst daran glauben, damit auch etwas passiert.“, „Ohne Glaube keine Magie.“, etc. Also habe ich das Thema mal ein wenig für mich aufgerollt.
Zuerst ist es so, dass Glaube etwas Typisches für uns Menschen ist, was uns unter anderem von den Tieren unterscheidet. Tiere haben keinen Glauben. Wenn ein Hund ein Klicken hört, dann glaubt er nicht, dass sein Frauchen oder Herrchen ihm etwas zu fressen gibt, er wurde darauf konditioniert. Bienen glauben nicht an die Wichtigkeit ihrer Königin, sie wissen instinktiv, dass sie eines besonderen Schutzes bedarf und was ihre Aufgabe ist. Eine Katze glaubt nicht daran, dass hinter der nächsten Ecke vielleicht eine Maus unbedacht ihres Weges geht, sie ist auf der Jagd, weil sie Hunger hat und beobachtet dabei ihre Umgebung.
Warum glaubt also der Mensch?
Hier mag es verschiedene Punkte geben, die für den Glauben verantwortlich sind:
Hoffnung/Angst, Kontrolle und Erfahrung

Bei meinen Recherchen geriet ich zuerst in die Falle, mich mit riesigen Wissensgebieten der Religionswissenschaft konfrontiert zu sehen (wie bspw .der Religionsanthropologie und der Religionsphilosophie). Ich las und las, verglich und kam doch nicht wirklich vorwärts. Doch ist Glaube immer nur im Zusammenhang mit Religion zu nennen? Ich denke nicht und werde ab und an daher nur kurz auf diese Aspekte des Glaubens eingehen (auch wenn die Thematik insgesamt nicht uninteressant und teilweise schon fast brisant ist).

Der Begründer der Religionsanthropologie, Julien Kardinal Ries, beschreibt die Entwicklung des Homo religiosus in sechs Etappen, hier kurz zusammengefasst:
1. Entdeckung der Transzendenz über 5 Grundsymbole (Himmelsgewölbe, Sonne, Mond und Gestirne, Erde und Fruchtbarkeit sowie Symbole der Umwelt (Wetter, Wasser, Berge, Bäume, etc.)
2. Nachdenken über den Tod / Leben nach dem Tod
3. Verstärkung religiösen Bewusstseins (Nachweis von Mythogrammen)
4. Erste Darstellungen der Gottheit (zumeist weiblich, später männlich) nicht als bloße Form, sondern als symbolische Darstellung der Transzendenz
5. Personifizierung des Göttlichen (polytheistische Religionen) 6. Monotheismus, die absolute Schöpfergottheit

Ein Vergleich mit der Invokation des Baphomet von Peter J. Carroll lohnt sich (Übersetzung nach Frater VD; Liber Null):
Im ersten Aeon war ich der Große Geist.
Im zweiten Aeon kannten mich die Menschen als den Gehörnten Gott, als Pangenitor Panphage.
Im dritten Aeon war ich der Finstere, der Teufel.
Im vierten Aeon erkennen mich die Menschen nicht, denn ich bin der Verborgene.
In diesem neuen Aeon erscheine ich vor euch als Baphomet, der Gott der Götter, der bestehen wird bis zum Ende der Erde.

Carrolls Aeonik hin oder her, es ist was Wahres dran und der geneigte Leser mag sich selbst über die Entwicklung des religiösen Glaubens informieren.

Wir stellen also fest, dass Glaube in erster Linie tief in der menschlichen Gesellschaft verwurzelt ist, jedoch einer gleichzeitigen Entwicklung unterworfen ist.
Als die Menschen noch stärker den Umwelteinflüssen unterworfen waren und auch nicht in der Lage waren, so manches Phänomen erklären zu können, entwickelte sich das Bewusstsein weiter und schloss auf eine Form von höherer Macht. Dies verschaffte ihnen auf der einen Seite Hoffnung (bspw. auf eine gute Jagd) aber schürte auch die Ängste (bspw. beim Eintritt von Umweltkatastrophen). Der Glaube sorgte in diesen Fällen dafür, dass ihnen eine Möglichkeit geboten wurde, höhere Mächte durch Fürbitten und Opferungen milde zu stimmen und vielleicht sogar den ein oder anderen Gefallen zu erledigen. Dies war auch gleichzeitig die Geburtsstunde der Magie, als sich ein kleines Ego aufblähte, um nicht länger bloß ein Sklave der äußeren Einflüsse zu sein und selbst Veränderungen herbeizuführen (oder zumindest brav dafür zu bitten). Hier stellen wir also fest, dass Magie unmittelbar mit der Überzeugung verbunden wurde (und auch in vielen Paradigmen heute noch so ist), dass durch den Kontakt zu fremden Mächten Einfluss auf die vermeintliche Realität genommen werden kann. Ganz vereinfacht bedeutet diese Annahme: Glaube + Anwendung = Magie

Kontrolle“ lautet der nächste Stichpunkt in diesem Zusammenhang. Glaube wurde und wird heutzutage oft als Instrument zur Kontrolle über eine Personengruppe ausgeübt. Ich denke nicht, dass ich auf diesen Punkt näher eingehen muss, da Beispiele aus der Geschichte (Echnaton und die Priestervertreibung, die (Hexen-)Verfolgungen im Mittelalter, (faschistische) Formen des Islamismus, etc. die Funktion und Anwendung des „Kontrollinstruments Glaube“ deutlich machen dürften.

Wie verhält es sich in der heutigen (westlichen) Gesellschaft, in der die meisten Menschen durch technische Fortschritte nicht mehr „gezwungen“ sind, das Wohlwollen einer höheren Entität zu erringen, um das Überleben zu sichern? Ein Indiz hierfür sind die schwindenden Zahlen der Mitglieder von Religionsgemeinschaften. Der technische Fortschritt und die Wissenschaft erklären uns die Welt, unser Konto sichert das Überleben und das Haus uns vor Sturm und Gewitter. Götter? Fehlanzeige.
Dennoch ist der Glaube bei einigen Menschen besonders stark oder entwickelt sich erst mit der Zeit. Der Religionspädagoge Prof. Dr. Georg Langenhorst sagt, dass Glaube nicht erlernbar sei, sondern vielmehr eine Art von Gabe. Dabei spielt meiner Meinung nach jedoch der eigene religiöse Hintergrund bei dieser These eine nicht unwichtige Rolle. Allerdings hat er auch nicht ganz Unrecht, wenn man dies auf die religiöse Form des Glaubens bezieht. Es mag natürlich Menschen geben, die auf Grund einer einschneidenden Erfahrung den Glauben finden (oder ihn verlieren), doch halte ich dies für eine kleinere Personengruppe. Wenn es um den religiösen Aspekt des Glaubens geht, dann ist dies bzw. dieses Paradigma nicht zu erlernen, sondern es muss ein Glaubenssatz im Hinblick auf etwas Göttliches und vor allem Wahres vorhanden sein, um den religiösen Glauben vollkommen entwickeln zu können. Dies kommt in seinem folgenden Zitat mehr oder minder zum Ausdruck: „Manche Menschen haben von Geburt an einen Sinn für Religion, andere entwickeln diesen Sinn im Laufe ihres Lebens, einigen bleibt diese Dimension grundsätzlich fremd.“ Doch das man mit einem Glauben geboren wird, dies kann ich so nicht unterschreiben. Meiner Ansicht nach wird niemand mit einem Glauben geboren. Da trifft es das Zitat aus Silent Hill schon eher: „Eine Mutter ist Gott in den Augen eines Kindes.“
Für ein Kind ist die Mutter (und/oder Vater) die erste zentrale und prägende Figur im Leben. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Gott (oder allgemein dem Göttlichen) findet erst viele Jahre später statt. Selbst ein getauftes Kind oder kirchliche Lieder im Kindergarten / in der Grundschule können vielleicht ein Bild vermitteln, was mit einem Gott gemeint ist. Doch religiöser Glaube entsteht erst durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Gottesbegriff. Nun liegt es meist nur noch an dem unmittelbaren Umfeld, der kulturelle Hintergrund und die Lebenslage, ob es zu einer Entwicklung des Glaubens kommt oder nicht.

Der dritte der von mir angesprochenen Punkte lautet „Erfahrung“. Erfahrungen prägen uns und lassen uns reifen. Ebenso sorgen Erfahrungen für unser Wahrheitsbild der vermeintlichen Realität. Da die Realität subjektiv ist und sich an der Definition einer objektiven Realität schon so manche Philosophen und Okkultisten die Zähne ausgebissen haben, kann allein unsere Wahrnehmung unsere Realität formen und so sind wir selbst Herrscher über unser eigenes Multiversum. Dies bedeutet mitnichten, dass unser Multiversum völlig unabhängig von anderen Multiversen anderer Personen ist. Doch dies ist ein eigenes Thema für sich, (gesellschaftliche) Konditionierungen, Programmierungen und übergreifende Wahrnehmungen, dass in einem eigenen Rahmen behandelt werden sollte und hier nur erwähnt sei.
Unser Multiversum besteht aus zwei elementaren Bausteinen: Glaube und Wissen
Doch diese beiden Bausteine überschneiden sich oftmals oder greifen ineinander über. Ist doch der Glaube Grundlage für das Wissen und gleichzeitig die Inspiration, damit wir uns über unser Wissen hinaus ständig weiterentwickeln können. Unser Glaube kann zwar, muss aber in diesem Kontext nicht zwingend religiöser Natur sein (gerade bei dem aktuellen Leser, der ja scheinbar ein Interesse an okkulten Gedanken jenseits religiöser Dogmen hat). Wir müssen also für den folgenden Inhalt Abstand von einer Ansicht des religiösen Glaubens nehmen und den Glauben viel weiträumiger begreifen. Glaube oder Überzeugung finden wir immer an dem Punkt, an dem unser Wissen endet, nimmt also grundsätzlich eine hintergründige Funktion ein. Ich möchte nicht von „nachrangig“ sprechen, da Glauben/Überzeugung und Wissen ein gegenseitiges Wechselspiel darstellen. Dies möchte ich mit folgendem Beispiel aus der selektiven Wahrnehmung erläutern (keine Ahnung wie viel Wahrheit dahinter steckt, habe zumindest keine objektive Quelle gefunden, aber ich finds ganz nett), welche letztendlich die Brücke zwischen Glauben und Wissen bildet.
Im 15. Jahrhundert gab es ein Volk auf einer Insel. Dieses Volk wusste was Feuer ist, was das Meer ist, wie man Jagd, etc. Sie glaubten, dass es jedoch höhere Mächte gab und versuchten natürlich, einen Beweis für ihre Existenz zu erbringen (was typisch für den Glauben ist, der Wunsch nach Umwandlung in Wissen). Eines Tages ergab es sich, dass die Wellen an den Küsten unnatürlich wurden, ihre Form und den Rhythmus veränderten und keiner wusste sich zu helfen. So beobachteten sie die Wolken am Horizont. Erst nach langer Beobachtung erkannten sie, dass es sich hierbei nicht um Wolken, sondern um Schiffe handelte. So etwas gab es bei Ihnen nicht, darum konnten sie die Schiffe nicht als solche erkennen. Ohne den Glauben, dass es so etwas wie höhere Mächte oder unnatürliche Dinge geben KÖNNTE, wäre ihnen nicht einmal die Veränderung der Wellen aufgefallen. Glaube ist daher Impulsgeber für die Wahrnehmung, welche letztendlich in Wissen übergeht. Wenn ich also an etwas Glaube, dann versuche ich diesen Glauben über verschiedene Mittel und Wege zu bestätigen, um daraus Wissen reifen zu lassen. Selbst wenn wir meinen viel zu wissen, den Rahmen für unser Wissen bietet der Glaube. Dies geht sogar so weit, dass wir nicht nur wissen, wie Dinge sind, sondern (und das oft allzu gern) wie Dinge NICHT sind, da unsere Erfahrungen und unser Glaube dagegen spricht. Dadurch bildet der Glaube natürlich auch die Grundlage, wie Magie funktioniert und wie wir dabei vorzugehen haben, um Resultate in unserem Multiversum erzeugen zu können.

Carroll hat durch seine anarchisch anmutenden Schriften (wie dem Liber Null) den Glauben letztendlich zu einem Hilfsmittel degradiert, welcher angenommen und fallengelassen werden kann, da hierdurch in verschiedene Paradigmen eingetaucht und magisch gewirkt werden kann. Dies nun als Wahrheit zu begreifen führt in schlussendlicher Konsequenz zu einer Neurose, in der man letztendlich nicht mehr weiß, was nun wahr oder falsch sein soll und geht einher mit einer Depression. Wir müssen also erkennen, dass die Chaosmagie selbst nur ein Paradigma ist, welches die Möglichkeit bietet, alle anderen Paradigmen unter einen Hut zu bringen. Wer an die Chaosmagie glaubt, der glaubt also an die Möglichkeit des Paradigmenwechsels und dass dadurch Magie funktioniert. Durch die Erfolgskontrolle von Arbeiten entsteht dann aus dem Glauben an die Chaosmagie das Wissen, dass Magie funktioniert. Also ist es unsere oberste Pflicht gegenüber uns selbst, dass wir durch den Glauben aus dem Chaos heraus herausfinden, warum das alles überhaupt funktioniert. Dies führt meist dazu, dass Chaosmagie „nur“ als ein Paradigma angesehen wird und wir selbst uns in einem Prozess befinden, der durch Forschung und Überzeugungen heraus einen eigenen Glauben, ein eigenes Paradigma bildet.

Sich mit dem persönlichen Glauben zu beschäftigen geht also viel mehr an die Substanz, als man dies meist durch Bücher vermittelt bekommt. Um aktiv und effektiv Magie betreiben zu können, müssen wir einen Startpunkt entwickeln. Dieser beinhaltet all unsere gegenwärtigen Ansichten darüber, was Magie ist und wie Magie funktioniert. Hierzu kann folgende Grafik verwendet werden, welche ich selbst vor Jahren aus unbekannter Quelle erhalten habe (falls also jemand eine Quelle kennt oder sich hierauf ein Urheberrecht befinden sollte, bitte ich um eine entsprechende Rückmeldung). Setze dich mit dieser Grafik auseinander und notiere zu all den Schlagwörtern, wie du diese definieren würdest, ob sie überhaupt in deinem Paradigma eine Rolle spielen und wie sie gegebenenfalls (nicht) mit anderen Schlagwörtern der Grafik interagieren. Diese Grafik stellt keine absolute Wahrheit dar, sondern dient selbst nur der Inspiration, um dir einen Überblick über deinen eigenen Glauben zu verschaffen. Lasse dich nicht von deinen Idealen leiten, blättere in Lexika nach Meinungen oder wie du möchtest, dass etwas funktioniert. Schreibe auf was du selbst denkst und lasse dich nicht beeinflussen!

Bild

Sei dir jedoch von Vornherein bewusst darüber, dass dies kein endgültiges Ergebnis sein wird. Daher lohnt es sich, von Zeit zu Zeit diese Übung erneut durchzuführen. Denn durch die Praxis und die gemachte Erfahrung, durch Lernen und Entwicklung wird sich dein Verständnis immer wieder ändern. Sei daher aber nicht weniger Nachlässig bei der Durchführung der Übung. Diese Übung wird dir dein Paradigma vor Augen führen und dir deine Arbeitsgrundlage bieten. Selbst wenn du mit der ein oder anderen Sicht gegen gängige Vorstellungen verstößt, lasse dich davon nicht irritieren und überprüfe deine Ansichten auf Wahrheitsgehalt, d.h. auf die Funktionalität. Das was du dort aufschreibst ist deine Wahrheit, ist die Erklärung deines Multiversums und dadurch SCHAFFST du Realität!

Zum Abschluss glaube ich, dass ich mit dieser kleinen Erklärung der ein oder anderen Person helfen konnte. Wissen tue ich dies allerdings nicht, wenn ich nicht eine Rückmeldung erhalten sollte. Zwecks Umformung von Glauben zu Wissen besteht daher die Möglichkeit der Kommentarfunktion. ;-)

Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsa ... religiosus
http://www.uni-augsburg.de/akademische_ ... ernen.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsp ... ie#Glauben

!!! Erhebe keinen Anspruch auf absolute Wahrheit, war nur ein Gedankenspiel von mir !!!
Zuletzt geändert von Shaddai am 12. Nov 2013 01:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Cor Keks
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Cor Keks »

Danke Shaddai, für diesen interessanten Beitrag!

Ja, die Grafik kommt mir sehr bekannt vor, nämlich aus dem "Codex Thaumaturgica" (http://www.salfena.net/buecher/codthau.pdf). Herr Gruner versucht hier eine Aufstellung der grundsätzlichen Gesetze der Magie zu machen. Sollte man mal gelesen haben, meiner Meinung nach, besonders als Anfänger.
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Shaddai »

!!!!!!!!!!!!!!!!!

DANKE!
Das hab ich zwar auch iwann mal (allerdings nicht aufmerksam) gelesen, aber dass die Grafik da auch drin auftaucht, das habe ich überhaupt nicht gemerkt!
Hab die Grafik allein für sich auf dem Rechner, nu ergibt das sogar Sinn. :D

Und danke für dein Danke. ^^
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Cor Keks
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Cor Keks »

>:-> >:-> >:->

:gerne:
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von khezef »

Danke für den Post Shaddai

Ich werd mich mal privat etwas damit befassen und dann auch noch ein paar Gedanken meinerseits dazu folgen lassen.
Bin leider momentan zu sehr im Strom des Geschehens gefangen, um noch irgendwas anderes außer geschehen zu tun. :lol:

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Thefalus
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Thefalus »

Die Chaosmagie scheitert immer wieder am selben Fehler: Im Bestreben Glaubenssätze zu utilisieren fliegen - auf die eine oder andere Weise - die mit Glaubenssätzen eng verwobenen Werte gleich mit aus dem Fenster.

Aber von Anfang an. Glaube tritt in der Praxis nie als Singular auf. Glaube und Glaubenssätze sind immer eng verwoben mit anderen Glaubenssätzen und wie bereits erwähnt, mit Werten. Gleichzeitig steht das gesamte ontologische Gewebe in direkter Abhängigkeit zur eigenen Identität und damit zur Phylogenese. Glauben und Glaubenssätze sind kein Haus, daß man einfach abreissen und neu aufbauen kann. Eher ein Boot, in dem man sitzt. Und wer nicht wirklich weiß wer er ist und wo er herkommt (und wer weiß das schon genau?) hat meiner Meinung nach wenig Chancen auf konstruktiven Erfolg bei der Renovation seines Glaubensbootes. Es wird alles am Ende so aussehen wie vorher, vielleicht ein wenig zynischer.

Wer Glaubenssätze bei sich (oder anderen Menschen) verändern will, der kommt natürlich nicht um die Phase des Zweifels herum. Zweifel ist die dynamische Brücke zwischen einem statischen Glauben und den nächsten statischen Glauben. Oder einer Erkenntnis bzw Überzeugung, denn Glaube kann durchaus auch durch Wissen ersetzt werden. Oder wie Goethe es ausdrückte:

Ins Sichere willst du dich betten!
Ich liebe mir inneren Streit:
Denn, wenn wir die Zweifel nicht hätten,
wo wäre denn frohe Gewißheit?


Wenn Zweifel hinderlich werden, vielleicht bei einem Ritual, dann packe ich meine Zweifel für diese Zeit in einen Koffer und stelle sie vor die Tür. Nach dem Ritual kann ich sie ja wieder abholen, wenn ich das will, kein Problem. Wenn ein Glaubenssatz zu einem Problem wird, dann schaue ich mir die Gesamtstruktur meiner Werteliste an. Vielleicht glaube ich nicht an reale Vampire, aber in summa erscheinen Vampire nicht wirklich im oberen Bereich meiner Werte. Es ist dann fast so, als wäre es mir egal. Nun, es ist mir egal, so gesehen.

Ich habe Peter Carroll, jenen Mann, der sich aufmachte die Magie der Scheibenwelt in jene der Rundwelt zu transformieren, als einen reinen Ästheten kennengelernt. Erstaunlicherweise hat dadurch seine Magie, die sich durch Praxis selbst definiert hatte, an Wirksamkeit verloren. Der IOT hatte zwar eine wunderbare Ordenstheorie mit tollen Gradnamen und -funktionen, aber der Orden hat nur ein paar Tage gehalten. Carroll hat mit seiner Hyperwave-Theorie die Zeitreise versprochen, aber statt seinen Fehler in der Berechnung zu suchen und zu beseitigen (nein, Elektronenspin läßt das Elektron nicht im rechten Winkel springen und nein, man kann auf seine Flugbahn nicht Pythagoras anwenden!) hat er, ganz der Ästhet, lieber eine Reihe Zeitfahrzeuge gemalt und entworfen. Es ist schwer zu begreifen, schwer einzusehen, aber das Allermeiste an der Chaosmagie hat nie funktioniert. Auch nicht das Verlassen der Paradigmen der Glaubenssätze. Aber Spaß hatten wir natürlich trotzdem.

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Shaddai
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Shaddai »

Den Thread hatte ich ja schon fast vergessen...
Thefalus hat geschrieben:Die Chaosmagie scheitert immer wieder am selben Fehler: Im Bestreben Glaubenssätze zu utilisieren fliegen - auf die eine oder andere Weise - die mit Glaubenssätzen eng verwobenen Werte gleich mit aus dem Fenster.
Da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich kann es zwar nicht persönlich beurteilen und mich nur auf Aussagen von anderen verlassen, nach denen im Grunde die Chaosmagie von Leuten entwickelt wurde, die zum einen den revolutionären Zeitgeist lebten und zum anderen nicht wirklich tief im Okkultismus gesteckt haben.
Das lässt sich meiner Meinung nach zumindest auch an den "anarchischen Schriften" Carrolls ablesen, nach denen (kurz gesagt, wie ich es interpretiere) man viel Zeit intensiv damit verbringt sich das von dir angesprochene Haus aufzubauen und es dann niederzureißen, weil es ja eh "völlig falsch" bzw. "nicht wahr" ist. Das widerspricht sich meiner Meinung jedoch im Ansatz und bietet optimalen Nährboden für Psychosen.

Den Vergleich des Glaubens mit einem Boot im Gegensatz zu einem Haus trifft in dem Sinne das, was ich mit meinem Ausgangspost aussagen wollte (auch wenn ich nicht weiß, ob du<-Thefalus es auch so meintest ^^). Ich schweife mal ein wenig aus:
Man vergleiche Glaubensmodelle mit verschiedenen Booten, die unterschiedliche Routen fahren. Man kann sich seinen Liebingshafen aussuchen und dann ggf. noch unterschiedliche Routen, die dort hinführen. Dann steigt man in das entsprechende Boot und die Reise beginnt. Chaosmagie (wie ich sie bei Carroll und bei einigen IOTlern herausgehört habe) besteht im Grunde darin sich ein eigenes Boot zu bauen und dann unterschiedliche Routen zu fahren, wobei das Boot in regelmäßigen Abständen zum kentern gebracht wird.
Das kann meiner Meinung nach auch nur begrenzt funktionieren bzw. neue Erkenntnisse über die beste Bootsform, Material, etc. bringen.
Um also aktiv magische Forschung zu betreiben, müsste man über diese Dinge hinausgehen und versuchen sich einer Art Meta-Paradigma zu nähern, was gleichzeitig die Substanz, also die Grundlage darstellt. Dabei spielt meiner Meinung nach der Glaube und wie er eben aufgebaut ist eine entscheidende Rolle. Nicht jedoch im Sinne von "glaube und es wird wahr", sondern eher "aus welchen Elementen setzt sich mein Glaube zusammen (die interagierenden Glaubenssätze) und warum ist das so?"
Hierdurch besteht meiner Meinung nach eine Möglichkeit nicht nur der Selbstüberprüfung (oder evtl. "Selbsterkenntnis"), sondern es bieten sich Forschungsansätze, in dem die bestehenden Glaubensmodelle auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Dabei kann man natürlich andere Glaubenssätze testen (oder die eigenen mal vor die Tür sperren), doch sie direkt zu zerstören halte ich für einen völlig falschen Ansatz.

Und ich glaube hier gab es grobe Fehlinterpretationen, vielleicht auch von den Erfindern selbst. Denn klar, ich kann auch mal in ein Paradigma schlüpfen, was auf den metaphysischen Eigenschaften der Scheibenwelt, den Glücksbärchies oder Star Trek basiert. Doch dieser pseudo-diskordische Hype der dadurch ausgelöst wurde macht die Ergebnisse dadurch nicht unbedingt wahrer. Natürlich können auch bei solchen Dingen Effekte oder Ergebnisse durchaus erzielt werden (obwohl das Ergebnis in pseudo-diskordischen Ritualen ja oft vernachlässigt wird und man lieber eine "böse Mettwurst" anbetet...), doch leider fragen dann die wenigsten: "Aus welchem Grund ist hier gerade etwas passiert?"
Auch wenns grad etwas Off-Topic wird, aber mich kotzt teilweise der Diskordia-Wahn richtig an, weil anscheinend die wenigsten sich mal näher mit dem Diskordianismus beschäftigen und einfach sagen: "Alles ist wahr und falsch und solange es möglichst bescheuert ist und alle verwirrt ist es Diskordianismus." Das ist grob fahrlässig und man sollte sich vielleicht nicht nur mit der Principia Discordia beschäftigen, sondern mal die entsprechende Entstehungslektüre dazu (Illuminatus-Trilogie, Cosmic Trigger, etc.) zu Gemüte führen und nicht einfach irgendeinem Hype folgen.
Ich hatte hier vor längerer Zeit mal ein Divinationsritual im diskordischen Stil gepostet was funktioniert. Es funktioniert aber nicht weil ich für einen Moment an die Existenz der Grinsekatze glaube, sondern es basiert auf ganz anderen Prinzipien. Es war ein (für mich zumindest gelungener) Versuch darzustellen, dass es bei Divinationen überhaupt nicht um das benutzte Werkzeug ankommt, sondern das die Antworten immer aus einem selbst heraus entstammen und es völlig egal ist, welchen symbolischen Stempel man aufklatscht. Weder Karten sagen einem die Antwort, noch Teeblätter, Geister, Punkte im Boden oder Rauchschwaden.
DAS ist für mich ein kleines Ergebnis meiner damaligen Forschung. Jetzt aber daraus zu interpretieren, dass man durch willkürlichen Glauben Effekte und Ergebnisse erzielt ist ein gewaltiger Trugschluss! Und diesen Gedankensprung machen meiner Meinung nach viele Chaosmagier einfach nicht (vielleicht, weil das System eben auch nicht so konzipiert wurde, wer weiß).
Dennoch stellt sich dadurch für mich der Glaube als ein Hilfsmittel heraus, um die vermeintliche Wirklichkeit zu überprüfen und sie in Angriff nehmen zu können.
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Re: Glaube - Glaubenssätze

Beitrag von Thefalus »

Shaddai hat geschrieben:Das ist grob fahrlässig und man sollte sich vielleicht nicht nur mit der Principia Discordia beschäftigen, sondern mal die entsprechende Entstehungslektüre dazu (Illuminatus-Trilogie, Cosmic Trigger, etc.) zu Gemüte führen und nicht einfach irgendeinem Hype folgen.
Besser noch:
The Prankster and the Conspiracy: The Story of Kerry Thornley and How He Met Oswald and Inspired the Counterculture


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