Glatisant - Das Questentier

Unentdeckte Tierarten oder Fabelwesen?

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Eno
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Glatisant - Das Questentier

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Beschreibung:
Das Glatisant hat den Körper eines Leoparden mit dem Hinterteil eines Löwen, Beine und Hufen eines Hirsches und den Kopf einer Schlange. Aus seinem Inneren kommt ein gewaltiger Lärm wie von 30 bellenden Hunden. Das Bellen wird nur unterbrochen, wenn das Glatisant trinkt. Manchmal stößt das Glatisant einen gellenden Schrei aus, mit dem es die Pferde seiner Verfolger tötet.

Herkunft:
Die Tochter König Hipomenes hatte sich in ihren eigenen Bruder verliebt. Als dieser sie zurückwies, wollte sie sich umbringen, wurde bei dem Versuch aber von einem Dämon angesprochen, der ihr versprach ihr die Liebe ihres Bruders zu verschaffen, wenn sie dafür mit ihm die Nacht verbringen würde.

Die nächtlichen Aktivitäten haben der Prinzessin dann jedoch so gut gefallen, dass sie sich in den Dämon verliebte und ihren Bruder vergaß. Gemeinsam mit dem Dämon beschloss sie ihren Bruder dadurch aus dem Weg zu räumen, dass sie diesen der Vergewaltigung beschuldigte. Der Vater glaubte seiner Tochter und ließ den Sohn hinrichten, in dem er ihn einer Hundemeute vorwarf.

Bei seiner Hinrichtung verfluchte der Bruder seine Schwester und prophezeite sie würde das abstoßendste Monster gebären, das je ein Mensch gesehen habe und in dem Monster würde pausenlos eine Hundemeute bellen, um an seinen ungerechtfertigten Tod zu erinnern.

Etwa neun Monate später bekam die Prinzessin den prophezeiten Nachwuchs, die Dienerinnen der Prinzessin starben bei dem Anblick und Geräusch der Geburt. Die Hebamme nahm das Glatisant und warf es aus dem Fenster. Danach ging sie zum König und petzte. Hipomenes folterte daraufhin seine Tochter bis er ein Geständnis bekam und ließ sie dann umbringen.

Weitere Erwähnungen:
König Arthur sieht das Glatisant nachdem er eine Affaire mit seiner Schwester Morgause hatte und Mordred zeugte.

Die Jagd nach dem bellenden Tier ist die Lebensaufgabe von König Pellinor. Nach dem Tod von König Pellinor übernehmen König Astlabor und seine Söhne die Jagd nach dem Glatisant. Als sie das Glatisant einholen stößt dieses seinen Schrei aus woraufhin die Verfolger bewusstlos werden. Als sie wieder zu sich kommen wurde König Astlabor von einer Lanze verwundet und 11 seiner Söhne mit derselben Lanze getötet.

In der französischen Variante passiert ähnliches: Ywaine le Blanchemains trifft auf seiner Quest nach dem bellenden Tier auf einen Eremiten, welcher ihm berichtet, wie er und seine Söhne das Glatisant an einem See stellten. Einer der Söhne durchbohrte das Glatisant mit seiner Lanze, das verwundete Glatisant stießt einen Schrei aus, daraufhin kam eine schwarze Gestalt mit glühend roten Augen aus dem See, zog die Lanze aus dem Glatisant und tötete mit dieser alle fünf Söhne des Eremiten. Danach verschwand die schwarze Gestalt im See und wurde nie wieder gesehen.

Auf der Quest nach dem Gral treffen Percivale (ein Nachfahre König Pellinors), Galahad und Palomides (der überlebende Sohn König Astlabors) auf das bellende Tier. Sie stellen das erschöpfte Glatisant als es an einem See trinkt (und deshalb das Bellen aufhört und die Pferde nicht erschreckt). Palomides reitet in den See und durchbohrt das Questentier. Das sterbende Glatisant versinkt im See, aus dem See schlagen an allen Seiten Flammen und aus dem Wasser ertönen Schreie wie „von allen Teufeln der Hölle“. Der See kochte bis in alle Ewigkeit und wurde als „Lake of the Beast“ bekannt.

Deutung:
Das Questentier gehört zur Suche nach dem Gral. Es kommt darauf an es zu jagen und nicht darauf es zu töten. (Palomides hat den Gral nicht gefunden !).

Manchmal wird das bellende Tier auch als Symbol für den Übergang/die Synthese von vorchristlicher zu christlicher Religion gedeutet. Das Äußere des Glatisant symbolisiert das Christentum, das „Bellen“ in ihm kommt von den alten Religionen.

Quellen:
Lancelot-Vulgate, The Old French Arthurian Vulgate in Translation, Vol 5
The Post-Vulgate Quest for the Holy Grail, Chapter 85
Malory Book I, Chapter 19
V.I.T.R.I.O.L.

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