Nun also ist es soweit, so also fühlt es sich an. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet und ihn zugleich mehr gefürchtet als vieles zuvor.
Langsam nehme ich ein Buch nach dem anderen aus dem Regal und verstaue sie liebevoll in dem Karton der neben mir steht. Als er halb voll ist stelle ich ihn beiseite und nehme den nächsten zur Hand. Ich merke das mir ein paar vereinzelte Tränen übers Gesicht laufen, Freude, Trauer, Angst? Ich weiß es selbst nicht genau. Obwohl, eigentlich weiß ich es schon, es ist das Gefühlschaos, das entsteht wenn alle drei Emotionen aufeinander treffen, welches mich in diese Stimmung bringt. Ich freue mich auf die eigene Wohnung, auf die Unabhängigkeit und die Selbstbestimmung, außerdem freue ich mich endlich ganz mit dem Mann den ich Liebe zusammenzuleben, mein Leben vollkommen mit ihm zu teilen.
Gleichzeitig bin ich traurig mein Elternhaus zu verlassen, weil ich dort sehr gerne gelebt habe, auch wenn es Schwierigkeiten gab. Besonders werde ich es vermissen mit meiner Mutter bis Nachts um 3 Uhr auf der Couch zu sitzen und rauchenderweise über Gott und die Welt zu tratschen. Auch muss ich meinen über alles geliebten Kater hier zurücklassen, was mir fast das Herz bricht. Aber es wäre nicht fair ihn mitzunehmen, da er ein Freigänger ist und er in der neuen Wohnung nicht raus könnte. Zudem ist er seit fast 13 Jahren verwöhnter Einzelkater und wäre sicher nicht begeistert plötzlich mit zwei Zweijährigen Katzentieren auskommen zu müssen.
Die Angst entsteht einfach aus der Ungewissheit der Zukunft. Wird alles gut gehen? Werde ich zurechtkommen mit all den neuen Aufgaben die ich zu bewältigen habe und die mir zuvor meine Mutter abgenommen hat? Werden mein Liebster und ich damit klar kommen endgültig und ohne Ausweichmöglichkeiten in einer Wohnung zusammen zu sein? Werden wir genug Platz für meine Bücher finden oder muss ich mich etwa doch noch von einigen meiner geliebten Schätze trennen? (eine meiner größten Ängste)
Der erste Umzug ist schon etwas besonderes, großartiges, fantastisches, seltsames, beängstigendes...
und er macht mich zu einem manisch depressiven Wrack, fast so schlimm wie das Verliebtsein.
Mal hüpfe ich vor Freude und Aufregung herum und dann wieder sitze ich nachdenklich und leicht melancholisch in einer Ecke.
Nun sind alle Bücher in den Kartons verstaut und die Regale, die drei Wände meines Zimmers ausmachen sehen so seltsam einsam und verlassen aus.
Ich stelle mir vor wie meine Eltern in diesem Raum stehen, wenn er ganz leer und ich weg bin und auf die leeren Regale starren, das letzte Kind aus dem Haus, alles Still. Ist es eigentlich normal das man sich Sorgen um seine Eltern macht wenn man auszieht? Ich habe das Glück das meine Eltern beide Berufstätig sind und auch einige Hobbys haben, so glaube ich zumindest das sie nicht in ein völliges Loch fallen, ausserdem hatten sie das letzte Jahr ein bisschen Gewöhnungszeit, da ich ja nur sehr selten hier war.
Warum warnt einen eigentlich keiner das, das Erwachsenwerden gar nicht so leicht ist? Oder hören wir einfach nur nicht auf die Warnungen weil wir glauben das man uns nur aufhalten will in unserem Streben nach Freiheit und Autonomie?
Erfüllende Leere (34)
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Re: Erfüllende Leere (34)
Naja.. ob das der grosse Griff nach Freiheit und Autonomie ist? ... meines Erachtens ja weniger.. Ich wünsch dir das es gut gut, so ganz ohne ne echte Phase der Freiheit..Vamp hat geschrieben: Ich freue mich auf die eigene Wohnung, auf die Unabhängigkeit und die Selbstbestimmung, außerdem freue ich mich endlich ganz mit dem Mann den ich Liebe zusammenzuleben, mein Leben vollkommen mit ihm zu teilen.
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Es gibt Tage da bin ich nicht in der Stimmung angehimmelt zu werden.
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@Vamp: Das kann es auch nicht, zumindest bei mir hat das nicht funktioniert...
Ehrlich gesagt kommen die Gefühle, die Du beschrieben hast auch bei mir gerade zum Ausdruck. Ich selbst werde ich Dezember/ Januar mein Elternhaus verlassen, das ist schon jetzt irgendwie ein seltsames Gefühl... Unsicherheit, Vorfreude und doch irgendwie auch Furcht.
Erwachsenwerden ist schwer, manchmal möchte man echt versuchen, die Zeit noch einmal um ein paar Jährchen zurück zu drehen, noch einmal Dinge zu erleben, die einem jetzt vielleicht Schwachsinnig vorkommen, vielleicht auch weniger Verantwortung haben. Immer diese gefühlsmäßigen Wendepunkte, bei denen vielleicht nicht viel passiert, aber man trotzdem einfach spürt, dass etwas anders und nicht mehr rückgängig zu machen ist (Nicht die Aktion, sondern die innere Einstellung zu den Dingen), ist immer mühsam und bis man sie verarbeitet hat, fühlt man sich oft... einsam? Vielleicht ist das das richtige Wort, es gibt glaube ich keines, was diese Empfindung beschreiben kann. Aber wenn man das überwunden hat, kommt ein neuer Abschnitt im Leben, der genauso toll sein kann, wie der Abschnitt davor, halt nur anders.
In diesem Sinne viel Glück für Dein "neues" Leben, welches Dir neue Erlebnisse bieten wird.
LG,
Mysti
Ehrlich gesagt kommen die Gefühle, die Du beschrieben hast auch bei mir gerade zum Ausdruck. Ich selbst werde ich Dezember/ Januar mein Elternhaus verlassen, das ist schon jetzt irgendwie ein seltsames Gefühl... Unsicherheit, Vorfreude und doch irgendwie auch Furcht.
Erwachsenwerden ist schwer, manchmal möchte man echt versuchen, die Zeit noch einmal um ein paar Jährchen zurück zu drehen, noch einmal Dinge zu erleben, die einem jetzt vielleicht Schwachsinnig vorkommen, vielleicht auch weniger Verantwortung haben. Immer diese gefühlsmäßigen Wendepunkte, bei denen vielleicht nicht viel passiert, aber man trotzdem einfach spürt, dass etwas anders und nicht mehr rückgängig zu machen ist (Nicht die Aktion, sondern die innere Einstellung zu den Dingen), ist immer mühsam und bis man sie verarbeitet hat, fühlt man sich oft... einsam? Vielleicht ist das das richtige Wort, es gibt glaube ich keines, was diese Empfindung beschreiben kann. Aber wenn man das überwunden hat, kommt ein neuer Abschnitt im Leben, der genauso toll sein kann, wie der Abschnitt davor, halt nur anders.
In diesem Sinne viel Glück für Dein "neues" Leben, welches Dir neue Erlebnisse bieten wird.
LG,
Mysti
Bist du wütend, zähle bis vier, bist du sehr wütend, fluche.
Mark Twain, Erzähler, 1835-1910
Mark Twain, Erzähler, 1835-1910