Erfahrungen mit Mentaltechniken 3: Trancereisen

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Amimatani
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Erfahrungen mit Mentaltechniken 3: Trancereisen

Beitrag von Amimatani »

5. Trancereisen ("ohne Körpersustritt")

Ich schreibe hier nicht darüber, "wie man etwas machen soll", sondern darüber, wie ich die verschiedenen Mentaltechniken erlebe. (Anders gesagt: ich gehe davon aus, dass die Leser hier zumindest in etwa wissen, was eine Trancereise ist.) Trancereisen sind dasjenige Werkzeug, welches ich immer am häufigsten angewendet habe. Ich verwende sie auch heute noch.

Ich führe Trancereisen sowohl mit bestimmter Absicht durch (Begegnung mit bestimmten Wesenheiten, Lösung bestimmter Probleme,...), als auch ganz ohne Absicht (Entspannung in einer Traumwelt kann dabei ein Motiv sein).

Die meisten Anleitungen für Trancereisen geben einen irgendwie ritualisierten Einstieg und Abschluss vor, welche die Grenze zwischen bewusster und unbewusster Welt deutlicher machen: man geht durch ein Tor oder folgt einem bestimmten Weg oder geht durch eine Höhle oder oder. Ich halte diese "formale Begrenzung" der Reise für sinnvoll, lasse sie selbst aber oft auch aus.

Trancereisen führe ich so durch, dass ich dasjenige, was ich dort erlebe, mit allen Sinnen wahrnehme und fühle. Eine Trennung zwischen Denken und Fühlen findet normalerweise nicht statt. Allerdings ist es so, dass das Fühlen sich auf die Welt bezieht, welche ich in der Trance besuche oder bereise. Anders gesagt: dasjenige, was in der Trance dissoziiert wird, ist die sog. Alltagswirklichkeit. Darin unterscheidet sie sich nicht wirklich von den anderen Mentaltechniken: die äußere Wirklichkeit wird in allen Fällen weitgehend ausgeblendet.

Der wesentliche Unterschied liegt eher darin, wie diese Ausblendung geschieht. Denn das hat enorme Auswirkungen.

- in der Entspannungsübung geschieht es durch Fokussierung auf Körperbereiche, durch Konzentration auf einzelne Teilaspekte der aktuellen Körperrealität
- in der Meditation geschieht es durch Ausblenden des beurteilenden Denkens, welches ggf. als Ausschalten des Denkens überhaupt erlebt wird
- in der Trancereise geschieht es durch die Erzeugung einer inneren Bilderwelt, oder allgemeiner: einer inneren Wahrnehmungswelt, in welcher man Entscheidungen fällt und handelt..

Dies können ganz einfache Dinge sein wie z.B. "Hier setze ich mich einfach mal hin und lasse alles auf mich wirken." Oder aber auch komplexe Angelegenheiten wie z.B.: "Dieses Wesen da hinter dem Baum interessiert mich. Ich will versuchen, sein Zutrauen zu gewinnen und herausfinden, ob es mir was zu sagen hat."

In jedem Fall wird das mentale Beurteilungssystem in der Trance sehr stark in Anspruch genommen. Denn die Wahrnehmungen in dieser - ich sag mal - anderen, unbewussten Welt ändern sich oft sehr schnell.

Nach meiner Erfahrung kann man davon ausgehen, dass nahezu alles, was man während einer Trancereise tut, irgendwelche Auswirkungen auf das eigene psycho-physische System hat. Deswegen ist es ganz und gar nicht beliebig, wie man sich in einer Trancereise verhält. Durch unüberlegtes Verhalten kann man sich selbst leicht schaden.

Ein kleines humorvolles Beispiel: Angenommen man begegnet in der Trance einer Schar bis an die Zähne bewaffneter Killer, man bringt im Gespräch mit ihnen in Erfahrung, dass es ihre einzige Aufgabe ist, eben zu töten. Mehr wissen sie nicht. Diese Horde ist für einen selbst vielleicht mit miserablen Gefühlen verbunden. Und dann zieht man in der Trance den Schluss, dass man diese Killer irgendwie ausschaltet. (Vielleicht unter Aufbietung aller Drachen, die einem gerade so zur Seite stehen o.ä. :lol:)

Ist das ein für einen selbst nützliches, sinnvolles Verhalten, oder kann es einem schaden? Die Krux bei Trancereisen ist: Dies lässt sich nicht sicher beurteilen. Denn die "Killer" in der Trancewelt könnten schlicht und ergreifend Repräsentanten von einer Schar sog. Killerzellen gewesen sein, auf dem Weg, eine beginnende bakterielle Infektion, eine Halsentzündung o.a. zu bekämpfen. Dann wäre es ziemlich dämlich gewesen, sie kaltzustellen. Andererseits können sie tatsächlich eine echte Bedrohung dargestellt haben, vielleicht waren es Erzeugnisse eines besonders "plattmachenden" Glaubenssatzes. Dann kann sich die Trancehandlung als wirksame Hilfe herausstellen. Dieses Beispiel ist zwar konstruiert, aber ich kenne von mir selbst eine Reihe von Beispielen, die eben diese Widersprüchlichkeit enthielten.

Die eigenen Handlungen und Bewegungen in der Trance verlangen sehr oft, dass man die angetroffene Situation äußerst genau untersucht, bevor man gravierende Entscheidungen trifft. In der Regel ist es am besten, nur zu kommunizieren und sich die Dinge genau anzuschauen, den angetroffenen Wesen genau zuzuhören.

Das eigene Gefühl ist leider keine zuverlässige Instanz dafür, was eine "richtige" Entscheidung in der Trance ist. (Im angegebenen Beispiel: ist man in die Nähe einer bewusst noch nicht wahrnehmbaren, aber beginnenden Halsentzündung geraten, so erzeugt das sehr wahrscheinlich schlechte Gefühle. ;) ) Versucht man in der Trance, immer wieder "gute Gefühle" herzustellen, so setzt man sich mMn damit ähnlichen Gefahren aus, wie durch eine konsequente Anwendung des sog. "positiven Denkens" im Alltag. Ich habe es oft als sinnvoller erlebt, möglicherweise auftretende unangenehme Gefühle in der Trance nur wahrzunehmen, auch wenn die visuell wahrgenommene Gesamtsituation nach Eingreifen zu schreien scheint.

Vermutlich wegen dieser grundsätzlichen Entscheidungsunsicherheit innerhalb von Trancereisen, ist es in Anleitungen dazu oft üblich, zu Beginn irgendwelche geistigen Führer, Ratgeber, helfende Wesen wie z.B. Krafttiere u.ä.m. zu installieren. Wenn man das tut, sollte man sich sehr genau darüber im Klaren sein, dass man damit die ganze Weltanschauung, welche zu der jeweiligen Wesenheit gehört, mit in die Trancewelt nimmt. D.h.: man wird alles, was man dort antrifft, im Raster der zugehörigen Weltanschauung deuten und beurteilen. Das kann äußerst riskant sein: man kann sich dadurch, bei regelmäßiger Anwendung, selber gewissermaßen innerlich komplett umprogrammieren und wacht vielleicht erst dann auf, wenn man Symptome einer Persönlichkeitsspaltung im Alltag an sich wahrnimmt. (Das ist jetzt kein theoretisches Geschwafel, ich bin selber eine Zeitlang in diese Falle getappt und weiß, wovon ich rede.)

Genau genommen kann diese ungewollte und im Einzelfall möglicherweise schädigende Verinnerlichung einer für einen selbst ungeeigneten Weltanschauung auch ganz ohne einen inneren Tranceführer geschehen. Wie ich oben erläuterte, hängt die Wirkungsweise der Trance sehr stark davon ab, wie man das Erlebte beurteilt und interpretiert. Und dafür suchen sich die meisten Leute Ratgeber entweder in Papier-, Internet- oder Menschenform, also Weltsichten.

"Die" Bildersprache der Trance gibt es nicht. Diese innere Sprache ist in unserer Zeit und Kultur zu einer höchst individuellen Sprache geworden. Sie verändert sich auch bei einem selbst in Abhängigkeit davon, was man denkt und glaubt, manchmal von einem Tag auf den anderen.

Für die Trancereisen also alles in allem diese Faustregel:
Trancereisen sind rein technisch sehr einfach durchzuführen. Sie erfordern jedoch ein hohes Maß an innerer Entscheidungskraft und Urteilssicherheit, wenn sie einem persönlich und magisch etwas bringen sollen. Um diese in der Trancereise aufzubringen empfiehlt es sich, die Geschwindigkeit der Reise so "einzustellen", dass man in der Lage ist, alle Facetten einer Situation sinnlich und kommunizierend wahrzunehmen.

Ein Risiko häufiger Trancereisen besteht darin, dass man sich antrainiert, auch im Alltag alles und jedes (zumindest innerlich) deutend zu beurteilen, gerade so, wie man es aus der Trance kennt. Dies kann soziale Kontakte, Freundschaften, Kollegenbeziehungen u.ä.m. langfristig erheblich beeinträchtigen.

Ein weiteres Risiko von Trancereisen, wie sie heute durch die verschiedenen esoterischen Ratgeber dargestellt werden, besteht in den Vorannahmen: Wenn z.B. - wie unlängst gelesen - vorgeschlagen wird, "den Ort der ursprünglichen Verletzung in der Kindheit" o.ä. in der Trance aufzusuchen, dann kann durch die Trance mit dieser Vorannahme eine Verletzung erzeugt werden. Viele der heutzutage kommunizierten Dinge über Trancereisen sind tatsächlich dazu angetan, psychische Wunden erst zu erzeugen bzw. vorhandene Wunden offen zu halten.

Trancereisen sind ein sehr weites magisches und persönliches Feld, es gibt immer noch etwas dazu zu sagen. Ich höre an dieser Stelle einfach mal auf. ;)

Amimatani