Erfahrungen mit Mentaltechniken 2: Dissoziation, AKE

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Amimatani
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Erfahrungen mit Mentaltechniken 2: Dissoziation, AKE

Beitrag von Amimatani »

Im ersten Teil hatte ich meine verallgemeinernden Erfahrungen zu Entspannungstechniken und Meditation geschrieben. Wie eure jeweiligen Erfahrungen aussehen, könnt ihr ja in den Threads, die ich hier aufmache, ergänzen.

Da hier im Forum gelegentlich der Begriff der (psychischen) Dissoziation auftaucht, auch noch ein paar Sätze dazu:

3. Dissoziation, Magie und Mentaltechniken

Nach meiner Einschätzung benutzen praktisch alle Mentaltechniken den Mechanismus der psychischen Dissoziation. Ausnahme: die körperlichen Entspannungsübungen. (Doch auch da gibt es dissoziative Ansätze, sobald mit inneren Bildern gearbeitet wird.)

Der Begriff Dissoziation beschreibt in der Psychologie die Trennung von Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten, welche normalerweise assoziiert, miteinander verbunden sind. Was psychische Dissoziation ist, kann man z.B. bei Wikipedia nachlesen. Kurz: die Loslösung einzelner psychisch-mentaler Prozesse aus dem Zusammenhang, in dem sie normalerweise miteinander verbunden sind. Diese Trennung kann theoretisch an allen möglichen Stellen stattfinden. Sie kann zwischen Fühlen und Denken verlaufen, sie kann zwischen verschiedenen Denkprozessen verlaufen, sie kann zwischen verschiedenen Bereichen des Fühlens verlaufen, sie kann zwischen verschiedenen Wahrnehmungen verlaufen. Entscheidend ist: es gibt kein einheitliches Gesamtbild mehr. Man "erlebt sich gleichzeitig in verschiedenen Welten" oder "man erlebt Parallelwelten".

Damit ist dann auch klar, weshalb dissoziative Prozesse so oft als magisch erlebt werden: man hat automatisch das Gefühl oder den Eindruck, dass da noch etwas "ganz anderes" ist. Denn identifizieren kann man sich ja immer nur mit einem der unverbundenen Teile. Wenn man Kontrolle über die Dissoziation hat, dann kann man die Identifizierung wechseln. Aber das ist eher nicht der Fall. Zumal bei allen Mentaltechniken indirekt vorgegeben ist, mit welcher Seite man sich als Ich identifiziert.

Bei jedem unbeabsichtigten Erlebnis einer "Parallelwelt" lohnt es sich mMn, genau hinzuschauen, ob irgendein Teilaspekt des eigenen Körpergefühls, der eigenen Emotionen, der eigenen Erfahrungen oder des eigenen Denkens versucht, "sich aus dem Staube zu machen".

Entspannungsübungen wird man selten als magisch auffassen, höchstens im Sinne einer praktischen Vorbereitung. Das körperliche Empfinden und das Bewusstsein wird aktiv zusammengehalten, also assoziiert. Nur im Falle von aktiven Imaginationen, die sich auf einzelne Körperteile beziehen ("schwere Gliedmaßen", "Wolken in den Gelenken") entstehen dissoziative Empfindungen, die sich "quer durch den Körper" ziehen: die Arme werden dann evtl. als vom Körper abgetrennt empfunden u.ä.m.. Entspannungsübungen, welche die Aufmerksamkeit stärker auf die angenommenen Energiebahnen des Körpers richten ("Fluss des Qi", Meridiane u.ä..), sind nach meiner Erfahrung normalerweise nicht mit dem Gefühl der Abtrennung einzelner Körperbereiche verbunden.

Allerdings kann es sein, dass man selbst unbewusst einen Körperbereich "abgetrennt" hat, also unbewusst als nicht mehr zum Gesamtsystem gehörend erlebt. Dann wird diese "Ausblendung von Körperbereichen" bei Aufmerksamkeitstechniken, die sich auf die Energiebahnen richten, u.U. deutlich spürbar. (Solche "Ausblendung" einzelner Körperbereiche kann z.B. mit chronischen Schmerzen zusammenhängen oder anderen Störungen, Narbenbereiche können "körperlich dissoziiert" werden und stattdessen mit "Phantomgefühlen" besetzt werden u.ä.m..) Auch dies sind Dissoziationen, denn der Arm z.B. wird im autogenen Training ja nicht wirklich abgetrennt, sondern nur das Abbild des Armes im mentalen System, also seine Wahrnehmung.

In der Meditation, so hatte ich es gemäß meinen Erfahrungen beschrieben, wird das "urteilende Teilsystem" des Denkens von den restlichen mentalen Prozessen abgetrennt. Mag sein, dass Meditationsprofis dabei auch ihr ganzes Denken abtrennen können oder sogar ihr ganzes Wahrnehmen. Bei mir hat das nie funktioniert ;), ich habe das aber auch nie versucht. Denn ich wollte ja - auch und gerade in meinen naivsten Anfängerzeiten - etwas "irgendwie Tolles, Schönes" erleben. Und das ging immer nur, wenn meine Gefühlswahrnehmung aktiv blieb. Durch die tiefe Entspannung der körperlichen und mentalen Prozesse war die Meditation für mich normalerweise zentrierend und hatte die Wirkung einer verstärkten Assoziation mit dem Körper, sowie einer Beruhigung von nervigen Gedankenkarussells o.ä..

Was aber in jeder Mentaltechnik auf jeden Fall ausgeblendet wird, das sind die Außenreize, die umgebende Welt. Auch deren Abbild ist ein mentaler Prozess, von dem man sich dissoziieren kann.

Egal wie man die Dinge im Einzelnen erlebt oder beurteilt: sobald irgend etwas "abgetrennt" oder isoliert wird, entsteht das Gefühl des Magischen, der "anderen Welt", der Mehrdeutigkeit. So wird eine innere Lichtwahrnehmung in der Meditation z.B. als zutiefst magisch wahrgenommen, da sie nicht verbunden ist mit dem mentalen Teilsystem "Abbildung der Außenwelt".

4. Trancereisen ("mit Körperaustritt")

Trancereise, Astralreise, Fantasiereise, Traumreise, schamanische Reise: das alles und anderes sind relativ weitläufige und noch weniger klar definierte Begriffe als Meditation.

Als erstes taucht da sehr schnell die Frage nach dem "Körperaustritt" auf. Psychologisch formuliert: vollzieht man diese Reise so, dass die Wahrnehmung, mit der man sich identifiziert, die man als "Ich" empfindet, nicht mehr den eigenen Körper repräsentiert?

Mit dem Dissoziationsbegriff: wenn man die eigene Körperwahrnehmung, das aktuelle Körperabbild vollständig dissoziiert, dann erlebt man eine Reise mit Körperaustritt.

Ich persönlich halte das für wenig erstrebenswert. Die wenigen Experimente in diese Richtung zeigten mir, dass dieser Weg für mich magisch nicht taugt. Die Abenteuer, welche ich in meinem Leben mit Körper oder auch in Trance mit Körpergefühl erlebte und erlebe, sind spannend genug. Und ich habe noch nie erlebt, dass jemand anderes durch magische Handlungen, die er bei Körperaustritt vollzieht, nachhaltig etwas verändert hat. Vielleicht ist es möglich, aber solange ich nicht zumindest einen Nachweis kenne, bezweifele ich es. Erzählt wird viel, es gibt auch viele Fantasyfilme, aber das alles heißt nichts, ist kein Beleg für die tatsächliche Wirksamkeit. (Also der "Körperaustritt" als solcher ist mMn schon möglich, ich bezweifle nur seine Notwendigkeit und seinen Sinn für magische Wirksamkeit.)

Allerdings glaube ich, dass die Dissoziation vom Körper, zumal wenn sie häufig vollzogen wird, sich auf eben den Körper und das eigene Körpergefühl auswirkt, und zwar im negativen Sinne: die Feedbackschleifen zwischen Körper und fühlender, bewusster Wahrnehmung des Körpers werden gestört, das mentale Körperabbild "stimmt nicht mehr", es gibt "Phasen der Fehlinformation" o.ä.. Diese Feedbackschleifen und ihre korrekte Arbeit sind mMn aber für die Aufrechterhaltung des allgemeinen Wohlbefindens und womöglich auch der seelisch-körperlichen Gesundheit erforderlich.

Meistens finden Trancereisen jedoch ohne Körperaustritt statt. Doch auch bei ihnen findet immer eine zumindest teilweise Dissoziation vom Körper statt. Mehr zu Trancereisen ohne Körperaustritt in der Fortsetzung demnächst. ;)

(to be continued)

Amimatani