Edgar Allen Poe - tragisches Leben eines Genies

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Azazel
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Edgar Allen Poe - tragisches Leben eines Genies

Beitrag von Azazel »

Edgar Allen Poe wurde am 19.01.1809 geboren und starb am 07.10.1849 unter nicht geklärten Umständen. Poe – ein Name, den selbst noch der letzte Bücherverschmäher und Nichtleser kennt.

Poe hat den Grundstock für die moderne Detektiv- und Gruselgeschichte gelegt. Er war aber nicht nur ein richtungsweisender Autor; aus seiner Feder flossen auch zahlreiche Gedichte und noch mehr Literaturkritiken. Über sein Leben existieren viele Gerüchte. Immer wieder kursieren in diversen Printmedien aus dem Zusammenhang gerissene Halbwahrheiten oder Falschmeldungen, wodurch Poes Leben einer gewaltigen Verzerrung unterworfen wird, die lediglich von einigen seiner nimmermüden Biographen wieder ins rechte Licht gerückt werden können. Diese Sendung soll nun versuchen, einen kurzen Abriß über Poes armseliges Dasein zu geben, das geprägt war von Schmerz, Leid und Entbehrungen, aber auch von verlorener Hoffnung und verschenkten Möglichkeiten.

Am 19. Januar 1809 kam in Boston Poe als zweiter Sohn auf die Welt. Einen Grund zur Freude bestand für die Poes nicht, da sie das zweite Kind in ein finanzielles Desaster stürzte.
Poe’s Vater ertränkte über die Beruflichen Misserfolge und die Armut seinen Kummer in Alkohol und verließ die Familie, noch bevor der kleine Edgar ein Jahr alt wurde.

Es ist eine Ironie des Schicksals, daß Edgar seinem Vater, den er faktisch nie kennengelernt hat, vieles nachmachen sollte, z.B. was Misserfolg und Trinkfestigkeit anbetrifft.

Poe’s Mutter Elisabeth starb drei Jahre nach Edgar’s Geburt an Tuberkulose.
Edgar wurde daraufhin an die Strohmatratze geführt, auf dem der Leichnam ruhte, um einen letzten Blick auf seine "schlafende Mutter" werfen zu können, wobei Edgar sicherlich geahnt hat, daß sich hinter der Bewegungslosigkeit der Toten etwas Schwerwiegenderes verbarg als nur harmloser Schlaf. Diese finstere Szene ist sicher nicht spurlos an Edgar vorübergegangen und war mitunter ausschlaggebend für die dunklen Geschichten, die er Jahre später schreiben sollte.


Edgar wurde von der 27jährigen Mrs. Frances K. Allan aufgenommen, die sich schon immer sehnlichst ein Kind gewünscht hatte, aber selbst nie Mutter geworden war. Im Schoß reicher Eltern hätte Edgar ein sorgenfreies Leben gehabt, wäre da nicht der Ziehvater John Allan gewesen, der in seiner Vorgehensweise hart, streng und engstirnig war.

Zunächst hielt John den Einzug von Edgar lediglich für eine Art Spielzeug seiner Frau Frances, doch diese ließ sich nicht unterkriegen und bestand darauf, daß das Kind auf keinen Fall in ein Heim geschickt werden durfte. Schließlich gab John nach, weshalb Edgar Poe kirchlich getauft wurde. Sein neuer Name lautete fortan Edgar Allan Poe.

Zunächst ging es Edgar noch äußerst prächtig. Frances hegte und pflegte ihren Schützling, und schließlich schickte man ihn auf eine Schule. Schnell stellte sich heraus, daß Edgar ein frühreifes Kind war, das schneller und besser lernte als seine Kameraden.

1815 schickte John seinen Ziehsohn auf die Old Grammar School in Irvine, England. Dort herrschte eine Disziplin von mittelalterlicher Strenge, und körperliche Züchtigung gehörte zur Tagesordnung. Der verhätschelte Edgar war somit nicht nur auf sich alleine gestellt, sondern sah sich zum ersten Mal auch mit der unangenehmen Realität des Lebens konfrontiert. Doch Edgar dachte gar nicht daran, sich von den harten Regeln der Schule schleifen zu lassen. Er lernte schlichtweg nichts, war ungezogen und rebellierte gegen alles und jeden, bis man ihn schließlich vom Internat nehmen mußte und wieder zu seinem Ziehvater schickte.

John war von der gescheiterten Ausbildung Edgars überhaupt nicht begeistert, und ihm blieb nichts anderes übrig, als den verwöhnten Sohnemann auf ein teures Internat in London zu schicken, wo man Edgar humaner behandelte. Ab 1817 wechselte er von dem Internat sogar auf die noch gediegenere und teurere Manor House School in Stoke Newington über. Da ließ es sich aushalten. Doch bereits 1820 hatten sich John Allans Geschäfte drastisch verschlechtert, so daß er seine Zelte in England abbrechen mußte. Er nahm Edgar von der Schule und kehrte mit Frau und Kind nach Amerika zurück.

In Richmond besuchte Edgar, der sich von einem introvertierten Kind zu einem lebhaften Teenager entwickelt hatte, diverse Schulen und stellte sich vor allem in den Gebieten Fremdsprachen und Sport als äußerst talentiert heraus. Mittlerweile begannen sich auch die Fronten zwischen John und Edgar langsam aber sicher zu verhärten. Edgar war immer zu Streichen aufgelegt und tanzte gerne aus der Reihe, während John mit Müh und Not sein Geschäft zusammenhielt, das des öfteren kurz vor dem Bankrott stand.

1826 wurde Edgar schließlich nach Charlottesville auf die Eliteschule Virginia University geschickt, um dort u.a. klassische Sprachen zu studieren. Damit Edgar endlich lernte, auf eigenen Beinen zu stehen, stattete John ihn nur noch mit den allernotwendigsten Mitteln aus. Für den jungen Mr. Poe war das eine schmerzhafte Erfahrung, zumal seine Kommilitonen, ebenfalls alles Kinder reicher Eltern, über das nötige Kleingeld verfügten, und Edgar eben nicht. Doch kürzer treten kam für den frischgebackenen Studenten nicht in Frage. Edgar war zwar intelligent, aufnahmefähig und beherrschte diverse Fremdsprachen, vor allem Latein und Französisch, nahezu perfekt, was ihm bei den Professoren auch viele Pluspunkte einbrachte, trotzdem hat er sich grobe Schnitzer erlaubt. Jeder Schüler, der in der Studentengemeinschaft von seinen Kumpels akzeptiert werden wollte, mußte trinkfest sein. Da konnte Edgar natürlich nicht zurückstecken, und somit machte er zum erstenmal Bekanntschaft mit der Droge Alkohol. Obwohl er eigentlich gar nichts vertrug, trank er sich teilweise bis zur Besinnungslosigkeit. Auch das Glücksspiel grassierte wie ein Lauffeuer unter den Studenten, und der junge Poe, der mit seinen finanziellen Mitteln eigentlich streng hätte haushalten müssen, machte Schulden ohne Ende.

Edgar ließ sich z.B. die feinsten Anzüge auf Kredit schneidern und verspielte sie am nächsten Tag wieder, oder er hielt seine Kumpels nächtelang frei. Die Rechnungen flatterten allesamt John Allan auf den Schreibtisch, und im Dezember 1826 hatte er die Schnauze voll. John fuhr nach Charlottesville, um seinem von Verschwendungssucht geprägten Ziehsohn mitzuteilen, daß die Studentenkarriere ein für allemal vorbei sei. Die Schulden lasteten fortan nach wie vor auf Edgar, denn John dachte nicht im Traum daran, diese zu begleichen, am allerwenigsten die Spielschulden, denn das Glücksspiel war für einen sparsamen Schotten wie Mr. Allan der letzte Greuel. Edgar war der Ansicht, sein Scheitern als Student sei einzig und allein Johns Geiz zuzuschreiben.

Edgar bewegte sich fortan auf dünnem Eis. Nicht nur, daß er bei seinen Pflegeeltern im Ansehen gesunken war, es liefen ihm auch überall Gläubiger über den Weg, die er nicht bezahlen konnte, worunter sein Ruf schwer litt. Aus dem eingebildeten "Southern Gentleman" war innerhalb eines Jahres ein Schuldenbengel geworden. John gab ihm aber noch eine Chance und stellte ihn in seiner Firma Ellis & Allan ein, wo Edgar eine kaufmännische Ausbildung absolvieren sollte. Dadurch konnte er Geld verdienen und seine Schulden abtragen. Doch Edgar empfand diese Chance als Zumutung. Jeden Tag in die Arbeit trotten, um eine langweilige Tätigkeit zu verrichten? No, Sir! Das ziehmt sich nicht für einen Poeten wie Edgar Allan Poe. Dieser wollte dichten, schreiben, über die Liebe sinnieren und seinen Spaß haben, aber keineswegs einen trockenen Beruf ausüben, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Wozu auch, wenn der Vater mehrfacher Millionär war?

In der Geschichte THE BUSINESS MAN setzte Edgar seinem Vater ein Denkmal, denn darin geht es um einen peniblen Geschäftsmann, der mit allerlei unsinnigen Arbeiten Geld zu verdienen versucht, z.B. mit dem Verkauf von Katzenschwänzen. Damit wird Johns Beruf, den eigentlich auch Edgar hätte ausüben sollen, ganz bewußt ad absurdum geführt, da der Dichter einfach keinerlei Sinn darin sah, ständig nur Bürokram zu erledigen.

Es kam zu einem handfesten Streit, und John stellte seinen Ziehsohn vor die folgenschwere Entscheidung, entweder das Haus zu verlassen oder sich unterzuordnen. Der junge Poet war natürlich viel zu stolz, um klein beizugeben und verließ das Haus. Dabei nahm er nur das mit, was er am Leibe trug. Als Edgar sich dieser Lage bewußt war, schrieb er zwei erbärmliche Bettelbriefe an John, ihm doch bitte Geld und Kleider in ein Lokal zu bringen. Doch John blieb hart und verwehrte ihm jedwede finanzielle Unterstützung.

Poe gelangte schließlich nach Boston und suchte dort einen Job. Sein ganzes Geld steckte er in die Realisierung seines ersten Gedichtbandes TAMERLANE AND OTHER POEMS, von dem höchstens 50 Stück aufgelegt wurden. Edgar schickte ein paar Ausgaben an Zeitschriften, doch eine Rezension erfolgte nirgendwo. Von den restlichen Bänden wurde keiner verkauft. Heutzutage sind vielleicht noch zwei oder drei Bände erhalten, und diese gehören zu den am meisten gesuchten Antiquitäten in der Literaturszene.

Mitte 1827 waren Edgars Rücklagen vollständig aufgebraucht, und als einzige Chance zu überleben trat er der Armee der Vereinigten Staaten bei. Allerdings schämte sich Edgar für diesen Schritt und gab später an, er hätte in dieser Zeit eine Weltreise gemacht und dabei die unglaublichsten Abenteuer erlebt. Beim Militär war er zumindest vor seinen Gläubigern sicher, die ihn nach wie vor bedrängten, und damit ihn bei der Armee auch ja niemand aufspüren konnte, gab er sich als Edgar A. Perry aus. Im Oktober 1827 wurde sein Regiment nach Fort Moultrie auf Sullivans Island verlegt. Der Poet kam zum ersten Mal in eine subtropische Umgebung mit Palmen, Meer und Sandstrand, wobei ihn die malerische Landschaft und die vielen sonderbaren Insektenarten zu den Geschichten THE GOLD-BUG und THE SPHINX inspirierten.

Da sich Edgar bei der Armee äußerst gut geführt hatte, wurde ihm von seinen Vorgesetzten vorgeschlagen, doch eine Militärkarriere ins Auge zu fassen und sich bei der Kadettenschule in West Point zu bewerben. Edgar war sofort Feuer und Flamme, doch zuerst mußte er die Zeit als einfacher Soldat hinter sich lassen, und nach einigen Querelen bekam er endlich die Zustimmung von John, den er bei der Gelegenheit auch gleich wieder um Geld anbettelte.

Anfang 1830 kehrte Edgar unaufgefordert nach Richmond zurück, um dadurch die letzte Zeitspanne zu überbrücken, bis in West Point endlich ein Ausbildungsplatz frei wurde. John nahm ihn zähneknirschend bei sich auf und dachte sich, daß es auf die paar Monate nun auch nicht mehr ankam. Allerdings beging Edgar erneut einen gravierenden Fehler, und zwar hatte er in Bezug auf die Kaution gelogen, die ihm John einst zur Verfügung gestellt hatte, um früher aus der Armee austreten zu können. Durch einen dummen Zufall bekam John aber Wind davon und setzte nun alle Hebel in Bewegung, damit die Einberufung in West Point auf alle Fälle erfolgreich über die Bühne lief, denn er wollte sein Bürschchen so schnell wie möglich loshaben und am besten nie wieder sehen. Im Juni 1830 war es dann endlich soweit, und Edgar bestand die Aufnahmeprüfung in West Point. Doch die Ausbildung zum Kadetten ist ein schweres Los und wird nur von den Härtesten bis zum bitteren Ende durchgehalten. Keine Chance für Eddy.

Der Drill war für den armen Jungen aus Richmond einfach zuviel. Bereits im Januar 1831 warf er das Handtuch. Für eine sofortige Austretung benötigte er wieder einmal die Zustimmung seines Pflegevaters. Dieser dachte jedoch gar nicht daran, weshalb Edgar seine Pflichten solange schleifen ließ, bis man ihn mit einer unehrenhaften Entlassung aus der Schule warf.

Im Januar 1832 erschien im PHILADELPHIA SATURDAY COURIER die erste gedruckte Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe, allerdings Anonym. METZENGERSTEIN hieß die Story und lehnte sich vom Titel her an die deutschen Gespenstergeschichten an, die damals in England und Amerika hoch im Kurs standen. Ausgelöst wurde der Boom deutscher Schauerliteratur durch Werke wie Schillers DER GEISTERSEHER oder E.T.A. Hoffmanns DIE ELIXIERE DES TEUFELS. Fortan schrieb Edgar fleißig neue Kurzgeschichten, die zum Teil auch in verschiedenen Zeitschriften gedruckt wurden, doch viel Honorar bekam er nicht ausbezahlt, wenn er überhaupt etwas dafür erhielt.

Am 27. März 1834 starb John Allan. Kurz zuvor war Edgar noch bei ihm gewesen, um seinem Ziehvater einen Besuch abzustatten, doch dieser hatte mit dem Stock gedroht und ihn hinausgeworfen. In Johns Testament wurde Edgar nicht aufgeführt. Er erbte rein gar nichts.

Mitte 1834 gründete ein gewisser Mr. Thomas Wylkes White in Richmond eine neue Zeitschrift, den SOUTHERN LITERARY MESSENGER. Nachdem Edgar ein paar seiner Geschichten in besagtem Literaturmagazin veröffentlicht hatte, trat er im August 1835 seine Stellung als fester Mitarbeiter an und schrieb er auch selbst Kurzgeschichten und Literaturkritiken, wobei er sich gerade mit letzteren ziemlich weit aus dem Fenster lehnte, da er manche Bücher geradezu in Grund und Boden stampfte. Das hatte Vor- und Nachteile. Der Vorteil bestand darin, daß sich die Abonnentenzahl erhöhte, so unglaublich dies auch klingen mag, aber Edgars wüste Verrisse zogen Leser an. Der Nachteil war allerdings der, daß sich Edgar durch seine negativen Rezensionen viele Feinde machte, die ihm teilweise bis zu seinem Lebensende erhalten blieben.

Edgar fing wieder zu trinken an und vernachlässigte seine redaktionellen Tätigkeiten immer mehr. Manchmal saß er stundenlang über ein Manuskript gebeugt, bis sich herausstellte, daß er die ganze Zeit nur vor sich hingestiert hatte. Das wurde dem pingeligen Mr. White schließlich zu dumm, weshalb er Edgar entließ. Der arbeitslose Poet fuhr nach Baltimore zu seiner Tante Mrs. Clemm und ihrer 13jährigen Tochter Virginia zurück. Edgar war verliebt in seine Nichte, und Mrs. Clemm willigte trotz aller widrigen Umstände in eine Heirat zwischen Edgar und Virginia ein. Für die damalige Zeit war es nicht ungewöhnlich, daß man in solch jungen Jahren bereits den Bund fürs Leben schloß.

Anschließend bat Edgar seinen Ex-Chef Mr. White, ihn doch wieder einzustellen, und als er Mr. White das Versprechen gegeben hatte, keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren, war Edgar erneut Mitarbeiter des SOUTHERN LITERARY MESSENGER.Dies hielt allerdings nicht lange an, da Poe wieder trank und schließlich 1936 endgültig gefeuert wurde.

Zumindest gelang es ihm, seinen Roman THE NARRATIVE OF ARTHUR GORDON PYM OF NANTUCKET bei Harper & Brothers zu veröffentlichen. Edgar verkaufte den Lesern seine fiktive Geschichte als Tatsachenbericht, und einige Leute haben das wirklich geglaubt. Bei der Presse fand der Roman jedoch keinen großen Anklang, im Gegenteil. Darauf hatte die Literaturszene schon lange gewartet, daß "Bulldogge Poe", wie Edgar aufgrund seiner harschen Rezensionen oft genannt wurde, endlich selbst mal ein Buch veröffentlicht. Nun saßen die Kritiker am längeren Hebel und verrissen das Werk in der Luft.

Mitte 1839 bekam Edgar eine Stelle beim GENTLEMAN'S MAGAZINE, für das er, wie üblich, Literaturkritiken und Kurzgeschichten verfaßte. Eine davon war THE FALL OF THE HOUSE OF USHER, die zu den besten Stories gehört, die der Poet je hervorgebracht hat.

Im Dezember 1839 erschien bei Lea & Blanchard die Storiesammlung TALES OF THE GROTESQUE AND ARABESQUE, welche sich aber nur mäßig verkaufte. Bereits 1840 endete das Arbeitsverhältnis zwischen Edgar und dem Chef des GENTLEMAN'S MAGAZINE aufgrund sich anhäufender Meinungsverschiedenheiten.

Danach war er für längere Zeit ohne feste Arbeit und kratzte durch die Verkäufe neuer Geschichten ein paar Dollar zusammen. Durch Edgars Alkoholexzesse sank sein Ansehen in Philadelphia immer weiter, weshalb er es vorzog, mit Frau und Tante wieder nach New York zu ziehen, um dort einen erneuten Anlauf zu starten. Sein größter Erfolg, der ihm in New York zuteil wurde, war 1845 die Veröffentlichung seines meisterhaften Gedichtes THE RAVEN, das er bei vielen Veranstaltungen und in Literatur-Salons zum Besten gab.

Fast schon traumatisch wurde für Edgar das schockierende Erlebnis, als seine Frau Virginia während des Singens, was sie des öfteren gerne tat, einen Schwall Blut auf ihr Kleid spuckte. Mit Virginias Gesundheit ging es langsam aber sicher dem Ende entgegen, und es gab rein gar nichts, was Edgar dagegen machen konnte. Der blutige Husten seiner Frau hat den Dichter zu seiner niederziehenden Geschichte THE MASQUE OF THE RED DEATH inspiriert, in der sich der Tod in Form einer roten Gestalt über eine illustre Gesellschaft hermacht.

1846 gelang Edgar eine letzte, kleine Sensation. Seine Story THE FACTS IN THE CASE OF M. VALDEMAR wurde als Tatsachenbericht aufgenommen und zum Teil mit Entsetzen bestaunt, sehr zur Belustigung des Autors, der ja die Leserschaft bereits mit den Erlebnissen von Arthur Gordon Pym an der Nase herumgeführt hatte. Fortan ging es mit dem Dichter aber immer weiter bergab. 1847 starb seine Frau Virginia Poe an Schwindsucht. Edgar schrieb zwar weiterhin Gedichte und Kurzgeschichten, aber sein großes Ziel, die Verwirklichung einer eigenen Zeitschrift, ließ sich einfach nicht verwirklichen, da keine Geldgeber aufzutreiben waren. Das ist auch nicht verwunderlich, da Edgars Ruf als verschuldeter Trunkenbold schon ziemlich weit verbreitet war.

1849 sollte es mit dem Leben des Poeten zu Ende gehen. Edgar wurde auf offener Streasse überfallen und samt seiner Kleidung vollständig beraubt. Auf der Straße ausgesetzt, wurde er gefunden und in ein Krankenhaus gebracht wurde. Der Poet war jedoch kaum noch ansprechbar und befand sich die meiste Zeit über im Delirium. Er starb am 07. Oktober 1849 in Baltimore. Der städtische Leichenbeschauer gab Gehirnentzündung als Todesursache an. Als diese Nachricht in der Zeitung erschien, lockte sie viele Schaulustige an, die den toten Dichter noch einmal sehen wollten. Einige Frauen schnitten sich als Erinnerung sogar Haarlocken von Edgar ab. Allerdings erklärte sich niemand bereit, um für die Auslagen im Krankenhaus aufzukommen.

Edgar Allan Poe wird heutzutage als genialer Pionier der Horrorliteratur gefeiert, obwohl er zu Lebzeiten nie als Horrorautor gehandelt wurde, sondern vielmehr als Dichter und Literaturkritiker. Poes Kurzgeschichten erwiesen sich als richtungsweisend für alle nachkommenden Schriftsteller.


Werke - Auswahl

* Metzengerstein, 1831
* Das Manuskript in der Flasche (auch: Die Flaschenpost), 1833
* Das verräterische Herz, 1834
* Politian, 1835 (Fragment eines Theaterstücks, beruhend auf der Beauchamp-Sharp-Tragedy)
* Die Verabredung, 1835
* Berenice, 1835
* Morella, 1835
* König Pest, 1835
* Die Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall, 1835
* Ligeia, 1838
* Die Abenteuer Gordon Pyms, 1838 (Jules Verne schrieb mit Die Eissphinx eine Fortsetzung der auf ihrem Höhepunkt abbrechenden Geschichte)
* Der Untergang des Hauses Ascher, 1839
* William Wilson, 1839
* Der Massenmensch (auch: Der Mann in der Menge), 1840
* Der Doppelmord in der Rue Morgue, 1841
* Der Malstrom, 1841
* Eleonora, 1841
* Das ovale Porträt, 1842
* Die Grube und das Pendel, 1842 (verfilmt 1967 unter dem Titel Die Schlangengrube und das Pendel)
* Die Maske des Roten Todes, 1842
* Das Geheimnis der Marie Rogêt, 1842/43
* Der Goldkäfer, 1843
* Die schwarze Katze, 1843
* Der entwendete Brief, 1844
* Die Augengläser, 1844
* Die längliche Kiste, 1844
* Der Fall Valdemar, 1845
* Der Rabe, 1845
* Das Fass Amontillado, 1846
* Die Sphinx, 1846
* Eureka, 1848
* Hüpfefrosch oder die sieben gefesselten Orang-Utans, 1849
* Annabel Lee, 1849

Noriel de Morville
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Beitrag von Noriel de Morville »

The Alan Parsons Project: Edgar Allan Poe-Tales of Mystery and Imagination


Veröffentlichung: 1976
Label: 20th Century Records
Laufzeit: 42m41s
Produzent: Alan Parsons
Studio: Abbey Road Studios, London



Tales of Mystery and Imagination ist das 1976 erschienene Debütalbum von The Alan Parsons Project.

Tales of Mystery and Imagination basiert auf ausgewählten Werken von Edgar Allan Poe und vertont diese auf stimmungsvolle, rockartige Weise , kombiniert mit sinfonischen Fragmenten aus Claude Debussys Poe-Vertonung " La Chûte de la maison Usher" ( Der Untergang des Hauses Usher ). Eindrucksvoll werden Morbidität, Abgründe und Melancholie der Welten Edgar Allan Poes musikalisch umgesetzt.

1987 wurde das Album digital neu gemischt und bearbeitet. Parsons und Woolfson schickten Orson Welles ein Script mit erzählenden Stücken ( als Ergänzung zu den Instrumentalstücken ) Orson Welles besprach Bänder mit diesen Scripttexten und sendete diese den Musikern zurück. Zwischenzeitlich verstarb Orson Welles ( noch vor der Erstveröffentlichung der Neuauflage der CD ) und die Aufnahme wurde aufgrund der Integration der Rezitationen des Verstorbenen zu einem besonderen Ereignis.


1. A Dream Within A Dream
2. The Raven
3. The Tell-Tale Heart
4. The Cask Of Amontillado
5. (The System Of) Doctor Tarr And Professor Fether
6. The Fall Of The House Of Usher: I. Prelude
7. The Fall Of The House Of Usher: II. Arrival
8. The Fall Of The House Of Usher: III. Intermezzo
9. The Fall Of The House Of Usher: IV. Pavane
10. The Fall Of The House Of Usher: V. Fall
11. To One In Paradise
Zuletzt geändert von Noriel de Morville am 28. Dez 2006 17:51, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Azazel »

keine schlechte Interpretation:-))
Schwarze Witwe

Re: Edgar Allen Poe - tragisches Leben eines Genies

Beitrag von Schwarze Witwe »

Ich denk, Poe war genauso ne tragische Gestalt wie Nietzsche, den ich mit 16 nur so verschlungen hab. ;) Dass Poe sein Todestag der Geburtstag meines Vaters wär (wenn er noch leben tät) wusste ich allerdings auch nich. So bewandert bin ich bei mancherlei Leuten Biografie dann doch nicht. Vielleicht liegts auch daran, dass ich mich beim Lesen lange Zeit lediglich für die Geschichten intressiert hab, aber nicht für den Menschen, der sie geschrieben hat. Ich vermute, wird einigen andren auch so gehen. Wenn man von den Leuten absieht, die von den Geschichten Rückschlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen ziehen und so mancher Autor als abartig, mordlustig, irre je nach Charakter seiner Story abgestempelt wird oder eben gerade nicht.

Ich erinner mich dran, dass ich die Szene in "Rossini" damals ganz amüsant fand, wo Seraphina zu dem Schriftsteller in die Bibliothek kam, ihn verführen wollte und er sie ganz entrüstet angeschaut hat und zu ihr meinte:

"Hey! Ich lebe nicht. Ich schreibe." :har:

Liebe Grüße
Schwarze Witwe
Noriel de Morville
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Beitrag von Noriel de Morville »

Eine meiner liebsten Geschichten überhaupt stammt aus seiner Feder: Hopp-Frosch oder die sieben gefesselten Orang Utan ... nur herrlich.

Nach dem fehlgeschlagenen Versuch Poe lebendig zu begraben, ist Dr. Tempelton verschwunden und mit ihm Leonie Goron. Poe kehrt zurück nach New Orleans und versucht dort eine Bleibe zu finden. Auf seiner Suche trifft er auf den betrunkenen Appo und hilft ihm nach Hause. Als kurz darauf zwielichtige Gestalten versuchen Poe zu überwältigen, eilt Appo ihm zur Hilfe. Anschließend bringt er Poe bei sich unter und unterweist ihm in der Kunst des Kämpfens, die Poe dringend bei seinem Kampf gegen Tempelton benötigt. Als sich Poe eines Nachts zum Schlafen legt, beginnt er wieder zu träumen...

...Poe ist nun der missgebildete Zwerg Hopp-Frosch, der gemeinsam mit der schönen Zwergin Tripetta (Leonie Goron) am Hofe des tyrannisches Königs (Dr. Tempelton) gefangen gehalten wird und für Unterhaltung sorgen muss. Der König, welcher großes Vergnügen an derben Scherzen hat, erteilt Hopp-Frosch und Tripetta den Auftrag den kommenden Maskenball vorzubereiten. Als der König Tripetta eines Tages in Wut niederschlägt, sinnt Hopp-Frosch nach grausamer Rache und unterbreitet dem König einen besonders originell-bestialischen Vorschlag ...

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