E.T.A. Hoffmann

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Noriel de Morville
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E.T.A. Hoffmann

Beitrag von Noriel de Morville »

E. T. A. Hoffmann (Ernst Theodor Wilhelm, 24. Januar 1776 - 25. Juni 1822 ) Schriftsteller der Romantik und Phantastik, Jurist, Komponist, Musikkritiker, Zeichner und Karikaturist.


Hoffmann besuchte die Burgschule in Königsberg. Ihn verband eine innige Freundschaft mit Theodor Gottlieb von Hippel , den er 1786 kennen gelernt hatte.


Von den vielen Entwicklungen im 18. Jahrhundert ist eine Besonderheit zu erwähnen, die sicvh als durchaus prägend für Hoffmanns literarisches Schaffen erwies: Mit der Gründung der Freimaurerlogen kamen Geheimbünde in Mode. Zu den bekanntesten, die sich im gleichen Jahrhundert bildeten, zählen der Bund der Rosenkreuzer und der Illuminatenorden. Daneben gab es zahlreiche kleinere Geheimbünde. Allen war gemeinsam , dass sie im Verborgenen agierten und dass in einem Bund Kenntnisse vorhanden waren, die innerhalb der Geheimgesellschaft blieben. Dies gab ausreichend Stoff für eine literarische Exkursion.

1792 begann Hoffmann das Studium der Rechtswissenschaften in Königsberg. Nebenbei widmete er sich dem Schreiben, Musizieren und dem Zeichnen und gab Musikunterricht. Auf Zureden beschloss Hoffmann ( wegen eines gesellschaftlichen "Skandals"), der sein erstes Staatsexamen 1795 erfolgreich beendet hatte, seine Vorbereitung für das zweite Staatsexamen in Glogau anzugehen und kehrte Königsberg den Rücken.

Am 20. Juni 1798 bestand Hoffmann sein zweites Staatsexamen mit der Note „überall ausnehmend gut“. Diese hervorragende Leistung öffnete ihm den Zugang zu einem Referendariat am Ort seiner Wahl; diese fiel auf Berlin. Die dritte Staatsprüfung, das Assessorexamen, erst am 27. März 1800 abgelegt ( Hoffmann hatte sich in Berlin ausreichend dem Künstlerleben und Theater gewidmet) bestand er mit der Note „vorzüglich“.

Hoffmann hatte sich entschieden, die Amtsstube hinter sich zu lassen und Künstler zu werden. Nnichts wollte recht gelingen. Von seinen Kompositionen nahm niemand Notiz. Zwar hatte er nach zahlreichen Bewerbungen endlich die Zusage, ab Herbst 1808 in Bamberg Theaterdirektor zu werden, doch war Hoffmann im Frühjahr des Jahres finanziell am Ende.

Hoffmann zog im September 1808 nach Bamberg. Schon mit seinem Debüt als Musikdirektor im Oktober scheiterte er, bei der von ihm dirigierten Oper glänzten das Orchester mit verpassten Einsätzen und die Sänger mit falschen Tönen. Intrigen gegen ihn bewirkten ihr übriges, Hoffmann verlor die Stelle. Ihn hielt nichts mehr in Bamberg. Als er die Stelle des Musikdirektors bei Joseph Secondas in Dresden und Leipzig auftretenden Operngesellschaft angeboten bekam, sagte er zu. Der Bruch mit Joseph Seconda erfolgte 1814.,

Die Veröffentlichung der „Fantasiestücke“ sowie des Märchens „Der goldene Topf“ waren erfolgreich; Hoffmann wollte mit seinem Werk „Die Elixiere des Teufels“ und den „Nachtstücken“ daran anknüpfen. Hoffmann wurde zudem ein gefragter Autor für Taschenbuch- und Almanach-Nacherzählungen. Seine Oper "Undine" wurde im Nationaltheater in Berlin uraufgeführt wurde.

1816 wurde Hoffmann zum Kammergerichtsrat ernannt, womit ein festes Gehalt verbunden war. Gleichwohl zog es ihn immer wieder zur Kunst, insbesondere zur Musik.


Am 4. Februar 1822 bezeichnete der Polizeiminister Kaspar Friedrich von Schuckmann in einem Brief an den preußischen Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg Hoffmann als „pflichtvergessenen, höchst unzuverlässigen und selbst gefährlichen Staatsbeamten“ Die Vernehmung Hoffmanns über sein Dienstvergehen verzögerte sich allerdings immer wieder, da Hippel für seinen Freund einen Aufschub erwirkte. Hoffmann war mittlerweile stark betroffen von mit einer Erkrankung einhergehenden körperlichen Lähmungserscheinungen. Seine Verteidigungsschriften konnte er nur noch diktieren, da die Lähmungen bereits die Hände erreicht hatten.

In der Folgezeit diktierte Hoffmann noch einige Erzählungen, darunter „Des Vetters Eckfenster“. Am Vormittag des 25. Juni 1822 trat aufgrund der Lähmungen der Tod ein.

E. T. A. Hoffmanns Grab befindet sich auf dem Friedhof der Gemeinde der Jerusalem- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor in Berlin. Der Grabstein wurde von seinen Freunden gestiftet. Er trägt das Geburts- und Sterbedatum und die Vornamensabkürzung E. T. W. (amtlich war ein E. T. A. nicht zulässig).


Werke


Literarische Werke

* Fantasiestücke in Callot's Manier 1814
darin enthalten:
o Ritter Gluck
o Kreisleriana
o Don Juan
o Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza
o Der Magnetiseur
o Der Goldne Topf (erstmals erschienen 1814, vom Autor überarbeitet 1819)
o Die Abenteuer der Sylvesternacht
* Die Elixiere des Teufels 1815
* Nußknacker und Mausekönig 1816
* Nachtstücke 1817
darin enthalten:
o Der Sandmann
o Das Gelübde
o Ignaz Denner
o Die Jesuiterkirche in G.
o Das Majorat
o Das öde Haus
o Das Sanctus
o Das steinerne Herz
* Seltsame Leiden eines Theater-Direktors 1819
* Klein Zaches genannt Zinnober 1819
* Spielerglück 1819
* Die Serapionsbrüder 1819
* Das Fräulein von Scuderi 1819
* Prinzessin Brambilla 1820
* Lebensansichten des Katers Murr 1820
* Die Irrungen 1820
* Die Geheimnisse 1821
* Die Doppeltgänger 1821
* Meister Floh 1822
* Des Vetters Eckfenster 1822



Musikalische Werke


Vokalmusik

* Messa d-moll (1805)
* Trois Canzonettes à 2 et à 3 voix (1807)
* 6 Canzoni per 4 voci alla capella (1808)
* Miserere b-moll (1809)
* In des Irtisch weiße Fluten (Kotzebue), Lied (1811)
* Recitativo ed Aria „Prendi l’acciar ti rendo“ (1812)
* Tre Canzonette italiane (1812); 6 Duettini italiani (1812)
* Nachtgesang, Türkische Musik, Jägerlied, Katzburschenlied für Männerchor (1819-21)




Bühnenwerke

* Die Maske (Libretto: E. T. A. Hoffmann), Singspiel (1799)
* Die lustigen Musikanten (Libretto: Clemens Brentano), Singspiel (1804)
* Bühnenmusik zu Zacharias Werners Trauerspiel „Das Kreuz an der Ostsee“ (1805)
* Liebe und Eifersucht (Calderón / August Wilhelm Schlegel (1807)
* Arlequin, Ballettmusik (1808)
* Der Trank der Unsterblichkeit (Libretto: Julius von Soden), romantische Oper (1808)
* Wiedersehn! (Libretto: E. T. A. Hoffmann), Prolog (1809)
* Dirna (Libretto: Julius von Soden), Melodram (1809)
* Bühnenmusik zu Julius von Sodens Drama „Julius Sabinus“ (1810)
* Saul, König von Israel (Libretto: Joseph von Seyfried), Melodram (1811)
* Aurora (Libretto: Franz von Holbein) heroische Oper (1812)
* Undine (Libretto: Friedrich de la Motte Fouqué), Zauberoper (1814)
* Der Liebhaber nach dem Tode (in den Anfängen stecken geblieben)



Instrumentalmusik

* Ouvertura. Musica per la chiesa d-moll (1801)
* 5 Klaviersonaten: A-Dur, f-moll, F-Dur, f-moll, cis-moll (1805-1808)
* Sinfonie Es-Dur (1806)
* Harfenquintett c-moll (1807)
* Grand Trio E-Dur (1809).




Ausschnitt aus: DER SANDMANN

...Außer dem Mittagsessen sahen wir, ich und mein Geschwister, tagüber den Vater wenig. Er mochte mit seinem Dienst viel beschäftigt sein. Nach dem Abendessen, das alter Sitte gemäß schon um sieben Uhr aufgetragen wurde, gingen wir alle, die Mutter mit uns, in des Vaters Arbeitszimmer und setzten uns um einen runden Tisch. Der Vater rauchte Tabak und trank ein großes Glas Bier dazu. Oft erzählte er uns viele wunderbare Geschichten und geriet darüber so in Eifer, daß ihm die Pfeife immer ausging, die ich, ihm brennend Papier hinhaltend, wieder anzünden mußte, welches mir denn ein Hauptspaß war. Oft gab er uns aber Bilderbücher in die Hände, saß stumm und starr in seinem Lehnstuhl und blies starke Dampfwolken von sich, daß wir alle wie im Nebel schwammen. An solchen Abenden war die Mutter sehr traurig und kaum schlug die Uhr neun, so sprach sie: »Nun Kinder! - zu Bette! zu Bette! der Sandmann kommt, ich merk es schon.« Wirklich hörte ich dann jedesmal etwas schweren langsamen Tritts die Treppe heraufpoltern; das mußte der Sandmann sein. Einmal war mir jenes dumpfe Treten und Poltern besonders graulich; ich frug die Mutter, indem sie uns fortführte: »Ei Mama! wer ist denn der böse Sandmann, der uns immer von Papa forttreibt? - wie sieht er denn aus?« - »Es gibt keinen Sandmann, mein liebes Kind«, erwiderte die Mutter: »wenn ich sage, der Sandmann kommt, so will das nur heißen, ihr seid schläfrig und könnt die Augen nicht offen behalten, als hätte man euch Sand hineingestreut.« - Der Mutter Antwort befriedigte mich nicht, ja in meinem kindischen Gemüt entfaltete sich deutlich der Gedanke, daß die Mutter den Sandmann nur verleugne, damit wir uns vor ihm nicht fürchten sollten, ich hörte ihn ja immer die Treppe heraufkommen. Voll Neugierde, Näheres von diesem Sandmann und seiner Beziehung auf uns Kinder zu erfahren, frug ich endlich die alte Frau, die meine jüngste Schwester wartete: was denn das für ein Mann sei, der Sandmann? »Ei Thanelchen«, erwiderte diese, »weißt du das noch nicht? Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, daß sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf.« - Gräßlich malte sich nun im Innern mir das Bild des grausamen Sandmanns aus; sowie es abends die Treppe heraufpolterte, zitterte ich vor Angst und Entsetzen. Nichts als den unter Tränen hergestotterten Ruf. »Der Sandmann! der Sandmann! « konnte die Mutter aus mir herausbringen. Ich lief darauf in das Schlafzimmer, und wohl die ganze Nacht über quälte mich die fürchterliche Erscheinung des Sandmanns. - Schon alt genug war ich geworden, um einzusehen, daß das mit dem Sandmann und seinem Kindernest im Halbmonde, so wie es mir die Wartefrau erzählt hatte, wohl nicht ganz seine Richtigkeit haben könne; indessen blieb mir der Sandmann ein fürchterliches Gespenst, und Grauen - Entsetzen ergriff mich, wenn ich ihn nicht allein die Treppe heraufkommen, sondern auch meines Vaters Stubentür heftig aufreißen und hineintreten hörte...
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Beitrag von Alveradis »

Der goldne Topf gehört zu einem meiner Lieblingsbücher. Wirklich genial!
- Harmony, like a following breeze // at sea, is the exception." (Harvey Oxenhorn, Turning the rig)
- Der beste Ort, das Kriegsbeil zu begraben ist in deinem Gegner!"

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