~ Dostojewski - Aufzeichnungen aus dem Kellerloch ~

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Lord_Diabolus

~ Dostojewski - Aufzeichnungen aus dem Kellerloch ~

Beitrag von Lord_Diabolus »

~ Фёдор Михайлович Достоевский - Записки из подполья ~
Fjodor Michailowitsch Dostojewski - Aufzeichnungen aus dem Kellerloch


INHALT:

Hauptfigur und Ich-Erzähler ist ein etwa 40-jähriger ehemaliger Beamter, dessen Name nicht erwähnt wird. Über seine Lebenssitutation wird nur bekannt, dass er den Dienst quittierte, alleine in einer Kellerwohnung am Rand von St. Petersburg lebt und seinen Lebensunterhalt aus einer bescheidenen Erbschaft bestreitet.

Der erste Teil von Aufzeichnungen aus dem Kellerloch ist eine Niederschrift seiner Gedanken sowohl zur Gesellschaft als auch zu seiner eigenen Person. Er beschreibt sich selbst als bösartig, verkommen und hässlich;
Hauptziel seiner polemischen und scharfen Analysen ist der „moderne Mensch“ und die von ihm geschaffene Gesellschaft, die er bitter und zynisch kommentiert und gegen die er Aggressionen und Rachsucht aufbaut.

Seinen eigenen Verfall sieht er als natürlich und notwendig an. Obwohl er betont, die Aufzeichnung nur für sich selber zu verfassen, wendet der Erzähler sich wiederholt an ein nicht näher bezeichnetes Publikum, dessen Fragen er vorweg zu nehmen versucht.

Im zweiten Teil erzählt er verschiedene, jeweils schon lange zurückliegende Episoden aus seinem Leben, die sein Scheitern auf beruflicher Ebene sowie im zwischenmenschlichen Bereich und in seinem Liebesleben exemplifizieren. Eine Episode beschreibt etwa ein Treffen mit alten Schulfreunden, die sich im Gegensatz zu ihm alle in gehobenen und abgesicherten Positionen befinden und ihm mit Herablassung begegnen. Seine Aggressionen richten sich daraufhin gegen ihn selbst und er bemüht sich, sich selbst noch weiter zu erniedrigen.

Gleichzeitig lässt er sich an noch tiefer stehenden Menschen aus: bei der mittellosen Prostituierten Lisa inszeniert er sich als möglicher Retter, um sie gerade in dem Moment, als sie durch ihn Hoffnung zu schöpfen beginnt, mit vielen Selbstvorwürfen zurückzuweisen. Dostojewski selbst fügte den Aufzeichnungen einen kurzen Kommentar bei, der darauf hinweist, dass Figuren und Handlung zwar erfunden seien, bei den Zuständen der zeitgenössischen Gesellschaft jedoch nicht nur möglich, sondern sogar unausbleiblich seien.

(Quelle: Wikipedia.de)


KRITIK:

Ein absolutes Meisterwerk der russischen Literatur.
Friedrich Nietzsche selbst bezeichnete es als einen "wahren Glücksgriff für die Psychologie" und dem kann ich nur zustimmen.
Die Eigencharakterisierung eines grimmigen, verbitterten und verstörten Menschen, der sich selbst aus der Gesellschaft zurückgezogen hat und heimlich in seinen Niederschriften sein Leben erzählt, um sich selbst von der Pein zu befreien, die er selbst nie offen ausspricht und die ihn innerlich zerfrisst.

Neben abstrakter Philosophie über die Bösartigkeit jedes lebenden Wesens (die Bösartigkeit im "Stöhnen bei Zahnschmerzen" aus purer Lust am Leid selbst), bis hin zum Trauerspiel erdachter Szenarien, die das Erfolgsstreben des Kellerlochschreibers hätten befriedigen sollen verschafft Dostojewski Einblicke in die Psyche eines außergewöhnlich gebrochenen Menschens.

Ein sehr eigenartiger Roman, aber ein absolutes Meisterwerk.

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Gruß
Diabolus