Dichtungen u Dokumente von Werwölfen u anderen Tiermenschen

Moderator: Cpt Bucky Saia

Lestat de Lioncour
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Dichtungen u Dokumente von Werwölfen u anderen Tiermenschen

Beitrag von Lestat de Lioncour »

Vom Wolfe

Man glaubt aber auch in Italien, daß der Anblick der Wölfe schädlich sei, und daß sie dem Menschen, welchen sie zuerst ansehen, die Sprache auf gegenwärtig benehmen. Afrika und Ägypten zeugt diese Tiere von träger und kleiner Art: aber die kälteren Länder haben sie fräßiger und schädlicher. Daß sich Menschen in Wölfe verwandeln, und hernach ihre Gestalt wiederbekommen, müssen wir entweder zuversichtlich leugnen, oder alles das glauben, was wir so viele Jahrhunderte her als fabelhaft befunden haben. Doch warum diese Sage dem Pöbel so stark eingedrückt sei, daß man es auch gegen einen Menschen, welcher den Mantel nach dem Winde trägt, als ein Schimpfwort gebrauchet, will ich itzt anzeigen. Evanthes, einer unter den griechischen Schriftstellern von nicht geringer Achtung, meldet, daß die Arcadier schreiben: Es werde einer aus dem Geschlechte des Antäus, durch das Los der Verwandschaft erwählt, und zu einer See in der Gegend geführet: er henke seine Kleider an einen Eichenbaum, schwimme hinüber, gehe in die Wüste, und werde in einen Wolfe verwandelt, geselle sich auch zu den übrigen der Art neun Jahre lang. Erhalte er sich in dieser Zeit von Menschen, so kehre er zu eben dem Teiche zurück: wann er herüber geschwommen sei,
kriege er seine vorige Gestalt wieder, erscheine aber übrigens neun Jahre älter. Fabius erzählet eben dies, und noch, daß er eben das vorige Kleid wieder bekomme. Es ist zu verwundern, wieweit die griechische Leichtgläübigkeit gehet. Keine Lügen ist so unverschämt, daß sie nicht einen Zeugen hätte. Agriopas, welcher olympischer Sieger (olympionicae) beschrieben hat, schreibt:
Demaenetus Parrhasius habe in einem Opfer, welches die Arcadier dem lyceischen Jupiter, nach annoch damaliger Weise, mit einem geschlachteten Menschen, brachten,
eines geopferten Knaben Fleisch gekostet, und sei dadurch zum Wolfe geworden: nach zehn Jahren wird er wieder Mensch und Kämpfer, er habe im Fausstreite gekämpfet, und sei als Sieger von Olympien zurückgekehret. Auch glaubt man, in dem Schwanze dieses Tieres, in einem Haare, sitze ein Liebesgift, es werfe dasselbe aus, wann es gefangen werde, und es habe dasselbe die Kraft nicht, wo es nicht dem lebendigen Tiere ausgerissen werde. Er habe das ganze Jahr nicht mehr als zwölf Tage, worin er sich begatte: Sei er hungrig, so fresse er Erde. Unter den Wahrsagungen ist keine vortrefflichere, als wann die Wölfe gerades Weges zur Rechten gehen, und dasselbe mit vollem Maule tun. Es gibt unter derselben Art einige, welche sie Hirschwölfe (cervarii) nennen, und von welche4n wir gesagt haben, daß dergleichen aus Gallien in des großen Pompejus Schauspiele geschehen sei. Wann dieser auch bei dem größesten Hunger frisset, und siehet sich um, so soll er, wie man sagt, der Speise schleunigst vergessen, davon laufen, und etwas anderes suchen .
Gruss, Lestat, :chaos:
Zuletzt geändert von Lestat de Lioncour am 17. Aug 2007 01:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Azazel
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Beitrag von Azazel »

trefflich:-)) erinnert mich an G.J. C.'s Schilderung der Elchjagd in Germanien (de bello gallico), bei denen die Tiere dadurch gefangen werden, dass sie des nächtens am Baum angelehnt schlafen und die Jäger ebendiese Bäume ansägen, sodass sie samt den Elchen umfallen. Fertig ist die Jagd ;)
Noriel de Morville
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Beitrag von Noriel de Morville »

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Die Skandinavier

Im Skandinavien existierte ein weit verbreiteter Glaube, dass sich manche Menschen in einen Bären verwandeln oder seine Eigenschaften annehmen können. Das Wort "Berserker" stammt von diesen Legenden. Man glaubte, wenn ein Krieger sich in ein Bärenfell hüllt, das mit speziellen Ölen und Kräutern getränkt war, würde der Krieger die Stärke, Ausdauer und Macht des Tieres erlangen. Im Kampf geriet der Krieger in einen rauschartigen Zustand und war angeblich in der Lage, die Rüstung des Feindes zu durchbeißen oder ohne Verletzung durch Feuer zu laufen. Egal wieviel von dieser Sage wahr ist, alleine der Gedanke an eine Horde tollwütiger als Bären gekleideter Wikinger dürfte kriegslüsterne Gegner ernüchtert haben. kommentieren

Die Griechen

Auch die Griechen der frühen Antike glaubten an die Möglichkeit dass Menschen zu Bären werden können. Die wohl am häufigsten erzählte Geschichte handelt von Kallisto, Tochter des Lykaon, die Zeus einen Sohn mit Namen Arkas gebar. Aus Eifersucht verwandelte Hera, die Frau des Zeus, Kallisto zur Strafe in einen Bären. Auf der Jagd traf Arkas auf seine Mutter und setze an sie mit dem Speer zu erlegen, unwissend wen er vor sich hat. Aber Zeus hatte Mitleid mit der Mutter und ihrem Sohn. Er stellte beide als Sternbilder Großer Bär und Kleiner Bär an den Himmel. Im Zusammenhang mit dieser Geschichte steht auch der alt-griechische Name für Bär: Arktos. Die Arkades, Bewohner von Arkadien, stammten angeblich von Arkas ab. Ihr Name bedeutet übersetzt Bärenmenschen. kommentieren

Die Kallisto-Legende hängt ebenfalls mit der Werwolf-Legende über Lykaon zusammen. Sogar eine volkstümliche Bezeichnung für den Bären in der alt-griechischen Sprache, "Bienen-Wolf", auf Englisch: "bee-wolf" (aufgrund der angeblichen Vorliebe von Bären für Honig) hat es zur Legende geschafft. Eine Legende, die zugleich als das erste große literarische Werk englischer Sprache gilt. kommentieren

Indianische Legenden

Dies sind nicht die einzigen Legenden über Bären-Gestaltwandler. Eine der vielleicht ältesten Sagen der Menschheit handelt von Bären-Shape Shifter. Der Mythos der Bärenmutter findet sich in vielen Kulturen weltweit, inklusive einiger indianischen Völker. kommentieren

Die Mutter der Bären

Die ursprünglichste Version der Geschichte über die Bärenmutter wird vom Volk der Haida in British Columbia erzählt. In dieser Fassung waren einige Frauen des Stamms unterwegs Heidelbeeren sammeln. Alle bis auf eine sangen zur Besänftigung der Bären. Sie aber schwatzte unablässig über ihre eigenen Probleme, und dies verärgerte die Bären -- sie fühlten sich von ihr verspottet. Als die Beerensammler dann nach Hause aufbrachen, war das Tratschweib die letzte, denn sie hatte ihre Beeren verschüttet und musste sie erneut aufsammeln. Und wie sie damit beschäftigt war, kamen zwei Männern in Mänteln aus Bärenfell auf sie zu. Der eine bot ihr Hilfe an wenn sie anschließend mit ihm mitkommen würde. Die Frau stimmte dem zu. So folgte sie den beiden Männern zu einem großen Haus. Drinnen saßen Leute, alle mit Bärenfellen bekleidet. Man erzählte ihr, dass sie sich in einer Bärenhöhle befinde und so nun eine von ihnen sei. Darauf bemerkte sie, dass auch sie nun einen Mantel aus Bärenfell trug. Der Häuptling des Bärenvolks nahm sie zur Frau und sie gebar Zwillinge, beide halb Mensch, halb Bär.

Eines Tages, nach langer Suche, fanden ihre Brüder sie. Sie töteten ihren Mann. Aber bevor der Bärengatte starb, lehrte er ihr die Gesänge die ihre Brüder bei der Bestattung singen müssen, um seine Seele ins Jenseits zu helfen und ihr Glück für die Zukunft zu sichern. Die Söhne des Bären lebten mit dem Stamm als Menschen bis ihre Mutter verstarb. Ihr Tod zerschnitt die Verbindung der Zwillinge mit der Menschheit, sie verwandelten sich wieder in Bären und kehrten zum Bärenvolk zurück,

Für manche Völker wurde diese Sage zum Mythos über die Schöpfung selbst, andere gingen so weit zu glauben, die ganze Menschheit stammt von den Kindern der Söhne des Bären ab. Und sehr viele Völker glaubten an eine tiefe spirituelle Verbindung mit Bären. kommentieren

Etliche dieser Völker betrachteten den Bären als Bruder, oder Urgroßvater. Für sie war der Bär sehr menschlich in seinem Verhalten. Er kann auf seinen Hinterbeinen stehen und wie ein Mensch laufen, er frisst das selbe was sie aßen, er benutze die selben Pfade und kümmert sich mit erbitterter Kraft um den Schutz seiner Welpen. Legt man das Skelett eines Bären ausgestreckt hin, sieht es fast wie das eines Menschen aus. Der Bär wurde zum Begleiter auf dem Pfad des Lebens und zum Beispiel wie man es lebt. Diese Einheit von Mensch und Bär wird besonders anschaulich im Grizzly Bear Song der Tlingit-Indianer: kommentieren

Oa! Bär!
Oa! Oa!
Also sagst du
Oa Oa Oa!
Du kommst
Du bist ein netter junger Mann
Du Grizzly Bär
Du kriechst aus dem Fell.
Du kommst
sage Oa Oa Oa!
übergebe Speck dem Feuer
Für dich
Grizzly Bär
Wir sind eins!


Im spirituellen Sinne wird die Bärin als Totem der Heilkunst oder Stärke und Selbstbeobachtung angesehen. Sie ist der Geist des Westens. Sie steht für Wiedergeburt und Erholung. Wie ein Gleichnis des Todes verschwindet die Bärin in ihrer Höhle und bleibt über die kalten Monate des Winters verschwunden. Und dann, wenn der Frühling kommt, kehrt sie zurück, wiedergeboren. Der Schamane kleidet sich oft mit dem Fell einer Bärin und bittet sie um Heilung des Kranken oder den Weg zu den Kräutern, die einen kränkelnden Stammesbruder heilen können. kommentieren

Heute wenden sich die Anhänger eines modernen Schamanismus an die Bärin aus genau den selben Gründen. Als Geist des Westens ist sie eine der großen vier Mächte. Sie ermuntert ihre Anhänger zum überlegten Handeln, ihre Entscheidungen abzuwägen, die sie fällen müssen. kommentieren
Zuletzt geändert von Noriel de Morville am 4. Jan 2006 18:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Azazel »

Hi Norielle,

wobei die Beowulfsaga diesbezüglich nun allerdings keien Aussage macht.
Natürlich waren helden auch immer stark, stärker als der Durchschnitt, aber Beowulf nun letztendlich gar ein Gestaltwandler war darüber ist meines Wissens nach nichts vermerkt. Wobei im Film der 13. Krieger..eine Art Derivat der beowulfsaga ja durchaus Bären bzw. Bärenähnliche Wesen eine Rolle spielen - allerdings auf der Gegenseite zum helden!
Noriel de Morville
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Beitrag von Noriel de Morville »

Danke Azazel, ich hatte noch nicht die Zeit die Quellen genau zu überprfüfen und hole Beowulf mal raus. War vielleicht etwas voreilig...

LG Noriel

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