Atheismus eine Religion?

Moderator: Tyger

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Re: Atheismus eine Religion?

Beitrag von Default »


Hallo Leute,

viele Leute stimmen der Behauptung zu, daß man keinen Gottesbeweis erbringen kann. Die Gegenseite macht geltend, daß man auch für die Nichtexistenz Gottes keinen Beweis erbringen kann. Wenn man annimmt, daß Religion per Definition auf nichtbeweisbare Inhalte abstellt, dann müßte daher eigentlich gelten, daß der Atheismus auch eine Religion ist.

Und die beiden Standpunkte wären eigentlich Extremistenstandpunkte. Ist der Atheismus eine Art Geheimlehre des Christentums? So eine Art Angriff unter falscher Flagge?
Fast könnte man das glauben, wenn man diesen Artikel liest:


08. Februar 2010
Reformierte Kirche
Der gottlose Pfarrer
Den Haag. Es ist wie fluchen in der Kirche, nur schlimmer. Ein Pfarrer, der in der Sonntagspredigt von der Kanzel herab verkündet: Gott gibt es nicht. Das tut der reformierte niederländische Pfarrer Klaas Hendrikse nun schon eine ganze Zeit lang. Mehr noch: Er hat sogar ein Buch geschrieben, um seine ketzerischen Ansichten zu untermauern. Titel: "Glauben an einen Gott, den es nicht gibt".

Viele Mitglieder in seiner Gemeinde im pittoresken seeländischen Hafenstädtchen Zierikzee waren über die Predigten ihres Pfarrers dermaßen empört, dass sie forderten, der Geistliche müsse aus der Kirche ausgeschlossen und des Amtes enthoben werden.

Die regionale Kirchenleitung der südwestlichen niederländischen Provinz Zeeland nahm sich daher den Fall vor. Wochenlang debattierten die Kirchenoberen, die zur Protestantischen Kirche der Niederlande (PKN) gehören, den Fall Hendrikse. Nun kamen sie mit einem Urteil. Es ist genauso überraschend und paradox wie die Ansicht des Pfarrers, der nicht an Gott glaubt. Es lautet nämlich: Pfarrer Hendrikse darf Pfarrer bleiben. Er darf auch weiterhin von der Kanzel verkünden, dass es keinen Gott gibt. Er wird nicht aus der protestantischen Kirche ausgeschlossen.

Hendrikse wundert sich über seine Kirche

Wie das? "Wir müssen ertragen können, dass ein Pfarrer sagt, Gott bestehe nicht. Das ist Teil der theologischen Debatte. Eine solche Meinung tastet die Fundamente der Kirche nicht an." So begründet Pfarrer Michiel de Zeeuw, einer der Kirchenoberen aus der PKN, den überraschenden Entscheid. "Wir müssen weg von dem Gottesbild, das manche haben, die sich Gott als einen alten Mann mit einem langen Bart vorstellen."

Dann macht de Zeeuw noch einen Vergleich: "Der Nationalsozialismus hat die Fundamente der Kirche angetastet. Ein Pfarrer konnte und durfte kein Nazi sein. Das war und ist unvereinbar mit unserem Glauben."

Pfarrer Klaas Hendrikse ist selbst verwundert, dass er wegen seiner Ansichten nicht aus der Kirche ausgeschlossen wird. "Natürlich greife ich mit meiner Meinung und mit meinem Buch die Fundamente der Kirche an und stelle sie in Frage", sagt er. "Wenn ich trotzdem in der Kirche bleiben darf und meine Ansichten toleriert werden, dann taugen die Fundamente dieser Kirche nicht."....
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... arrer.html

Mir persönlich fehlt sogar zum Atheismus der Glaube. :cool:

freundliche Grüße
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gabor
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Re: Atheismus eine Religion?

Beitrag von gabor »

Gott verzeiht alles...schon vergessen? :lol:
Ach,und wenn Dir bei`m"Atheismus" der Gegenpart fehlt.....versuch es mit "Nihilismus"!
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Atheismus eine Religion?

Beitrag von Default »

gabor hat geschrieben:Gott verzeiht alles...schon vergessen? :lol:
Ach,und wenn Dir bei`m"Atheismus" der Gegenpart fehlt.....versuch es mit "Nihilismus"!
Freundschaft!
Danke für den Hinweis.
Ich glaube, damit könnte man eine gute Diskussion führen.

Bis jetzt habe ich versäumt, nach Nihilismus zu googeln. Das liegt sicher auch an dem negativen Beigeschmack, den dieser Begriff hat. Bei wikipedia wird darauf ja auch hingewiesen. Es wäre ein eigenes Thema, diesen negativen Beigeschmack zu diskutieren, der sicherlich berechtigt ist und auch philosophische Strömungen beeinflußt hat.

Aber sehen wir davon einmal ab. Im wikipedia taucht u.a. dieser Satz auf:
Umgangssprachlich bedeutet Nihilismus die Verneinung aller positiven und negativen Ansätze.
Ich kontere jetzt damit, daß die ursprüngliche Weisheit der Bibel zumindest ganz am Anfang auch „nihilistische“ Züge tragen könnte. Nehmen wir zum Beispiel diese Aussage im Kontext zur obigen umgangssprachlichen Definition des Nihilismus:

1. Mose 2,17: aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen.

Aber wie wir wissen, hatten die schon damals eine sprechende Schlange im Garten, und ich vermute sogar, die ist immer noch da. Bild

Ach ja, Moses 1. Gebot:

2. Mose 20,3: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Mose 20,4: Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.


Man beachte bitte den klaren Bezug zur Natur, besser gesagt zu der Gesamtheit der Natur, der zum Ausdruck kommt in der Passage „weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.“, und von der man sich kein Bild machen soll. (oder kann. Ich glaube, man kann heute sogar begründen, warum man sich kein Bild davon machen kann.)

freundliche Grüße
_____________________________________

"Ihr Christen habt in Eurer Obhut ein Dokument mit genügend Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen oder stattdessen dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen."
Mahatma Gandhi
Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung (1869 - 1948)