Meine heutige Lektion bezieht sich auf ein Ritual aus der Zeit meiner Anfänge, eines meiner ersten selber gebastelten und durchgeführten. Ich habe es noch einmal etwas überarbeitet, es ist vom Kaliber her für diejenigen unter uns gedacht, die nach den Grundlagen als Welpen ihre ersten Schritte zur Orientierung machen und einmal etwas schnuppern möchten. Da es hier schon so viel Klassisches basierend auf den eher europäischen Traditionen, habe ich mir gedacht, ich mache einen Abstecher nach Amerika. Und du, du kommst mit mir und wirst deinen Spaß haben.
Wir besuchen heute zusammen Ahone, den Hasenschöpfergott eines Indianerstammes aus Zentralnordamerika.
Zuerst bekommst du von mir eine kurze Beschreibung von Ahone auf die Gefahr hin, dass du zu ihm nichts findest, er ist nämlich eine eher unbekannte Wesenheit:
Ahone ist ein Gott in hasenähnlicher Gestalt, sein Name heißt übersetzt auch nur „großer Hase“. Er hat laut dem indianischen Glauben die Menschen erschaffen mit Hilfe der 4 Winde. Diese wurden später neidisch auf sein Werk, also versteckte er Menschen, Tiere und alle Wesen die er erschaffen hatte, in seinem Hasenbau und beschützte sie vor bösen Geistern und den 4 Winden. Er ist eine eher zurückgezogene Gottheit der in seinem Hasenbau bleibt, doch auch schüchterne Hasen lassen sich manchmal mit Karotten locken.
Ich würde dir, falls du keine Infos zu dem Hasen findest, dir empfehlen, dir selber ein Gespür für ihn zu verschaffen und ein bisschen über ihn zu meditieren, seinen Namen auszusprechen, darüber nachzudenken und ihn dir auf der Zunge zergehen zu lassen.
So, wenn du deine Vorbereitungen abgeschlossen hast, dann lass uns mit der Durchführung beginnen:
Da Ahone eigentlich eine naturgebundene Gottheit ist, wäre es natürlich toll, wenn wir ihn im Freien rufen würden. Da Hasen dämmerungs- bzw. auch teils nachtaktiv sind, suchen wir uns bestmöglich diese Tageszeit aus. Wir rufen also Ahone im Freien zur Dämmerung. Als Lokation würde ich vorschlagen, dass wir uns eine Wiese suchen, optimal mit einer Hasenkuhle (=Rastplatz) oder einem Bau. Alternativ kannst du mit einer Handschaufel auch selber ein kleines Loch in die Böschung buddeln, das wie ein Hasenbau aussieht. Wozu, das verrate ich gleich, erst einmal solltest du es genießen dir die Finger schmutzig machen zu können wie früher.
Wir kommen aber natürlich nicht unvorbereitet zum Ort des Geschehens, wir nehmen auch etwas mit. Da wir das ganze vorzugsweise auf einer Wiese zelebrieren, kannst du für Ahone dort ein paar saftige Kräuter und Löwenzahnblätter pflücken. Als kleine Anregung sei dir auch eine Methode ans Herz gelegt, die Jan Fries in seinem Buch „Visuelle Magie“ beschreibt:
Du spazierst ganz entspannt in einer leichten Trance durch Wald und Wiese mit dem Wunsch im Hinterkopf, etwas Besonderes zu finden, in diesem Falle etwas für Ahone. Du wanderst also durch die Gegend und sammelst intuitiv alles auf, was dir irgendwie ins Auge oder in die Hände springt (Wühlmäuse zählen auch). Das nimmst du dann mit und begutachtest zuhause, ob es zu dem passt, was du bei deiner Wanderung im Sinn hattest. Daraus kannst du dann alternativ etwas basteln, es so belassen oder es vielleicht sogar ähnlich einem Mojo in einen Beutel geben und segnen, sozusagen als Talisman.
Hast du auf diese Art etwas für Ahone gefunden, was dir als Geschenk richtig erscheint, nimm es mit. Aus persönlicher Erfahrung heraus würde ich auch noch ein Räucherschälchen und eine Rosmarinräucherung empfehlen, das kam bisher immer gut. Damit hätten wir dann fast alle Vorbereitungen abgeschlossen, das letzte, was du noch mitnehmen kannst, ist ein Musikinstrument, mit dem du bestenfalls auch schon magisch gearbeitet hast oder wolltest.
So, nun kommen wir zum wirklich praktischen Teil. Mit Sack und Pack und Notizbuch in gemütlicher Kleidung geht’s zu unserem Örtchen, wo wir unser Vorhaben durchziehen wollen. Nimm dir was zu Trinken mit und geh am besten nicht mit vollem Magen, das hemmt die Konzentration Hast du noch keinen Bau, dann gräbst du einen wie oben angeraten. Das wird später der Knackpunkt, wo du mit dem Hasen interagieren wirst. Bereite nun alles vor, richte den Ort schön her wie es dir passend erscheint, ordne deine Sachen schön an, vielleicht findest du noch ein paar dekorative Steine oder Zweige im näheren Umfeld und dann entspannst du dich und es geht zur Sache.
Trink noch einmal einen kräftigen Schluck, richte dich so ein bis alles passt und dann beginnst du. Setze dich zuerst einmal vor dem Bau und schiebst die Geschenke zum Bau. Dabei beginnst du leise aus dem Bauch heraus zu summen. Liegt alles vor der Öffnung, so beginnst du dich leicht zu wiegen, schließ die Augen ganz oder halb und öffne nun deinen Mund etwas. Aus dem Summen wird ein Singsang, lass deinen Anregungen freien Lauf. Mach dich beim Singen von allen anderen Dingen frei, singe und summe sie aus dir heraus, bis du entspannt bist und eine schöne Ruhe gefunden hast.
Nun kommen wir zum richtigen musikalischen Teil. Zünde die Rosmarinräucherung an, das alles auch gut duftet und dann greif zu deinem Musikinstrument und mache es wie vorher beim Singsang: Spiel, spiel einfach und lasse es laufen, ob Maultrommel, Trompete oder Gitarre ist ganz egal. Es geht darum, mit der Musik gegen den Wind zu gehen, denn sonst kommt der Hase nicht raus aus seiner belagerten Höhle. Wenn du kein Musikinstrument hast, so tanze. Stampfe, Hüpfe, Hopse um den Ort des Geschehens herum, summe und singe, lache und schreie, was dir einfällt. Wichtig ist nur, dass du in deine Trance findest. Spiele, tanze, singe, atme den Duft vom Rosmarin ein, sieh um dich herum die dämmernde dunkler werdende Welt und wenn du spürst dass der Moment da ist, so lass dich vor der Höhle ins Gras fallen und werde ganz ruhig. Ahone lässt sich wohl am ehesten dem ruhigen Element Erde zuordnen. Die Winde haben wir verscheucht, nun wollen wir den Bau betreten. Bist du nun vor dem Bau, so sieh hinein in das Loch, um dich herum das dämmernde Licht. Und sieh den Hasen!
Ahone wird vorsichtig schnuppernd herauskommen und sich fragen, wer da vorhin so einen Höllenlärm gemacht hat und was da so komisch beim Loch hereinduftet. Begleite ihn in seinen Bau, aber erschrecke ihn nicht. Bleibe ernst und respektvoll und er wird dir vielleicht ein paar der schönen Dinge zeigen, die er in seinen Bau versteckt hat, so etwas wie die Zeichnungen der ersten Menschen, die er hier bei sich beherbergte, seinen Schlafplatz oder vielleicht all die Wesen, die er nicht in die Welt hinausließ, weil er sie doch zu gefährlich für sie hielt. Vielleicht erzählt er aber auch Geschichten von seinen Abenteuern und Raufereien mit den Winden und wie er die bösen Geister verscheuchte, die sich bei seinem Bau einschleichen wollten. Hör aufmerksam zu, schau dich um und genieße den kleinen Ausflug, Ahone ist ein gutmütiges Kerlchen. Wenn die Zeit des Abschiedes gekommen ist, bedanke dich bei ihm und bitte ihn, dich wieder hinauszugeleiten, das gebietet die Höflichkeit und außerdem ist der Bau seeeeeehr weitläufig. Wenn du Glück hast, gibt er dir vielleicht etwas aus seiner Höhle mit, wer weiß?
Bist du wieder draußen und Ahone zurück in seinen Bau gehoppelt, so lass dich zurück ins Gras fallen und alles kurz auf dich wirken. Schreib dir auf, was du gelernt, gesehen und erlebt hast, was er dir erzählt und gezeigt hat. Atme noch einmal tief durch und bedanke dich noch einmal für den Ausflug. Banne nun alle Energien, am besten mit einem lauten Lachen und mach dich wieder auf den Weg. Lass die natürlichen Dinge, die du für ihn mitgenommen hast, Dinge wie Früchte, Kräuter und Steine, zurück beim Bau, alles andere nimm wieder mit und vergrabe es später irgendwo. Damit wäre dein Ausflug mit Ahone beendet. Ich hoffe es war so interessant und erlebnisreich wie bei meinen Ausflügen, ich habe Ahone mehr als einmal besucht, weil es mir so gefallen hat und es zwischen uns gut geklappt hat.
Für Anregungen, Wünsche und Beschwerden bin ich natürlich offen, ich hoffe, mein erster ernst gemeinter Beitrag hier findet Anklang.

Es grüßt frisch duftend vom Fensterbrett der Käsekuchen