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Fantasy Filmfest Nights-Festival

Verfasst: 3. Apr 2008 15:06
von Azazel
Wenn man sich die Liste der 8 Filme ansieht und mit denen früherer Festivals vergleicht, dann sticht einem eines ganz deutlich in die Augen – Europa hat die USA überflügelt. Außer einem jap. Werk ist nur noch ein Film aus den USA, der Rest aus Frankreich, Spanien und England. Traurig braucht darüber niemand zu sein, denn die europ. Horrorfilme haben es in sich und werden von mir samt und sonders mit dem Prädikat ‚äußerst sehenswert’ versehen. Dieser Wandel hat vor allem zwei Gründe – zum einen sind die am. Horrorfilme zu sehr geprägt von den religiös motivierten restriktionen der US-Filmwirtschaft – ein Faktum welches für europ. Filmemacher kein Thema ist und zum anderen hat sich vor allem in Frankreich und Spanien eine eigenständige Filmindustrie etabliert, die es jungen Filmemachern leicht macht ihre Ideen ohne schädlichen Einflüsse zu realisieren. Deutschland kann da leider null vorweisen und landet im Genre Horror unter fernerliefen.

Beginnen will ich mit dem Film Doomsday von dem brit. Regisseur Neil Marshall der sich mit seinen Filmen Dogsoldiers und The Descent schon in jungen Jahren einen Platz im Olymp des Horrorfilms geschaffen hat. Jahrzehnte nachdem ein schrecklicher Virus hundertausende Todesopfer forderte und das entsprechend befallene Land durch die daraufhin ausgerufene Quarantäne komplett von der Außenwelt abgeschottet wurde, taucht der Virus in einem anderen Landesteil wieder auf. Eine Spezialeinheit wird in das nach wie vor in Quarantäne befindliche Land eingeschleust, um ein Heilmittel zu finden. Doch was die Spezialisten dort erwartet, ist ein echter Alptraum..denn anstatt an einen Platz der Toten zu kommen, trifft das Team auf zahlreiche Überlebende, die sich allerdings verändert haben und wirklich nicht gut auf Menschen von außen zu sprechen sind…was wie 28 weeks later beginnt, endet in einem Mad Max-Szenario. Neil Marshall der erstmals mit mehr Mitteln ausgestattet wurde, beweist aufs Neue, dass von ihm noch viele gute Filme zu erwarten sind.und er zu einem Vorzeige-Horror-Regisseur aus good old Europe mutiert ist.


Aus der USA erfreut uns ein Altmeister des Horror-genres nämlich George A. Romero, der sich unter all den anderen regisseuren wie ein Opa vorkommen muss mit einem Werk und dreimal darf geraten werden um was es geht…richtig um Zombies… Der gute George A. Romero hat sich gedacht – wenn alle ein Remake machen und noch dazu solche Filme wie 28 Weeks later so gut ankommen, dann mach ich doch auch noch mal einen Zombiefilm und nachdem es nun durch Cloverfield auch in geworden ist einen Film mit der Handkamera zu drehen (abgesehen davon, dass das auch billiger kommt) mach ich das halt auch. Herausgekommen dabei ist Diary of Dead – wer nun aber denkt, dass dieser Film die logische Fortsetzung seiner Zombie-Reihe ist, der sieht sich getäuscht, denn Diary of Dead ist eher als eine Episode aus der Zeit des ersten Zombiefilms Night of the Living Dead zu sehen…das Ganze spielt während des Ausbruchs der Zombieseuche in einer Stadt die von den Untoten umlagert ist. Romero will in diesem Film auch endlich mal näher auf die Frage eingehen – wie kam es überhaupt zu der Auferstehung der Toten. Der Film ist für die Liebhaber des Retrolooks und ist auf jeden Fall sehenswert, auch wenn es nix wirklich neues ist, so ist der Name Romero doch auf ewig ein Synonym für gute Zombiefilme…


Wie schon eingangs erwähnt haben sich Filme aus Frankreich in den letzten jahren zu absoluten Highlights für Freunde harter Horrorkost gemausert. Da passt der Film Inside wie die Faust aufs Auge, denn der Gore-Trip von Alexandre Bustillo bietet gleichermassen ultrahartes Horrorkino und den Tiefgang den wir bei am. Produktionen so oft vermissen.. Der Film sollte lieber nicht von schwangeren Frauen angesehen werden, denn diesen könnte er massive Ängste bereiten. Stringent, direkt, schnörkellos – eine Extremerfahrung auch für hartgesottene Fans des Genres… Ein Autounfall traumatisiert die schwangere Sarah und macht sie zur jungen Witwe. Als sie, kurz vor der Niederkunft, Weihnachten im einsamen Apartment verbringt, greift aus dem Nichts eine unbekannte Psychopathin an und metzelt alles nieder, was ihr in den Weg kommt. Frankreichs Vorzeige Vamp Béatrice Dalle gibt der Schlächterin mit Scherenfaible den Liebreiz einer Bestie: Sie hat es auf Sarahs ungeborenes Kind abgesehen. Ein intensives Terror-Duell ist die Folge in einem der härtesten Splatter-Happen dieses Jahrzehnts.


Wer jetzt gedacht hat das sei schon die Spitze des Splatter-Eisbergs der hat sich getäuscht, denn es geht noch härter – wiederum aus Frankreich kommt der Film Frontier(s) aufs festival.
Frontiers überschreitet wie der Titel schon sagt jegliche Grenze, die es bisher bei Horrorfilmen gab. In Paris und Umgebung ist die Kacke mal wieder ordentlich am Dampfen: Die anstehenden Wahlen lassen in den Banlieus Chaos ausbrechen. Mit einem Haufen Geld im Kofferraum und einer nicht ganz geringen Mitschuld am Ausnahmezustand flüchten vier Jugendliche aus dem Brandherd Großstadt in die Provinz. Im Schutz der Dämmerung fahren sie in zwei Gruppen aus der Stadt hinaus und suchen Unterschlupf in einer abgelegenen Pension, irgendwo im Niemandsland. Dumm nur, dass dieses Domizil von einer Horde inzestuöser rechtsradikaler Folterknechte betrieben wird, die nichts anderes im Sinn haben, als den vorlauten Kids eine Lektion zu erteilen. Doch die sind leidensfähiger als gedacht – und nach der Hölle gibt es Kontra...Xavier Gens Film kennt keine Tabus mehr – dagegen wirkt Hostel wie ein Film aus dem Kinderkanal - wer sich den reinziehen will braucht wirklich starke Nerven und hat vielleicht auch einen Hang zum Masochismus….Ob dieser Film jemals durch die FSK-Zensur kommt bleibt abzuwarten.


Last but not least noch ein Werk aus Frankreich – das die junge Garde gallischer regisseure nicht nur Splatterfilme hervorbringen kann beweist Frank Vestiel mit seinem Werk Eden Log. Der Film ist ein expressionistischer Braintrip und vielleicht unter all den guten Filmen der herausragende Geheimtipp des Festivals.
Ein Mann erwacht im Schmutz ohne Gedächtnis in einer infernalischen Welt, so dunkel, kalt und unmenschlich, dass dies, sollte er keinen Ausgang finden, schon bald sein Ende sein könnte. Doch der verlorene Held sucht und kämpft. Er flüchtet vor den Schatten, die monströse Verfolger bergen, drängt mit den Wurzeln einer wild sprießenden Pflanze nach oben zum Licht und setzt Spur für Spur das Puzzle über „Eden Log“ zusammen … In diesem Film ist alles eigenwillig. Die Sets irgendwo zwischen modernem Highprofile-SciFi und Expressionismus sind spektakulär, das Sounddesign kratzend und schabend, dass es an die Substanz geht. Die Dramaturgie folgt den Regeln des Computerspiels: Am Anfang steht der Protagonist (wie auch wir Zuschauer) vor dem Nichts – er weiß nicht, was ihn erwartet und verfügt über wenige Mittel. Mit jedem weiteren Spielzug wird er erfahrener, stärker und vermag Zusammenhänge entdecken. Doch erst im letzten Level steht Erkenntnis, erst hier erfahren wir das Ziel des Spiels … EDEN LOG ist wie ein LSD-Trip. Bildgewaltig und verstörend dessen Eindrücke sich ins Gehirn förmlich einbrennen.


Neben Frankreich hat sich auch Spanien zu einer Adresse guter Horrorfilme gemausert. Mit zwei WEerken auf dem Festival vertreten zeigen uns die Südeuropäer wie man gutes Horrorkino mit neuen innovativen Ideen gestalten kann. Da wäre zuerst einmal [REC] (für Recording) des Regisseurs-Duos Jaume Balagueró und Paco Plaza.
Was zunächst für TV-Reporterin Angela und ihren Kameramann nach einer enttäuschend öden Story riecht, kommt in Fahrt, als in der Zentrale der Feuerwehr von Barcelona ein Notruf eingeht: Eine ältere Frau hat sich in ihrem Apartment eingesperrt und sitzt dort fest. Das Fernsehteam beschließt, die Rettungsleute zu begleiten. Am Schauplatz angekommen trifft die Crew auf eine Handvoll verängstigter Mieter, die berichten, aus der Wohnung markerschütternde Schreie gehört zu haben. Nun ist es totenstill. Sie brechen die Tür auf, durchsuchen die Zimmer. Da ist die Alte. Sie beginnt wie im Wahnsinn zu toben, greift an. und die Türen des Wohngebäudes sind plötzlich von außen blockiert. Die Polizei steht draußen und verweigert den Feuerwehrleuten jede Hilfe. Was zum Teufel ist hier los? ...
Spanien hat mit dieser Tour de Force per TV-Kamera die perfekte Partitur für eine nicht enden wollende Symphonie des Terrors gefunden. [REC] ist bis zum Siedepunkt spannend unglaublich spannend und geht gnadenlos mit den Nerven der Zuschauer um. Das völlig unerwartete Ende zieht einem dann den Boden unter den Füßen weg.


Ebenfalls aus Spanien ist der Film Timecrimes von Nacho Vigalondo TIMECRIMES spielt mit Zeitparadoxons so als ob es gar nichts wäre und lässt so manche Versuche von früheren Filmen die ebenfalls mit dem Phänomen Zeit gespielt haben blass aussehen.. Timecrimes setzt schon mal ganz anders an, serviert nämlich in erster Linie einen höllisch spannenden und beklemmend unheimlichen Thriller. Die Sache mit der Zeit ist dann das Topping, das Sahnehäubchen obendrauf, das den anfänglichen Horror in ein ausgeklügeltes und komplexes Spiel um die Suche nach dem Sein zwischen Vergangenheit und Zukunft einspinnt. Sein Protagonist Hector entdeckt er per Fernglas eine Frau im Gebüsch, die vor seinen Augen zu strippen anfängt. Als sie plötzlich verschwindet, schleicht Hector in den Wald und findet die Unbekannte splitternackt und bewusstlos auf einer Lichtung. Viel Zeit um über diese Situation nachzudenken bleibt ihm nicht, denn schon rammt ihm jemand aus dem Hinterhalt eine fette Schere in den Arm. Blutüberströmt beginnt Hector, um sein Leben zu rennen. Doch der gespenstisch vermummte Angreifer ist ihm dicht auf den Fersen und kennt kein Erbarmen…Suspense-Horror zum nachdenken und doch temporeich und gnadenlos spannend ist Timecrimes eine weitere Horrorperle aus Spanien.


Der letzte Film ist ein Action-Western aus Japan mit dem Titel SUKIYAKI WESTERN DJANGO – grob gesagt geht es dabei um zwei verfeindete jap. Clans die sich im 12. Jahrhundert mit Schwertern und man höre und staune mit Gewehren gegenseitig den garaus machen. Meiner Meinung nach passt dieser Film nicht zum rest des Festivals und erinnert eher an Filme von Ed Wood in denen Logik keine Rolle spielen…aber ich wollte ihn nicht unerwähnt lassen.
Das Fantasy Film Nights Festival läuft noch in folgenden Städten:
Nürnberg im Cinecitta am 5. und 6. April
Köln im Cinedom am 5. und 6. 4.
Stuttgart im Metropol am 12. und 13. 4.
Hamburg im Cinemaxx am 19. und 20.4. und
Berlin im Cinemaxx ebenfalls am 19. und 20.4.

[url=undefined://www.fantasyfilmfest.com/]Trailer und weitere Infos[/url]

Verfasst: 3. Apr 2008 17:30
von ap
coole Reviews !!!!

Sag mal, di eFilme sind aber nicht alle an einem Abend gelauifen oder ?

Verfasst: 4. Apr 2008 07:49
von Azazel
immer an 2 Tagen über den Tag verteilt.

Verfasst: 4. Apr 2008 09:36
von whitestorm
bin am überlegen, ob ich berlin besuche um das festival mal unsicher zu machen.
bin ja extremst auf Rec gespannt
klingt alles in allem sehr interessant, wobei mir bei den franzosen wohl wieder die magenbeschwerden zu schaffen machen werden :D

Verfasst: 4. Apr 2008 15:31
von Azazel
ich denke das alle Filme gut sind (bis auf den jap.:-))
Erzähl mal wie es Dir gefallen hat!!

Verfasst: 10. Jun 2008 15:11
von ap
zu REC. hab ich ja schon was im zugehörigen Thread geschrieben , sehr geiler Film !

gestern hab ich auch INSIDE gesehen, englisch aber uncut.
@Azi: Ich frag mich wo du da "Tiefgang" gesehen hast, hab ich was verpasst...?
ich fand ihn relativ mittelmäßig, möchte ihn mir aber nochmal auf deutsch ansehen.

[quote author=ap link=topic=10849.msg325024#msg325024 date=1213041847]
[quote author=Thomas Covenant link=topic=10849.msg322051#msg322051 date=1212040688]
Habe ihn jetzt auch gesehen, ja der war sehr hart :!:
Ansonsten würde ich ihn nicht in die Reihe der Superknaller einreihen.
[/quote]

Jep, dem reihe ich mich ein, denn mehr habe ich über diesen Film auch nicht zu sagen, und ehrlich gesagt, mehr als 2 Zeilen ist er auch nicht wert..... ;)

Was für ein gut gemachter, ultrabrutaler Schmarn ?? WTF ? :shock:

Keine Ahnung, der Film ist gerade eben an mir vorbei geplätschert und ich hab mich die ganze Zeit gefragt wann denn endlich dass supercoole Meisterwerk von Terrorfilm kommt von dem alle reden. !! Kam nicht. Stattdessen gabs nen Edel-Sicko der sich selbst zu ernst nimt, Schade. Der Film hätte mehr prollig auf "cool" machen müssen, um mir zu gefallen, aber diese ernsthafte "realistische" Schiene nem ich dem Film nicht ab, dafür ist er zu doof.
An HIGH TENSION reicht er auf gar keinen Fall auch nur im Ansatz ran, denn HIGH TENSION ist spannend, spannend von Anfang bis Ende, HT ist ein faszinierender Film ... und das ist INSIDE eben nicht, INSIDE ist nur ... abgrundtief brutal und gewalttätig, und das ist zu wenig für einen guten/coolen Film.
Sorry... aber wenn die abgrundtief brutale Gewalt nicht wäre, dann wäre der Film stinklangweilig! Denn der Film hat nichts anderes außer eben diesen "Schocks", die einen über die Lauflänge bei Laune halten.
Ich möchte daher den Fim eigentlich auch eher mit SAW vergleichen, als mit HIGH TENSION, natürlich weniger wegen dem Inhalt, als vielmehr mit dem Niveau auf dem die plastisch dargestellte brutale Gewalt betrieben wird. In SAW als auch in INSIDE geht es nur (noch?) um gut produzierte Hochglanz-Gewaltdarstellung der Film bietet nur noch die Bühne/das Umfeld für eben diese Schocks.
HIGH TENSION ist als "Film" viel mehr wert, denn er ist das Kamasutra der Spannungs- und Schockeffekte!

FAZIT: Es bleibt ein sehr brutaler Film, den ich mir nochmal in deutsch ansehen möchte um ihm wirklich endgültig beurteilen zu können. Vorerst bleibt ein eher durchwachsener Eindruck zurückl.
[/quote]

Verfasst: 11. Jun 2008 08:29
von Azazel
Stimme ich schon zu - High Tension ist besser als Inside:-) Ich warte jetzt mal auf F´rontier(s), denn der soll ja alles in den Schatten stellen was es bis dato auf dieser Schiene an filmen gegeben hat.