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Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 12. Apr 2016 22:08
von nola-blair
Da man im Netz über manch schöne und interessante Kurzgeschichte stolpert, und ich kein Fan von dem
bin das man sich mit fremden Federn schmückt, mache ich diesen hier auf. Und wer im Netz noch über Vampir,
Dämonen oder sonst welch Mystische Wesen als Kurzgeschichte stolpert, kann dies gerne hier reinschreiben.
So fange ich mal mit der ersten an:

Das Geheimnis des Vampirs
( geschrieben von Heshthot Sordul, 1996)

Ich bin ein Vampir! Nicht daß mich das weiter stören würde. Zwar beiße ich mir andauernd mit diesen verflixten spitzen Eckzähnen, die wir nicht einfach verschwinden lassen können, wenn wir sie nicht brauchen, auch wenn das der einhelligen Meinung entspricht, in die Zunge, aber ich denke noch zehn bis zwanzig Jahre Übung, dann habe ich auch das raus oder keine Zunge mehr.

Auch den Badeurlaub am Meer konnte ich mir nach der, ich nenne es mal Verwandlung, abschminken, aber ich war nie ein Sonnenanbeter. Meine Freunde brauchten ein wenig länger, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Aber nachdem ich ihnen hoch und heilig (Brrrr, welch Wort) versprochen hatte, ihre Arterien und Venen zu verschonen, ging es nach einer Weile ganz gut. Die größten Probleme mit meiner Verwandlung, mal abgesehen von meinen diversen Nahrungslieferanten, hatte unzweifelhaft meine Freundin. Mal ehrlich, hätten Sie tagsüber gerne eine Leiche in der Wohnung rumliegen? Sehen Sie – meine Freundin auch nicht. Aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß ich wenigstens nicht mehr schnarchte, was sie früher, als ich noch ein Mensch war, zur Weißglut brachte.

So hatte sie tagsüber ihre Ruhe vor mir und auch dies schien ihr, sehr zu meiner Verwunderung, sehr gut zu gefallen. Wie dem auch sei, mittlerweile hat sich alles eingerenkt und wir leben fast wie früher. Nun ja, die Eßgewohnheiten haben sich drastisch geändert, zumindestens was mich angeht, aber meine Freundin hat sich daran gewöhnt, daß ich ihr nur noch beim Essen zuschaue. Am schwierigsten war der ganze organisatorische Krempel. Ich war ja nun tot und konnte bei Tageslicht nichts unternehmen, außer tot in meinem Sarg, welcher im Badezimmer (der einzige Raum unserer Wohnung ohne Fenster) steht. Aber irgendwie schaffte ich es, vorzutäuschen ich habe mich abgesetzt, um am Amazonas seltene Pilzarten zu suchen. Und glauben Sie mir, es ist erschreckend, festzustellen daß man, kaum ist man eine Weile verschwunden, für Niemanden mehr von Interesse ist. Egal, mir soll es recht sein. Ich habe ein Dach über dem Kopf, meine Freunde nehmen mir meine neue Tätigkeit nicht übel und meine Freundin hat sich auch umgewöhnt und scheint eigentlich ganz glücklich zu sein.

Zumal sie auf nichts verzichten muß, das ist nämlich auch wieder so eine Hollywood-Legende. Im Gegenteil, ich habe als Blut saugende Leiche mehr Ausdauer, als zu den Zeiten, als ich noch zu den Lebenden zählte. Alles in allem könnte ich mich also die nächsten Jahrzehnte auf die faule Haut legen, wäre da nicht ein Störfaktor. Meine Freundin, als auch meine Freunde wissen nun, daß ich quasi unsterblich , gegen jede Krankheit gefeit und so gut wie nicht zu töten (oder sollte ich besser – zu vernichten – sagen?) bin. Und jetzt beginnt der Ärger. Denn alle vertreten die Meinung , daß es doch unfair von mir sei, diese Vorteile für mich zu behalten. Tagtäglich oder besser gesagt, nachtnächlich beknien sie mich, sie ebenfalls zu Vampiren zu machen.

Außer dem Umstand, daß es für jemanden wie mich in der heutigen Zeit unerläßlich ist, jemanden zu haben, dem man vertrauen kann und der in der Lage ist, tagsüber zu agieren hält mich nur noch ein winziger Umstand davon ab, meinen Freunden, als auch meiner Freundin diesen Wunsch zu erfüllen: Ich weiss beim besten Willen nicht, wie ich das machen soll.

Ehrlich, ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich jemanden zum Vampir transferieren kann.

Ich sehe es Ihnen an, Sie glauben mir auch nicht. Aber was soll ich machen? Das Argument, irgendwer hat dich doch auch zum Vampir gemacht, habe ich in den letzten Monaten bestimmt mehr als tausend mal gehört. Aber so war das nun mal einfach nicht. Vielleicht sollte ich Ihnen erzählen, wie ich zum Vampir wurde, dann werden Sie verstehen, warum ich es keinem anderen sagen kann Auf jeden Fall Niemandem, der scharf darauf ist, Vampir zu werden und gleichzeitig auch noch weiss, wo er mich finden kann, wenn ich tagsüber ruhe. Warum das so ist, werden Sie wissen, wenn ich Ihnen meine kleine Geschichte erzählt habe. Urteilen Sie selber. Ich bin überzeugt, Sie würden auch ein Geheimnis daraus machen.



*



Ich bin Vertreter für Staubsauger, vielmehr ich war es, als ich noch lebte.

In diesem Job ist man viel und vor allem zu Unzeiten unterwegs. Vor Monaten war es mal wieder so weit. Eine Kundin hatte mich über Gebühr aufgehalten (und noch nicht mal einen Staubsauger gekauft) und ich war nächtens unterwegs, um noch vor Morgengrauen nach Hause zu kommen.

Ich quälte meinen alten Mazda durch eines der dichtesten Schneegestöber, welches ich in meiner Außendiensttätigkeit je bewältigen mußte und betete, daß ich in keiner Schneewehe stecken bleiben würde. Das war mir einmal passiert und ich hatte keine Lust noch mal eine ganze Nacht auf den Streudienst zu warten. Sicherheitshalber hatte ich aber einen Handspaten im Kofferraum deponiert. Einen jener kleineren Spaten mit einem ungefähr 50 cm langen, stabilen Holzgriff, dessen Ende zu einem T auslief. Ich betete inbrünstig zu allen möglichen Göttern, daß ich den Spaten diese Nacht nicht benutzen mußte. Die Straßen waren wie ausgestorben, denn jeder nur halbwegs vernünftige Mensch war zu dieser Stunde und bei diesem Schneegestöber überall anders, aber nicht auf der Straße. So dachte ich zumindestens, bis ich im Dunkeln vor mir ein gespenstisches gelbes Licht zucken sah. Zuerst dachte ich an eine Baustellenlampe, konnte dann aber erkennen, daß es das Warnblinklicht eines schwarzen Autos war, welches halb in den Graben gerutscht war.

Ich fluchte, als ich im Licht der Leselampe sah, daß noch jemand in dem Wagen saß. Ich war noch nie ein großer Menschenfreund und eigentlich selbst in meinem Freundeskreis als Zyniker bekannt, darum hätte ich auch den Teufel getan und angehalten, um irgend jemandem, der zu dämlich zum Autofahren ist, aus einem Schneehügel zu buddeln, der größer, als mein Gartenhäuschen war. Aber ein nicht zu verachtender Umstand, bewog mich dazu, doch anzuhalten, meinerseits das Warnblinklicht einzuschalten (nicht das ich damit rechnete, daß noch irgendwer sonst unterwegs wäre - aber man weiss ja nie), in die beißende Kälte auszusteigen und den Spaten vorsorglich aus dem Kofferraum zu holen.

Dieser Umstand hatte lange rote Haare, eine süße Stupsnase und hatte mich mit großen hilfeflehenden Augen angeschaut, als ich auf Höhe des ,gestrandeten' Autos war. Kurzum, in dem Wagen saß eine junge Frau, welche meiner Hilfe bedurfte. Da konnte ich nicht widerstehen. Zwar war von dem Gesicht nicht allzuviel zu erkennen, weil sie sich einen dicken Schal bis zur Nase hochgezogen hatte, aber das was ich sehen konnte, ließ mich, entgegen meiner Gewohnheit, alle Bedenken vergessen.

Ich ging also zum Wagen und die Rothaarige kurbelte das Fenster herunter. Sie bedankte sich überschwenglich für meine Hilfsbereitschaft und versprach, daß es nicht mein Schaden sein solle, wenn ich ihr aus dieser Misere helfen würde. Was sollte ich also machen verehrter Leser. Was hätten Sie getan? Ich fing an Schnee zu schaufeln. Ab und an versank ich bis zu den Knien im Schnee, aber eigentlich hielt ich mich ganz wacker. Gedanklich lenkte ich mich mit Phantasien ab, in denen die kleine Rothaarige dort im Auto die Hauptrolle spielte. Nicht daß ich untreu wäre, aber was meine Freundin nicht weiß, macht sie nicht heiß. Ich schaufelte also weiter am Heck des Autos und langsam wurde mir trotz der Kälte recht warm. Gerade als ich den Spaten in einen Schneehaufen stecken wollte, um mir die Jacke auszuziehen, hörte ich das dumpfe Geräusch einer Autotüre, die zugeworfen wird. Ich blickte auf und sah die Rothaarige vor mir stehen. Mir stockte der Atem und ich starrte sie mit großen Augen an. Einmal, weil sie nur mit einem hauchdünnen Abendkleid bekleidet war, welches mehr von ihrem betörenden Körper zeigte, als verbarg. Zum anderen, weil sie den Schal nicht mehr umgebunden hatte und mich mit einem breiten Lächeln ansah. Eigentlich war es mehr ein höhnisches Grinsen, wenn ich ehrlich bin. Aber ausschlaggebend für meinen Schrecken waren eigentlich ihre Zähne. Glauben sie mir, während meiner Tätigkeit ist mir schon so manch großer Hund mit gefletschten Zähnen entgegengekommen, aber keiner, egal wie groß er gewesen war, hatte solche Reißzähne im Mund, wie diese zierliche Lady, die da drei Meter von mir entfernt im fallenden Schnee stand. Langsam kam sie näher und ich dachte, daß es sich um einen schlechten Scherz handele, aber als sie mich dann fauchend ansprang und mit ihrem Mördergebiß auf meine Kehle zielte, hörte für mich der Spaß auf. Sollte sie doch ihre Dreckskarre selber aus dem Schnee buddeln.

Ich ließ mich seitwärts fallen, als sie wie eine Löwin auf mich zusprang und hatte das Glück, daß sie an mir vorbei sprang. Sie landete schräg hinter mir im Schnee und versank erstemal in der Wehe. Als sie sich blitzschnell daraus befreit hatte, landete sie einen wirklich harten Treffer mit der Breitseite des Spatens. Es gab ein lautes metallenes Geräusch, als der Spaten gegen den Schädel der Furie knallte und der Holzgriff des Spatens brach unterhalb des Metalles durch, während die Schönheit abermals zu Boden ging. Als sie dieses Mal aufstand war sie nicht mehr ganz so hübsch im Gesicht.

Das Spatenblatt hatte ihre rechte Gesichtshälfte heftig deformiert und ich grinste innerlich kurz. Dieser Gefühlsausbruch legte sich aber ziemlich schnell, als ich sah, wie sich die verrutschten Gesichtszüge von alleine richteten und sich die Abschürfungen und Prellungen im Gesicht der Rothaarigen ziemlich fix in Wohlgefallen auflösten.

Nur ein paar Sekunden nach dem Treffer, war die Lady wieder völlig hergestellt und grinste mich diabolisch an.

Da stand ich nun bis zu den Knien im Schnee und hielt ein kurzes Stöckchen in der Hand. Gott kam ich mir albern vor.

Die Frau mit den hübschen Beißerchen stand unversehrt vor mir und fauchte. Dann bewegte sie sich langsam auf mich zu und versuchte mir klarzumachen, daß es doch Blödsinn sei, sich zu wehren und daß dieser nutzlose Widerstand es mir doch letztendlich nur noch schwerer machen würde. Zu sterben hätte ich jetzt eh. Nun, das sah ich nicht so und im gleichen Maße, wie sie auf mich zukam, zog ich mich zurück. Ich war gar nicht versessen darauf mit ihren Fangzähnen Bekanntschaft zu machen, denn mittlerweile war ich durchaus davon überzeugt, daß die Hauer echt waren und es sich zweifelsohne nicht um billige Plastikzähne handelte. Ich ackerte mich also langsam rückwärts durch den hohen Schnee und achtete penibel darauf, daß mir die Dame nicht zu nahe kam. Dabei fuchtelte ich mit dem Stöckchen, immerhin meiner einzigen Waffe, vor mir her. Sie lachte nur und trieb mich weiter. Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien, was ja schon nicht schlecht war. Wenn es mir jetzt noch gelang in meinen Wagen zu kommen ohne zerfleischt zu werden, könnte die Nacht durchaus noch ganz nett enden.

Die Lady schien aber ganz andere Pläne zu haben, denn plötzlich sprang sie auf mich zu, die Hände mit den langen spitzen Fingernägeln wie Klauen gespreizt. Ich schrie auf und versuchte auszuweichen, was mir aber in diesem verfluchten Schnee nicht gelang. (Ich habe nie viel von Wintersport gehalten!)

Na ja machen wir's kurz. Bei meinen Bemühungen, dem Angriff auszuweichen fiel ich ziemlich unspektakulär auf den Hosenboden. Instinktiv hielt ich die Hände zur Abwehr erhoben. Die Lady landete fauchend direkt auf mir und ich wußte nichts besseres, als sie fest in die Arme zu nehmen und an mich zu drücken.

Nicht daß ich noch großen Wert auf solche Intimitäten gelegt hätte, aber ich dachte mir, besser ich umklammere sie, als umgekehrt. Wir rangelten also ein wenig im Schnee herum, mal lag sie oben, mal lag ich oben und so hätte es bis zur Schneeschmelze weitergehen können, wäre es ihr nicht gelungen, sich mit einem Ruck zu befreien. Ich lag auf dem Rücken, beide Hände nach hinten ausgestreckt und sie saß quasi auf meinen Oberschenkeln und lachte siegessicher. Meine Gedanken rasten und noch bevor mir etwas geniales einfiel, die Situation wieder zu meinen Gunsten zu ändern, handelte mein Körper von alleine. Den abgebrochenen Spatenstiel hielt ich immer noch in Händen. Während mein Geist fieberhaft überlegte, entschlossen sich meine Arme zuzuschlagen. Und das taten sie dann auch. Meine Fäuste stießen mit Wucht über meinem Kopf nach vorne und rammten den Spatenstiel mit einem schmatzenden Geräusch in die Brust der aufdringlichen Schönheit.

Der rothaarigen Lady entglitten sämtliche Gesichtszüge. Sie riß die Augen, als auch den zahnbewehrten Mund weit auf und ein Röcheln entrang sich ihrer Kehle. Ich ließ den Stiel los und drückte die Gepfählte von mir. Den Stiel mit beiden Händen umfassend fiel sie nach hinten auf den Rücken. Ich rappelte mich auf und stellte mich neben sie. Als ich in ihr Gesicht blickte, sah ich, daß sie mich mit einem spöttischen Blick ansah. Dann schwafelte sie noch etwas in der Art, daß sie trotzdem gewonnen hätte und ich der Verlierer sei. Eine seltsame Einstellung für jemanden, der mit einem Holzstiel im Herzen, sterbend im blutgetränkten Schnee liegt, aber bitte - ich bin ja nicht kleinlich. Wenn sie denn meinte..., ich wußte es ja besser. Ich lebte und sie gleich nicht mehr. Keine Frage, wer gewonnen hatte. Ich überlegte schon, von wo aus ich die Polizei benachrichtigen könnte, als mir die Lady den Gefallen tat mit einem letzten Fauchen dahinzuscheiden und...- Wunder über Wunder, sich tatsächlich anfing aufzulösen. Christopher Lee wäre stolz auf sie gewesen. Ich dachte, diese schrecklichste Episode meines Lebens (mal abgesehen vom Rinderbraten meiner Freundin) wäre ausgestanden, als mich ein heftiger, schneidender Schmerz durchfuhr. Ich stöhnte auf und ließ mich auf die Knie fallen. Kaskaden von irrsinnigem Schmerz schüttelten mich durch und als sie endlich nachließen - welch entzückende Überraschung - atmete ich nicht mehr und auch mein Herz schlug nicht mehr. Ich spürte auch die Kälte nicht mehr und das beste war, ich biß mir das erste Mal mit den spitzen langen Eckzähnen, welche mir urplötzlich wuchsen, heftig in die Unterlippe und hatte den Mund voll meines eigenen Blutes. Und wie gut dieses Blut schmeckte, hmm..., ich kann es nicht in Worte fassen. Ich war doch tatsächlich zum Vampir geworden, ohne daß dieser weibliche Vampir mit den langen roten Haaren mich auch nur gekratzt hätte. Ich hatte mich verwandelt, indem ich den Vampir tötete. Jetzt wußte ich auch, warum es nicht all zu viele Wesen dieser Spezies gibt.

Sagen Sie selber verehrter Leser, würden Sie unter diesen Umständen Ihren Freunden, die ganz versessen darauf sind, Vampire zu werden, erzählen, wie Sie zum Vampir wurden???

Sehen Sie!

http://www.vampyrbibliothek.de/geschrie ... ampirs.htm

Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 13. Apr 2016 02:59
von nola-blair
Brief an einen Freund
( geschrieben von Clarimonde)

Lieber Freund!

Ich habe da eine kleine Story zum Besten zu geben, die Dir sicherlich
gefallen wird; besonders in Hinsicht auf die jüngsten Ereignisse, Du weißt
schon wo. Das ist das Tolle daran, wenn man noch keine fünfzig Jahre lang Vampir
ist, man kann sich über derlei Kleinigkeiten noch köstlich amüsieren. Ich
für meinen Teil gedenke diesen Umstand so gründlich wie möglich
auszunutzen, bis ich so verknöchere wie die Alten.

Ich habe nämlich kürzlich wieder den Weg eines selbsternannten Jägers
gekreuzt. Diese Typen sind aber auch zu putzig. Dieser hier, um den es
geht, war noch nicht sehr alt, ich schätze ihn auf fünfundzwanzig. Es war einer von
der Sorte, die den hochintelligenten Klassendeppen geben. Weißt schon,
die, die nie auf Parties eingeladen werden, außer als unterhaltsamer Idiot.
Solche brauchen immer ein "höheres Ziel", und oft verrennen sie sich
dementsprechend. Als ich noch lebte, war ich selber eine von der Fraktion.
Ich hatte mich damit arrangiert, aber jetzt als Unsterbliche ist das Leben doch
weitaus unterhaltsamer. Wie auch immer, ich stieß durch Zufall auf "meinen"
Vampir-Weidmann. Ich war gerade ein bißchen melancholisch drauf und
stattete dem Alten Friedhof einen Besuch ab. Und da sah ich ihn hinter einem Grabstein
kauern und verbissen vor sich hinfrieren, während er grimmig im Geiste die
Schlüsselstellen aus "Dracula" durchging - vermutlich zum sechzigsten
Male. Was für eine nette Überraschung. Das versprach eine Menge guter Unterhaltung. Mein
Entschluß stand ziemlich schnell fest. Amüsiert beobachtete ich noch ein
paar Stunden, wie er gegen das Einschlafen ankämpfte, schließlich zog ich
mich bis auf die Unterwäsche aus (diese Freaks erwarten ja immer möglichst
wenig Bekleidung an uns weiblichen Blutsaugern) und ließ mich kurz blicken. Das
genügte. Er fuhr dermaßen auf, daß er fast seine Grabtafel umgeschmissen
hätte. Zischend markierte ich einen Abgang in die nächstbeste Gruft, von
wo aus ich kichernd den Heimweg antrat.

Gegen halb zwölf traf ich am nächsten Abend auf dem Friedhof seiner Wahl
ein. Von ihm unbemerkt (ich glaube, wenn ich als Schlumpf kostümiert
gewesen und auf einem Einrad den Baby-Elephant-Walk trompetend vor ihm auf und ab
paradiert wäre, hätte er mich nicht registriert, so sehr war er auf
gruselige Untote konzentriert) positionierte ich mich pflichtbewußt in der
malerischen alten Gruft. Wie erwartet hatte er deren Eingang rundum mit zerbröselter
Hostie versehen. Wie im Buche.

Er war offensichtlich schon seit längerem hier, und seine riechbare
Nervosität stieg, umso mehr sich der kleine Zeiger der Zwölf näherte. Wie
ich hatte auch er sich bühnenreif kostümiert, so mit schwarzem Schlapphut
und ausgebeulter Ledertasche. Ich konnte mich jetzt schon kaum mehr
beherrschen vor Heiterkeit.

Schön pünktlich um Mitternacht machte ich mich daran, die halb verfallene
Sandsteingruft zu verlassen. Ich kam mir vor wie zum Tee bei Christopher
Lee und Peter Cushing. Und da stand er - mein kleiner tapferer Zinnsoldat.
Geschockt durch die Es-ist-alles-wahr-Erkenntnis, die in derlei Fällen
einzutreten pflegt, konnte er erst mal keinen Finger rühren. Fast hätte
ich gegrinst - offensichtlich hatte ich seine sämtlichen Erwartungen erfüllt. In seiner
Aufregung fiel ihm gar nicht ein zu bemerken, daß ich perfekt frisiert war
und mir auch beim Auftragen eines kinoreifen Vampirschlampen-Makeups alle
Mühe gegeben hatte. Andererseits ist das ja sowieso einer der beständigsten und
häufigsten Charakterzüge sterblicher Männer - die merken einfach keinen
Unterschied, wenn man seinen neu erstandenen (sauteuren) Lippenstift
ausprobiert. Nicht mal, wenn die Süße plötzlich nicht mehr braune, sondern
rote Haare hat, fällt ihnen das auf. Der Trick mit der Haarfarbe klappt überhaupt nur
bei Blond.

Ich holte also meine sämtlichen "Dracula"-Kenntnisse aus der Schublade und
gab meine beste Lucy. Mit rollenden Augen, gespreizten Fingernägeln und
tiefem Dekolleté sprang ich geifernd auf ihn zu. Dabei kreischte ich
möglichst irre, um mein Lachen irgendwie zu kaschieren. Aber es wirkte. Er erschrak
wie eine Nonne im Swingerclub und riß instinktiv seine Mitbringsel - einen
Holzpflock und ein silbernes Kreuz; ich hasse Klischees und hätte kotzen
können über diese Einfallslosigkeit - in die Höhe. Da sein Plan nur allzu leicht
zu durchschauen war, tat ich genau das, was er von mir wollte - mit vollem
Karacho spießte ich mich selber auf seinen Hühnchenbrater, um dann mit
effektvollem Gurgeln und Stöhnen, nicht zu vergessen einem ordentlichen
Schwall schwarzer Flüssigkeit aus dem Mund, theatralisch zu Boden zu sinken. Dort
angekommen zuckte ich noch ein bißchen rum, um schließlich sämtliche
Muskeln erschlaffen zu lassen und darauf zu warten, daß das geschah, was in
Horrorfilmen immer geschieht und das also auch mein kleiner Nachwuchs-van Helsing tun
würde. Regungslos lauschte ich seinem hyperventilierendem Japsen, das
direkt an der Schwelle zur Panikattacke balancierte. Mann, wenn er jetzt die
Krise kriegen und abhauen würde, hätte ich dieses schicke durchsichtige Negligé
ganz für umme ruiniert. Ich ließ also noch ein wenig Nebel aus den
Körperöffnungen aufsteigen, um ihn davon zu überzeugen, daß es kein Mensch
gewesen war, den er da eben umgelegt hatte. Es funktionierte. Tatsächlich kam er
zögerlich näher, offensichtlich in der Erwartung, einer spektakulären
grünschleimigen Auflösung beizuwohnen. Und er gab noch einen Bonus: Auf
die Knie sinkend beugte er sich über mich, wahrscheinlich wollte er wissen, ob "erlöste"
Vampirfrauen wirklich so spitze aussahen wie Bram es beschreibt. Er
brachte sein schweißüberzogenes Gesichtchen ganz nahe an das meine heran. Ich weiß
schon, was Du denkst, was jetzt geschah. Pustekuchen. Ich legte nur ganz sachte,
so daß er es nicht mal bemerkte, meine Arme um ihn. Als er wieder
aufstehen wollte und bemerkte, daß es nicht hinhaute und schließlich den Grund dafür
erkannte, ließ er erst mal einen kräftigen Strahl Brauchwasser ab. Egal,
das Nachthemd, das ich trug, war eh nicht mehr zu retten. Ich hob die Lider
und grinste ihm unverschämt direkt in die schreckgeweiteten Augen.
Finale!
Daraufhin schlug ich ihm meine Zähne in den Hals und tankte erst mal auf.
Und soll ich Dir was erzählen? Es gefiel ihm! Er bekam doch tatsächlich eine Beule
in der nassen Hose! Ich hätte mich totlachen können! Kurz bevor er den Abgang
probte, hinterließ er der Welt noch eine beachtliche Portion Vermächtnis.
Wahrscheinlich glaubte er auch noch an Flugbestäubung.

Nachdem er dann schlußendlich doch noch nachgab (die Angst hatte ihn, wie
es so schön heißt, beflügelt, so daß es seine Zeit dauerte, bis er endlich
beschloß zu sterben), setzte ich mich auf, legte den Kopf in den Nacken
und lachte erst mal, bis ich keine Luft mehr bekam. Was für ein netter Abend.
Ich schwöre, ihm hat es auch Spaß gemacht. Ich lachte immer noch, als er
sich wieder zu regen begann. Und am meisten lachte ich, als er schnallte, was
Sache war.

Man kriegt im Leben - und auch danach - eben immer das, was man sich tief
im alleruntersten Unterbewußtsein wünscht. Momentan zum Beispiel sitzt er
im Keller und poliert verschimmelte Reitstiefel mit dem zerfledderten Kadaver
seines Abendessens. Was soll ich da noch anfügen? Er ist endlich
glücklich. Naja, ich denke, daß er´s sowieso nicht lange machen wird. Er hat nicht
dieses Skrupellosigkeitspotential, das Voraussetzung ist für eine ewige
Existenz und das man zu Lebzeiten oft gar nicht bemerkt. Ehrlich, nehmen wir mal
Ceaucescu (mein Lieblingsvergleich) - er hätte entgegen aller menschlicher
Ansicht einen miserablen Vampir abgegeben. Er war einfach nur krank, nicht
beseelt von dieser exquisiten Bosheit.

Mein kleiner Renfield wird, eher früher denn später, den Löffel abgeben.
Viel zu vorurteilsbelastet, der Gute. Entweder wird er aus Angst vor dem
Sonnenaufgang, einem Kranz Knoblauch oder einem Schluck Weihwasser (das
einzig Gefährliche an letzterem ist übrigens die hohe Krankheitserregerkonzentration
darin - freilich kann uns das nicht viel anhaben) krepieren. Das
"unsterbliche" Pendant zum Herzinfarkt. Die Menschen weigern sich einfach,
das Offensichtliche zu akzeptieren, nämlich daß der Grund für alles ihre
eigenen Erwartungen sind. Oder er dreht durch und meint, die legendären "echten"
Vampire kopieren zu müssen. Ich meine Léger oder Haarmann oder Landru. Solange bis
sie ihn einfangen und, was weiß ich, wegsperren, bis er verdurstet ist,
oder ihn gleich grillen. Je nachdem, wo er sich erwischen läßt. Bis dahin kann
er aber ruhig noch ein bißchen mein Haus auf Vordermann bringen. Als nächstes
werde ich ihm wohl vorschlagen, den Kompost umzustechen. Das wird ihm
gefallen.

Schwer am Planen, Deine

Antoinette

http://www.vampyrbibliothek.de/geschrie ... freund.htm

Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 13. Apr 2016 11:40
von Tyger
Wäre es okay, wenn wir den Thread in den Literaturbereich verschieben, Nola? Ich finde, da passt er besser hin.
Und noch eine Überlegung: Es ist rechtlich nicht ganz unproblematisch, Stories hier hineinzukopieren, wenn der Autor sie nicht ausdrücklich zur öffentlichen Verwendung freigegeben hat; es wäre sicher besser, die Stories nur zu verlinken oder sie zumindest um den Link zu ergänzen, wo sie original zu finden sind.

Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 13. Apr 2016 15:43
von nola-blair
Ich danke dir Tyger für die Info, denn daran habe ich nicht gedacht. Wurde sofort nachgeholt. ;)

Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 13. Apr 2016 19:08
von nola-blair
Der Brückentroll
Autor: Andreas Fischer

Mit einem schiefen Grinsen versperrte der große, hässliche Brückentroll dem Kaufmann die schmale Brücke, "Du zahlen auf der Stelle, sonst Dich ich werden mit Haut und Haar fressen!"

"Geht mir lieber aus dem Weg, du Mißgeburt Tromothans." grummelte der dickliche Mann tapfer.

"Haben großen Mund, Fettbauch. Was ich von Dir zuerst fressen? Dich lassen leiden, fressen zuerst Beine!" schmatzte der Troll und hob eine blutverkrustete Axt.

"Yieks!" schrie der füllige Händler und wich verängstigt zurück.

Dem Troll entwich ein freudiges, wildes Geheul und er stürzte auf den Menschen los. Seine Mordwaffe hob er bedrohlich weit über sich, um den Kopf des Mannes mit einem gezielten Schlag zu spalten. "Nein, mir mehr Spaß machen! Spalten Deinen Kopf."

Zu spät erkannte der Dicke seinen Fehler, er hätte den Troll nicht reizen dürfen. Sein Ende war besiegelt, er würde keine Zeit mehr haben ein Stoßgebet gen Himmel zu sprechen.

Bereits im nächsten Augenblick war der Kopf des Händlers gespalten. Flugs wurde er von dem hageren Troll gepackt und unter die Brücke gezerrt. Schmatzende Laute verrieten, daß dem Troll das fettige Fleisch schmeckte.

Im Halbdunkel des Waldes, der nicht weit von der Brücke entfernt lag, sahen die beiden halb erwachsenen Jungen ihren Vater mit großen aufgerissenen Augen entsetzt an. Dies war der erste Mord, den sie in ihren jungen Leben zu sehen bekommen hatten. Ihr Vater hatte sie bereits frühmorgens zu dieser Stelle geführt und nicht verraten, was sie dort eigentlich wollten.

"Wa-warum, Vater?" stammelte der ältere von den beiden Jungen.

"Ihr seid nun alt genug zu sehen, wie grausam diese Welt ist. An allen Ecken und Enden lauern Gefahren, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennt. Dieser Kaufmann war nicht nur dick, sondern auch dumm. Seht nur, sein Karren steht noch vor der Brücke. Holt ihn, solange der Troll noch beschäftigt ist!"

"Vater!" flehte der jüngere von den beiden Jungen seinen Vater inständig an. "Der Troll wird uns töten!"

"Wenn ihr beide noch länger zögert, glaube ich das auch! Schnell beeilt euch!" forderte er seine beiden Kinder auf.

Mit wackeligen Beinen und wild pochenden Herz liefen die beiden Burschen eilig los. Je näher sie an den Karren kamen, um so größer wurde das mulmige Gefühl in ihnen. Den beiden steckte ein gigantischer Kloß im Hals, als sie endlich den Karren erreicht hatten.

Wieder war ein Reißen von Fleisch zu hören, dem ein genüßliches Schmatzen und ein röhrender Rülpser folgten.

Mit vereinten Kräften schoben und zogen die Jungen an dem Karren, doch so sehr sie sich auch anstrengten, es gelang ihnen nicht. Der hölzerne Karren wollte sich nicht bewegen.

Weitere schmatzende Geräusche ließen die Kinder innehalten. Eine dicke Gänsehaut hatte sich auf ihren Körpern gebildet und trotz des warmen Tages fröstelten die beiden nun. Aber ohne ihre, doch so sichere Beute, wollten die beiden nicht zu ihrem Vater zurückkehren.


Langsam lüftete sich die Plane, die über den Karren gespannt war. Eine junge Frau, mit einem spitzbübischen Gesichtsausdruck wie auch ein junger Mann, mit gleicher Miene, krochen hervor und stiegen leise vom Karren.

Kaum hatten sie den weichen Waldboden erreicht, rollte ihr Karren auch schon los. Aber nicht in ihre Richtung, sondern wieder in den Wald hinein.

Verdutzt blickte sich das Pärchen an und hechtete hinter ihrem Gefährt her, das wie von Geisterhand gezogen in den halbdunklen Wald zurückrollte.

"Sehr gut, Jungs!" erhob sich eine erwachsene, lobende Stimme.

"Das war überhaupt nicht gut!" murmelte der junge Mann und stieg auf den Karren um einen besseren Blick zu haben. Auf der anderen Seite sah er zwei halbwüchsige Jungen, die sichtlich nach Atem rangen, sowie einen Mann, der wohl der Vater dieser Kinder war.

"Ihr spinnt wohl!" herrschte der junge Mann die drei an, die ihn erstaunt anschauten.

"Wir haben den Karren zuerst gesehen!" rechtfertigte sich der Vater und schob sich schützend vor seine Söhne.

"Es ist aber unser Karren!" fügte die junge Frau hinzu, die hinter der Rückseite des Karrens hervortrat.

"Geschwätz!" blockte der Vater grob ab. "Der Karren gehört jetzt uns. Der Besitzer wird gerade vom Troll verspeist und wir haben dieses Gefährt zuerst gesehen und geholt!"

Über das ernste Gesicht des jungen Mannes legte sich wieder ein spitzbübische Miene. "Ihr seid auf den gleichen Trick hereingefallen, wie der Troll!" grinste er amüsiert.

"Wie? Trick?" der Vater schien nicht recht zu begreifen. "Meine Söhne und ich, wir haben genau gesehen, wie der Troll den Kaufmann, den Besitzer dieses Karrens, getötet hat. Man hört die schmatzenden Geräusche des Trolls sogar bis hierhin!"

Für einen kleinen Moment kehrte eine kurze idyllische Ruhe ein, die von leisen satten, schmatzenden Geräuschen gestört wurde.

"Der Troll frißt soeben Luft!" grinste der Jüngling frech.

"Wie Luft? Der Troll frißt gerade den dicken Kaufmann auf!" widersprach der Vater.

"Vater! DA!" rief der jüngere seiner Söhne entsetzt auf. In dem hitzigen Wortgefecht hatte es der Troll geschafft, sich unbemerkt der Gruppe zu nähern. "Fleisch!" grölte er fröhlich und mit gieriger Stimme.

"Leckeres, junges Menschenfleisch!"

"LAUFT! Rennt um euer Leben!" kreischte der Vater ängstlich auf und stürzte mit weiterem Gekreische in das Unterholz des Waldes zurück, dicht gefolgt von seinen Söhnen, die ebenfalls panikerfüllt um ihr Leben rannten.

Mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck bedachte der junge Spitzbube den Troll. "Gut gemacht, Lirian! Ich wußte gar nicht, daß Du so eindrucksvoll diesen Brückentroll imitieren kannst!"


Obwohl der Vater mit seinen Söhnen schon weit genug geflohen waren, hörten sie noch den gellenden Todesschrei der beiden Spitzbuben nah an ihren Ohren.

http://fantasyguide.de/der-brueckentrol ... scher.html

Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 13. Apr 2016 20:14
von gabor
Trolle...mmmh...es gibt ein paar, die sogar in verständlicher Sprache reden...
Immer bereit!

Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 14. Apr 2016 19:48
von nola-blair
Ein teuflischer Traum

(1988 Copyright by Heshthot Sordul)


Das gehörnte Wesen kam näher. Man konnte schon seinen fauligen, schwefeligen Atem riechen. Ich lief weiter – lief, wie noch nie in meinem Leben. Aber je schneller ich rannte, um so langsamer schien ich mich vorwärts zu bewegen. Der Gehörnte kam näher und näher, sein sengender Atem verbrannte mir meinen Rücken. Kleine Flammen züngelten über meine Kleidung. Ich schrie – und erwachte schweißgebadet in meinem Bett. Ein Blick auf meine mit Leuchtziffern versehenen Uhr, deren phosphorzierenden Zeiger mattgrün neben meinem Bett leuchtete, zeigte mir, dass es kurz nach eins war. Ich hatte schon wieder geträumt. Dieser Traum verfolgte mich jede Nacht. Ich ging spazieren, verirrte mich auf einem Friedhof, fiel in ein Loch, landete in einem dunklen Tunnel, wurde von einem gehörnten Dämon angegriffen und verfolgt. Ich rannte und rannte, kam aber nicht vorwärts und wachte in dem Moment auf, in welchem ich anfing durch den heißen Atem meines schrecklichen Verfolgers zu brennen. Mit zitternden Fingern angelte ich mir eine Lucky Strike aus der Schachtel und verbrauchte drei Streichhölzer, bis ich den Glimmstängel endlich am brennen hatte. Tief zog ich den Rauch in meine Lunge. Und mit jedem Zug wurde ich ruhiger. Was hatte dieser Traum zu bedeuten, der mich jetzt schon seit Wochen am Schlafen hinderte? Ich zermarterte mir den Kopf, kam aber zu keinem Ergebnis. Ich legte mich, die Zigarette noch im Mund wieder hin, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Aber das war ein Fehler. Sofort sah ich wieder den Gehörnten vor mir. Seine schräg stehenden gelben Augen verengten sich uns sein geiferndes mit spitzen Fangzähnen versehenes Maul zog sich teuflisch grinsend von einem der langen spitzen Ohren zum anderen. Seine lange gespaltene Zunge schoss zwischen den gelben Reißzähnen hervor. Und da sah ich den goldenen Ohrring, den der Gehörnte trug und ich wusste sofort, dass ich diesen Ring bereits an einem anderen Ort und an einem anderen Ohr gesehen hatte. Ich riss die Augen wieder auf. Sofort verschwand der Alptraum und ich blickte gegen die triste blaue Tapete, welche mein kleines möbliert gemietetes Zimmer schmückte.

Der Ohrring, dieser goldene Ohrring, wo hatte ich den nur schon einmal gesehen? Ich warf die herunter gebrannte Kippe in den Ascher, steckte mir eine neue ins Gesicht und überlegte. Dann fiel es mir plötzlich ein. Es war schon einige Zeit her, ich hatte getrunken und war bereits nicht mehr ganz nüchtern. Eigentlich war ich vollkommen betrunken! Auf dem Weg von der Kneipe nach Hause begegnete mir eine heruntergekommene uralte Zigeunerin, die mit gekrümmten Rücken an einem Stock gestützt näher kam, die linke Hand flehend erhoben. Sie sprach mich mit ihrer hohen krächzenden Stimme an und bat mich inständig ich müsse ihr helfen. Ihr kleiner Hund sei in einen Brunnenschacht gefallen und käme aus diesem nicht mehr mit eigener Kraft heraus. Sie selber sei zu alt und zu schwach , um in den Brunnen zu klettern und darum flehe sie mich nun an, so barmherzig zu sein und ihrem Hund zu helfen. Ich lachte die Alte in meinem trunkenen Zustand nur aus und gab ihr den Rat ebenfalls in den Brunnen zu springen und als sie auf die Knie fiel und bittend meine Hand ergriff, trat ich gegen ihre rechte Schulter, so dass sie auf den Rücken fiel. Ich sagte ihr, sie sei eine alte verkommene Hexe und ich wünschte sie würde wie ihr verlauster Köter in einem tiefen Brunnen verrecken.

An und für sich bin ich kein Unmensch. Nur an diesem Tag hatte ich wie gesagt getrunken und Zigeuner konnte ich noch nie ausstehen. So ließ ich die Alte liegen und wendete mich ab, um endlich nach Hause und ins Bett zu kommen. Da rief die Alte mich nochmals an und ihre ehedem schwache Stimme hörte sich an wie Donner. Sie verfluchte mich in drei Teufels Namen und kreischte, dass ich böse Träume haben würde, sieben Jahre lang! Und dass sie dafür sorgen würde, dass mein Traum ein Traum bleiben würde – sieben lange Jahre oder bis zu ihrem Tode, falls dieser sie in den sieben verfluchten Jahren ereilen sollte. Und dann sagte sie noch, ich solle die Zeit genießen.

Noch niemals vorher war ich verflucht worden und ich fand den Gedanken sehr spaßig, zumal ich nicht abergläubisch war und an solche Hirngespinste nun wirklich nicht glaubte. Ich ließ die Alte also liegen und machte mich auf den Heimweg, um endlich meinen Rausch ausschlafen zu können.

Am nächsten Tag hatte ich die Alte und ihren lächerlichen Fluch bereits vergessen. Ein paar Tage später fingen dann diese verdammten Alpträume an. Mit einer fahrigen Bewegung wischte ich mir den Schweiß aus meinem Gesicht. Diese verhexte Zigeunerin hatte genau den gleichen Ohrring, wie das Monster aus meinem Traum und mir wurde klar, dass an ihrem Fluch etwas dran sein musste. Ich glaubte zwar nicht an Zauberei oder so, aber vielleicht hatte die Alte mich ja hypnotisiert. Ich dachte noch einmal an ihre Worte – sie sagte, dass sie dafür sorgen würde, dass mein Traum ein Traum bleibt und zwar sieben Jahre lang, es sei denn, sie würde innerhalb dieser Zeit sterben. Sieben Jahre lang diesen grausamen Traum? Nein – das wollte ich auf gar keinen Fall. Die Alte musste folglich sterben. Nicht, dass ich ein kaltblütiger Mörder wäre, beileibe nicht, aber ich war mit meinen Kräften so ziemlich am Ende. Kein Wunder – konnte ich doch kaum noch schlafen. So ging das nicht weiter. Ich sprang also aus dem Bett und kleidete mich an. Dann verließ ich meine Wohnung. Ich war wie besessen von dem Gedanken die Zigeunerin zu finden und sie dazu zu bewegen, diesen Fluch von mir zu nehmen. Und dann wusste ich auf einmal, dass ich die Alte tatsächlich töten würde, sollte sie mich nicht von diesem Alptraum befreien. Hauptsache ich musste niemals wieder in diese abartige gehörnte Fratze blicken. Ja – wenn es sein müsste, würde ich die Hexe umbringen, um endlich wieder ruhig schlafen zu können. Mit diesem Gedanken öffnete ich die Tür und trat in die Nacht hinaus.



*



Es war eine schwüle trockene Nacht. Trotzdem fröstelte es mich und ich zog die Jacke enger zusammen. Dann machte ich mich auf den Weg. Bald hatte ich die Stelle erreicht, an welcher ich damals die alte Zigeunerin getroffen hatte. Ich sah mich um , denn irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Ich ging weiter und nach einer Weile fand ich tatsächlich den alten Brunnen. Er lag etwas abseits in einem Park. Ich beugte mich über den Rand, konnte aber in der Dunkelheit des Brunnenschachtes nichts erkennen. Ich schaute mich um und entdeckte in einem Busch eine alte Zeitung, die irgend jemand achtlos hier weggeworfen hatte. Diese hob ich auf, knüllte sie zusammen und zündete sie an. Die brennende Zeitung warf ich dann in den Schacht. Die langsam nach unten trudelnde Flamme warf unheimliche Schatten an die Innenwände des Brunnens und blieb dann ungefähr zehn Meter tiefer liegen. Das Innere des Schachtes war mit Geröll und Schutt aufgefüllt worden und darauf lag, wie ich in dem flackernden Licht erkenne konnte ein Hundeskelett.

Anscheinend war der Kadaver von hungrigen Ratten und anderem Ungeziefer bis auf die bleichen Knochen abgenagt worden. Und noch etwas entdeckte ich . Rund um das fahle Knochengerüst des verendeten Hundes lagen Blumensträuße. Die meisten alt und verwelkt, aber ein paar andere schienen neueren Datums zu sein. Sollte die Alte etwa regelmäßig an diesen Ort kommen, um ihrem toten Liebling Blumen ins tiefe Grab zu werfen? Das wäre ja ganz famos, dachte ich mir, denn das ersparte mir langes suchen. Ich hätte nichts weiter zu tun, als hier auf die vermaledeite Hexe zu warten, die mich, wie auch immer, um meine Nachtruhe brachte. Ich wartete noch zwei Stunden am Brunnen, gab es dann aber auf. Einmal weil mir die Zigaretten ausgingen und zum anderen, weil es bereits dämmerte. Aber ich beschloss am nächsten Tag wiederzukommen und zwar ein wenig früher.

Am nächsten Abend tat ich das dann auch. Ich versteckte mich in einem Busch nahe des Brunnens und wartete. Es wurde immer später und dunkler. Ich wollte es gerade für diesen Tag aufgeben, als ich die gebückte Gestalt der Alten erblickte. Sie stand mit dem Rüchen zu mir am Brunnen und sah in den Schacht hinab. Dann warf sie etwas hinein. Ich nahm an, dass es sich dabei um einen neuen Blumenstrauß für Fifi handelte. Dann stand sie regungslos da. Langsam setzte ich mich in Bewegung und schlich auf die Zigeunerin zu. Ich hatte sie fast erreicht, als ich ihre Stimme vernahm. Sie sagte, sie hätte mich erwartet und sich gewundert, dass ich so lange auf mich warten ließ. Dann erzählte sie mir mit dumpfer Grabesstimme, wie sie na jenem Tag zum Brunnen zurück geeilt wäre und zusehen musste, wie ihr schwer verletzter und erschöpfter Hund noch bei lebendigem Leibe von den Ratten zerrissen worden war. Und dass es zwecklos sei, zu versuchen sie zu überreden den Fluch zurück zu nehmen. Denn einmal sei dies unmöglich und zum anderen würde sie es auch nicht tun, wenn es in ihrer Macht läge. Ich flehte sie an, mich doch bitte zu erlösen, ich bat und bettelte, aber vergebens. Die Alte blieb hart, egal wie oft ich sie um Verzeihung bat, so wie ich damals hart geblieben war, als sie mich auf Knien anflehte, ihrem Hund das Leben zu retten. Ich war außer mir und sah nur noch eine Möglichkeit, den einen unwiderruflichen schrecklichen Weg, mich von dem Fluch zu lösen. Mit beiden Händen umfasste ich den dünnen morschen Hals der alten Frau und drückte zu. Sie wehrte sich nicht. Ihr Hals fühlte sich warm und weich an. Ich schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als ihr Kehlkopf mit einem dumpfen Ton durch meine beiden Daumen eingedrückt wurde.

Ihre Augen waren hervorgequollen, ihr Mund geöffnet und ihre blaue Zunge hing bis zu der Kinnspitze herunter, während der Speichel als dünnes Rinnsal aus ihren Mundwinkeln floss. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam hörte sie endlich auf zu röcheln und zu würgen. Wie in Trance schüttelte ich ihren Kopf hin und her, um sie dann loszulassen. Ihr kleiner Körper fiel tot vor meine Füße. Ich sah mich um, nahm dann die Leiche und warf sie zu ihrem toten Hund in den Brunnenschacht. Danach verbrachte ich eine halbe Stunde damit, Laub und Zweige auf die Tote zu werfen, bis man nichts mehr von der Zigeunerin sehen konnte. Die Ratten würden sie ja wohl finden. Dann zündete ich mir einen Glimmstängel an und rauchte hastig. Ich beruhigte mein Gewissen, indem ich mir einredete, dass die Hexe es selber schuld sei und es nicht anders gewollt hatte. Und dann rannte ich los. Schweißgebadet erreichte ich meine Wohnung. Ich kleidete mich aus und legte mich ins Bett. Lange fand ich keine Ruhe, aber in der Morgendämmerung schlummerte ich doch ein. Ich schlief tief und fest und ... – endlich quälte mich kein Traum mehr.

Ich erwachte erst am Abend des nächsten Tages und fühlte mich frisch und ausgeruht. Ich aß eine Kleinigkeit, obwohl ich eigentlich gar keinen Appetit hatte und ging dann hinaus, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Ungewollt führte mich mein Weg wieder an jenen schrecklichen Ort. Es herrschte dort eine unheilvolle Atmosphäre und ich ließ den Brunnen links liegen, um den Waldweg zu betreten. Die Bäume ragten rechts und links dunkel empor und es war kein Laut zu hören. Nicht einmal die Vögel zwitscherten. Als ich eine kleine Lichtung erreichte, setzte ich mich ins weiche Gras und lehnte mich mit dem Rücken an einen moosbewachsenen Baum. Ich sah in den Sternenhimmel und wurde immer schläfriger. Die Wochen ohne Schlaf hatten mich arg strapaziert und so war es kein Wunder, dass ich wieder einnickte.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ich öffnete die Augen. Zuerst konnte ich nichts erkennen und dann, als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, starrte ich in ein grauenerregendes Gesicht. Ich war kurz davor wahnsinnig zu werden. Da war er wieder. Mein Traum. Das gehörnte Monster stand vor mir und zeigte mit seiner Klauenhand auf mich. Ich schüttelte den Kopf und schrie es an. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass ich vom Fluch erlöst sei, da die Alte tot war. Aber das Ungeheuer verschwand nicht. Ich fügte mich schließlich dem Unvermeidbarem, wusste ich doch, dass ich nach einer langen Flucht vom Atem des Monsters verbrannt und dann endlich erwachen würde. Vielleicht träumte ich ja nur aus Gewohnheit diesen Traum und würde bald davon loskommen. Mit einem Seufzer schwang ich mich auf meine Beine und begann zu laufen. Das Monster rannte hinter mir her. Während der Flucht merkte ich, dass irgend etwas anders war, als sonst. Aber ich kam nicht drauf. Dann wusste ich es. Ich hatte keine Angst, wie sonst bei diesem Traum. Das lag wahrscheinlich daran, dass der Fluch weg war und ich ja jetzt wusste, dass ich nur träume. Ich lief langsamer, denn ich konnte nicht mehr. Als ich mich umsah, sah ich das Ungeheuer geifernd näher kommen, roch bereits die Fäulnis seines heißen Atems. Ich lief weiter, bis ich konditionell vollkommen am Ende war. Ich wollte dem ein Ende bereiten und endlich aufwachen, um mich nach Hause zu begeben, lag ich doch schlafend auf einer Waldlichtung. Also blieb ich mit dem Rücken zu dem Gehörnten stehen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ich den heißen Atem auf meinem Rücken spürte und dann fing meine Kleidung Feuer. Als ich die Schmerzen der Hitze am Rücken verspürte, lachte ich auf, denn gleich würde ich erwachen. Die Hitze wurde immer stärker. Ich hörte auf zu lachen – warum erwachte ich denn nicht? Ich wirbelte herum und sah den Gehörnten vor mir stehen. Er fauchte mich an und hieb mir mit der Klaue ins Gesicht. Ich spürte den Schmerz, als die Haut auf meiner Wange aufsprang und ich brüllte das Monster an, zu verschwinden, damit ich endlich aufwachen konnte. Aber der Gehörnte dachte gar nicht daran. Ein weiterer Hieb seiner Klaue und ich stürzte zu Boden. Mittlerweile hatte meine ganze Jacke Feuer gefangen. Ich wollte sie ausziehen und hob meine Hand, um aus dem Ärmel zu kommen – aber da war keine Hand mehr. Ich sah nur eine blutrote Flamme am Ende des Arms und dann kam der Schmerz. Kreischend wälzte ich mich auf dem Boden hin und her, während die Flammen immer mehr Besitz von meinem Körper ergriffen. Verdammt, jetzt musste ich doch langsam aufwachen.

Aber dem war nicht so. Ich brannte weiter. Es stank infernalisch, als meine Haare anfingen zischend zu verkohlen. Ich wälzte mich auf dem Boden herum und brüllte mir die Seele aus dem Leib. Nur der Gedanke, bald zu erwachen, hielt mich noch am Leben. Aber dann wurde mir das Grauenhafte schlagartig klar. Inmitten des Zischens meines bratenden Fleisches hörte ich die Stimme der alten Zigeunerhexe, wie sie sagte, sie würde dafür sorgen, dass mein Traum ein Traum bleiben würde. Ich Narr hatte sie falsch interpretiert und sie umgebracht. Und da blieb mein Traum kein Traum mehr, sondern wurde Realität. Ich brannte wirklich und hatte tatsächlich diese unmenschlichen Schmerzen. Und dann, als die Haut meines Körpers überall aufplatzte und meine Augen verdampften, dachte ich noch, dass jetzt bald alles vorbei sein würde und dann war das gesamte Universum angefüllt mit Feuer und Schmerzen. Ich verbrannte und bald war kein Leben mehr in meinem verkohlten Körper.



*



Jetzt liege ich hier in meinem dunklen feuchten Sarg und mein verbrannter und von Würmern gespickter Körper fault langsam vor sich hin. Aber obwohl ich tot bin und keine Augäpfel mehr habe, träume ich ununterbrochen einen Traum, einen grausamen unfassbaren Traum – von heute an bis in alle Ewigkeit,.... Ewigkeit,.... Ewigkeit .... .... .... .... .... .... ....

Ende

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Re: Vampirkurzgeschichten und anderes

Verfasst: 30. Apr 2016 23:41
von nola-blair
Gefallener Engel

Durch die bunten Glasmosaike der Fenster fielen die letzten Sonnenstrahlen herein. Die Heiligen schienen auf magische Weise zu leuchten in diesem ersterbenden Licht des Tages. Keine Stunde mehr und die Dunkelheit würde sich auf die Kirche herabsenken. Ebenso wie auf den Rest des Dorfes. Und bald darauf würde der Mond den Himmel erobern und sein fahles Licht durch die Scheiben werfen.
Es war jeden Abend aufs Neue ein wundervolles Schauspiel. Diese kurze Zeitspanne, wenn die Heiligenbilder in den hohen Spitzfenstern der gotischen Kapelle zu leben begannen. Wenn sie selbst ihre kleinen Geschichten erzählten. Erfüllt von einer Pracht, die nur der Himmel schenken konnte. Pater Sebastian begann nun, die Kerzen im Kirchenschiff zu entzünden. Zwar verirrte sich nur noch sehr selten eine Seele nach Einbruch der Nacht hierher, aber er achtete dennoch sorgsam darauf, dass die Kerzen ein warmes Licht verströmten und der Weihrauch in seinen Schalen brannte und die Luft der Kirche schwängerte. Er selbst zog sich, nachdem alles zu seiner Zufriedenheit arrangiert war, in den Beichtstuhl zurück und wartete geduldig auf all jene, die das Bedürfnis verspürten, sich von ihren Sünden loszusagen. Meist blieb er dabei die ganze Nacht allein. Aber man konnte ja nie wissen. Er fühlte sich seinen Schäfchen gegenüber verpflichtet.
In dieser Nacht begab er sich wie gewohnt in seinen Beichtstuhl und vertiefte sich in seine kleine Bibel.
Es musste kurz nach Mitternacht sein, denn er hörte noch den letzten Schlag verklingen, als sich eine sehr merkwürdige Atmosphäre über die Kirche legte. Er war wohl eingeschlafen. So etwas passierte ihm normalerweise nicht. Während er sich wieder aufrappelte, hörte er Schritte draußen. Sie kamen den langen Mittelgang entlang, zwischen den polierten Holzbänken hindurch. Tiefe, feste Schritte, die von den Wänden widerhallten. Eindeutig männliche Schritte. Und Sekunden später bauschte ein eisiger Wind die Vorhänge des Beichtstuhles. Pater Sebastian wollte schon aufstehen, um nachzusehen, wer da wohl gekommen sei und warum dieser jemand, das Hauptportal offengelassen hatte. Da legte sich die Windböe schon wieder und auf der anderen Seite des kleinen Gitterfensters nahm jemand Platz. Pater Sebastian verwarf den Gedanken, nachzusehen und schob stattdessen die Trennwand zurück, um dem Besucher die Beichte abzunehmen.
„Guten Abend mein Sohn. Was führt dich hierher.“
„Vergebt mir Vater, denn ich habe gesündigt!“
Die Stimme war ruhig und sehr klar. Sie hatte einen angenehmen Klang. Melodisch, mit einem sanftem Tremolo darin. Fast so, als schlüge man eine Harfe an, oder ließe eine tiefe Glocke läuten. Pater Sebastian spürte, wie diese Stimme etwas in seinem Herzen zum Leuchten brachte. Auch wenn er sich nicht recht erklären konnte, wie das kam.
„Gott vergibt dir alle Sünden, mein Sohn. Sprich, wie hast du dich versündigt?“
„Ich habe mich an Gott selbst versündigt, Vater‘, antwortete die Stimme und der Schmerz darin war nahezu körperlich fühlbar. „Denn ich habe ihn angezweifelt. Seine Macht und seinen Willen.“
„Gott unser Vater ist allmächtig, mein Sohn. Das weißt du. Wie kannst du da an ihm zweifeln?“
„Weil ich nicht einer Meinung mit ihm war. Und nicht gerecht fand, wie er die Menschen behandelte.“
Pater Sebastian musste schmunzeln. Viele der Menschen, die zur Beichte kamen, fühlten sich von Gott ungerecht behandelt. Weil seine Wege nicht immer sofort klar erkennbar waren. Und weil jeder stets meinte, alle anderen hätten ein besseres Los. Es war also gar nicht ungewöhnlich, was der Mann da sagte.
„Es geht nicht um mich, Vater‘, fuhr die Stimme fort, ganz so, als habe sie Pater Sebastians Gedanken gelesen. „Es geht um das, was Gott den Menschen angetan hat, als er sich von ihnen abwendete.“
Der Pater räusperte sich, denn solche Worten waren ihm überaus unangenehm, weil sie unpassend waren in einer Kirche.
„Aber, aber‘, tadelte er, „Gott wendet sich nie von seinen Kindern ab. Er ist stets bei uns.“
„Da irrt Ihr, Vater. Er hat sich abgewendet. Schon vor langer Zeit. Ich weiß es genau. Weil er es mir gesagt hat.“
„So, so, er hat es dir gesagt. Und was hast du ihm geantwortet?“ fragte Pater Sebastian nach. Allmählich überkam ihn ein ungutes Gefühl. Da wollte sich doch hoffentlich niemand einen schlechten Scherz mit ihm erlauben.
„Ich sagte ihm, er dürfe sie nicht dafür verurteilen, dass sie in ihrer Unwissenheit die Gaben falsch nutzen, die er ihnen geschenkt hat. Dass er sie lehren müsse, wie sie es besser machen können. Aber er war taub gegen meine Worte. Und blind gegen das Leid, das er den Menschen brachte, indem er sie vergaß.“
„Mein Junge, für Schabernack ist dies nicht der rechte Ort. Du bist hier in einer Kirche.“
Pater Sebastian wurde jetzt wirklich ärgerlich.
„Ich weiß, Vater. Wo, wenn nicht in der Kirche sollte ich dieses Vergehen beichten, dass ich Gott anzweifelte.“
„Dann erweise dieser Institution auch den nötigen Respekt und hör jetzt auf mit diesem Unsinn. Hast du etwas zu beichten, oder willst du nur Märchen erzählen?“
Die Gestalt auf der anderen Seite des Beichtfensters schüttelte mit einem Seufzen den Kopf.
„Nun“, sagte die Stimme dann erneut „Ich will es anders versuchen. Lasst mich Euch bitte eine Geschichte erzählen, Vater. Vielleicht versteht ihr sie besser.“
Pater Sebastian gab nur ein zustimmendes Geräusch von sich. Er war neugierig, was jetzt noch kommen würde. Aber auch zornig über seinen Besucher, weil es ihm offenbar an Respekt mangelte.
„Aber zuvor versprecht mir bitte“, bat die Stimme, „dass Ihr mich nicht unterbrechen werdet, bis ich geendet habe.“
„Gut, ich verspreche es dir.“
„Schwört Ihr es, bei Gott?“
Erneut schwoll der Zorn in Pater Sebastian an, aber er erwiderte gepresst: „Ja, ich schwöre bei Gott.“
Und der Fremde begann zu erzählen
„Am Anfang gab es nur Gott und seine Engel im himmlischen Reich. Gott hatte noch keine Erde erschaffen. Noch kein Wasser. Noch keine Pflanzen. Keine Tiere und auch keine Menschen. Es gab nur seinen Garten Eden. Und dort lebte er mit seinen Söhnen – seinen Engeln. Einen Engel liebte er besonders. Seinen ersten Sohn. Den Engel des Lichts – Luzifer.“
Pater Sebastian hatte schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge. Wie konnte man es wagen, im Hause Gottes vom Satan zu sprechen. Doch die Stimme ermahnte ihn, an sein Versprechen zu denken und die Geschichte nicht zu unterbrechen. Also schwieg er.
„Gott verbrachte sehr viel Zeit mit seinem Lieblingssohn. Und er erzählte ihm alles. Zwischen den beiden herrschte ein Vertrauen, wie es sich Menschen nicht vorstellen können. Und so erzählte Gott dem Engel Luzifer auch von seinen Plänen, einen zweiten Garten Eden zu erschaffen. Und dort Pflanzen und Tiere wachsen und gedeihen zu lassen. Und als Krone seiner Schöpfung wollte er Wesen dort hineinsetzen, die wie seine Engel aussehen sollten. Nur ohne Flügel. Und sie sollten über diesen Garten Eden wachen und ihn verwalten. In seinem Namen. Dafür wollte er ihnen alle Fähigkeiten schenken, die sie brauchen würden. Einen Verstand, die Dinge zu begreifen. Und Gefühle, um den Verstand zu leiten. Luzifer war darüber so glücklich, dass er es kaum erwarten konnte. Jeden Tag begleitete er Gott und sah, wie der zweite Garten Eden wuchs. Schließlich wurde es Zeit, die Abbilder der Engel hineinzusetzen.
„Ich nenne sie ‚Menschen‘!“ sagte Gott.
‚Menschen!“ wiederholte Luzifer ehrfürchtig und schaute sich diese Geschöpfe an. Sie waren wunderschön. Genauso, wie die Engel. Aber als Luzifer sie sich ansah, wurde er traurig. Und Gott fragte ihn, warum er so traurig sei.
„Es fehlt ihnen etwas“, erklärte Luzifer. „Kannst du ihnen nicht doch Flügel geben?“
Gott wollte aber, dass es den Engeln vorbehalten blieb, Flügel zu besitzen. Damit sich die Menschen von ihnen unterscheiden würden, wenn er sie eines Tages ins Himmelreich einließe. Trotzdem wollte er seinem Lieblingssohn eine Freude machen. Und deshalb gab er ihnen etwas, das ähnlich wie die Flügel der Engel war — eine Seele. Und diese Seele konnte fliegen, wenn sie sich mit dem wertvollsten aller Gefühle, mit der Liebe, füllte. Luzifer gefielen diese Seelen, und er verbrachte fortan unendlich viel Zeit damit, die Menschen und ihre Entwicklung zu beobachten. Und wann immer eine Seele sich mit Liebe füllte und fliegen lernte, wurde ihm warm ums Herz.
Gott aber schaute nicht weiter nach dem, was er erschaffen hatte. Erst müsse das Leben lernen. Müsse sich entwickeln. Ohne, dass sie sich einmischen würden.
„So etwas braucht Zeit“, erklärte er Luzifer und ermahnte ihn, das Leben sich selbst zu überlassen, weil jeder Eingriff das Gleichgewicht stören würde.
Aber Luzifer konnte nicht anders, als jeden Tag zuzusehen, wie sich das Leben – und besonders die Menschen – entwickelten. Manches was er dort sah machte ihn mit der Zeit traurig. Und er wollte so gerne helfen. Aber er durfte sich ja nicht einmischen. Gott hatte es verboten. So erzählte er Gott oft von dem, was er sah, in der Hoffnung, dass dieser sich seiner Schöpfung wieder annehmen würde. Aber lange Zeit geschah nichts dergleichen. Endlich — nach hunderten von Jahren — kam auch Gott eines Tages wieder hinzu, um zu sehen, was aus seiner Schöpfung geworden war.
Was er sah, enttäuschte ihn sehr. Die Menschen hatten schlecht mit ihren Fähigkeiten gewaltet. Sie hatten sich die Erde unterworfen. Hatten sie missbraucht und zerstört. Sie waren habgierig geworden und führten Kriege gegeneinander.
„Was sind das für Kreaturen?“ seufzte er. „Sie haben alles falsch gemacht Solchen Wesen erlaube ich nicht, mein Himmelreich zu betreten. Und solche Wesen, haben auch keine Seele verdient.“
Luzifer war erschüttert über diese Worte.
„Vater, nein, du kannst ihnen doch nicht die Seele wegnehmen. Wie sollen sie dann noch fliegen können, wenn nichts mehr da ist, was sich mit Liebe füllt?“
Tröstend legte Gott seinem Engel die Hand auf die Schulter.
„Sie haben ihre Seelen nicht benutzt, um zu lieben. Sie haben nichts von dem genutzt, was ich ihnen gab. Hass und Neid und Zorn sind ihre Leitbilder. Sie wollen gar nicht fliegen, mein Sohn. Und deshalb sollen ihre Geister seelenlos im Nirgendwo dahintreiben. Bis ans Ende aller Zeit.“
Das konnte Luzifer nicht glauben. Dass Gott sich von der Schönsten seiner Schöpfung abwendete.
„Aber sie trifft doch keine Schuld“, bettelte er. „Wie sollten sie denn lernen, ohne Lehrer?“
Mit einem Mal war es ganz still im Himmel. Selbst die anderen Engel hielten den Atem an.
„Was sagst du da?“ fragte Gott. Aber Luzifer ließ sich nicht einschüchtern.
„Du hast sie zurückgelassen, Vater. Ohne Lehren. Hast dich nicht um sie gekümmert. Es hat ihnen nie jemand gezeigt, wie sie ihre Fähigkeiten nutzen sollen. Und jetzt verurteilst du sie, statt ihnen zu helfen, es besser zu machen. Sie trifft keine Schuld, sondern dich!“
Das Gesicht des Himmelsvaters verdunkelte sich. Und mit diesem Dunkel, erlosch auch das Licht Luzifers. Denn obwohl er der Engel des Lichts war, so kam doch auch sein Licht allein von Gott.
„Du stellst dich gegen mich?“ fragte Gott. „Du stellst dich auf die Seite dieser Kreaturen?“
„Nein, Vater, ich stelle mich nicht gegen dich. Aber ich bitte dich, Ihnen noch eine Chance zu geben, weil ich sie lieb gewonnen habe.“
„Sie hatten jede Chance der Welt. Sie hatten alles. Und haben es weggeworfen.“
„Nimm ihnen nicht die Seelen, Vater. Ich bitte dich, nimm ihnen nicht die Seelen. Gib ihnen noch eine letzte Gelegenheit, es besser zu machen.“
„Und warum sollte ich das tun?“ fragte Gott.
„Weil ich es mir wünsche“, sagte Luzifer, “Weil ich sie liebe.“
Eine Weile sagte Gott nichts mehr. Dann erhob sich seine Stimme über das ganze Himmelreich.
„Wenn du, Luzifer, meinst, dass sie einen Lehrer brauchen. Wenn du denkst, du könntest ihre Seelen läutern. Dann will ich dir ein Reich erschaffen und dir ihre Seelen schenken. Diese Seelen, die du so sehr liebst. Und wen du läuterst, den will ich willkommen heißen in meinem Himmelreich. Doch die anderen sind zur Finsternis verdammt. So wie du zur Finsternis verdammt bist, wenn du diesen Himmel verlässt, um über solch ein Reich zu herrschen. Du hast die Wahl.“
Unter den Engel entstand eine große Unruhe. Viele waren der Meinung, dass das nicht recht sei. Andere wiederum meinten, es wäre längst Zeit, Luzifer in die Schranken zu weisen. Luzifer selbst zitterte. Den Himmel verlassen? Seine Heimat?
„Nun, sind dir die Menschen doch nicht soviel wert?“ höhnte Gott. Luzifer schwieg. Er fürchtete sich. Zum ersten Mal in seinem Leben fürchtete er sich. Gott lächelte und wollte schon gehen, um die Sache wieder zu vergessen, da sein Lieblingssohn wohl doch zur Vernunft gekommen war. Luzifers Licht
kehrte zurück, als der Schatten Gottes wich, und mit seinem Licht auch sein Mut.
„Vater!“ sagte er plötzlich. „Sie sind es mir wert.“
Im nächsten Moment fühlte Luzifer wie er fiel. Tief hinab in einen düsteren Schlund. Und ihm folgten alle Seelen, die sich bereits von ihren menschlichen Hüllen gelöst hatten. Er fiel in sein Reich, und sein Reich war die Finsternis. Er hörte die Stimmen der Engel, die Gott baten, sich diese Entscheidung noch einmal zu überlegen. Und auch diese Engel fielen mit ihm in diesen grauenhaften Abgrund. Es gab kein Erbarmen.
„Läutere die Menschen.“ sprach Gott. „Und lehre sie. In Versuchung sollst du sie führen, und ihnen den Spiegel ihrer Verdorbenheit vor Augen halten. Und wenn du sie läuterst, vergebe ich ihnen. Dir aber, mein Sohn, und den Engeln, die sich dir anschließen, vergebe ich erst, wenn alle Seelen geläutert sind, und du mir damit bewiesen hast, dass diese Kreaturen fähig sind, zu lernen. Wenn du mir bewiesen hast, dass du im Recht warst und ich im Unrecht. Erst dann sollst du mit deinen dunklen Engeln wieder nach Hause zurückkehren.“
Und so ist es geschehen, dass der Engel des Lichts aus dem Himmel fiel. Weil er die Menschen so sehr liebte, dass er diese Liebe über Gott stellte.“
Die Stimme schwieg jetzt. Pater Sebastian zitterte vor Wut über solchen Frevel in seiner Kirche.
„Bist du jetzt endlich fertig, ja?“ fragte er mühsam beherrscht.
„Ja, ich bin fertig“, antwortete die Stimme so sanft wie zuvor. So sanft und ruhig, wie sie diese ganze Geschichte erzählt hatte.
„Wie kannst du es wagen, im Hause Gottes etwas so Schändliches zu erzählen? Wie kannst du solche Märchen erfinden und den Namen unseres Herren in den Schmutz ziehen?“
„Aber was ich erzähle, ist die reine Wahrheit.“
„Ach, und woher willst du das wissen?“ Stille. Dann ein leises Wimmern, ein Schluchzen.
„Weil ich in diesen Abgrund fiel. Weil ich Gott versuchte, um der Menschen willen. Weil ich an diese Menschen glaubte. Weil ich glaubte, ich könne sie lehren. Doch ich habe mich geirrt. Und nun bitte ich euch, mich zu segnen und mir zu vergeben, damit Gott mir vielleicht auch vergibt und mich erlöst. Denn ich kann die Aufgabe, die er mir auferlegte nicht erfüllen.“
Pater Sebastian hatte nun endgültig genug. Er erhob sich aus dem Beichtstuhl und riss draußen den Vorhang zur Seite, um diesem ungezogenen Bengel, der sich da offenbar einen Spaß machen wollte, ordentlich ins Gewissen zu reden. Aber bei dem Anblick, der sich ihm bot, wich er erschrocken zurück und bekreuzigte sich. Auf der Bank saß ein Geschöpf mit den sanftesten Augen, die er je gesehen hatte. Ein tiefes Meeresgrün, aus dem die Trauer und das Leid von Jahrtausenden sprach. Flammendrotes Haar fiel seidig bis zu seinen Hüften hinab. Es war ein Mann. Mit einem Körper, wie von einem Bildhauer in Perfektion gemeißelt. Sie Haut war glatt und porenlos und schien ein eigenes Leuchten zu besitzen, das vom Schein der Kerzen noch verstärkt wurde. Feingliedrige Hände waren im Gebet gefaltet. Der üppige Mund schien zu lächeln und zugleich zu weinen. Und ja tatsächlich, eine Träne floss aus dem linken Auge, über die Wange hinab und fiel zu Boden, wo sie mit einem leisen Klirren aufschlug und liegen blieb. Ein Kristall. Funkelnd in den Farben eines Regenbogens.
Das Wesen erhob sich und trat aus dem Beichtstuhl hervor.
„Fürchtet Euch nicht vor mir‘, flüsterte es mit dieser sanften Stimme, die schon die ganze Zeit gesprochen hatte. „Ich will Euch nichts tun.“
Schwarze Schwingen ragten hinter seinem Rücken auf und er streckte sie sacht. Die einzelnen Federn wirkten wie aus Samt gefertigt und mit goldenem Engelsstaub bestreut.
„Ich bin noch immer ein Engel, ein Sohn Gottes. Und ich zürne Euch nicht. Ich tat es nie. Ich bitte Euch nur um Vergebung, Vater. Damit auch ER mir vielleicht irgendwann vergibt.“
„Was bist du?“ fragte Pater Sebastian und sank vor diesem Wesen auf die Knie.
„Ich bin Luzifer, der Engel des Lichts, Gottes ungewollter Sohn. Und ja, ich bin der Verführer der Menschen. Doch glaubt mir, nur um ihre Seelen zu läutern. Und nicht, um sie zu verdammen. Denn das Schicksal der Menschen ist auch meins. Ich sehne mich so sehr danach, wieder in den Himmel zurückzukehren.“
„Und du kannst es nicht!“ stellte Pater Sebastian mit leiser Stimme fest und erhob sich langsam wieder. Dieses Wesen bedrohte ihn nicht. Dieses Wesen litt. Und er hatte Mitleid.
„Nein, bestätigte der Engel. „ich kann es nicht.“
„Weil die Menschen gescheitert sind.“
Da schüttelte der Engel sein Haupt und wandte sich traurig zum gehen.
„Nein, Vater. Sie trifft noch immer keine Schuld. Ich bin gescheitert.“

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