Gedichte von Dichtern die euch gefallen

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Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von gabor » 12. Okt 2016 22:07

Lieben heisst Leiden?
Immer bereit!

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von Mondfrau » 12. Okt 2016 15:51

Mein Lieblingsgedicht von Goethe:

Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
in schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
zum Tode betrübt -
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 16. Aug 2016 02:05

Die Beschwörung
(Heinrich Heine)

Der junge Franziskaner sitzt
Einsam in der Klosterzelle,
Er liest im alten Zauberbuch,
Genannt der Zwang der Hölle.

Und als die Mitternachtsstunde schlug,
Da konnt' er nicht länger sich halten,
Mit bleichen Lippen ruft er an
Die Unterweltsgewalten.

Ihr Geister! holt mir aus dem Grab
Die Leiche der schönsten Frauen,
Belebt sie mir für diese Nacht,
Ich will mich dran erbauen.

Er spricht das grause Beschwörungswort,
Da wird sein Wunsch erfüllet,
die arme verstorbene Schönheit kommt,
In weißen Laken gehüllet.

Ihr Blick ist traurig. Aus kalter Brust
Die schmerzlichen Seufzer steigen.
Die Tote setzt sich zu dem Mönch,
Sie schauen sich an und schweigen.

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 16. Aug 2016 01:49

Abel und Kain
( Charles Baudelaire)

I.

Stamm Abels, schlafe, iß und trinke,
Gott lächelt dir gnädig zu.

Stamm Kains, in Schmutz und Schlamm versinke,
Erbärmlich leb und ende du.

Stamm Abels, deines Weihrauchs Grüßen
Umschwebt den Seraph mild und rein.

Stamm Kains, wird deinem schweren Büßen
Denn niemals eine Ruhe sein?

Stamm Abels, reich ist deine Weide,
Und üppige Saat entsproß dem Grund.

Stamm Kains, dich schmerzt im Eingeweide
Des Hungers Qual wie einen Hund.

Stamm Abels, deine Glieder wärme
An väterlichem Herdesbrand.

Stamm Kains, wie scheue Schakalschwärme
Irr frierend, ins Geklüft verbannt.

Stamm Abels, lieb und feilsche teuer!
Dein Silber selbst bringt Junge dir.

Stamm Kains, du Herz voll wildem Feuer,
Verfemt ist deiner Wünsche Gier.

Stamm Abels, groß und zahlreich wirst du,
Den Wanzen in den Wäldern gleich!

Stamm Kains, auf öden Straßen irrst du
Im tiefsten Elend, nackt und bleich.

II.

Dein Aas, Stamm Abels, wird verwesen,
Daß es den Boden fetter macht!

Stamm Kains, die Tat, die dir erlesen,
Hast nicht genügend du vollbracht.

Stamm Abels, hör des Urteils Stimme:
Dem Fangspieß ward das Schwert zum Spott!

Stamm Kains, empor zum Himmel klimme,
Und auf die Erde schleudre Gott!

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 13. Apr 2016 00:44

Ja das geht mir nicht anders :).
Diese Gedichte von dem alten Meister lese ich immer wieder gerne.

Und auch " Das Fragment einer Novelle" von ihm. Wobei er das Fragment nur veröffentlichte, weil er beweisen
will oder wollte, das " Der Vampyr", was er als simples Machwerk ansah, das es eben nicht aus seiner Feder stammte.
Wenn ich mich jetzt nicht irren sollte.

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von Azazel » 12. Apr 2016 09:17

I like Byron:-)

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 10. Apr 2016 18:17

Doch du Ungläub´ger


Doch du, Ungläub'ger, sollst dich ringen,
Wenn Monkir wird die Sense schwingen;
Sollst, wenn du seiner Qual entflohn,
Umwandeln Eblis düstern Thron;
Glut, ungestillt und nie zu stillen,
Soll dir im Herzen endlos quillen,
Es kann kein Mund mit Worten malen
der innern Hölle Folterqualen.
Zuerst, als Vampyr umzugehn,
Soll aus der Gruft dein Leib erstehn;
Dann schleich als Scheusal in dein Haus,
Und saug das Blut den Deinen aus;
Um Mitternacht entströmt das Blut,
Des Kinds und Weibes Lebensflut.
Doch deinem Leichnam graß und fahl,
Soll ekel werden dieses Mahl;
Dein Opfer selbst, es es verblich
Erkenn als seinen Vater dich -
Am Stamm welkt deiner Blumen Leben,
Dir, so verflucht, den Fluch dir geben.
Doch eine soll als Opfer fallen,
Die jüngste, liebste dir von allen,
Die soll dich segnend Vater nennen -,
Dies Wort wird dir im Herzen brennen!
Doch würgen mußt du sie und sehn
Der Wange letztes Rot verwehn;
Den letzten Blick, der glasig stiert,
Da leblos drin das Blau gefriert.
Dann reiße mit verruchter Rechte
Vom Haupt herab die blonde Flechte,
Von der ein Löckchen sonst, ein Haar,
Ein süßes Pfand der Liebe war.
Dir soll es jetzt ein Zeichen sein
Der grauenvollsten Todespein!
Es triefe dir von Zahn und Mund
Das beste Blut aus deinem Bund!
Dann tappe nach dem Grabe stumm,
Treib mit Dämonen dich herum,
Bis diese Schar, vor Schreck erbleicht,
Dir dem verfluchtern Unhold weicht.

( Lord Byron)


Hinüber wall ich

Hinüber wall ich,
Und jede Pein
Wird einst ein Stachel
Der Wollust sein.
Noch wenig Zeiten,
So bin ich los,
Und liege trunken
Der Lieb' im Schoß.
Unendliches Leben
Wogt mächtig in mir
Ich schaue von oben
Herunter nach dir.
An jenem Hügel
Verlischt dein Glanz –
Ein Schatten bringet
Den kühlenden Kranz.
0! sauge, Geliebter,
Gewaltig mich an,
Daß ich entschlummern
Und lieben kann.
Ich fühle des Todes
Verjüngende Flut,
Zu Balsam undÄther
Verwandelt mein Blut –
Ich lebe bei Tage
Voll Glauben und Mut
Und sterbe die Nächte
In heiliger Glut.
( Novalis)

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von LvH » 26. Mär 2016 11:08

Strange Meeting

https://soundcloud.com/the-black-dog/th ... -sean-bean


By Wilfred Owen


It seemed that out of battle I escaped

Down some profound dull tunnel, long since scooped

Through granites which titanic wars had groined.


Yet also there encumbered sleepers groaned,

Too fast in thought or death to be bestirred.

Then, as I probed them, one sprang up, and stared

With piteous recognition in fixed eyes,

Lifting distressful hands, as if to bless.

And by his smile, I knew that sullen hall,—

By his dead smile I knew we stood in Hell.


With a thousand fears that vision's face was grained;

Yet no blood reached there from the upper ground,

And no guns thumped, or down the flues made moan.

“Strange friend,” I said, “here is no cause to mourn.”

“None,” said that other, “save the undone years,

The hopelessness. Whatever hope is yours,

Was my life also; I went hunting wild

After the wildest beauty in the world,

Which lies not calm in eyes, or braided hair,

But mocks the steady running of the hour,

And if it grieves, grieves richlier than here.

For by my glee might many men have laughed,

And of my weeping something had been left,

Which must die now. I mean the truth untold,

The pity of war, the pity war distilled.

Now men will go content with what we spoiled.

Or, discontent, boil bloody, and be spilled.

They will be swift with swiftness of the tigress.

None will break ranks, though nations trek from progress.

Courage was mine, and I had mystery;

Wisdom was mine, and I had mastery:

To miss the march of this retreating world

Into vain citadels that are not walled.

Then, when much blood had clogged their chariot-wheels,

I would go up and wash them from sweet wells,

Even with truths that lie too deep for taint.

I would have poured my spirit without stint

But not through wounds; not on the cess of war.

Foreheads of men have bled where no wounds were.


“I am the enemy you killed, my friend.

I knew you in this dark: for so you frowned

Yesterday through me as you jabbed and killed.

I parried; but my hands were loath and cold.

Let us sleep now. . . .”

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von Tyger » 14. Dez 2015 10:54

Fire and Ice

Some say the world will end in fire,
Some say in ice.
From what I’ve tasted of desire
I hold with those who favor fire.
But if it had to perish twice,
I think I know enough of hate
To say that for destruction ice
Is also great
And would suffice.

Robert Frost

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von Azazel » 14. Dez 2015 09:50

Lord Byron wie schön :har:

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 11. Dez 2015 00:57

Wie schön und still und sanftgewiegt,
Der erste Schlag des Todes liegt,
So liegt auch Hellas still und hehr,
Noch Hellas, doch es lebt nicht mehr,
So grabesschön, so lieblich kalt,
Doch seelenlos – Dich schaudert bald.
Liebreiz' im Tod sind ihm verlieh'n,
Die nicht mit fließendem Leben flieh'n:
Unheimlich schöner Farbenduft
Der ahnungsvolle Schmuck der Gruft,
Des Lebens Dämmerung bleich und fahl, Ein Glorienschimmer um ein Todtenmahl,
Der sterbenden Empfindung Abschiedsstrahl,
Funk einer Gluth, die himmlisch wohl entstand –
Sie glimmt, doch wärmt nicht mehr ihr Lieblingsland.

Lord Byron
In: "The Giaur" ( 1813)

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 8. Dez 2015 14:42

Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden

Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,
in welchen meine Sinne sich vertiefen,
in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,
mein täglich Leben schon gelebt gefunden
und wie Legende weit und überwunden.

Aus ihnen kommt mir Wissen, daß ich Raum
zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.
Und manchmal bin ich wie der Baum,
der, reif und rauschend, über einem Grabe
den Traum erfüllt, den der vergangne Knabe
(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)
verlor in Traurigkeiten und Gesängen.

von Rainer Maria Rilke

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von gabor » 8. Dez 2015 12:25

http://ingeb.org/Lieder/deramtma.html
....ein bissel Lokalpatriotismus.
Immer bereit!

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von Azazel » 8. Dez 2015 11:32

Azraels Flucht von C. A. Smith

Der Erste Dämon

Welche Welt ist dies, so unwirtlich und düster
Unter den einsamen, phantasmagorischen Himmeln
Groß in der sich senkenden Nacht? Das Leuchten dort drüben
Ist fahl wie das Glühen der höllischen Schmelzöfen,
Betrachtet aus der Nähe der Dunkelheit
Einer Cimmerischen Region. Die ganze Luft
Ist stark bedrückend, wie unter dem Gewicht von Schwingen
Unsichtbar und böse – auf den Ebenen
Keinerlei Bewegung, außer Schatten die sich aufstellen
Hinter den Fersen des Tages.




Der Zweite Dämon

Es ist die Erde,
Ein ergrauter Planet, alt in Zorn und Leid
Wie jegliche Hölle. Rote Seuche und Krieg
Haben nun den wuchernden Wind erlöschen lassen
Den Atem aller ihrer Völker; Azrael,
Hat nun die Stadt und Nekropole erlöst,
zu zerfallen im bodenlosen Gewölbe der Nacht,
Und bereitet seinen Weggang vor. Aus der Weite
Siehst Du nicht das Aufragen seiner Schwingen,
Wie Donner im Sonnenuntergang? Ausgebreitet
Umschließen und ersticken diese Schwingen die Hälfte des Lichts
Mit fledermausartigen Faltern und Rippen: auf die entfernteren Sterne,
Oder unbekannten Welten der äußeren Unendlichkeit zu
Lenkt er jetzt seinen dunklen Kurs.
Auf Algols Planeten, die glücklich schweben, wird er
Das finstere Schwinden der Sonne andauern lassen,
Oder um einen gewaltigen antareanischen Satelliten
Wird sich sein beschatteter Bogen zu einer Kugel verbreitern,
Des Vergessens schwarzer und perfekter Ball... Auf die Erde
Kommt er nie wieder: Sogar die Würmer sind gestorben
In kaum angenagtem Aas; der dünne Wind
Wird des Menschen Epitaph in Treibsand schreiben,
Und die blassen, unvergänglichen Arabesken aus Frost
Zieren und zerfressen seine ghoul-vergessene Gruft.

Re: Gedichte von Dichtern die euch gefallen

von nola-blair » 8. Dez 2015 01:08

Bin gerade beim stöbern drauf gestoßen, *schmacht* wenn ich jetzt gerade in diesem Thread Novalis Hymnen an die Nacht lese. ;)

Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.

von Joseph von Eichendorff

von devilsnake » 26. Jan 2007 17:38

ich hab mir jetzt alle durchgelesen
und ich kann gut verstehen warum das eure lieblingsgedichte sind

aber gehört dieses forum dann nicht eher in die region poem?

von hateme666 » 21. Jan 2007 13:46

Lebe wohl
Lebe wohl, du Flüchtige, Freie
die Flügel zu Fahrt und Flug -
geschlossen die Rune, die Reihe,
die deinen Namen trug.

Ich muß nun wieder
meine dunklen Gärten begehn,
ich höre schon Schwanenlieder
vom Schilf der nächtigen Seen.

Lebe wohl, du Tränenbereiter,
Eröffner von Qual und Gram,
verloren - weiter
die Tiefe, die gab und nahm.

von Gottfried Benn

von devilsnake » 20. Jan 2007 20:57

Die Kugeln

Palmström nimmt Papier aus seine Schube.
Und verteilt es kunstvoll in der Stube.

Und nachdem er Kugeln draus gemacht.
Und verteilt es kunstvoll, und zur Nacht.

Und verteilt die Kugeln so (zur Nacht),
dass er, wenn er plötzlich nachts erwacht,

dass er, wenn er nachts erwacht, die Kugeln
knistern hört und ihn ein heimlich Grugeln

packt (dass ihn dann nachts ein heimlich Grugeln
packt) beim Spuk der packpapieren Kugeln...

von Christian Morgenstern
( Palmström)

von devilsnake » 20. Jan 2007 20:51

unter der linde

'Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
Dâ muget ir vinden
schône beide
gebrochen bloumen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.

ich kam gegangen
zuo der ouwe:
dô was mín friedel komen ê.
Dâ wart ich empfangen, hêre frowe,
daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt:

Dô het er gemachet
alsô riche
von bluomen eine bettestat.
Des wirt noch gelachet
innevlíche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
Bí den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.

Daz er bí mir laege,
wesez iemen
(nu enwelle got!), sô schamt ich mich.
Wes er mit mir pflaege,
niemer niemen
bevinde daz, wan er und ich ,
und einkleinez vogelín:
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sín.'

von walther von der vogelweide

...

von Kurai » 20. Jan 2007 19:17

Eine Katze zeigt ihre Gefühle
absolut ehrlich.
Menschen, warum auch immer,
können Gefühle verbergen,
Katzen nicht.

von Ernest Hemingway

von tlahuizcalpantecutli » 14. Jul 2006 19:37

Erich Kästner
Das letzte Kapitel (1930)

Am 12. Juli des Jahres 2003
lief folgender Funkspruch rund um die Erde:
daß ein Bombengeschwader der Luftpolizei
die gesamte Menschheit ausrotten werde.

Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
daß der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
sich gar nicht anders verwirklichen läßt,
als alle Beteiligten zu vergiften.

Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck.
Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben.
Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck.
Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben.

Am 13. Juli flogen von Boston eintausend
mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
und vollbrachten, rund um den Globus sausend,
den von der Weltregierung befohlenen Mord.

Die Menschen krochen winselnd unter die Betten.
Sie stürzten in ihre Keller und in den Wald.
Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten.
Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt.

Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen.
Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer.
Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen.
Es lief die Wüsten entlang. Und es schwamm übers Meer.

Die Menschen lagen gebündelt wie faulende Garben.
Andre hingen wie Puppen zum Fenster heraus.
Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben.
Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.

Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten.
Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt.
Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten,
unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.

Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte.
Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human.
Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte,
völlig beruhigt, ihre bekannte elliptische Bahn.

von Marla » 13. Jul 2006 18:12

Cessante causa cessat effectus.

von Kurai » 13. Jul 2006 10:27

Ich hab die Nacht Geträumet

Ich hab die Nacht geträumet
Wohl einen schweren Traum,
Es wuchs in meinem Garten
Ein Rosmarienbaum.

Ein Kichhof war der Garten,
Ein Blumenbeet das Grab,
Und von dem grünen Baume
Fiel Kron und Blüte an.

Die Blätter tät ich sammeln
In einen goldnen Krug,
Der fiel mir aus den Händen,
Daß er in Stücke schlug.

Draus sah ich Perlen rinnen
Und Tröpflein rosenrot:
Was mag der Traum bedeuten?
Ach, Liebster, bist du tot?

Das ist aus einem Voilkslied

von Kurai » 11. Jul 2006 18:17

Der Vampir

O du, die wie der Todesstreich
Tief in mein stöhnen Herz gedrungen;
O du, die einem Dämon gleich,
Von wildem Übermut bezwungen,

Gekommen ist, in meinem Sinn
Zu herrschen und sich einzubetten;
- Du Schmach, der ich verhaftet bin,
So wie der Sträfling seinen Ketten,

So wie der Spieler seiner Sucht,
So wie der Trinker seinem Glase,
So wie die Made ihrem Aase,
- Verflucht bist du, du bist verflucht!

Den raschen Dolch hab ich beschworen,
Daß er die Freiheit mir erzwingt,
Das Gift hab ich umsonst erkoren,
Das es dem Feigling Hilfe bringt.

Ach! Gift und Dolch mich nur verlachen,
Verächtlich sprechen alles zwei:
"Du bist nicht wert, dich freizumachen
Von so verwünschter Sklaverei,

Du Tor! - wenn dich von diesen Schrecken
Einst auch erlöste unsre Kraft,
So würde deine Leidenschaft
Noch deines Vampirs Leiche wecken!"

von Charles Baudelaire

von Kurai » 11. Jul 2006 18:07

Hinüber wall ic

Hinüber wall ich,
Und jede Pein
Wird einst ein Stachel
Der wollust sein.
Noch wenig Zeiten,
So bin ich los,
Und liege trunken
Der Lieb´im Schoß.
Unendliches Leben
Wogt mächtig in mir
Ich schaue von oben
Herunter nach dir.
An jenem Hügel
Verlischt dein Glanz -
Ein Schatten bringet
Den kühlen Kranz.
O! sauge, Geliebter,
Gewaltigt mich an,
Daß ich entschlummern
Und lieben kann.
Ich fühle des Todes
Verjüngende Flut,
Zu Balsam und Äther
Verwandelt mein Blut -
Ich lebe bei Tage
Voll Glauben und Mut
Und sterbe die Nächte
In heiliger Glut.

Von Novalis (aus Hymnen an die Nacht)

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