Meinungsumfrage: Gothic

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

Moderator: gabor

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gabor
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Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von gabor »

Oha, klingt ja irgendwie nach Herdentrieb....
Lustig ist nur, das Herden eben genau SO nicht agieren.
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Azazel
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Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von Azazel »

also mir hat zuerst die Musik gefallen, ohne noch zu der Szene zu gehören, dann habe ich via Netz viele interessante Leute kennen gelernt, welche in der Szene sind und nun fühle ich mich geistig schon etwas verbunden ohne immer (aber sehr oft:-)) in schwarz herum zu laufen.
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Protox
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Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von Protox »

Mir würde man wahrscheinlich von meiner Einstellung und meinem Kleidungsstil her sagen, dass ich ein Teilzeit Goth bin aber mir sagt weder die Musik zu, noch halte ich mich in der Szene auf.
Die Menschen, die sich der Dunkelheit hingeben, sind meist die einzigen, die noch wirklich menschlich sind.
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JerixOtarius
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Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von JerixOtarius »

nola-blair hat geschrieben:Positive Aspekte der Vergangenheit? Ach lieber Gast, wenn doch alles so einfach wäre. Soll ich dir mal einen kleinen Einblick geben, wie geht man
damit um wenn man als 16 Jährige seine Kollegen auf der Straße findet die sich den goldenen Schuss gegeben haben, man um Hilfe bittet und es
gehen die Leute vorbei und man hört nur " wie gut wieder ein Junkie weniger". Sage du mir, was sind das für positive Aspekte der Vergangenheit.
Und dann frage ich dich jetzt mal, wieviel braucht es bis ein einziger Mensch das Handtuch schmeißt?
Das einzige was man machen kann, man muss sich mit dem ganzen Sch*** was damals passierte, auseinander setzen. Und ich habe weiß Gott mehr
liebe Freunde zu Grabe getragen, als es mir je lieb war. Und dann kommen so Sätze wie " ja aber das ist die Vergangenheit, du musst das schöne
der Zukunft sehen", oder noch besser" gehe mal raus, schaue dir mal die Natur an, erfreue dich daran", super Ratschläge wenn ich nicht schon Depressive
Phasen hätte, ab und an dann würde ich sie bestimmt mit solchen Ratschläge bekommen.
Vor allem in einer Gesellschaft wo der Tod immer noch ein Tabu Thema ist, wo wenn jemand Depressiv ist immer noch geschwiegen wird. Anstatt mal
sich neben diesem zu setzen und ihn einfach mal ein Ohr zu leihen, damit er einfach mal erzählen kann.
So nun genug von mir, denn im moment habe ich dafür einfach nicht mehr den Kopf, da ich vor zwei Wochen einen guten Kollegen zu Grabe getragen habe,
und ich hoffe er hat endlich seine Ruhe gefunden, die er leider zu Lebzeiten nicht fand.
Bis bald
nola

Jeder hat was Negatives in der Vergangenheit erlebt, der eine mehr, der andere weniger. Doch genauso hat jeder auch positive Phasen und Zeiten als Erinnerungen im Gedächtnis abgespeichert. Die wirkliche Freiheit die man in dieser Welt im Grunde so hat, ist die Freiheit der Wahl, worauf man sein Bewusstsein richten will.

Vom magischen Standpunkt aus ist es auch unklug, wenn man ständig die negativen Gedankenbilder und Gefühle aus der Vergangenheit hervorholt, denn bildhafte Vorstellungen gepaart mit Gefühlen haben das Bestreben sich zu verwirklichen. Außerdem kann sich so eine Gedankendynamide aufbauen, die im Energiekörper als ein negativer Anziehungsmagnet gleichartige Energien anzieht. Es ist aus dieser Sicht viel schlauer, wenn man seinen positiven Erinnerungen nachhängt, denn auch diese können auf der gleichen Basis als ein positiver Anziehungsmagnet wirken. Selbst wenn man sich auf dieses Konzept nicht einlassen will, so wäre es dennoch besser mehr den positiven Erinnerungen nachzuhängen, denn sie geben ein deutlich besseres Lebensgefühl.
Man kann es ja an sich selber testen, was sich auf Dauer besser anfühlt.
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Ich
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Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von Ich »

JerixOtarius hat geschrieben:Jeder hat was Negatives in der Vergangenheit erlebt, der eine mehr, der andere weniger. Doch genauso hat jeder auch positive Phasen und Zeiten als Erinnerungen im Gedächtnis abgespeichert. Die wirkliche Freiheit die man in dieser Welt im Grunde so hat, ist die Freiheit der Wahl, worauf man sein Bewusstsein richten will.

Vom magischen Standpunkt aus ist es auch unklug, wenn man ständig die negativen Gedankenbilder und Gefühle aus der Vergangenheit hervorholt, denn bildhafte Vorstellungen gepaart mit Gefühlen haben das Bestreben sich zu verwirklichen. Außerdem kann sich so eine Gedankendynamide aufbauen, die im Energiekörper als ein negativer Anziehungsmagnet gleichartige Energien anzieht. Es ist aus dieser Sicht viel schlauer, wenn man seinen positiven Erinnerungen nachhängt, denn auch diese können auf der gleichen Basis als ein positiver Anziehungsmagnet wirken. Selbst wenn man sich auf dieses Konzept nicht einlassen will, so wäre es dennoch besser mehr den positiven Erinnerungen nachzuhängen, denn sie geben ein deutlich besseres Lebensgefühl.
Man kann es ja an sich selber testen, was sich auf Dauer besser anfühlt.
Grundsätzlich hast Du schon Recht. Allerdings übersiehst Du dabei ein paar "Kleinigkeiten":
Oben war z.B. auch von "depressiven Phasen" die Rede, welche viele allzu oft unterschätzen. Diese können (je nach Intensität krankheitsbedingt) die "Freiheit der Wahl" auch schon sehr weit einschränken: Selbst dann, wenn man sich der Richtigkeit Deiner Aussage bewußt (aber evtl. - zeitweise - eben nicht mehr normal dazu fähig) ist.
Selbst der/die Depressivste dürfte sich dessen i.d.R. wohl bewusst sein.
Außerdem ist es ganz normal, dass Menschen sich allgemein (!) eher an gute, als an schlechte Zeiten zu erinnern pflegen. Der Hauptgrund: (unbewußter) Selbstschutz (z.B. vor den o.g. "Phasen")!
Das ganze hat bei näherer Betrachtung also weniger bzw. nichts mit "Schlauheit" o.ä. zu tun. Andererseits sollte man sich natürlich bemühen, z.B. nicht in Selbstmitleid o.ä. zu versinken.
Dies gilt noch umso mehr für das "Loch der Depression", aus dem man ggf. (aus eigener Kraft) erst gar nicht mehr herauskommt.
So, das war das Wort zum Sonntag und mein Senf dazu. :hello
"Ich bin kein Bekenner, ich bin ein leidenschaftlich beteiligter Betrachter!" (E.v.S.)
Bedecktes Feuer hitzt am meisten.
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JerixOtarius
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Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von JerixOtarius »

Das war aus rein magischer Sicht betrachtet, nicht unbedingt als Allheilmittel für Jedermann. Für manche ist es auch gar nicht so leicht zu bewerkstelligen, vor allem wenn man nicht einigermaßen Herrschaft über sein Gedankeninstrument erlangt hat. Es wäre natürlich trotzdem für fast jeden vorteilhaft, sich seiner Gedanken öfter bewusst zu sein und innere Vorstellungsbilder im Zaum zu halten.

Depressionen können auch durch negative Grübeleien ausgelöst werden, die ständig unbewusst ablaufen und über die Betroffene dann die Herrschaft und Gewalt verlieren, da sie sich selbstständig gemacht haben. Wenn der Depressive sich dann noch zusätzlich mit diesen Gedanken und Gefühlen identifiziert und sich davon nicht mehr zu distanzieren in der Lage ist, kann es schwierig werden. Wenn der Diener Herr wird, dann hat man ein Problem.
Man kann so durchaus sagen, dass der gesunde Mensch einigermaßen Herr über seine inneren Vorstellungen und Bilder ist.

Ein Magier sollte sich jedoch schon intensiver um seine Gedankenbeherrschung kümmern, da ja auch die bildhafte Vorstellungskraft durch stete Übung stärker wird. Ein Magier kann es sich dann irgendwann nicht mehr erlauben, einfach so in den Tag hinein zu fantasieren, vor allem nicht über solche Dinge, die sich für sein Leben unvorteilhaft oder gar schädlich auswirken könnten. Das wäre dann wirklich als unkluges Verhalten zu betrachten.
Kali Gulag

Re: Meinungsumfrage: Gothic

Beitrag von Kali Gulag »

Hallo nola-blair,

gern antworte ich Dir, auch wenn ich wohl nicht zu den von Dir
eigentlich Angesprochenen gehöre. Und auch nicht uneigennützig, denn
ich würde mich freuen, wenn Du ein paar Gedanken erwiedern würdest,
die vielleicht ein paar Dinge klarer machen würden...
Das was Du mit Gothic ansprichst, ist nämlich ein Ding, das mir
mehr Fragen aufgeworfen hat als das meiste sonst - Fragen, auf die
es scheinbar keine rechten Antworten gibt.

Aber nun, wo fange ich an, damit es nicht allzu lang wird?
Erstmal zu mir - ich bin ein alter Knabe, der die fünfzig schon
überschritten hat. Als ich heranwuchs, hab ich mich umgeschaut nach
einem Sinn im Leben - das was so erwartet wurde, also ein guter
Abschluss, ein Beruf, eine sog. "Existenz", schien mir wenig
lohnend und eigentlich nur ein Funktionieren. Also hab ich mich
mehr im Abseitigen, im Grenzwissenschaftlichen und Phantastischen
umgetan, und hab ein paar Hinweise darauf gefunden, dass es mit
unserer Existenz (oder mit unserem Bewusstsein) mehr auf sich haben
könnte als der bloße Kampf ums Dasein nahelegt - bin dabei an
vieles Irre und Wirre geraten, aber an nichts was sonderlich
lohnend oder weiterführend erschien. Dazu kam, sei es nun durchs
Erwachsenwerden oder durch eine Veränderung des Zeitgeists, dass
unkonventielle Gedanken immer mehr als "Spinnerei" abgetan wurden
und ich kaum noch ein Umfeld fand, in dem ich nicht m.o.w. subtil
zum funktionieren gedrängt worden wäre.
Nach längerem erfolglosen Forschen, und auf grund einiger
unangenehmer Erfahrungen, hab ich dann meine Suche nach einem
passenden Lebenskonzept aufgegeben und mich auch aufs Funktionieren
beschränkt - mit m.o.w. Erfolg.
Irgendwann, schon einiges nach der Jahrtausendwende, hab ich dann
beim Herumklicken im Web ein paar Musik-Clips gefunden, die mir
nicht nur gefallen, sondern mich auf subtile Weise berührt haben.
Und da mein Portemonaie nicht ganz leer war, dachte ich, es spricht
ja nichts dagegen, den Hintern hochzubringen und mich auf meine alten
Tage mal wieder zu Live-Events zu trauen - mehr wie ausgelacht werden
kann ja nicht passieren. Und so bin ich dann auch mal nichtsahnend
eines schönen Pfingsttags nach Leipzig geraten - und hab schnell
gemerkt, dass ich da offenbar etwas völlig anderes statthat als ein
gewöhnlicher Festival-Event. Aber *was* das ist, das war nicht recht
herauszufinden.

Um das zu erklären, braucht es ein paar Ideen, die von meinen
Bekannten leider niemand versteht - zB die Idee eines Gruppengeists,
der i.W. die emotionale Agenda der Beteiligten reflektiert. Jede
Versammlung von Menschen hat eine solche Qualität, egal ob es sich
um eine Firma handelt, um ein Fußballspiel, eine Parteiversammlung
oder ein Konzert - man kann sie normalerweise leicht erspüren, und
bei fast allen populären Events ist diese Qualität recht finit und
überschaubar (sodass sich eigentlich nur die Frage stellt, ob einem
die betreffende Qualität grad zusagt).
Nicht so in Leipzig - da war die Qualität nicht finit erfassbar,
sondern das intuitive Nachspüren hat mich vielmehr in vieldimensionale
Bereiche geführt, in unkartografierte Bewusstseinsgebiete - da war
etwas, was durchaus präsent und wirksam und valide war, aber
unbeschreiblich anders als alles bekannte.

Damit war die Frage für mich nicht ein schlichtes 'gefällt es mir hier
oder nicht?', sondern vielmehr im eher grenzwissenschaftlichen Sinn
die Frage, wo bin ich hier hingeraten? - in der art, wie man sich das
fragen mag wenn man sich in einen Elfenhügel verirrt hat. Antworten
darauf hab ich freilich nicht gefunden - die Leute, mit denen ich
gesprochen hab, schienen eher damit beschäftigt, sich in exotische
Kostüme zu kleiden und viel Honigbier zu vertilgen (das erstere ist
nicht so meins, das zweitere eine durchaus gute Tugend), also auf gut
deutsch: Party zu machen.

Ich hab dann natürlich Recherchen angestellt, die jedoch
nichts ergeben haben: in der "normalen" Welt schien es keine
Berühungspunkte zu dieser "Szene" zu geben, und soweit es
sozialwissenschaftliche Arbeiten gibt, so betrachten sie die Dinge
eben sozialwissenschaftlich (und nicht ideell oder spirituell).

Dafür haben sich innerhalb dieser, äh, Szene dann noch viele weitere
Merkwürden offenbart, die erst recht nicht schlüssig wurden:

1. Musik
Üblicherweise wird im Musikbusiness unterschieden zwischen sog. U-
und E-Musik, wobei ersteres seichte Unterhaltung vorstellt und
zweiteres technisch konservative Kunstfertigkeit (deren Darbietung
aber im grunde auch der Unterhaltung dient, die dann lediglich für
"anspruchsvoller" angesehen wird). Ein drittes ist heute weitgehend
irrelevant, aber wenn wir zum Anbeginn zurückgehen, dann war dieses
eigentlich das Ausschlaggebende und vermutlich der Grund, warum
überhaupt Musik entstanden ist: ich meine Sakralmusik - die also
den Sinn hat, eine rituelle Gruppenerfahrung zu begünstigen.

Das scheint heute, wo Spiritualität zur Privatsache geworden ist,
praktisch vergessen. Nun hat aber ein beachtlicher Teil dessen,
was im Gothic-Umfeld hörbar ist, genau diese Qualität: es taugt
weder zur seicht einlullenden Zerstreuung oder Unterhaltung, noch
legt es primär Wert auf künstlerisch-technische Perfektion, sondern
es transportiert in erster Linie intensive Botschaften, die nicht
selten an Grenzerfahrungen erinnern und
tiefenpsychologisch-spirituelles berühren. Das mag Zufall oder
Versehen sein, aber einige der Künstler wissen offenbar durchaus
was sie tun - nehmen wir zB Einar Selvik:
https://www.youtube.com/watch?v=zbT8vzX4sZY
Andere Beispiele: Peter Bjärgö's Arcana, oder dessen Ex-Mitwirkende
Annmari Thim, die sich von "hebräischer Mystik" inspirieren lässt:
https://www.youtube.com/watch?v=YR8cRHxPaSo
(Mich interessiert hier nicht ob das nun "wirklich Goth" ist,
sondern es sind Beispiele, die das verdeutlichen worauf ich hinwill,
denn das finde ich bemerkenswert, und ausser auf Gothic-Events finde
ich soetwas nicht.)

2. Geheimgesellschaften
Es gab da so um 1990, als das Internet in seinen Geburtswehen lag,
eine ganz merkwürdige Sache: die meisten Leute, die damals schon
vernetzt waren, waren natürlich in der harten IT zugange, oder waren
Studenten der Naturwissenschaften, die über die Wissenschaftsnetze
Zugriff hatten. Aber neben diesen gab es noch ein Häuflein ganz
exotischer Leute, die da überhaupt nicht dazupassten, sich mit
äußerst bizarren Dingen beschäftigten und sich Orienttempler nannten.
Es handelt sich da offenbar um eine spirituelle Gruppe, die
vorwiegend in Kalifornien beheimatet ist und die den magischen Orden
von Aleister Crowley behauptet weiterzuführen (wozu auch immer das
gut sein mag) - weltweit wohl nicht mehr als ein paar tausend Leute.
Die tauchten da also in den Anfängen des Internet auf und haben da
ihre magischen Kriege oder whatever m.o.w. öffentlich ausgetragen -
und als das Internet dann populär wurde, sind sie wieder in das
Zwielicht verschwunden aus dem sie kamen.
Neugierig wie ich bin, hab ich damals versucht, genaueres
herauszufinden, was die eigentlich treiben - musste aber feststellen,
dass das nicht ganz ungefährlich und der geistigen Gesundheit nicht
unbedingt zuträglich sein kann.
Jedenfalls hab ich nicht damit gerechnet, diesem bizarren Verein
nochmals irgendwo über den Weg zu laufen. Aber Überraschung: auf
Gothic-Events sind mir jetzt schon -völlig zufällig- insgesamt vier
Leute begegnet, die sich offen als dieser Gruppe zugehörig bekannt
haben. Von den Mitgliedern anderer (und womöglich nicht weniger
bizarrer) Geheimgesellschaften gar nicht zu reden.

3. Erotische Bizarrien
Auf einem der ersten solchen Events hab ich mich dann irgendwann,
als mir das alles zu viel wurde, zu einer sinnvollen Beschäftigung
zurückgezogen: mich irgendwo niederzulassen und edle Tropfen zu
verkosten. Kam dabei mit ein paar netten jungen Leuten ins Gespräch,
und hab mich einen langen Nachmittag höchst angenehm über alles
mögliche und vieles von dem, weshalb normale Leute mich für
gspinnert halten, unterhalten. Mit der Zeit sind mir dann ein paar
Merkwürdigkeiten bei der Angelegenheit aufgefallen - und schliesslich
hat sich herausgestellt, dass es sich bei der Gesellschaft offenbar
um eine Gruppe praktizierender BDSM-Fetischisten handelt. Ups?! Ich
hatte keine Idee, dass es sowas wirklich gibt, abseits von
Verschwörungstheorien über satanische Messen a la Bohemian Grove usw
(die sich bei näherer Betrachtung regelmäßig als blühender Unsinn
entpuppen).

4. Unbeschreibliche Schönheit und keinen interessierts:
Auf Events wird man zuweilen gefragt, bei welcher Band man spielt.
Es scheint offenbar fast ausgeschlossen, dass Leute, die nicht selber
künstlerisch mitwirken, sich überhaupt für die Veranstaltungen
interessieren.


Die Aufzählung liesse sich fortsetzen - im Grunde ist es immer so
dass man dann verstört zurückbliebt und sich fragt was man da eigentlich
erlebt hat. Recherchen verlaufen im Sande - es ist wie mit dem
Elfenhügel: wenn man bei Tag zurückkommt, ist da nur welkes Laub.

Was auch noch sehr verwirrend ist: es gibt offenbar keine Aspekte
einer gemeinsamen Weltanschauung, also keine gemeinsamen ideellen,
politischen oder religiösen Werte, wie sie eine "Szene" definieren
würden - es gibt aber offenbar durchaus ein Gemeinschaftsgefühl,
das stark genug ist um eine deutlich fühlbare spezifische
Gruppenenergie hervorzubringen. Dann aber wiederum scheint es sich
um eine reine Partykultur zu handeln, die sich zu Events trifft, wo
man auch ein fröhliches Wiedersehen feiert, aber ansonsten keinen
weitergehenden sozialen Zusammenhang (oder gar Organisationsformen)
hat - und das scheint mir ein schon fast grotesker Widerspruch zu
den bevorzugten Kunstformen, die eben alles andere als oberflächlich
sind, sondern oft potente spirituelle Topoi, die drastisch in die
Seelentiefe vordringen.


So, das war jetzt ein Blickwinkel von jemand, der sozusagen als
Quereinsteiger da hingekommen ist und zu erfassen versucht worum
es sich eigentlich handelt - hier mal absichtlich in einem rationalen,
soziologischen Stil formuliert, weils ja in die Öffentlichkeit
gerät. Das ist zwar nicht das wonach Du gefragt hast, aber vielleicht
auch interessant. Und wie gesagt, ich würde mich freuen über Antwort,
die vielleicht das eine oder andere etwas verständlicher macht.