Initiationssysteme und Psychoanalyse

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

Moderator: gabor

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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

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Hallo fehlgeleitet,
Das Thema Hoffnung haben wir noch nicht einmal angeschnitten.
Ich halte es für wichtig.
Wenn ich jetzt sage: Hoffnung? So religiös bin ich nicht.
dann sagst du wieder, ich mache einen Witz.
Jetzt aber Spaß beiseite.

Ein guter Manager weiss Bescheid: Wenn es gelingt, dem Kunden viel Hoffnung zu machen,
dann ist er schon jetzt bereit, mehr Geld auszugeben. Die Börsenwerte leben von der Hoffnung
sowie auch die Immobilienwerte.
Fast könnte man den Eindruck bekommen, diese Werte seien die eigentlichen Werte unserer sogenannten "Wertegemeinschaft",
und die Hoffnung ist damit eng verknüpft.
Und auch in anderen Bereichen ist die Hoffnung schon jetzt voll durchökonomisiert. Achte mal darauf.

Das war jetzt die realwirtschaftliche Hoffnung.
Mit der Psyche hat das nur bedingt zu tun.
Zur Psyche kommmen wir jetzt.

Es war in einem politischen Blog, da konnte jeder Kommentare schreiben.
Am Ende seines Kommentares schrieb jemand von seinem verlorenen Kampf gegen sich selbst.
Er erwähnte auch das Wort Zynismus, allerdings wollte er sich damit zurückhalten,
anscheinend wußte er mit seinem neuen Zynismus noch nicht viel anzufangen.

Ich zitierte ihn wörtlich "Der verlorene Kampf gegen sich selbst..." mit quote und schrieb ihm diese Antwort:

Welche Ehrlichkeit, das zu erwähnen. Respekt.
Und welche Möglichkeit, in eine andere Dimension zu gelangen.
Die Seele/Psyche erlebt die Hoffnung als Zeit. Für sie ist es der Zeitbegriff an sich.
Kein Grund sich umzubringen, wenn die Hoffnung gestorben ist.
Viel mehr ein Grund sich in die Zeitlosigkeit zu begeben.

Pink Floyd ist bekannt geworden mit Titeln wie "Time" and "Money"
Wer kennt diese Nummer?
High Hopes
aus dem 1994 Album The Division Bell
https://www.youtube.com/watch?v=7jMlFXouPk8
Das Originalvideo mit dem surrealistischen Film.
Es ist wirklich sehenswert

Soweit meine Antwort.
Schau dir das Video an.
Du wirst begreifen, dass man Hoffnung als Propaganda empfinden kann.
Und außerdem kann man sagen: Die Hoffnung schafft oft unnütze Begehrlichkeiten.

Den Song gibt es übrigens auch von Nightwish
aus dem berühmten End of an Era-Konzert
Kann sein, dass du einige Textpassagen besser verstehst.
Na und der Sound kommt natürlich etwas kräfiger daher.
Allerdings ohne dieses faszinierende Video.
https://www.youtube.com/watch?v=9DLtMinPcZU

freundliche Grüße
fehlgeleitet
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

Klar, dass Hoffnung ökonomisierbar ist ist genau meine Rede, bzw. von Zizek.

Wenn Zizek über Feminismus, Antirassismus und Ökologie lustig macht tut er das nicht, weil er sie im Kern ablehnt, sondern weil er ihr eben dieses sogenannte "Greenwashing" vorwirft, also das sie nur dem Schein nach emanzipatorisch sind und in wirklichkeit eine Art Ablasshandel für reiche narzistische selbsternannte Philanthropen wie Bill Gates darstellen. Natürlich unterstützt Zizek genau wie jeder vernünftiger Linke die Ziele, aber um diese Ziele zu verwirklichen ist ein neuer Universalismus notwendig, der die Kämpfe vereinen kann. Diesen Universalismus sucht er aus den Trümmern der Sowjetunion zu errichten.

Denn ohne gemeinsames Ziel wie den Kommunismus wird es niemals möglich sein, beispielsweise Genderaktivisten und Muslime unter eine gemeinsame Flagge zu bekommen.

Wenn ich beispielsweise im Jobcenter vorschlage, dass "Lenin wieder auferstehen müsse", erreiche ich einen Schockeffekt, denn ich nicht habe, wenn ich fordere das "alle miteinander kommunizieren sollen". Mir ist klar, dass die alte Sowjetunion ihre Versprechen nicht einlösen konnte, sehe aber im Namen "Sowjetunion" immer noch eine radikal andere Lösung, die sich nicht so einfach in das "greenwashing"-Programm einordnen kann.

Zur Hoffnung sagt Zizek immer: "The light at the end of the tunnel is the approaching train."

So wichtig es aber ist, falsche Hoffnung als einen Trick des Systems zu entlarven, so wichtig ist es aber auch sich nicht einfach mit der Unmöglichkeit irgendetwas erreichen zu können zufrieden zugeben. Die heutige Vereinzelung ist auch auf diese Masche zurückzuführen, dass uns permanent vermittelt wird, dass unser Bemühen angeblich zu nichts wesentlichem führe, dass das System also alternativlos sei.

Deswegen stelle ich auch mal in Frage, ob nun ein gegen sich selbst verlorener Kampf zu neuem Leben führt.

Klar erlebe ich immer wieder Perioden der Hoffnungslosigkeit, doch bei mir sind die von Unlustgefühlen und Zeitverschwendung gekennzeichnet. Wenn ich nicht mehr will sitze ich mich vor meinen Rechner und spiele den ganzen Tag Computer ohne viel Freude dabei zu erleben. Naja ich grübel vor mich hin, vielleicht ist das auch manchmal ein notwendiger Prozess.

Ich denke der Fehler bei dem, was ich so unter Zynismus verstehe, ist von einer Art Natürlichkeit auszugehen.
Es bringt alles nicht, es geht immer nur um Geld, Macht oder Sex und so weiter, und mir fehlen genau diese Ingrigenzien zu einem erfreulichen Leben, bzw. sie wurden mir von diesen und jenen Gestalten aus meinem Leben verweigert, obwohl ich doch einst so ein vielversprechender gutaussehender junger Mann war.
EIn Grund warum ich Kommunist geworden bin war neben der Summe meiner Erfahrung meine midlife-crisis. Anzuerkennen, dass es wichtigere Dinge gibt als mich selbst hilft mir dabei, nicht mehr andauernd um mich selbst, oder was ich dafür halte, zu kreisen. Die Erkenntniss, dass meine "natürlichen" Bedürfnisse mich nicht dauerhaft glücklich machen.

Denn im Grunde sind all diese Dinge Geld, Macht, Sex für sich genommen zwar schön, aber nicht das worum es im Leben geht. Ich glaube wie Chomsky, dass der eigentliche Wille des Menschen ist, etwas sinnvolles zu tun. Das ist das was uns im Kern glücklich macht.
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

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Hallo fehlgeleitet,
es ist mir ziemlich egal, ob jemand rechts oder links ist. Deshalb habe ich da keine Vorurteile.
Der Mensch steht für mich im Vordergund und deshalb bin ich auch vorsichtig.
Meine berufliche Tätigkeit bringt es mit sich, dass ich pro Woche mindestens 50 Menschen sehe,
die ich noch nie zuvor gesehen habe, mit denen ich eventuell ins Gespräch komme für 10 Minuten,
und die ich anschließend mit einer hohen Wahrscheinkeit niemals mehr wiedersehen werde.
Das dürfte jetzt hinreichend erklären, warum mich "in einem Satz Zusammenfassungen" interessieren.
Wenn mir nichts besseres einfällt, dann versuche ich mich erst einmal irgendwie mit den Menschen zu solidarisieren.
Links und rechts könnte man gar als Augenwischerei betrachten, denn eigentlich geht es um oben und unten.
Damit könne man das politische Spektrum als flächig oder gar rund ansehen.

Von mir muß jedenfalls niemand befürchten, zu einer Sekte oder einer politischen Partei bekehrt zu werden.

Wenn jemandem rechte Argumente vertraut sind, dann finde ich Argumente, die er verstehen kann,
wenn ich jemanden treffe, der links ist...
Links also.
Zitat:

Wir unterschreiben nicht. Es wird jedoch der Tag kommen, da wir Kommunisten dieses Grundgesetz gegen die verteidigen werden, die es angenommen haben!
Max Reimann, ex-KZ-Häftling, KPD, 1949, Westdeutschland, später Bundestagsabgeordneter

Jemand, der den vorhergehenden Zyklus gesehen hat.
Wenn ich das mit 20 schon erfahren hätte, dann hätte ich meinen Lebensplan vermutlich etwas anders eingerichtet.
Wenn mich heute ein junger Mensch fragt: Soll ich mich wirklich verbeamten lassen?
dann rede ich ihm gut zu: Eine Chance, die nicht jeder hat, und ich denke mir dabei:
Du wirst wenigstens nicht deshalb Selbstmord begehen, weil deine Wohlfühlwelt plötzlich verschwindet.
Doch ich will das jetzt nicht vertiefen.
Es gibt Grundlegenderes.
Früher gab es einmal soetwas wie eine soziale Marktwirtschaft.
Irgendwie ist uns die abhanden gekommen. Man hat damals auch den Begriff "freie Marktwirtschaft" verwendet.
Ursprünglich war mit "freie Marktwirtschaft" aber nicht gemeint, dass es doch eine Frechheit ist, wenn ich mehr verdiene als ein Chinesischer Arbeiter.

Es gab eine andere Bedeutung dafür.
Eine freie Marktwirtschaft ist eine Wirtschaft, die nicht von oben gelenkt oder gesteuert wird.
Dass das in einer Planwirtschaft der Fall ist, darüber wird man kaum streiten.
Aber auch im Monopokapitalismus wird wird die Wirtschaft von oben gesteuert.
Haben wir vielleicht heute so eine Art vereinigte Monopol-Planwirtschaft?
Besonders gut sieht man das in China. Und für die Menschenrechte dort interessiert sich heute keine alte Sau mehr.
Und nun heißt es in China: Alle Macht dem Führer.

Würde es dich sehr wundern, wenn heute jemand sagt:
Na ja, es gibt eben 2 Sorten von von Sozialismus.
Einen nationalen und einen internationalen.
Oder einen rechten und einen linken Sozialimus.

Es ist hier wie da das Gleiche: Der Staat liegt mit den Konzernen im Bett.
Welchen Grund gibt es, dem Staat mehr zu vertauen, als den Konzernen?

freundliche Grüße
fehlgeleitet
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

huhu,
Die Piraten waren eine dieser Parteien, die sich außerhalb des politischen Spektrums zu definieren versuchten. Mir fällt immer wieder auf, dass die Menschen die sich außerhalb des politischen Spektrums zu definieren versuchen es letztendlich doch nicht schaffen. Sie reden dann von evidenzbasierter Politik. Aber das führt zu technischen Lösungen, die aber im Kapitalismus nicht implementierbar sind. Und die "wissenschaftlichen Experten" die dann die Gesetze verfassen sollen, sind dann die Agenten der Konzerne. Somit ist "außerhalb des klassischen politischen Spektrums" ein anderes Wort für "neoliberal".

Für mich hat also das Wort Ideologie nicht automatisch etwas negatives, wenn ich auch nicht unbedingt ein guter Bekehrer bin und auch kein so guter Diplomat.

Wenn du dich nun wunderst wo die soziale Marktwirtschaft hin ist so liegt es einfach daran, dass der Kapitalismus ihrer nicht mehr benötigt. Früher lebten Demokratie und Kapitalismus in einer Art Zweckehe, aber diese Ehe ist für den Kapitalismus nicht mehr zweckmäßig und er läßt sich scheiden.

Der Kapitalismus formt den Staat so, wie er ihn gebrauchen kann. Das war schon immer so. Wenn wir also die demokratischen Errungenschaften behalten wollen, wie das Grundgesetz (schönes Zitat übrigens), so müssen wir den Kapitalismus abschaffen, weil er unreformierbar ist. Ohne den Kapitalismus ist der Staat dann natürlich ein anderer. Für mich ist Sozialismus per Definition international. Und gute Kommunisten nennen den chinesischen Zustand einen Staatskapitalismus :-)

Und nein, ich weiß auch nicht wie man den Sozialismus so umsetzen kann, so dass er funktioniert. Ich beschäftige mich auch erst ein Jahr damit, kommt also hoffentlich nocht. >:->

Zum Pink Floyd Titel noch mal:
Ich denke irgendwie nicht mehr gerne zurück.

freudliche grüße

edit: ich muß zugeben das dein Argumente es gäbe nicht links und rechts sondern nur oben und unten von mir nicht so einfach zu widerlegen ist. Die irre Wette des Marxismus ist es ja, dass das Proletariat, das als eine Art "Nicht-Klasse" definiert ist ein solches Klassenbewußtsein entwickelt. Und du hast allen Grund das anzuzweifeln, ich weiß leider auch nicht wie ich hier entgegnen soll.

Aber Rom wurde halt auch nicht an einem Tag gebaut.

Ja, warum denke ich nicht gerne zurück? Vielleicht schmerzt der Verlust der Vergangenheit auch zu sehr und meine politische Aktivität ist auch eine Art Flucht. Aber diese Gedanken sind immer so fruchtlos und bleiben nur vor der Sackgasse stehen, in der sie eben stehen.

Tja, das berühmte Schulterzucken eben, vielleicht etwas unwilkürlicher als sonst.
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

Hallo fehlgeleitet,
Das Ideal scheint mir der kleine Bruder der Ideologie zu sein,
und ich war so radikal, alle Ideale zu verwerfen, um die Ideologien loszuwerden.

Ich komme aus Bayern, dort sagt man Grüß Gott und das macht einen braven Eindruck.
Dabei muß ich nicht nachdenken, ob es nun Guten Morgen, Guten Abend oder Gute Nacht heißen soll,
und ich kann weiterhin in Ruhe in der Zeitlosigkeit verweilen.

Die neoliberale Ideologie ist die Schlimmste, dem würde ich schon zustimmen.

Ich bin schon zwei mal wegrationalisiert woden. Und das betrifft heute nicht mehr nur die unterste Arbeiterklasse.
Bezüglich Automation, Roboterisierung und künstlicher Intelligenz möchte ich Folgendes bemerken:
Möglicherweise hast sogar du noch Bedürfnisse, die man nicht mit einer Steckdose befriedigen kann.
Damit bist du über kurz oder lang nicht mehr wettbewerbsfähig.

Und wenn die Wettbewerbsfähigkeit weiterhin das wichtigste Wirtschaftsprinzip bleibt,
dann heißt das nichts anderes als: Der Mensch wird abgeschafft werden.
Sowieso wird der Planet eines Tages restlos ausgeplündert sein und spätestens dann
wird man begreifen, dass die Menschheit aufgegeben werden muss.

Daher ist die künstliche Intelligenz der nächste logsche Schritt in der Evolution.
Ein Versuchsballon ist schon in Planung: Elon Musk will einen Tesla auf dem Mars fahren lassen.

Und wenn dann die Erde ungefähr so aussieht wie der Mars, dann wird der Evolutionssprung geglückt sein,
und es wird sich zeigen: Das selbstfahrende Auto fährt auch ohne Menschen.

Wenn du viel Geld hast, dann wird man vielleicht eines Tages ein Backup von deinem Kopf machen können
und es auf einen Roboter herunterladen und du wirst unsterblich sein. Sind das nicht traumhafte Aussichten? >:->

freundliche Grüße
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Tyger
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Tyger »

An der Stelle werfe ich jetzt mal ein Sprichwort ein:
Es kommt selten so gut wie erhofft, aber auch selten so schlimm wie befürchtet.
fehlgeleitet
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

huhu,
klar, dass sind traumhafte Aussichten und ich würde weitestgehend zustimmen - ich habe nur eine kleine Anmerkung.

Die künstliche Intelligenz soll zwar angeblich den Menschen überholen und es gibt auch Fortschritte im Bereich der KI, aber bisher gibt es noch keinen Beweis das sich aus dem Fortschritt eine allgemeine künstliche Intelligenz entwickeln wird. Eine allgemeine künstliche Intelligenz wäre eine solche, die den Turing-Test besteht. Wobei ich auch neulich den Spruch irgendwo las: "Eine KI die schlau genug ist den Turing-Test zu bestehen ist schlau genug ihn nicht zu bestehen."

Neulich hat googles "alpha-zero" die opensource KI "stockfish" im Schach vernichtend geschlagen. Die Furore in der Schachwelt war groß, aber nicht alle Großmeister waren davon überzeugt.

https://www.youtube.com/watch?v=2naxR4UzuL4

In der Kurzfassung analysiert dieser Großmeister, dass die neue Schach-KI wie Mikhail Tal (der sogenannte Magier von Riga) mit mehr Rechenpower spielt. Das bedeutet, dass die KI zwar in Situationen glänzt in der sie mit Dominanz und Aggression Druck aufbauen kann, aber nicht in der Lage ist langfristige Strategien zu entwickeln um das Spiel für sich zu entscheiden. Gerät die KI also in eine Situation, in der sie nicht einen sofortigen Schwachpunkt sieht, fängt sie an recht beliebige Züge zu machen, so als würde sie sinnlos rumprobieren.

Biotechnologien werden natürlich in einer posthumanen Zukunft auch eine Rolle spielen. Da soll auch viel in der Mache sein - Monsanto wurde ja grad von Bayer aufgekauft. Wir haben also einen Megakonzern, der sicherlich zu allem bereit und zu vielem fähig ist.
Und wir wissen noch nichteinmal was dort geplant wird.

freundliche Grüße
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gabor
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von gabor »

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13516899.html
:lol: :lol: :lol: :lol:
Das Komische dran.....das hat sogar funktioniert.... ;)
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

ich glaube, wir könnten ewig so weitermachen, doch ich leite langsam zu etwas anderem über.

Ich mag Erika nicht, wissen Sie wer Erika ist?, sagte eine Frau unlängst zu mir.
IM Erika heißt sie auch, ich bin informiert und ganz Ihrer Meinung, entgegente ich.
Ich sagte das eigentlich nur, dass sie damit aufhört.
In Wirklichkeit bin ich eher der Meinung: In der Politik ist noch nie etwas Besseres hinterhergekommen,
daher ist es gut, wenn sie so lange wie möglich bleibt.
Schlimm ist allerdings, dass die Jugend nicht mehr weiß, dass es ein Leben vor Merkel gab.

Ich werde im Frühsommer zweiundsechzig Jahre alt. Man schätzt mich auf Mitte Vierzig.
Niemand hat mehr Respekt vor dem Alter, daher muss man jung bleiben.
Ich habe sogar den Eindruck gewonnen, alte Leute werden unauffällig entsorgt.

In dieser Altersgruppe sagen viele Leute irgendwann beiläufig:
Wir haben die guten Zeiten noch erlebt.
Ich antworte dann: Hast du noch Hoffnung, oder bist du schon ein Fatalist?

Ich sage das, um auf den Widerspruch aufmerksam zu machen, in dem sich die Hoffnung befindet.
Fatalismus, Vorherbestimmung, Determinismus,
Alles ist geplant, sagen die Verschwörungstheoretiker,
Von Gottes Plan sprechen die Gläubigen usw.

Ich will es gleich vorwegnehmen. Diese Konsequenz drängt sich zwar auf, ist aber keine Notwendigkeit und schon gar keine Lösung.
Man kann die Hoffnung hinterfagen. Belassen wir es dabei.
Natürlich kann man auch den Determinismus hinterfragen.

Es gab einmal ein Esoterikforum, dessen Hauptzweck es war, den Determinismus zu diskutieren.
Niemand fand das unerträglich, im Gegenteil, man glaubte daran.
Vielleicht hat ja auch der Wiedergeburtsglaube eine gewisse Vorarbeit geleistet, der ja auch Elememte des Determinismus enthält. Kernthema war...

Der Laplacesche Dämon
Der Laplacesche Dämon ist die Veranschaulichung der erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Auffassung, nach der es möglich ist, unter der Kenntnis sämtlicher Naturgesetze und aller Initialbedingungen jeden vergangenen und jeden zukünftigen Zustand zu berechnen. Mit dieser Aussage wäre es theoretisch möglich, eine Weltformel aufzustellen....
http://de.wikipedia.org/wiki/Laplacescher_D%C3%A4mon

Aha.
Wenn alles vorherbestimmt ist einschließlich mir selbst, so brauche ich keinen Ausweg mehr suchen und die Hoffnung ist gestorben.
Ein Aufruf zum Selbstmord?

Kann man diesen Widerspruch auflösen?
Nach langem Hin und her komme ich einzig zu dieser Lösung:

Was wird die Obrigkeit sagen?
Sag ihnen, es sei alles vorherbestimmt, dann macht niemand mehr das Maul auf?
Und gib ihnen ein wenig Hoffnung, dann sind sie wieder unbegrenzt leidensfähig?

Das soll jetzt weniger eine Religionskritik sein und auch keine Verschwörungstheorie.
Zunächst einmal geht es mir nur darum, die innere Zeitmatrix ein wenig zu stören.

Der Laplacsche Dämon wäre nicht der Rede wert, wenn da nicht noch mehr wäre.
Es gibt eine Religion, die eine Ähnlichkeit mit dem Laplaceschen Dämon hat:

Deismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Deismus

In kurzen Worten erklärt:
Man stellt sich vor, daß Gott vor langer Zeit dieses perfekte Uhrwerk "Universum" erschaffen hat, dann hat er die Uhr aufgezogen.
Anschließend hat sich Gott verdrückt und er wurde nie wieder gesehen.

Das mechanistische Weltbild als Gottesbild?

Ebenfalls bei wikipedia kann man lesen, dass diese Deistische Gottesaufassung seit 1989 von den Freimaurern,
genauer von der Vereinigten Großloge von England vorgeschrieben ist.


Dies ist hier eine Kritik an der Freimaurerreligion
und nicht etwa eine dumme Illuminaten-Story mit okkulter Symbolik, wie man es von religiöser Seite her kennt.
Vielleicht kommen die Religiösen nicht so leicht darauf,
denn sie sind ja etwas besser vor Selbstmord geschützt, Selbstmord ist ein Tabu
nachdem ihnen Selbstmord bei Höllenandrohung verboten ist.
Jedoch funktioniert das nur solange sie akzeptieren, sich eine solche Angst machen zu lassen.
Man kann ja auch nie sicher wissen, ob man brav genug war, um in den Himmel zu kommen.
Die Angst vor dem Tod ist also eine wichtige Größe, mit der die Kirchen handeln.

Mit Blick darauf, dass jeder Mensch jeden Tag Umsatz macht und Steuern zahlt, könnte man darüber einen Witz machen:
Stell dir nur vor, es gäbe keine Religion, dann hieße dieses Delikt vermutlich: Vernichtung von Staatseigentum.
Seid fruchtbar und mehret euch ihr Moneten. >:->
Es gibt ein ein altes Sprichwort: Die Angst vor dem Tod ist der erste Schritt in die Sklaverei.
Man kann ja trotzdem weiterhin vorsichtig bleiben.
Auf der anderen Seite aber ist der Schutz vor Selbstmord wichtig, denn gerade die „Wahrheitssucher“ sind oft selbstmordgefährdet.

Hermann Hesse (deutscher Nobelpreisträger) spricht sogar vom typischen Selbstmörder. Im Tractat vom Steppenwolf heißt es wörtlich:
...Wie jede Kraft auch zu einer Schwäche werden kann (ja unter Umständen werden muss), so kann umgekehrt der typische Selbstmörder aus seiner anscheinenden Schwäche oft eine Kraft und eine Stütze machen, ja er tut dies außerordentlich häufig....
Das würde ja heißen, man könnte den Selbstmord für sich nutzen, anstatt ihn gegen sich einzusetzen.
Wie soll das funktionieren?
Es erklärt sich von selbst?
Nein?
Denkst du darüber nach, dich umzubringen?
Tu es morgen.
Nicht heute.
Das erspart es dir, an übermorgen denken zu müssen.
Und du verkraftest heute wesentlich mehr
und Paranoia werden wirkungslos.

Heute schon ausgebrochen aus dem Gefängnis der Zeit? ^^

Man kann das natürlich moderater ausdrücken.
Sehr wohl bin ich ein Mensch, der an morgen denkt.
Aber was übermorgen sein wird, danach frage ich erst morgen in diesen unsicheren Zeiten.
Das Denken verbiete ich mir allerdings nicht,
doch was hinter übermorgen liegt, das ist ziemlich theoretisch,
und Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Genug für heute. Zu lange Beiträge sind nicht gut. Es kommt eine Fortsetzung bei Gelegenheit.
Zum Schluß vielleicht noch etwas zur Psychologie.
Keine Erwähnung fand bisher der genetische Determinismus.

Das Gen-Ethische Netzwerk spricht vom genetischen Postdeterminismus:
An der psychiatrischen Genetik ist der Paradigmenwechsel in der Genomforschung nicht spurlos vorbeigegangen, die Abkehr vom genetischen Determinismus hat ihr methodisches Gerüst erschüttert -
und dennoch wird weitergemacht wie bisher...
freundliche Grüße
fehlgeleitet
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

huhu,
@gabor
ja, die DDR hat seit crutshow sich immer weiter von dem ursprünglichen Marxismus abgekehrt - nicht das der unter Stalin so viel besser war, er war nur anders. Schon sehr früh gab es die Idee, durch "Anreize" sogenannte "Neuerer" (gemeint sind Menschen mit Ideen für ökonomisch nutzbare Innovationen) zu fördern. Das ist natürlich nicht im Sinne des Marxismus.

@default
du hast ja eine wahre gedankenflut :-)

also ich denke diese ganze Debatte mit dem Determinismus und der Unfreiheit ist ein bisschen fragwürdig. Für mich bedeutet Determinismus erstmal, dass ich vorhersagen kann wie sich die Dinge entwickeln werden, gesetzt den Fall diese und jene Vorraussetzungen treffen zu. Dadurch wird mein Leben planbarer - das ist erstmal etwas positives.

Ich finde es überhaupt nicht positv, wenn ich von den Kräften des Marktes hin und hergeschleudert werde und mich mal in diesem, mal in jenem Gewerbe behaupten muß. Es ist ein Trick des Kapitalismus diese Unfreiheit als eine neue Freiheit zu verkaufen. Die Freiheit der Wahl, die nur leider den Nachteil hat, das man dauernd Entscheidungen treffen muß, die man überhaupt nicht überblickt. Und das man sich dauernd mit Dingen auseinandersetzen muß, die einen überhaupt nicht interessieren.

Ich brauche nicht 100 Stromanbieter sondern nur einen, ich will das diese ganzen alltäglichen Trivialitäten von einer Bürokratie für mich erledigt werden, damit ich meine Philosophie machen kann oder was ich sonst für sinnvoll halte.
Es ist natürlich etwas ganz anderes, wenn einem vermittelt wird, dass sich jemand um all diese Dinge kümmert, dies aber in Wirklichkeit nicht geschieht. In diesem Fall ist die Vorstellung eines Determinismus eine Illusion und damit schädlich. Stell dir vor, Gott hätte bei seinem Uhrwerk gedacht: "Och die dummen Menschen, weiter als die Atomkerne kommen die eh nicht, die Quantenwelt muß ich nicht bis ins letzte Detail designen." Und ließ sie als Kulisse unvollendet, wie in einem Computerspiel, in dem du einen Bereich betrittst den die Entwickler für nicht betrettbar hielten.

Die Angst vor dem Tod habe ich leider nicht überwinden können. Ich kann es ein bisschen überspielen, wenn ich mich für ein Werkzeug eines mir übergeordneten Sinnes halte, wie auch meine Depressionen. Aber das sagte ich bereits. Klar hatte ich auch oft Selbstmordgedanken und ich kenne auch dieses Moment der Erleichterung, wenn man sich entschieden hat demnächst "Schluß" zu machen, aber ich weiß inzwischen das ich mich das nicht traue. Insofern kann ich mir das nicht mehr erzählen. Vielleicht bin ich auch zuwenig mutig um ein guter Revolutionär zu sein, kann schon sein.

Mit den IM und der Stasi denkt man natürlich an die Schattenseiten eines zentral geführten Staates, der unter dem Schreckenswort "Stalinismus" zusammengefasst wird. Der Stalinismus wird natürlich von den meisten intelligenten Marxisten abgelehnt, dennoch gehen die Meinungen auseinander was nun der Fehler gewesen ist.

Die einen sagen, zuviel Bürokratie, top-down geht der Sozialismus am Volk vorbei, da Bürokratie den Ausgeschlossenen nicht integrieren kann. Außerdem wäre die Bürokratie die neue Kapitalistenklasse gewesen, wäre auch nicht kompetent genug gewesen, den Sozialismus effizient zu verwalten.
Die anderen sagen, zuwenig Bürokratie, der Stalinismus mußte die ganze Zeit im Ausnahmezustand regieren, weil es ihm an Organen zur zentralen Planung mangelte.

Meiner Meinung nach war Stalin nationalistischer, als es für einen Sozialisten gut ist.

Zurück zur Bürokratie:
Bürokratie ist natürlich ein Werkzeug zur Planung, das möglichst vorhersagbare Ergebnisse produzieren sollte. Wie wir alle bestimmt schonmal erfahren durften neigt aber Bürokratie dazu, Ornamente zu bilden, die mehr Probleme verursachen als sie lösen und bloß scheinbar Effizient zu sein.

Gleiches könnte man natürlich über den Geheimdienstapparat sagen, obwohl hier der Staat im Staate noch eine Ecke krasser ist.

Hier könnte die Automatisierung und die künstliche Intelligenz greifen. Mit Hilfe des Internets und den neuen Technologien könnte man die Bürokratie automatisieren und transparent machen, indem man zum Beispiel Blockchains einsetzt. Damit wäre ein wesentliches Problem der alten Sowjetunion gelöst.

Wenn die Psychatrie sich auf Genetik stützt so tut sie das um möglichst keine Gesellschaftskritik zu üben. Dies sagt meiner Meinung nach noch nicht zwingend etwas über die generellen Möglichkeiten der Genetik aus.

freundliche grüße!

edit: wie kann eine Frau wie Erika sich eigentlich von ihrem IM Titel distanzieren? Ich meine wenn das Merkel sich von irgendwas distanziert glaubt ihm keiner. Aber angenommen sie würde sich wirklich distanzieren wollen, was müßte das Merkel dann tun? Insbesondere wenn das Merkel nicht so todesmutig ist, wie es Revolutionäre sind.
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

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Hallo fehlgeleitet,
etwas anderes zwischendurch, nachdem dich der Kaptalismus so stark beschäftigt:
Hast du einmal den Wirtschaftsteil der Bibel gelesen?
Ich beginne mit einer wahren Begebenheit:

Wieder einmal war es ein regnerischer Tag und ich ging ins Internet, in die regenfreie Zone.
Da kam auf einmal so ein komischer Antisemit daher und legte mir folgendes Goethezitat vor:

"Sie haben einen Glauben, der sie berechtigt, die Fremden zu berauben."
(Johann Wolfgang von Goethe)

Sind das nun Fake-News oder eher Fake Olds?
So dachte ich mir, auf der anderen Seite passte das aber gut um etwas zu zeigen.
Worauf man sich damit beziehen konnte, das war mir klar:

5.5 Mose 23,20:
Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder für Geld noch für Speise noch für alles, wofür man Zinsen nehmen kann. Von dem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder, auf daß dich der HERR, dein Gott, segne in allem, was du unternimmst in dem Lande, dahin du kommst, es einzunehmen.

War Moses der erste Verschwörungstheoetiker?
Doch ich kann dich beruhigen, so schlimm ist es nicht.
Jesus konnte das aufklären.
Denn Jesus konnte nicht nur lesen, er hatte die Bibel auswendiggelernt und stritt schon mit 12 Jahren mit den Schriftgelehrten. ;)
Über dieses Thema hatte er sich einmal mit Petrus unterhalten.

Mathäus 17,25:
Was dünkt dich, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins? Von Ihren Kindern oder von den Fremden? Da sprach zu ihm Petrus: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei.

Ich halte Goethe zugute, dass er noch keine Internet-Bibel mit Suchfunktion hatte, denn sonst hätte er sicherlich das Zitat so formuliert:

"Sie haben einen Glauben, der sie berechtigt, die Einheimischen zu verschonen.
(Goethe mit Bibelsuchfunktion)

Das Problem ist allerdings, dass das nie umgesetzt wurde.
Und wie die Wirklichkeit aussieht, das wird auch deutlich geschildert, diesmal bei Hesekiel:

Hesekiel 22,12:
Sie nehmen Geschenke, auf daß sie Blut vergießen; sie wuchern und nehmen Zins voneinander und treiben ihren Geiz wider ihren Nächsten und tun einander Gewalt und vergessen mein also, spricht der Herr.

Aber zurück zu Moses. Er ahnte wohl schon, dass das nicht funktionieren würde. Deshalb formulierte er noch eine "Notlösung":

5.5 Mose 15,1:
Am Ende von sieben Jahren sollst du einen Schuldenerlass anordnen...

Du kennst bestimmt auch diese Sprüche wie "Wärst du nicht reich, wär ich nicht arm, des einen Schulden sind des anderen Guthaben,
Soll und Haben sind bei jeder Buchhaltung gleich groß, und so weiter.
Zu befürchten wäre, dass bei einem kompletten Schuldenerlass das gesamte Geld vernichtet werden würde.
Das wäre aber besser, als wenn wieder gestritten wird und dabei die Sachwerte und die Menschen vernichtet werden.

Und hinterher würden wir beten wie Jesus uns gelehrt hat:
Verigib und unsere Schuld wie wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung
und die Welt wäre gerettet.

Insgesamt könnte allerdings der Eindruck entstehen, Jesus wäre eher doch nicht der erste Kommunist gewesen,
fast könnte man meinen, er hätte etwas mit der Zinsknechtschaft am Hut gehabt.

Oder was meinst du?

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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

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huhu,
hm, dass das mit den Zinsen kein Kernthema ist habe ich doch schon in einem anderen thread erläutert? Also Antisemitismus basiert halt auf verkürzter Kapitalismuskritik. Man kann es so formulieren: Selbst wenn eine Frau ihren krankhaft eifersüchtigen Mann tatsächlich betrügt, ist seine Eifersucht immer noch krankhaft. Genauso ist die Paranoia vor dem "ausbeuterischen Juden" keine Frage der Fakten, vielmehr sollte man Fragen, warum eine Ideologie wie der Hitlerfaschismus die Geschichte vom "ausbeterischen Juden" so dringend benötigt um sich selbst zu legitimieren.

Also Marx meint, dass der Kapitalismus, der seit 250 Jahren existiert erst die Vorraussetzungen für den Sozialismus geschaffen hat. Was damals in der Antike los war basierte auf einem anderen Stand der Produktivräfte, demzufolge ist es auch aus marxistischer SIcht unzulässig dem Kommunismus zu unterstellen er sei eine Art Christentum ohne Gott.

Daran kann man auch den Unterschied zwischen reaktionären Ideologien wie dem Hitlerfaschismus sehen und progressiven Ideoloigen wie dem Sozialismus. Vielleicht gibt es Parallelen zum Christentum, aber diese sind meines Erachtens genau zu belegen. Ein paar Bibelzitate sind da zuwenig.

Mit der Bibel kenne ich mich leider nicht gut aus. Fake-Olds? Nun, der Goethe war ein Dichter und Dichter lügen. Das er ein Reaktionär war kann man daran erkennen, dass er eine Revolution ohne Revolution wollte, wie Robespierre es formulierte. Marx hat diesen "deutschen Sozialisten" ein extra Kapitel in seinem kommunistischen Manifest gewidmet und er hatte damit wenn nicht gerade Goethe zumindest dessen Zeitgenossen im Visier. Dort heißt es, dass die Deutschen sich die französischen Ideen "aneigneten", um sie mit ihrem Idealismus zu vermischen und dabei zu verfälschen. So sprechen diese "deutschen Sozialisten" statt von Klassen lieber vom Menschen, und fallen damit im Grunde in den Humanismus zurück.

Es ist zwar richtig, es geht um den Menschen, aber zu behaupten es gäbe keine Klassen ist ein Ausweichen vor den aktuellen Widersprüchen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Erich Fromm ist genauso einer, obwohl er hundert Jahre nach dem kommunistischen Manifest wirkte erfüllt er genau die Klisches des darin beschriebenen "deutschen Sozialismus".
Er schreibt zwar viel zur Entfremdung, aber hat außer ein paar Utopien keine Strategien anzubieten, wie man nun zu der Arbeit kommt, mit der man sich selbst verwirklichen kann. Und auch wie eine solche Gesellschaft organisiert sein soll vermag er nicht zu sagen.

Bei einem Schuldenerlass würde sicherlich viel virtuelles Geld vernichtet werden. Zur Zeit beträgt die Schuldenlast glaube ich vierzigmal mehr als die gesamte Erde an Gütern zur Verfügung hat oder sowas verrücktes. Das soll uns nicht von dem Fakt ablenken, dass diese Schulden nicht das Kernproblem sind, wie ich oben schrieb.

Marx schreibt in den ersten hundert Seiten des Kapitals eine Theorie über das Geld auf, die ich recht überzeugend finde. Demnach ist Geld eine Ware wie jede andere auch, die sich mit der Zeit etabliert, weil es neben ein paar physikalischen Eigenschaften die höchste Nachfrage und damit einen garantierten Tauschwert hat. Wertpapiere sind im Grunde nicht viel anders, und Schulden sind ja im Grunde Wertpapiere.

Doch hier komme ich an die Grenze meiner Fähigkeiten. Möge das wer anders genauer ausführen

Lenin sagte, dass kein Land frei sein kann, dass ein anderes unterdrückt. Lenins Imperialismustheorie führt das genauer aus. Der Sozialismus muß international sein, damit die Arbeiter der einzelnen Länder sich eben nicht gegeneinander ausspielen lassen. Demnach hat Jesus wohl nicht besonders weit gedacht, und wie gesagt, damals war ein anderer Stand der Produktivkräfte, wer heute glaubt dass er davon profitiert wenn Deutschland die anderen EU Länder ausbeutet wird sich bald schon wundern, wenn er zwischen Jobcenter und Zeitarbeit hin- und hereiern muß.

freundliche Grüße
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

Hallo fehlgeleitet,
Warum sollen Zins und Schulden kein Kernthema sein?
Vielleicht könntest du mir den betreffenden Beitrag verlinken?
Ich bin kaum informiert, was in anderen Threads hier geschieben wurde in letzter Zeit.

Die ganzen Wohnblocks, man kann fast sagen Städte, die hier auf Kredit hochgezogen werden weil das Geld so billig ist,
die werden zum Glück nicht mehr wir abzahlen, sondern unsere Kinder. Ist das etwa kein Problem?
Und wenn wieder einmal die Rede kommt auf die vielen Baustellen, dann habe ich schon einen zynischen Witz auf Lager:
Wahrscheinlich ist das immer das Gleiche: Kurz vor dem Krieg machen sie Baustellen ohne Ende,
und hinterher sagen sie dann: Immerhin haben sie Arbeitsplätze geschaffen.

Es gibt eine Sache in der Finanzwelt, die man wirklich aus dem letzten Krieg gelernt hat.
Das Schreckgespenst der Deflation darf nicht wieder erscheinen.
Nehmen wir an, die Preise beginnen stark zu fallen.
Wahrscheinlich würdest dann sogar du lieber einige Tage oder Wochen Heilfasten und zusehen,
wieweit die Preise noch fallen, bevor du wieder zugreifst.
Ich will sagen, der Wirtschaftsmotor stibt dann ab, was den Verfall noch beschleunigt.

Um das zu verhindern, hat man die Zinsen gesenkt bis auf nahezu Null. Das ermöglicht Kredite, die nichts kosten.
Natürlich bekommen immer nur die Leute Geld, die es nicht wirklich verbrauchen müssen, daran ändert sich nichts,
aber man pumpt viel Geld in die Wirtschaft, damit die Preise obenbleiben und weiter steigen.

Das ist letztlich der Grund, warum diesesmal die "goldenen Zwanzigerjahre" so lange dauern.

Doch nun zeigt sich, dass es immer schwieriger wird und immer mehr Kredite verschlingt, die Inflation obenzuhalten,
das Ziel ist 2 Prozent, was aber kaum mehr ereichbar ist.

Das sind die Mechsnismen, mit denen man derzeit die Wirtschaft steuert.
In den USA steigen die Zinsen schon wieder, und es bereits jetzt zu sehen, dass Kredite platzen.
Leute und Firmen werden pleite gehen und die Banken müssen das Geld irgendwann abschreiben.
Bei uns verfolgt man diesen Kurs bis jetzt noch nicht, daher gehe ich davon aus,
dass zuerst in den USA die Wirtschaft und das Geldsystem zusammenbrechen wird.
Der Grund dafür könnte sein, dass der IWF Tendenzen zeigt, sich von den USA nach Europa verlagern.

freundliche Grüße

__________________________________________

»Der Imperialismus ist ebensosehr eine geschichtliche Methode der Existenzverlängerung des Kapitals, wie das sicherste Mittel, dessen Existenz auf kürzestem Wege objektiv ein Ziel zu setzen. Damit ist nicht gesagt, dass dieser Endpunkt pedantisch erreicht werden muss. Schon die Tendenz zu diesem Endziel der kapitalistischen Entwicklung äußert sich in Formen, die die Schlussphase des Kapitalismus zu einer Periode der Katastrophen gestalten.«.

Rosa Luxemburg analysierte in ihrem Werk „Die Akkumulation des Kapitals"
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

huhu,
gleich vorne weg: ich kenne mich in der Finanzwelt nicht wirklich aus. Deswegen kann ich nichts schlaues zu Deflation und Inflation sagen, was du schreibst klingt logisch. Das mit dem 2-Prozent Ziel habe ich irgendwo mal gehört. Soweit ich weiß gibt es zur Zeit ein Problem gute Anlagemöglichkeiten zu finden, das sagst du ja eigentlich auch. Aber wie gesagt, keine Ahnung eigentlich.
Das mit dem Zusammenbruch der USA klingt interessant, ich habe auch das Gefühl, dass sich die EU von den USA abwendet, speziell mit dem Bündniss Deutschland-Türkei, dass gegen die Interessen der USA zu gehen scheint.

hier haben wir über ein Video zur Zinskritik diskutiert.

Ich meine du sagst es eigentlich selbst. Nicht Zinsen sind gerade das Instrument der Politik, sondern zinsfreie Kredite.

Eine kleine Anmerkung noch: Durch die neuen global Player auf dem Weltmarkt kann man unsere Situation auch mit der Zeit vor dem 1. Weltkrieg vergleichen.

Wenn du magst hau weiter Infos zum Finanzmarkt raus, ich höre gerne zu.

freundliche grüße

edit: genau, ein imperialer Kapitalismus ist natürlich in der Lage globale Katastrophen zu erzeugen. wo du schon Luxemburg zitierst, hier noch ein Liebknecht - "Der Hauptfeind steht im eigenen Land" >:->
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von gabor »

Nur mal so zum Sagen....freilich ist das Finanzsystem keine wahnsinnig langfristige Sache...das ist nun wirklich nix Neues.
Lustigerweise "erfindet" es sich ja nach jeder Krise neu... :lol:
Aber noch funktioniert es...wir profitieren davon(sitzen wir doch nächtens am Rechner, statt totmüde von produktiver Arbeit einfach zu schlafen)...also wozu dann noch drüber reden?
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

Als alter Indienfahrer bin ich ziemlich sparsam und selbstzufrieden.
Ich tu nur noch das Nötigste und die Apokalypse könnt ihr euch selbst bezahlen.

Gerade mit den Zinsen werden wir verarscht, egal wie sie es machen.
Hast du schon mal Geld arbeiten sehen? So sagte man bei positiven Zinsen.
Natürlich nicht, die Arbeiter machen das.
Nun hat man gesehen, dass man die unterste Kaste nicht mehr weiter schröpfen kann,
zuviele Hungertote wären schließlich kein gutes Aushängeschild für dieses superreiche Land.
Bei Nullzinsen werden erst einmal die Sparer geschröpft.

Oh die armen Sparer. Nun schaufeln sie in schlaflosen Nächten ihr Geld an den Sklavenmarkt, den man Börse nennt.
Der Vorteil gebenüber früheren Sklavenmärkten: Früher mußte man sich um seine Leibeigenen selber kümmern.
Das bleibt ihnen zum Glück erspart. Da sind wir aber froh, dass die Sklaverei abgeschafft wurde.
Und weil sie dabei am Computer sitzen, können sie auch gescheite Kommentare dazu ablassen.
Doch spätestens dann, wenn die Zinsen wieder steigen, nehmen sie ihnen die Kohle wieder ab.
Also muß bis dahin wieder zurückgeschaufelt werden.

Bist du erst einmal ein guter Schaufler und Börsenzocker, dann kommst du auf den Geschmack.
Du mußt nicht mehr aus den Haus gehen. Kannst ja alles bestellen, bist ja smart angeschlossen.
Kannst alles tun, was bei der Arbeit und in der Kneipe nicht erlaubt ist. Rauchen, onanieren.....

Oh, verdammt, Die Kurse fallen. Nein ich kann es nicht dulden, dass die Börsenkurse mein Stimmungsbarometer sind.
Es hilft nichts, ich muß mich von meinen Gefühlen trennen. Gefühle sind kontraproduktiv beim Zocken.
Arbeit wäre der schlimmste anzunehmende Notfall. Lieber würde ich mich umbringen, als wieder ganz unten herumzu-ameisen.

Die Zinsen gehen ins Minus. Super für den Börsenzocker.
Und super für die Superreichen.
Bald wird es kein Bargeld mehr geben. Überflüssig in der smarten Welt. Nur die Mafia und andere Kriminelle zahlen mit Bargeld.
Und stell dir nur vor, ein Terrorist infiziert das Geld mit mit einem Virus.
Also immer schön die Hände waschen, wenn du schmutziges Geld betatscht hast.
Spätestens falls das passiert, wird das Bargeld verschwinden.

Das hat natürlich einige Vorteile.
Es gab Zeiten, da haben die Leute den Banken nicht mehr getraut. In Schaaren kamen sie zur Bank um ihr Geld abzuholen.
dann stellte sich heraus, dass es soviel Geld gar nicht gibt. Bankrun nannte man diesen Vorgang.
Da sind wir doch froh, dass das ohne Bargeld nicht mehr vorkommen kann.
Und dass du bei negativen Zinsen einfach dein Geld von der Bank wegnimmst und unter der Matratze bunkerst, das werden wir verhindern.
Und durch die smarte Überwachung werden dann keine Fragen mehr offen bleiben.
Das wird zur Folge haben, dass wir wieder viele Leute entlassen könnnen.

________________________________________


Bücher werden geschieben zu einem Thema, das man mit einem Satz sagen kann:
Der rücksichtsloseste Zocker rückt in der Hierarchie am schnellsten nach oben,
und gefühllose Psychopathen regieren die Welt.

Politische Ponerologie, so heißt der Suchbegriff.
Einen längeren Text dazu findest du hier.

freundliche Grüße
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Cpt Bucky Saia »

gabor hat geschrieben:Nur mal so zum Sagen....freilich ist das Finanzsystem keine wahnsinnig langfristige Sache...das ist nun wirklich nix Neues.
Lustigerweise "erfindet" es sich ja nach jeder Krise neu... :lol:
Aber noch funktioniert es...wir profitieren davon(sitzen wir doch nächtens am Rechner, statt totmüde von produktiver Arbeit einfach zu schlafen)...also wozu dann noch drüber reden?
Immer bereit!
:daumen:

Ohne jemanden ans Bein pissen zu wollen aber lustigerweise scheinen die, die am wenigsten am "System" teilhaben (bzw davon eigentlich nur profitieren) am lautesten dagegen zu protestieren.
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

Cpt Bucky Saia hat geschrieben:
gabor hat geschrieben:Nur mal so zum Sagen....freilich ist das Finanzsystem keine wahnsinnig langfristige Sache...das ist nun wirklich nix Neues.
Lustigerweise "erfindet" es sich ja nach jeder Krise neu... :lol:
Aber noch funktioniert es...wir profitieren davon(sitzen wir doch nächtens am Rechner, statt totmüde von produktiver Arbeit einfach zu schlafen)...also wozu dann noch drüber reden?
Immer bereit!
:daumen:

Ohne jemanden ans Bein pissen zu wollen aber lustigerweise scheinen die, die am wenigsten am "System" teilhaben (bzw davon eigentlich nur profitieren) am lautesten dagegen zu protestieren.
meinst du mit jemanden etwa mich? heute hat das jobcenter verlauten lassen das sie mich wahrscheinlich ins callcenter stecken werden.
warum schreibst du "das du niemanden ans bein pissen willst" wenn du es dann doch tust?

edit: ich meine, ich werde natürlich nicht den allerdümmsten scheiß da machen müssen, sie müssen schon noch meine qualifikation beachten - vorerst. Aber lustig wird das sicherlich nicht. und rausfliegen tue ich bestimmt auch während der probezeit. Ich kann nicht sehen wie ich von dem jetzigen zustand profitiere.

Ok, ich kann zu meinen Verwandten fliehen. Thats it.

Aber das ist doch scheiße, so will doch keiner leben.
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

hm, ihr habt mich überzeugt auf dem Arbeitsmarkt mal die schlechteren Tätigkeiten auszuwählen. Ich hatte schon erwogen mich vor dem Jobcenter in der Psychatrie zu verkriechen und während meiner "Krankheit" meine webpages auszubauen.

Aber das ist doch alles scheiße, es ist das Leben das ich bisher auch immer hatte. Ich bewerb mich jetzt auch bei den doofen Zeitarbeitsfirmen, dann komme ich garantiert nach Köln. Wird bestimmt so doof wie damals in der Bundeswehr. Aber was solls, man kann im trockenen auch nicht schwimmen lernen.

was die Psychopaten angeht: ich denke da ist viel Mystifizierung, es ist das System das psychopatisch ist, nicht primär Individuen. Psychopatische Persönlichkeiten werden von ihrem Umfeld geprägt, ich bin auch durch meine Erfahrungen ein anderer geworden. Und nur weil jemand schnell die Karriereleiter hochkrabbelt trägt er nicht unbedingt etwas zum Fortschritt bei. Ich habe gehört, manche Personen sind so unerträglich, dass man versucht sie durch Beförderung loszuwerden. Vielleicht werden so die Chefsessel gefüllt?

Im Gegenteil, Fortschritt beruht auf der Zusammenarbeit vieler Menschen, nicht auf ihrem Mißtrauen.
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

fehlgeleitet hat geschrieben:heute hat das jobcenter verlauten lassen das sie mich wahrscheinlich ins callcenter stecken werden.
Hallo fehlgeleitet,
du kannst flüchten oder du kannst dich dem stellen.
Theoretisch könnte man doch dort einen Computer ans Telefon hängen,
nur müsste man den programmieren, und außerdem will man einen echte Menschenstimme haben.
Ich will damit sagen: Das kann nicht so schwer sein.
Du mußt dich genau erkundigen, was von dir erwartet wird und wie du in verschiedenen Situationen reagieren mußt.
Wahrscheinlich bekommst du sowieso eine Schulung. Da mußt du halt neugierig sein und lieber zuviel nachfragen.

Vielleicht kannst du sogar jemandem wirklich helfen.
Natürlich kann es aber auch einmal frustierend sein und nerven.

Man kann auch lernen, in die Kotze zu greifen, ohne daß einem dabei schlecht wird.
Auch im übertragenen Sinne.
Das ist ja das Problem, das durch die kritischen und negativen Artikel entsteht,
und warum Kritiker sich umbringen.

Nimm sie an, die Herausforderung. Wahrscheinlich passiert das sowieso erst übermorgen oder später.
Dann kannst du immer noch flüchten.
Und bestimmt haben sie bald ein hübsches Mädchen mit einer lieblichen Telefonstimme.
Die wird es auch können und dann bist du wieder frei.

freundliche Grüße

______________________________________________

Meinen alten, allerersten Thread habe ich wiedergefunden
Falls jemand dort herumlesen will. Philosophisches habe ich ihn damals genannt
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

Wir erinnern uns.
Laplacescher Dämon, Deismus, Determinismus.
Initialbedingungen hieß das wichtigste Wort beim Lapaceschen Dämon,
was man braucht, das ist eine monokausale Ursache, aus der sich alle späteren Ereignisse ergeben.

Es gibt ein Foto mit Einstein und dem katholischen Mönch und Jesuitenschüler Georges Lemaître, der im Jahr 1927 den Urknall entdeckte/erfand (in folgendem Link).
Und Einstein sprach zu ihm:
„Ihre Berechnungen sind korrekt, aber ihr Verständnis von Physik ist entsetzlich.“

Heute kann man der Meinung sein, der Urknall läuft nur noch auf zwei angeknacksten Krücken herum.
Eine dieser Krücken wäre die kosmische Hintergrundstrahlung und die andere die Dunkle Materie.

Brauchst du gute Roboter, so lehre den Determinismus?

Fortsetzung folgt...

freundliche Grüße
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von fehlgeleitet »

huhu,
hab mal in den alten thread reingeschaut, ich muß sagen, dass wir im vergleich vor zu 10 jahren doch fortschritte gemacht haben. Nicht das jeder Gedanke von damals falsch war, und du hast ja auch einiges von dem was du vor 10 Jahren geschrieben hast wieder aufbereitet. Aber insagesamt kommen mir die 10 Jahre alten Gedanken doch zu chaotisch vor, um wirklich verstanden werden zu können. Jedenfalls von mir >:->

Ein Beitrag zu der eulerschen Formel, die dort erwähnt wurde. Die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie besagt, dass die Wellengleichung zu nichts gut ist außer das Betragsquadrat der Wellenfunktion zu errechnen, was die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Teilchens an einem bestimmten Ort ist. Es gibt Physiker, die dieser Deutung wiedersprechen, der imaginärteil der Wellenfunktion hätte demnach im dreidimensionalen Raum einen Repräsentanten!

Aber ich weiß zu wenig über Physik, war bloß mein Nebenfach.

Zu deiner Kritik der Relativitätstheorie: Richtig, das behauptet das Buch was ich neulich verlinkt habe auch. Inhaltlich kann ich leider nicht viel mehr sagen, vielleicht komme ich die Tage noch dazu.

freundliche grüße
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von gabor »

Default hat geschrieben:
fehlgeleitet hat geschrieben:heute hat das jobcenter verlauten lassen das sie mich wahrscheinlich ins callcenter stecken werden.
Hallo fehlgeleitet,
du kannst flüchten oder du kannst dich dem stellen.
Theoretisch könnte man doch dort einen Computer ans Telefon hängen,
nur müsste man den programmieren, und außerdem will man einen echte Menschenstimme haben.
Ich will damit sagen: Das kann nicht so schwer sein.
Du mußt dich genau erkundigen, was von dir erwartet wird und wie du in verschiedenen Situationen reagieren mußt.
Wahrscheinlich bekommst du sowieso eine Schulung. Da mußt du halt neugierig sein und lieber zuviel nachfragen.

Vielleicht kannst du sogar jemandem wirklich helfen.
Natürlich kann es aber auch einmal frustierend sein und nerven.

Man kann auch lernen, in die Kotze zu greifen, ohne daß einem dabei schlecht wird.
Auch im übertragenen Sinne.
Das ist ja das Problem, das durch die kritischen und negativen Artikel entsteht,
und warum Kritiker sich umbringen.

Nimm sie an, die Herausforderung. Wahrscheinlich passiert das sowieso erst übermorgen oder später.
Dann kannst du immer noch flüchten.
Und bestimmt haben sie bald ein hübsches Mädchen mit einer lieblichen Telefonstimme.
Die wird es auch können und dann bist du wieder frei.

freundliche Grüße

______________________________________________

Meinen alten, allerersten Thread habe ich wiedergefunden
Falls jemand dort herumlesen will. Philosophisches habe ich ihn damals genannt
Das nenn ich mal Zweckoptimismus....ist ja fast schon biblisch..... ;)
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

Hallo fehlgeleitet,
schön dass du noch da bist.
Ich habe schon befürchtet, du hättest dir ein neues Problem verschafft.

Jemand hat einmal gesagt:
Jeder überdurchschnittlich intelligente Mensch kann einmal in seinem Leben in die Psychiatrie kommen.
Das ist aus meiner Sicht kein Makel.
Es besteht aber leicht die Möglichkeit, zum Drehtür-Patienten zu werden.
Also immer wieder mal in die Psychiatie zu gehen.
Ich hoffe, du nimmst jetzt keine Medikamente.
Falls doch, so würde ich alles versuchen, um dem ein Ende zu setzen.
Man versucht doch nur, dich am Funktionieren zu halten. Der Preis dafür ist deine Sensibilität.

Kennst du den Buchtitel des philosophischen Buches von Richard David Precht:
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Ich höre mir immer gerne die Stimmen an, die aus mir kommen.
Und wenn mir mein innerer Neandertaler wieder einmal erzählt:
Er empfindet es langsam als Zumutung, so lange leben zu müssen,
dann finde ich das amüsant,
aber umbringen werde ich mich deshalb nicht.

Im Übrigen muß man auch keine inneren Minderheiten unterdrücken.

Schon bald poste ich die Fortsetzung.
Falls noch etwas dazwischen kommt, dann könnte es nach Mitternacht werden.

freundliche Grüße
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Re: Initiationssysteme und Psychoanalyse

Beitrag von Default »

In einer Welt, in der jedes größere Event vorfinanziert sein muß, weil es nämlich sonst nicht stattfindet,
da könnte man über den finanziellen Determinismus nachdenken.
Ich hätte nichts dagegen, wenn das Geld ersatzlos abschafft werden würde. Nicht nur das Bargeld sondern alles Geld.

Doch in einer Welt, in der von allen Seiten mit Nachdruck Egoismus gepredigt wird, kann das kaum funktionieren.
Würden die Menschen zusammenhalten und diejenigen geehrt werden, die am Meisten für ihre Mitmenschen tun,
dann wäre das leichter möglich und man sähe auch wieder mehr Sinn darin, sich in die Gesellschaft einzubringen.
Zeit ist Geld, sagt man. Der andere Variante wäre, die Zeit abzuschaffen, um diese Gleichung zu kippen.
Und was hat der Egoismus mit Zeit zu tun?
Da wäre etwas Anschauliches aus der Bibel, das sogar logisch klingt:

Bibel - Prediger 1.9:
Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel. Was hat der Mensch für Gewinn von aller seiner Mühe, die er hat unter der Sonne?...

...Was ist's, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist's, das man getan hat? Eben das man hernach tun wird;
und es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Geschieht auch etwas, davon man sagen möchte: Siehe, das ist neu?
Es ist zuvor auch geschehen in den langen Zeiten, die vor uns gewesen sind. Man gedenkt nicht derer, die zuvor gewesen sind;
also auch derer, so hernach kommen, wird man nicht gedenken bei denen, die darnach sein werden...

Ein früher Versuch, die Zeitlichkeit als Eitelkeit zu entlarven?

Bezüglich Einstein glauben die Leute was sie wollen und jeder etwas anderes.
Dennoch gibt es Bemerkenswertes.
Kurzgefasste Kernsätze der Mystik habe ich bei Einstein gefunden:
Ein menschliches Wesen ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein durch Raum und Zeit begrenzter Teil. Es erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas von allem anderen Getrenntes - eine Art optische Täuschung seines Bewußtseins.
Albert Einstein, Physiker (1879-1955)

An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äusserem Zwang, sondern auch gemäss innerer Notwendigkeit.
Albert Einstein, Physiker aus: Meine Weltsicht
Es gibt eine Wahrscheinlichkeit, dass man sich mit einer solchen Einstellung zum Eternalismus hin entwickelt.
Der Eternalismus als Weltbild wohlgemerkt, nicht als Selbstbild.
Man kann streiten über den freien Willen, das täuscht aber nicht darüber hinweg,
dass das Selbstbild einer solchen Einstellung eine absolute Fehlanzeige ist,
die in diesem Fall sogar auf zwei Beinen steht.
Solche Leute sind keine Atheisten. ich nehme an, das erkärt sich von selbst.

Da war 2007 ein neun Seiten langer wissenschaftlichen Artikel im Fokus mit dem Titel:

Physik
Zeit ist nur eine Illusion (Seite 1/9) (Durchaus lesenswert)
Den Begriff Eternalismus findest du auf Seite 6 und 7

Auf Seite 6: mit der Überschrift
Die Zukunft steht schon fest
da kann man lesen:

...Später hatte sich Einstein den – damals noch nicht so genannten – Eternalismus ebenfalls zu eigen gemacht. 1952 betonte er im 5. Anhang zur 15. Auflage seines Buchs „Relativity:
The Special and General Theory“, dass es natürlicher erscheint, die physikalische Realität als eine vierdimensionale Existenz zu denken
statt wie bisher als Entwicklung einer dreidimensionalen Existenz. Und 1955 schrieb er – kurz bevor er starb – in einem Kondolenzbrief anlässlich des Todes eines Freundes:
„Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion.“
Wenn die Zeit also gar nicht existiert, sondern bloß eine Illusion ist, dann gibt es in Wirklichkeit gar keinen Ablauf von Ereignissen. Das ist nur unsere subjektive irrige Empfindung...

und auf Seite 7 mit der Überschrift:
Der heilige Gral der Physik
da steht:

...Für manche Forscher sind solche Fragen freilich ein Indiz, dass mit dem Eternalismus fundamental etwas nicht stimmen kann.
Sie mutmaßen, dass der Spuk vorübergeht, sobald sich die Relativitätstheorie mit der Quantentheorie zu einer „Weltformel“ verbinden lässt...

Weltformel. Wir ernnern uns. Ist der Determinismus immer noch der "der heilige Gral der Physik"?

___________________________________

Und dann gibt es noch den österreichischen Quantenphysiker Anton Zeilinger, der die von Einstein sogenannte "spukhafte Fernwirkung" nachweisen konnte.
Das war 2001, im Jahre 2010 hieß es dann Spukhafte Fernwirkung besteht härtesten Test.

Die Esoteriker haben schnell reagiert. Wenn bezüglich der Information im Universum alles eins ist, so dachten sie sich vermutlich,
dann könnte man doch als Quantenheiler sein Business etablieren. Zeilinger war einigermaßen empört und versuchte dagegen vorzugehen.
In einem diesbezüglichen Artikel in der Wienerzeitung sagte er dann:
"Ich bin kein Atheist. Aber schon der Begriff "Leben nach dem Tod" hat eine zeitliche Dimension, die ich nicht für richtig halte"

Eventuell ist noch ein weiterer Artikel mit einem Interview interessant:

...profil: Sind Sie ein Anhänger der Urknalltheorie?
Zeilinger: Sie ist eine Möglichkeit. Aber es gibt auch die Theorie, dass es keinen Urknall gegeben hat, sondern dass sich das Universum immer wieder ausdehnt und dann wieder kollabiert.

profil: Der Kirche gefällt die Urknalltheorie, weil sie Platz für einen Schöpfer lässt. Irgendwer muss ja schließlich vorher auf den Knopf gedrückt haben.
Zeilinger: Das ist genau die falsche Argumentation. Wenn ich Anhänger der Urknalltheorie bin, dann gibt es kein Vorher, weil mit dem Urknall erst die Dimension der Zeit begonnen hat...


Von der Quantenphysik her scheint es jedenfalls keinen Zwang zu geben, an den Urknall glauben zu müssen.
Aber wir sind auf ewiges Wachstum getrimmt.
Und diesem Diktat hat sich gefälligst auch das Universum zu unterwerfen. >:->

Doch den Explosionismus fand ich nie attraktiv.
Auch nicht den nach Papst Sylvester benannten Gedenktag der Explosionisten. :lol:



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