Eliminatorische Riten - 2 -

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Moderator: cool_orb

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Lestat de Lioncour
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Eliminatorische Riten - 2 -

Beitrag von Lestat de Lioncour »

Hallo Interressierte des magischen Wissens...

Heute wollen wir die eliminatorischen Riten näher beleuchten, die wie gestern schon erwähnt, in jeder magischen

Arbeit - Geste - Akt

als wichtiges Fragment im Kollektiv des magischen Wissens nicht nur verinnerlicht werden muß, sondern im Schlaf zu beherrschen ist.

Wie wir schon gehört haben, treten neben den apotropäischen Riten, den Abwehr - Riten
auch die sogenannten
eliminatorischen Riten auf,
welche die Beseitigung oder Entfernung bwirken.




Übertragung :

Der sinnlich er/gefaßte Tabustoff wird entfernt oder auf ein anderes Objekt übergeleitet.
- Tabustoff = z.b die Sünde
In der primitiven Welt naturvölklerischem Gedankenguts lesen wir immer wieder von der Sünde.
Die Sünde wird hierbei eher
stofflich bedacht gesehen, wie
geistig - ethisch

Das ist auch der Grund, warum in vielen sakralen - magischen Riten immer noch davon Gebrauch gemacht wird, die Sünde auszuspucken (siehe Ausspucken in Teil 1), bisweilen so auf andere Gegenstände übertragen werden.

Hierzu Beispiele aus den unterschiedlichen Mythologien dieser Erde :
Die Sünde wird ausgespien,
- im alten Peru auf Grashalme, die dann ins Wasser geworfen werden,
- bei ostafrikanischen Bantustäämen wird die Sünde bei einer rituellen Beichte in der Form von Splittern auf eine Schlinge gelegt, die dann in alle Winde geblasen wird.
- im siamesichen wurden die Sünden in ein Boot übertragen

Die bekannteste und weltweit - meistverbreiteste Art ist aber die Übertragung der Sünde auf
- Mensch und
- Tier
Beispiele aus der Weltchronik der magischen Literatur:
Bei den griechischen Thargelien wurde ein Verbrecher in der Stadt herumgeführt, damit er alle Sündenstoffe auf sich lade,
- dann außerhalb der Stadt gesteinigt,
- die Leiche auf dem Holz von unfruchtbaren Bäumen verbrannt,
- und die Asche ins Meer geworfen

Dieser Verbrecher wurde auch der Sühnende - der Heilende genannt.
Man bezeichnet diesen Ritus auch als
" den Greuel oder die Befleckung vertreiben ".
Der Ursprung des Ritus des
-" Sündenbocks "
findet sich zb. am israelitischen Versöhnungstage.
Der Hohenpriester stemmt beide Hände auf einen Bock, bekennt dabei alle Verschuldungen des Volkes Israels, so daß sie auf dessen Kopf übertragen werden.
dann wird dieser Bock in die Wüste entsandt, wo der Dämon
" Azazel "
haust. (3.Mos.16,20 ff) schmunzeln muss... :har:
Die Vorstellung vom Sündenbock hatte auch Einfluß auf die paulinische Auffassung vom stellvertretenden Erlösungstode des Magiers und Propheten Jesus von Nazareth (was nicht sein wirklicher Name ist) als einer Elimination der Sünde.

Definition:
Elimination - Adsorbtion - die Entfernung bestimmter Stoffe aus einem betrachteten System



Entblößung :

Eine andere Form der Elimination ist die Entledigung von hemmenden und an die materielle - dreidimensionale Ebene fesselnden Kleidungsstücke.
Auch hier gibt es zwei unterschiedliche Formen, die
- partielle Nacktheit und die
- totale Nacktheit
Bei diesem Kult müssen
- alle Gürtel abgelegt werden,
- vielfach wird von Frauen auch die Auflösung des Haares verlangt

Auch dazu wieder Beispiele:

In der östlichen Glaubenkongregation ist es bis heute üblich und vorgeschrieben, daß der Täufling ungegürtet erscheint.
Auch ist es weit verbreitet
- beim Gebet
- der Anrufung
- der Invokation
- der Kontaktierung
- der Beschwörung
- dem Exorzismus (in haitianischen Riten)
- der Verbindung mit der feinstofflichen Welt
oder anderen magischen Kulthandlungen barfüßig zu agieren.
- in Peru war das Ausziehen der Schuhe bei der Anbetung der Sonne Pflicht
- in Israel beim Betreten heiliger Stätten,
- im moslemischen Glauben finden wir diese Praxis unverändert bis heute, sowohl im Gebet, wie auch beim Betreten iherer Moscheen
- Shintoisten,
- Hindu,
- Buddhisten betreten unbeschuht ihre Tempel
- griechische Tempelinschriften forderten die Besucher auf, unbeschuht einzutreten
In Griechenland sowie in Rom ist Barfüßigkeit,
- beim Opfer (zu dem wir auch noch kommen werden !)
insbesondere bei Prozessionen vorgeschrieben
- Römische Prozession - nudipedalia
- Barfüßigkeit ist noch bei der griechischen Taufe und Firmung erforderlich
- bei der Adoration - des Kreuzes am Karfreitag in der römischen Lithurgie

Definition Adoration:
Adoration - Anbetung - Verehrung - kniefällige Verehrung
perpetual adoration heißt hierbei ewige Anbetung
- Barhäuptigkeit beim Gebet oder rituellen Handlungen wurde von den
- Griechen
- Germanen
- heute noch in der christlichen Sitte
- in Indien beim Gebet und der Lesung heiliger Texte (rechte Schulter od. bis zu d. Hüften) ... gefordert.

Älter als die partielle Entblößung ist die vollständige Nacktheit , zu der ich jetzt kommen werde....
In den ältesten Zeiten war bei nahezu allen
- heidnischen
- religiösen,
- gottesdienstähnlichen
Handlungen völlige Nacktheit
-des Bittenden oder auch
- Opfernden erforderlich.
Dadurch wurde eine Loslösung der
- unreinen
- gewöhnlichen Welt/ Lebens erreicht, um mit dem " Göttlichen " in Kontakt treten zu können.
In diesem rituellen Aspekt kann auch von der
Unbefleckten Seele,
wie die eines Kindes gesprochen werde.
Selbst in den antiken Götterwelten finden wir die absolute Unverhülltheit, erst die gestrenge Sittenmoral des Klerus oder der Gesellschaft im Allgemeinen, machte etwas schmutziges - verwerfliches daraus, während in heidnischen Riten davon mannigfaltiger Gebrauch bis heute zu finden ist.

Beispiele aus der Märchen - Sagenwelt :

In Märchen und Sagen haben die Wassergeister, die Maren und Elbe unverhüllte Körper, sind aber oft von verückender Schönheit.
Auch die sakrale Nacktheit war in der antiken Welt üblich beim Gebet
Im antiken Sport findet sich die absolute Nacktheit als Huldigung des sportlich -ehrenvollen Wettkampfes, um die Herausragenheit olympischer Disziplinen und Ihren Heroen zu dokumentieren.

Weitere Beispiele der absoluten Nacktheit in rituellen Handlungen finden sich:
- im Opfer,
- im Totenkult,
- im Gebet,
- im Tanz,
- bei der Inkubation - " incubare " - Ausbrütung,
- bei der Prophetie

Mit zunehmender Aufklärung der Gesellschaft entschwandt diese Ausdrucksweise des rituellen Aktes zunehmends und ging in die volkstümliche Folklore über, besonders in,
- Liebeszauber und in
- FruchtbarkeitszauberEin deutsches Märchen berichtet uns darüber:
" Wollte ein Mädchen in der Andreasnacht ihren zukünftigen Bräutigam sehen, mußte sie unbekleidet sein."

Dringliche Vorraussetzung der totalen Nacktheit finden wir im speziellen bei den Fruchtbarkeitszaubern, soll dieses magische Vorhaben gelingen.

Beispiel:
- bei den Griechen mußten nackte Mädchen mit aufgelösten Haaren und barfüßig ein Feld umgehen, damit alles Unreine ( Unkraut ) beseitigt wurde.
- im deutschen Volksglauben tanzen nackte Frauen um den Flachs und wälzen sich darin.

Sakrale Nacktheit finden sich zumahl,
- im Asketismus, ( hier vor allem bei den hinduistischen Mönchen )
- im Yogin,
- in der indischen " Jaina " , die vom Nacktgehen ihren Namen
" Digámbara - Luftgekleidete
erhalten haben.
- in der christlichen Lithurgie bei der Taufe,
- in gnostischen Sekten,
- in den Riten der Adamiten, deren Name auf die Nacktheit des ersten Menschen hinweist.
Mit dieser Handlung soll eine paradiesisch- vergleichbare Unschuld (Kind) wieder hergestellt werden.
- Gnostische Kreise berufen sich hierbei auf ein Agraphon der Heiligkeit

Definition Agraphon:
Agraphon - non scripta im vergleich dazu,
Gegrammenon - lex scripta


Auch die Priscillianisten, deren Lehre auf Ägypten zurückgeht beriefen sich auf sakrale Nacktheit. der Vorwurf des Pricillian da lautet:
"nudum orare solitum "
Die sakrale Nacktheit begegnet uns des weiteren
- in mittelalterlichen Beginenkonventen,
- in der Sekte der Brüder vom freien Geiste,
- bei den böhmischen Taboriten,
- bei den holländischen Wiedertäufern,
- bei der stereotypen Beschuldigung der Waldenser (Ketzter)

Selbst der große Assisi gebot seinem Bruder Rufino, in der Kirche nackt zu predigen, was er selbst tat, als er entblößt auf die Kanzel stieg, um über die Nacktheit des Gekreuzigten zu predigen.
- in den Anfängen des Quäkertums traten Propheten und Prophetinnen sämtlicher Coleur nackt auf.

Merke:
Es kann davon gesprochen werden, daß Nacktheit in nahezu allen kultischen Sitten ihr Fortleben als Bild für die innere Ablösung und Läuterung in der Mystik verstanden wird

Hören wir dazu Plotin, der da sagt:
" Wie in den Mysterien derjenige, welcher das Allerheiligste betritt, sich reinigen, seine Kleider völlig ablegen und vollkommen nackt eintreten muß, genauso muß auch die Seele alles, was dem anzurufendem
- Gotte,
- Intelligenzen,
- Dämonen
fremd ist, von sich abstreifen, um mit ihrem alleinigen Selbst auch das Göttliche in seiner Alleinheit zu schauen als lauter, einfach und rein (Emn. I 6,77)
Ähnliche Allegorien finden sich auch
- bei Philo (Leg.all.H.15ff),
- dem Neuplatonismus (Dionysius Areopagita)
- Mechthild von Magdeburg



Verhüllung :

Kommen wir nun zum konträren Ritus der Verhüllung, die dem selben Zwecke dient wie vorrausgegangene Ausführungen.

hinter diesem Aspekt liegt der gedanke, daß der agierende Mensch nicht als Profaner vor
- das Heilige,
- der Urkraft,
- dem Göttlichen Aspekt,
- den Naturgewalten,
- den Dämonen und höllischen Geistern tritt.

Es wird auch von der Dualität der Profanität und der Verhüllung gesprochen.
Beispiele:
- die Römer opferten bestimmten Gottheiten nur mit verhüllten Händen,
- die mazdaistischen Priester schützten bei jeglicher Kulthandlung das Feuer vor menschlichen Verunreinigungen durch Atem oder Berührung
- durch Mundverhüllung und
- dem Tragen von Handschuhen

- die Muslime bedecken beim Gebet den Scheitel, Ober- und Hinterkopf
- ebenso muß der Oberkörper verhüllt sein
- in vielen Religionen und magischen Kulthandlungen trägt der Priester, der auch die opfernde Funktion ausübt, eine Kopfbedeckung
- Perser bedecken beim Gebet Ihr Haupt,
- Römer beteten verhüllten Hauptes,
- die Frommen des alten Testaments verhüllten Ihr Haupt bei Theophanien (1.Kö.19,13)
- in der nachexilischen Zeit entstand die Sitte des Gebetsmantels
- der Tallit
- schon bei Paulus wird die Hauptverhüllung der Frau gefordert (1.Kor.11,5)




Wegfegen :

Zuletzt gelangen wir zu dem letzten Beispiel der eliminatorischen Riten, dem " Wegfegen " oder auch " Wegkehren ":

Jede praktizierende Hexe - Wikkanerin - Druide - Warlock usw.
kennt den Ritus des Auskehrens, oder Wegkehrens.
Wir finden mannigfaltige Verwendung des Kehrens, z.b. um
- unerwünschte Fremdenergien,
- tote Energien ohne Handlungsstrang den
- Choronzon - Aspekt,eine
- Abschlußhandlung der Zeremonie als solches,oder
- erste Handlung vor jeder praktisch - magischen Arbeit/Handlungwie auch zur
- Vertreibung von Dämonen,oder der
- Übermittlung geistig- magisch gesandter Wünsche/Bitten an
die Loas
mindestens jedoch als
- prinzipieller Reinigungsakt sakral- magischer Kult/Fetischbezogener Kultgegenstände .

Beispiele:
- So pflegten afrikanische Stämme den Weg mit einem Geisterbesen zu kehren, um Dämonen zu vertreiben
- im alten Mexiko wurde das Fegen des Tempelbodens als Reinigungspraktik verwandt
- im Shintoismus stellt das Fegen des Weges im Bezirk des heiligen Schreins einen kultischen Akt dar
- in Mexiko gilt der Besen als Symbol der Reinigung
- Hexen benützen den Besen sowohl als imaginäres Reiseutensil, um auf den Blocksberg zu reiten,
- als sie auch Ihre Stätte des magischen Schaffens damit reinigten


Ich hoffe, es macht Euch klar, daß viele
- Handlungen
- Symbole des alltäglichen Gebrauchs oder überhaupt selbstverständlich angesehenes sehr wohl wichtige Bestandteile eines magischen Weges ausmachen, um hinter Türen zu schauen und in dieser hohen Kunst aktiv gestalten zu können.
Zuletzt geändert von Lestat de Lioncour am 16. Aug 2007 23:34, insgesamt 1-mal geändert.
Lestat de Lioncour
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Beitrag von Lestat de Lioncour »

Als nächstes Thema werden wir uns mit den Reinigungsriten befassen, die ich , falls ich heute nicht tot umfalle , morgen erläutern werde...

Gruß in die dämonische Abenddämmerung...Lestat gönnt sich eine Ruhephase.... :har:
Gast

Beitrag von Gast »

evoi, nicht vergessen, gehört auch rein, Teil 1 und 2
dunkler Gruss ;)
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Azazel
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Beitrag von Azazel »

sehr interessanter Artikel - oft denkt man, dass man vieles weiß und entdeckt doch immer wieder neues:-)
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Mephisto-Michi
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Beitrag von Mephisto-Michi »

wau, hab ich sogar meiner mutter gezeigt das teil^^
sogar die kann damit noch was anfangen :)
dankesön :lol:
mfg
mephi
...der Wahnsinn ist nur eine schmale Brücke// die Ufer sind Vernunft und Trieb...