Apotropäische Riten - 1 -

Magie, Dämonologie, Traumdeutung, Tarot, Astrologie

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Lestat de Lioncour
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Apotropäische Riten - 1 -

Beitrag von Lestat de Lioncour »

Viele Reinigungsriten tragen apotropäischen - abwehrenden Charakter.
Vielfach wird auch von Vertreibung böser Geister oder gefährlichen Kräften gesprochen.

Hier nun Beispiele für typisch apotropäische Praktiken:

Verscheuchung durch Lärm:

Man verscheucht diese Geister oder unerwünschten Kräfte durch " Lärm ",
- so bei der Mondfinsternis
- in der Neujahrsnacht,
- in der Hochzeitsnacht,

die als Übergang besonders gefährlich sind. Reste dieser Geisterabwehr haben sich im " Neujahrs-Aschießen " und im
" Polterabend " vor der Hochzeit gehalten.

In allen Riten, die sich dem Paganismus anlehnen, wo das trommeln, allgegenwärtiger Bestandteil eines jeglichen magischen Wirkens, Bestandteil aller Zeremonien darstellt, hat sich auch das Läuten von Glocken als apotropäisch, wirksames Mittel im Vertreiben destruktiver Energien durchgesetzt.
Bei Beginn eines Kultaktes sollen so Dämonen verscheucht werden, die auch ohne Anrufung in den Zwischenräumen der Dimensionen leben, vorstellbar als Paralleluniversum,
mitten unter uns/neben uns/im selben Raum.
Die dämonenabwehrende Bedeutung wird am deutlichsten vorstellbar, bei dem Akt des Läutens der Glocken während eines Gewitters, daß die Bannung der Gewitterdämonenen zum Zweck hat.
Das Glockengeläut gehört ebenso zum Kult des Hinduismus, des Buddhismus, der allgemein heidnischen Riten, dem Wikkaorden, des Ordens der golden Dämmerung, usw..


Das Ausspucken :

Eine andere Form der Abwehr bei unerwünschtem Besuchs ist das Ausspucken vor den Dämonen.
Speichel, wird als eine machtvolle Seelensubstanz angesehen, welcher bannende Kräfte nachgesagt werden.
Schon in der antiken Welt hören wir von solchen Praktiken,
wie z.b " Das Aus -Spucken vor Epileptikern, da Epilepsie als heilige Krankheit galt.
Sogar im altchristlichen Glauben hören wie vom " Ausspucken ", im Brief des Paulus an die Galater (4,14), auch im römischen Taufritus, in dem der Priester den Täufling mit Speichel berührt.
Auch das Herausstrecken der Zunge gilt als dämonenabwehrendes Mittel, wie auch als Mittel zur eigenen Mitteilung der Zauberkraft.
Je nach Auslegung der Glaubensalternative finden sich dualische und weniger dualische Aspekte in dieser Form des Ritus. Während die abendländische Kultur eine Verkehrung des Ausspuckens, also etwas satanisch - dämonisches daraus machte, bedeutet dieser Akt zum Beispiel im tibetanischem Glauben eine Ehre, ähnlich dem Fußwaschen als sakraler Akt, der als intensivster Freundschaft- oder als Zwangsakt des Knechtentums angesehen wurde.
Auch hier bestimmt einzig und alleine wieder der Magus selbst, Ziel und Ausrichtung !

Merke:
Es kommt auf die eigene Qualität des Gedankenguts an, egal ob progressiv deklariert, oder latent in sich getragen.


Das Entzünden :
Noch stärker als die oberen Beispiele es verdeutlichen, zeigt das

Entzünden von Zauberfeuern

apotropäische Charakteristiken, zum Beispiel bei den
- drei Feuern des vedischen Opfers;
Eines dieser Feuer, das " südliche " dient hierbei zur Vertreibung sämtlicher dämonischen Kräfte, negativen Energien, oder auch der Manen, egal ob in Form von Elementarwesen im allgemeinen, oder spezielle Bedrohung, wie sie schon im Post des Wint.t zu lesen war, unter "Nächtlicher Besucher".

Zur Verdeutlichung:
Beim Totenopfer wurde Agni aufgefordert, alle Asura zu vertreiben.
Das germanische Frühlingsfeuer hat sich bis heute in der katholischen Feuerweihe am Karsamstag gehalten (Segensgebet), was zeigt, daß sämtliche Religionen dieser Welt, heidnisch deklarierte Riten in Ihr Glaubensweltbild mit aufnahmen, sie Ihren Zielen anpassten, die Urkraft solcher Handlungen aber als unbestritten gilt.


Die Räucherung :

Apotropäischen Charakter trägt auch die Räucherung.
- in Neuginea wird zum Beispiel mit Abschnabsel von Büffelhorn geräuchert.
- in Persien räucherte man Wacholder, zur Bannung der am Seelenfest erschienen Toten
- im christlichen Glauben lesen wir, daß selbst Engel zu Tobias diesen magischen Akt praktizierte, in dem er die Leber und das Herz von Fischen als dämonenabwehrendes Mittel verwandt. (Tob.6,9)
- im babylonischen Glauben räuchert man prinzipiell zur allgemeinen Reinigung
- im schamanischen Glauben ist Räuchern schlechthin, wichtigster Bestandteil der praktischen Arbeit
- im römischen Glauben war es üblich am Säkularfest an jeden Bürger Räucherwerk zur Reinigung der Häuser zu verteilen.
- im bayerischen Raum ist es allgegenwärtiger Brauch, am Feste der heiligen drei Könige, also dem 6. Januar, die katholischen Häuser mit einem besonderem Räucherwerk, daß zumeist gesegnet wurde, "auszuräuchern ".
Räucherungen finden mannigfaltige Verwendung im magischen Arbeiten, im speziellen für das Anlocken von

- Göttern
- Geistern
- Toten
- Verschollenen
- weit Entfernten, um eine Verbindung zu schaffen
- Intelligenzen
- Energien, in ihrer teutonenhaften, titanengleicher, also ungeb. Kraft
- Elemente
- Genien
- Dämonen, die Hölle im Allgemeinen
- Djinns
- Engel
- Naturwesen, wie Elfen, Puck und Konsorten

Merke:
Der Weihrauch genießt hier dabei eine wesentliche Hauptrolle, also wenn du von Harzen liest, ist Weihrauch gemeint.
Eines der wenigen Ingredenzien, die selber fast unmöglich selbst hergestellt werden kann, also den kommerziellen Kauf zur Notwendigkeit macht. Alles andere, was benötigt wird, kann und sollte in eigener Regie hergestellt werden.

Auch hierbei gilt:

Verwendest Du eine Räucherung, die Du vom Samen bis zur Trocknung selber aktiv begleitet hast, ist sie um ein wesentliches stärker, wie kommerziell vertriebene " Räuchermischungen ", die da feil geboten werden.

Gehörst Du zu den Wesen, die sich keines grünen Fingers rühmen können, gibt es auch hier Ausweichmöglichkeiten, mit starker Wirkung
- das Sammeln und Trocknen hiesiger Nutzpflanzen für hermetisches Räuchern.
Hierbei gilt es aber ein Gebot zu achten, damit keine umweltbelastenden Wirkstoffe am prägnantesten vorherrschen...
Sammle prinzipiell einen Kilometer von jeglicher Straße entfernt, dann ist die Belastung soweit abgebaut, daß man Gesammeltes Gut sogar unbedenklich essen kann, wie zum Beispiel " den wilden Bärlauch ".

Stark erkennen läßt sich auch der apotröpäische Charakter in vielen anderen magisch- religiösen Praktiken, wie dem
- Ausräuchern des Altars
- im orthodoxen Glaubensstrang wird der Altar umrundet, während die Ausräucherung stattfindet
- auch im westlich-abendländischem Glauben begegnen wir der Räucherung, z.b
- die verbundene Beräucherung des Sarges


Der Zauberkreis :

Demselben Ziele dient auch das Beschreiben des Zauberkreises
Heilige, sakrale oder auch fetischbezogene Gegenstände, wie
- der Altar,
- das Götterbild,
- die Leiche in der Nekromantie werden umkreist,

damit der Umkreisende sich selbst vor ihrem Tabu sichere und umgekehrt ihre Zauberkraft gegen feindliche Mächte schütze.
- in Giechenland wurde der Grabhügel umkreist,
- in Persien wurde der Großkönig dreimal umkreist,
- dreimal umkreiste "Vercingetorix" den Sessel Caeser´s
- im altindischen Hochzeitsritual ist es Sitte, das heilige Feuer zum Umkreisen
- in der islamischen Pilgertradition, bildet das siebenmalige Umkreisen der Kaába, genannt " tawäf ", das je zweimal vollzogen wird, als
- Ankunfts,
- Begrüßungs und als
- Abschiedsumlauf den wichtigsten Akt
Eine Erweiterung des Zauberkreises ist der "Umgang oder Umlauf" des Gezogenen .
Als Beispiel hierzu läßt sich hier der Brauch der "Lupercalia" nennen, ein Hirtenbrauch, der durch den vollzogenen magischen Kreis die räuberisch durch die Wälder ziehenden Rudel von Wölfen von den Schafherden fernzuhalten pflegte.
Diese " Luperci " - "Wolfsabwehrer " bildeten später eine Priestersolidarität.

Das " Pomerium " ( post murum ) war früher die sakrale Stadtgrenze.
Nach etrusklischer Sitte wurde das Areal einer zu erbauenden Stadt zu allererst umgepflügt, dadurch sollte die Stadt von allem Übel verschont bleiben. Dieser Glaube war so stark im rituellen Alltag eingebunden, daß weder Krieger noch Ausländer diese imaginäre Grenze passieren durften. Taten sie es dennoch, glich es einem archaischen Todesurteil, ohne das dieses ausgesprochen werden mußte.


Das Binden oder Fesseln :

Eine außergewöhnlich starke Ausrichtung der magisch- praktischen Arbeit stellt das Binden, das Fesseln durch
- Zauberschnüre und der Gebrauch eines
- Zaubernetzes dar.

Schlingen und Netzte sind in vielen Mythologien als göttliche Waffen eingegangen und zeugen noch immer von Ihrem/r starkem/n
- Schutz
- Kraft

Auch hier dazu wieder ein paar Beipiele zur Verinnerlichung:
- Marduk breitet beim Kampf mit Tiámat sein Netz aus, zur Umschließung, man spricht auch vom
- Terminus "binden" = Dämonenbannung
- bei den Rabbinern bedeutet es, daß sittlich-religiöse Verbieten,
- im alten Testament finden wir das Netz als beliebtes Bildnis, göttlicher Bestrafung (Hos.7,2)

Umgekehrt wird die Beseitigung der magisch- erteilten Zauberfessel und des dämonischen Bandes als " Lösen " bezeichnet, was im rabbinischen "erlaubt - erklären " bedeutet.


Der Zaubergestus - Die magische Geste :

Eine hohe Wirkung wird der Zaubergestik nachgesagt und viel, die in solchen praktischen handlungen schon bewandert sind, werden dies bestätigen.
Gesten hierbei sind zum Beispiel:
- die erhobene Hand,
- der Gestus des Gebietens,
- der Gestus des Fernhaltens,
- der Gestus des Einhaltens,
- der Gestus des Bannens;

Die erhobenen drei Finger -
- Schwurgestus - benedicto latina
- die gespreizten Finger - Zwangsgestus

Ein System magischer Hand - und Fingerhaltungen stellen die hinduistischen und buddhistischen " mudra " dar.
Selbst mit dem Kreuzzeichen drang ein apotropäisches Zeichen in unsere abendländisch - römische Glaubens - Geschichte ein, die unsere sakralen Riten dominant bestimmen.
Nicht umsonst bekreuzigt sich nach wie vor der abergläubische Pöbel, sowie kirchen und sittengestrenge Anhänger dieser Glaubensrichtung bei
- Schreckhaftem,
- bei Nennung von Namen, verhasster Personen,
- bei Blitzschlag,
- beim nächtlichem Alpdruck (subk und inc. Art )
Eine Redensart, die sich bis heute zur Dämonenabwehr erfolgreich gehalten hat, sagt:
" Er ist davon wie der Teufel vorm Kreuz "


Der böse Blick :

Besondere Kraft besitzt der " böse Blick ".

Besonders er überlebte im Volksglauben über jahrtausendlanger Geschichte und Traditionen aus allen Kulturkreisen dieser Welt.
So heißt es, man solle nie einen kleinen Jungen in die fürsorgliche Obhut einer alten Frau geben, denn Frauen wandeln im Alterungsprozess
" das Wasser des Lebens "
in Ihrem Körper in Gift um, ohne daß Sie dies aus freien Stücken oder bewußt herbeiführend visualisieren würden, obwohl sich gerade die " thessalischen Hexen " dies zu Nutze machten, um an Kinder für Ihre Flugsalbe zu gelangen.
Es liegt eher am biologischen Prozeß des Wechsels menstrualer Gegebenheiten, im fortgeschritterem Lebensabschnitt, die Frauen durchwandern.
Ein Gift, das eigentlich ungefährlich, weil natürlichem Ursprungs, jedoch zehrt sie im speziellen an dem Geiste und Körper junger Knaben, entzieht ihnen das Lebensfluid.

Zugrunde liegt die Erfahrung von der suggestiven Kraft, des Blickes.
die Gewalt dieses Blickes wird besonders anschaulich,
- im Bild des " Bodhidharma "
- des Gründers der buddhistischen Meditationssekte in China.

Wichtig:
zur Abwehr des bösen Blickes seien hierbei ein paar hilfreiche Mittel genannt:-
- die unüberwindbare Hand Fatimas, als Medallion oder Talisman getragen
- menschliche oder tierische Augen aus Stein
- das Krötenauge unter einem Fingerring getragen( keine Empfehlung!)

Durch solche Abwehrmechanismen wird der böse Blick abgelenkt oder nach dem Gesetz der Ähnlichkeitsmagie gebannt.
Zuletzt geändert von Lestat de Lioncour am 16. Aug 2007 23:33, insgesamt 2-mal geändert.
Lestat de Lioncour
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Beitrag von Lestat de Lioncour »

Hallo Interresssierte, morgen habe ich mir vorgenommen, mich dem zweiten Teil dieses interressanten Wissensgebietes anzunehmen, um das kein Magus in seinen Arbeiten rumkommen wird...

den " Eliminatorischen Riten "!

Gruss in die Dunkelheit...Lestat, evoi anzwinker... :peace:
Gast

Beitrag von Gast »

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Winkt dämonisch
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evoi
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Beitrag von evoi »

Gast?
Es gibt Tage da bin ich nicht in der Stimmung angehimmelt zu werden.
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Mephisto-Michi
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Beitrag von Mephisto-Michi »

wau lestat, da kann man so einiges lernen- was für was gut ist.
meistens benutzt man die dinge ohne sich im klaren darüber zu sein warum und für was genau :)
mfg
mephi
...der Wahnsinn ist nur eine schmale Brücke// die Ufer sind Vernunft und Trieb...