Anlass ist ein Einzelaspekt der Diskussion im Thread "Thelmische Magie". Den möchte ich aber durch die Darstellung meiner Sicht auf Einzelaspekte nicht stören.
Ich mache das in mehreren Postings. Hier Teil 1 zu Entspannungsübungen und Meditation.
1. Entspannungsübungen
Entspannungsübungen zielen auf eine (wie der Begriff schon sagt) Entspannung des körperlichen Systems, d.i. der Muskulatur. Und zwar nicht nur der allgemein wahrnehmbaren Skelettmuskulatur, sondern auch der feineren Muskulatur des körperlichen Innenraums, mit welcher die Organe "in Form und Position" gehalten werden.
Solche Entspannungsübungen arbeiten nach meiner Kenntnis immer damit, die Bewusstseinsenergie auf den Körper und seine einzelnen Teile zu richten. Entweder mit Hilfe von Bildern ("Arm ist ganz schwer", "Hohlräume des Körpers bildlich vorstellen", "Wolken in den Gelenken" u.a.m.), oder durch einfache Lenkung der Aufmerksamkeit zu den einzelnen Körperbereichen (Aufmerksamkeitsfluss von Füßen zu Kopf, Hineinatmen in Organe,...) oder durch einen bewussten Wechsel von Muskelanspannung und Loslassen wie bei der progressiven Muskelentspannung.
Es ist nach meiner Erfahrung verhältnismäßig egal, welche Technik man wählt. Damit sie wirksam sind, ist vor allem entscheidend, dass man mit der ganzen Aufmerksamkeit wirklich im jeweiligen Körperbereich bleibt. Dies ist leicht, da es sich normalerweise gut anfühlt.
Faustregel:
Entspannungsübungen führen Bewusstsein und körperliches Fühlen willentlich zusammen.
Was man mit nebenher auftauchenden Gedanken, Gefühlen, Bildern macht, ist dem Praktizierenden überlassen.
Bei Interesse poste ich eine weniger bekannte, aber m.E. sehr wirksame Entspannungsübung, welche für Sänger bzw. als Hilfe bei der Stimmbildung entwickelt wurde.
2. Meditation
In der Meditation geht es darum, sich vom Strom der eigenen Gedanken zu lösen, die eigenen Gedanken nicht zu beachten. Eine "Leere und Ruhe des eigenen Bewusstseins" herzustellen. Die mir bekannten Techniken haben dabei alle folgendes gemeinsam: alle auftauchenden Gedanken und Gefühle werden wahrgenommen, ohne ihnen jedoch die bewusste Aufmerksamkeit folgen zu lassen.
Um die eigene Aufmerksamkeit von ihrer "Neugier auf die Interpretation der Wahrnehmung" abzulenken, werden Hilfsmittel eingesetzt: Objekte, die man beobachtet, bedeutungslose Wörter, die man innerlich wiederholt. Andere Meditationsformen verwenden Bilder, um die auftretenden Gedanken und Wahrnehmungen aus dem Festhalten durch das Bewusstsein zu lösen: der Wind, welcher das gerade Gedachte forttreibt z.B..
Faustregel:
In der Meditation wird das urteilende und deutende Bewusstsein ignoriert und damit von den Wahrnehmungen der Gedanken und Gefühle getrennt. Jede in der Meditation auftretende Sensation (Gedanken, Zuckungen, Wohlgefühle, Lichtphänomene, äußere oder innere Geräusche usw.) wird als gleichermaßen gültig (gleich-gültig) betrachtet.
Durch die Meditation kann nach meiner Erfahrung sehr gut erreicht werden, ganz im sog. "Hier und Jetzt" präsent zu sein, also in der aktuellen Gegenwart. Da der "aktuelle Augenblick" keine Ausdehnung hat, wird der Zustand natürlich nie vollständig erreicht. Doch durch die in der Meditation übliche Vergegenwärtigung des ständigen Auftauchens und Wiederloslassens des inneren Erlebens wird eine Annäherung an den ideellen "aktuellen Augenblick" erreicht.
Ich erlebe Meditationen so, dass sie die eigenen Wahrnehmungen und Gefühle intensivieren und die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Auch erhöht Meditation die körperliche Entspannung. Meine Vermutung ist, dass diese Dinge an der vorübergehenden Loslösung von dem beurteilenden und deutenden Bewusstsein liegt: sowohl Denken, als auch Fühlen als auch Muskeln

Das Risiko der exzessiven Meditation liegt mMn umgekehrt darin, die eigene Urteilsfähigkeit zu verlieren. Deshalb ist auch die häufige Kopplung "Religion/spirituelles System + Meditation" riskant: das allzu exzessive Herunterregeln der eigenen Urteilsfähigkeit macht anfällig für Gläubigkeit an allen möglichen Unfug, z.B. den der Weltanschauung, in welche die Meditation verpackt ist.
Mittlerweile gibt es jedoch genügend Meditationsanleitungen, die frei sind von einer weltanschaulichen Verpackung. Und auch frei von der blödsinnigen Anforderung qualvoller Sitzpositionen o.ä..

(to be continued)
Amimatani