Disruptive Science

Alles rund um diverse Wissenschaften

Moderator: shadow

Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 15:00 Solche Denkgebäude bzw. Modelle sind erstmal kein Wünschenswerter Zustand in der Wissenschaft, denn Modelle machen ja nur da Sinn, wo wir Dinge nicht vollständig wissen.
Da bin ich ganz Deiner Meinung.
Gibt es denn Dinge, die wir vollständig wissen? Ich wüsste kein einziges.

Ich bin sogar der Meinung, dass es uns als Menschen prinzipiell unmöglich ist, auch nur irgendein Ding vollständig zu wissen, außer es besteht nur in unserem Geiste.
Daraus folgt, dass die einzige Erkenntnis über die Realität, die uns möglich ist, über Modelle funktioniert.
"Ach, es ist der Fehler unserer Wissenschaft, dass sie alles zu erklären wünscht; und wenn es ihr nicht gelingt, dann sagt sie, es sei nichts daran zu erklären."
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 20:03
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 15:00 Solche Denkgebäude bzw. Modelle sind erstmal kein Wünschenswerter Zustand in der Wissenschaft, denn Modelle machen ja nur da Sinn, wo wir Dinge nicht vollständig wissen.
Da bin ich ganz Deiner Meinung.
Gibt es denn Dinge, die wir vollständig wissen? Ich wüsste kein einziges.

Ich bin sogar der Meinung, dass es uns als Menschen prinzipiell unmöglich ist, auch nur irgendein Ding vollständig zu wissen, außer es besteht nur in unserem Geiste.
Daraus folgt, dass die einzige Erkenntnis über die Realität, die uns möglich ist, über Modelle funktioniert.
Du kennst doch deinen vollständigen Namen?

Edit: Okay, deinen Namen könntest du auch als eine willkürliche Nennung abtun.

Einigen wir uns darauf: Wir können die Gesellschaft vollständig erforschen, weil die Gesellschaft einen Zweck verfolgt, der eben auch so gewollt ist. Was hälst du davon?
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 21:03
Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 20:03
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 15:00 Solche Denkgebäude bzw. Modelle sind erstmal kein Wünschenswerter Zustand in der Wissenschaft, denn Modelle machen ja nur da Sinn, wo wir Dinge nicht vollständig wissen.
Da bin ich ganz Deiner Meinung.
Gibt es denn Dinge, die wir vollständig wissen? Ich wüsste kein einziges.

Ich bin sogar der Meinung, dass es uns als Menschen prinzipiell unmöglich ist, auch nur irgendein Ding vollständig zu wissen, außer es besteht nur in unserem Geiste.
Daraus folgt, dass die einzige Erkenntnis über die Realität, die uns möglich ist, über Modelle funktioniert.
Du kennst doch deinen vollständigen Namen?

Edit: Okay, deinen Namen könntest du auch als eine willkürliche Nennung abtun.
Genau. Mein vollständiger Name besteht nur in meinem Geiste und ist kein Ding, was außerhalb von mir existiert. Ich weiß noch nicht einmal, ob dieser Name im Geiste anderer existiert und mit mir verbunden wird, oder mit anderen Personen. Ich weiß aber, dass andere Personen mich mit einem anderen Namen verbinden, z.B. Wolf Drache.
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 21:03 Einigen wir uns darauf: Wir können die Gesellschaft vollständig erforschen, weil die Gesellschaft einen Zweck verfolgt, der eben auch so gewollt ist. Was hälst du davon?
Wir können die gesellschaftliche Ordnung, so wie sie auf dem Papier steht und gedacht ist, vollständig erforschen, ja, dem stimme ich zu.
Die Gesellschaft besteht aber nicht nur aus der gesellschaftlichen Ordnung und ihren Zwecken, sondern auch aus den Mitgliedern der Gesellschaft mit ihren Eigenheiten und persönlichen Zielen.
Insofern wird es schon schwierig, die gesellschaftliche Ordnung so zu verstehen wie sie tatsächlich existiert. Das kann erheblich von der gedachten gesellschaftlichen Ordnung abweichen.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 14:08
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 21:03
Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 20:03
Da bin ich ganz Deiner Meinung.
Gibt es denn Dinge, die wir vollständig wissen? Ich wüsste kein einziges.

Ich bin sogar der Meinung, dass es uns als Menschen prinzipiell unmöglich ist, auch nur irgendein Ding vollständig zu wissen, außer es besteht nur in unserem Geiste.
Daraus folgt, dass die einzige Erkenntnis über die Realität, die uns möglich ist, über Modelle funktioniert.
Du kennst doch deinen vollständigen Namen?

Edit: Okay, deinen Namen könntest du auch als eine willkürliche Nennung abtun.
Genau. Mein vollständiger Name besteht nur in meinem Geiste und ist kein Ding, was außerhalb von mir existiert. Ich weiß noch nicht einmal, ob dieser Name im Geiste anderer existiert und mit mir verbunden wird, oder mit anderen Personen. Ich weiß aber, dass andere Personen mich mit einem anderen Namen verbinden, z.B. Wolf Drache.
Also hier steige ich leider wieder aus. Warum solltest du daran zweifeln, wenn ich "wolf_drache" sage, dass ich tatsächlich dich meine?
Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 14:08
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 21:03 Einigen wir uns darauf: Wir können die Gesellschaft vollständig erforschen, weil die Gesellschaft einen Zweck verfolgt, der eben auch so gewollt ist. Was hälst du davon?
Wir können die gesellschaftliche Ordnung, so wie sie auf dem Papier steht und gedacht ist, vollständig erforschen, ja, dem stimme ich zu.
Die Gesellschaft besteht aber nicht nur aus der gesellschaftlichen Ordnung und ihren Zwecken, sondern auch aus den Mitgliedern der Gesellschaft mit ihren Eigenheiten und persönlichen Zielen.
Insofern wird es schon schwierig, die gesellschaftliche Ordnung so zu verstehen wie sie tatsächlich existiert. Das kann erheblich von der gedachten gesellschaftlichen Ordnung abweichen.
Der Kapitalismus hat aber eben die Eigenschaft, den individuellen Lebensinhalt der in ihm lebenden Individuuen ziemlich vollständig zu vereinnahmen. Das ist auch ein Grund, warum es so schwer ist etwas dagegen zu tun, weil viele Menschen durch die Anforderungen des Kapitalismus schlicht und ergreifend keine Zeit haben, sich das notwendige Wissen anzueignen um dieser Ordnung gefährlich zu werden.

Wenn das auch nicht das Hauptproblem ist, womit die Feinde des Kapitalismus zu kämpfen haben. Aber das ist ein anderes Thema.
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 15. Jan 2023 15:59
Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 14:08
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 21:03

Du kennst doch deinen vollständigen Namen?

Edit: Okay, deinen Namen könntest du auch als eine willkürliche Nennung abtun.
Genau. Mein vollständiger Name besteht nur in meinem Geiste und ist kein Ding, was außerhalb von mir existiert. Ich weiß noch nicht einmal, ob dieser Name im Geiste anderer existiert und mit mir verbunden wird, oder mit anderen Personen. Ich weiß aber, dass andere Personen mich mit einem anderen Namen verbinden, z.B. Wolf Drache.
Also hier steige ich leider wieder aus. Warum solltest du daran zweifeln, wenn ich "wolf_drache" sage, dass ich tatsächlich dich meine?
Wenn Du Wolf Drache schreibst, kann ich davon ausgehen dass Du mich meinst. Wenn irgendjemand anders in diesem Forum das tut, auch.
Wenn jemand auf z.B. Facebook oder auf der Straße jemanden mit Wolf Drache anspricht, kann ich davon ausgehen, dass er mich nicht meint, denn auf Facebook trete ich mit meinem Klarnamen auf. Wolf Drache hat nichts mit dem zu tun, was man gemeinhin "Realität" nennt.
fehlgeleitet hat geschrieben: 15. Jan 2023 15:59
Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 14:08
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 21:03 Einigen wir uns darauf: Wir können die Gesellschaft vollständig erforschen, weil die Gesellschaft einen Zweck verfolgt, der eben auch so gewollt ist. Was hälst du davon?
Wir können die gesellschaftliche Ordnung, so wie sie auf dem Papier steht und gedacht ist, vollständig erforschen, ja, dem stimme ich zu.
Die Gesellschaft besteht aber nicht nur aus der gesellschaftlichen Ordnung und ihren Zwecken, sondern auch aus den Mitgliedern der Gesellschaft mit ihren Eigenheiten und persönlichen Zielen.
Insofern wird es schon schwierig, die gesellschaftliche Ordnung so zu verstehen wie sie tatsächlich existiert. Das kann erheblich von der gedachten gesellschaftlichen Ordnung abweichen.
Der Kapitalismus hat aber eben die Eigenschaft, den individuellen Lebensinhalt der in ihm lebenden Individuuen ziemlich vollständig zu vereinnahmen. Das ist auch ein Grund, warum es so schwer ist etwas dagegen zu tun, weil viele Menschen durch die Anforderungen des Kapitalismus schlicht und ergreifend keine Zeit haben, sich das notwendige Wissen anzueignen um dieser Ordnung gefährlich zu werden.

Wenn das auch nicht das Hauptproblem ist, womit die Feinde des Kapitalismus zu kämpfen haben. Aber das ist ein anderes Thema.
Dürfte es denn in einer (realen) Gesellschaft, die den Kapitalismus lebt, überhaupt Gegner des Kapitalismus geben?
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 18:18
fehlgeleitet hat geschrieben: 15. Jan 2023 15:59
Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 14:08
Genau. Mein vollständiger Name besteht nur in meinem Geiste und ist kein Ding, was außerhalb von mir existiert. Ich weiß noch nicht einmal, ob dieser Name im Geiste anderer existiert und mit mir verbunden wird, oder mit anderen Personen. Ich weiß aber, dass andere Personen mich mit einem anderen Namen verbinden, z.B. Wolf Drache.
Also hier steige ich leider wieder aus. Warum solltest du daran zweifeln, wenn ich "wolf_drache" sage, dass ich tatsächlich dich meine?
Wenn Du Wolf Drache schreibst, kann ich davon ausgehen dass Du mich meinst. Wenn irgendjemand anders in diesem Forum das tut, auch.
Wenn jemand auf z.B. Facebook oder auf der Straße jemanden mit Wolf Drache anspricht, kann ich davon ausgehen, dass er mich nicht meint, denn auf Facebook trete ich mit meinem Klarnamen auf. Wolf Drache hat nichts mit dem zu tun, was man gemeinhin "Realität" nennt.
Du beschreibst die Differenz von einem Wort und was gemeint ist. Okay.
Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 18:18
fehlgeleitet hat geschrieben: 15. Jan 2023 15:59
Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jan 2023 14:08
Wir können die gesellschaftliche Ordnung, so wie sie auf dem Papier steht und gedacht ist, vollständig erforschen, ja, dem stimme ich zu.
Die Gesellschaft besteht aber nicht nur aus der gesellschaftlichen Ordnung und ihren Zwecken, sondern auch aus den Mitgliedern der Gesellschaft mit ihren Eigenheiten und persönlichen Zielen.
Insofern wird es schon schwierig, die gesellschaftliche Ordnung so zu verstehen wie sie tatsächlich existiert. Das kann erheblich von der gedachten gesellschaftlichen Ordnung abweichen.
Der Kapitalismus hat aber eben die Eigenschaft, den individuellen Lebensinhalt der in ihm lebenden Individuuen ziemlich vollständig zu vereinnahmen. Das ist auch ein Grund, warum es so schwer ist etwas dagegen zu tun, weil viele Menschen durch die Anforderungen des Kapitalismus schlicht und ergreifend keine Zeit haben, sich das notwendige Wissen anzueignen um dieser Ordnung gefährlich zu werden.

Wenn das auch nicht das Hauptproblem ist, womit die Feinde des Kapitalismus zu kämpfen haben. Aber das ist ein anderes Thema.
Dürfte es denn in einer (realen) Gesellschaft, die den Kapitalismus lebt, überhaupt Gegner des Kapitalismus geben?
Die Gegnerschaft zum Kapitalismus bleibt erstmal theoretisch. Du kannst es also nicht leben, sondern musst weiter im Kapitalismus funktionieren, weil du nur so zuerechtkommen kannst. Erst bei einer hohen Anzahl von Gegnern kann man praktisch werden. Allerdings wird der Staat aktiv werden, wenn er eine hohe Anzahl von Gegnern zum Kapitalismus bemerkt. Es steht also die praktische Stellung der Machtfrage an.

Eine kommunistische Insel innerhalb des Kapitalismus kann es nicht geben. Wenn du das meinst.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

@wolf drache: Ich habe mir derweil die Metrik angeschaut und denke inzwischen kann schon sein. Aber warum war es gleich nochmal wichtig das Paper zu lesen?

bonuscontent: habe diesen youtubechannel entdeckt: https://www.youtube.com/watch?v=LM91MXgfmLc

Da geht es um die dreckigen Tricks an der Uni um mit Paper Karriere zu machen. Scheint die Währung an den Unis zu sein, diese Paper.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 21. Jan 2023 20:45 @wolf drache: Ich habe mir derweil die Metrik angeschaut und denke inzwischen kann schon sein. Aber warum war es gleich nochmal wichtig das Paper zu lesen?
Um mehr über die Metrik zu erfahren, deren Aussagekraft Du angezweifelt hattest - sonst nichts,
fehlgeleitet hat geschrieben: 21. Jan 2023 20:45 bonuscontent: habe diesen youtubechannel entdeckt: https://www.youtube.com/watch?v=LM91MXgfmLc
Ja, absolut korrekte Beschreibung.
Richtig interessant wird es dann, wenn es um befristete Forschungsgelder geht.
Da bist Du als Wissenschaftler quasi gezwungen, am Ende des Forschungsprojekts ein Paper rauszuhauen, egal ob Du etwas relevantes gefunden hast oder nicht. Sonst hast Du beim Geldgeber verschissen und bekommst von ihm kein Geld mehr. Am Geld von den drei oder vier öffentlichen Forschungsgebern hängt aber Deine Stelle, Deine Ausstattung und vor allem Deine Karriere.
Deswegen gibt es immer wieder mal Skandale, weil irgendein Wissenschaftler Ergebnisse komplett gefälscht hat um damit ein Paper zu produzieren. Meistens läuft es aber "nur" darauf hinaus, dass Du irgendetwas halbfertiges in schöne Worte kleidest und so tust als wäre es das erwartete Ergebnis. Dann wirst Du weiter finanziert, mit dem Druck, das (angeblich fertige und perfekte Ergebnis, das in Wahrheit nur Müll ist) weiterzuentwickeln - was dazu führt dass Du am Ende der nächsten Förderperiode etwas noch viel schlechteres hast, was Du wieder in schöne Wort kleiden musst, und so weiter. Ein richtiger Teufelskreis, aus dem Du nicht mehr rauskommst.
Besser ist da die Methode, die schon zu meinen Wissenschaftler-Zeiten die allgemeine Empfehlung war: Wenn Du einen Forschungsantrag einreichst, solltest Du die erwarteten Ergebnisse schon in der Schublade liegen haben. Dann kannst Du das Förderprojekt dazu nutzen, die Ergebnisse zu produzieren, die Du als erwartetes Ergebnis für den nächsten Förderantrag brauchst - so geht Dir das Geld nie aus.
fehlgeleitet hat geschrieben: 21. Jan 2023 20:45 Scheint die Währung an den Unis zu sein, diese Paper.
Ja, definitiv. Dafür gibt es sogar eine Maßzahl: den citation index. Wenn der hoch genug ist, oder wenn Du gar in einer der ganz berühmten Zeitschriften publiziert hast (Nature, Science oder so), dann hast Du sogar eine Chance auf eine Dauerstelle - das ist so etwas wie der Hauptgewinn in der akademischen Lotterie.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Also so wie ich das Paper verstanden habe ging es nicht darum, dass die Qualität der Publikationen abnimmt, sondern dass sich der Fokus von Grundlagenforschung mehr auf Anwendung verschoben hat.

Ich würde sagen, nur die Grundlagenforschung bringt Disruptionen zu stande. Angewandte Forschung wendet bereits bekanntes Wissen an, baut darauf auf, verbessert ihr Gerät.

Der Finanzierer, also der Staat, scheint eben eine höhere Orientierung der Forschung an den aktuellen Bedürfnissen des Wirtschaftsstandorts zu fordern.
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

Ja, sehe ich genauso.
Der oben genannte "Produktionszwang" für Forschungsergebnisse trägt sein Teil dazu bei, denn je weiter die Forschung von aktuell bereits beackerten Themen weg ist, desto unsicherer ist es, dass überhaupt etwas sinnvolles bei einem Forschungsprojekt herauskommt - also macht man so etwas eher nicht, wenn man darauf angewiesen ist, in den nächsten Jahren ein zitierbares Paper herausgebracht zu haben.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 22. Jan 2023 19:12 Ja, sehe ich genauso.
Der oben genannte "Produktionszwang" für Forschungsergebnisse trägt sein Teil dazu bei, denn je weiter die Forschung von aktuell bereits beackerten Themen weg ist, desto unsicherer ist es, dass überhaupt etwas sinnvolles bei einem Forschungsprojekt herauskommt - also macht man so etwas eher nicht, wenn man darauf angewiesen ist, in den nächsten Jahren ein zitierbares Paper herausgebracht zu haben.
Man darf allerdings nicht glauben, dass deswegen Grundlagenforschung irgendeinem anderen Interesse dient als dem Kapitalismus. Ein bisschen Grundlagenforschung muss schon deswegen sein, um neue Naturwissenschaftler auszubilden.

Der Staat leistet sie sich also auch. Es ist allerdings nicht sein Hauptanliegen.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

@tyger

selbst in der mathematik verhindert das establishment die wissenschaft:
https://www.youtube.com/watch?v=2k4_Scrz6CE
Elevation Eight
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Elevation Eight »

Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31 Das ist eben das Spannende daran: Jedes Denken, ohne Ausnahme, geht von Annahmen aus. Muss es zwangsläufig, denn sonst hat es keinerlei Ansatzpunkt. Dementsprechend basiert jedes Denken - ohne Ausnahme - auf mindestens einem Paradigma. Dieses Paradigma ist zum Erkenntnisgewinn zwingend notwendig. Dieses Paradigma beschränkt den Raum möglicher Erkenntnis aber auch auf das, was innerhalb des Paradigmas denkbar ist.
Ja da hat er recht. Das ist genau das, wie ich diesen Turmbau verstehe, von dem sie in der Bibel reden, wo sie den Turm bis zu Gott bauen wollten und dann die Sprachverwirrung einsetzte. Wenn ich "Gott" da als die umfassende Erkenntnis verstehe darüber wie die Schöpfung funktionert, also den Punkt wo die Paradigmen zusammenkommen, dann funktioniert das mit den Mitteln des Intellekts nicht, denn da weiss man nicht mehr wovon man eigentlich redet. Ohne Paradigmen geht Denken nicht, mit Paradigmen trennt es einen von anderen Paradigmen und folglich auch von Gott, weil Gott als allerkennend definiert ist.

Und man hat ja versucht, der Sache wenigstens etwas näher zu kommen, man hat sich ja geöffnet für neue Paradigmen, hat sie zusammengebracht, hatte sogar Ideen wie "systemisches Management", dass man also die Ideen der Hippies bis ins Geschäftsleben bringen wollte.
Wenn man aber jetzt meint, dass die Wissenschaft als die neue Heilige Inquisition zu gebrauchen ist und dass man statt Ketzerei nun einfach "Fake News" sagt, dann sind wir zurückgeworfen bis vor die Aufklärung.
Zurück zum Thema des Forums: Wir setzen alle als Paradigma, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es Dämonen gibt. Ansonsten würde das Forum wohl kaum Dämonenforum heißen. Dem steht das Paradigma der modernen Psychologie gegenüber, die Dämonen für Projektionen der menschlichen Psyche hält, die nicht real sind, sondern Folge einer psychischen Erkrankung. Solange ein Psychologe in seinem gelernten Paradigma festhängt, kann er keinerlei Erkenntnis über Dämonen gewinnen, denn es gibt sie nicht.
Vorsicht - beide beschriebenen Seiten unterstellen das Paradigma, dass der Begriff 'Existenz' (dass es etwas gibt) klar definiert wäre.
Aber wenn du in die Trance gehst, dann fangen diese Dinge an zu zerfallen. Und dann fragt man sich auf einmal, scheisse, was bedeutet denn eigentlich "es gibt"?

Tatsächlich ist Existenz unzureichend definiert.

Wenn du dir ein fliegendes Schwein vorstellst, gibt es dann deshalb fliegende Schweine?

Nächster Schritt: wenn du eine Trancereise machst, da im Geiste dir einen Tempel baust (so wie es die RitMags vorsehen), dann jemand anderes in der Trance diesen Tempel besucht, betritt und richtig beschreibt (ich kann das nicht, aber ich hab Gründe davon auszugehen, dass die das können, und wahrsch. sogar einige hier im Forum), gibt es dann diesen Tempel?

Der obligatorische Schritt: wenn hunderttausend Leute über die Jahrhunderte die Göttin verehrt haben und ihr begegnet sind und ihren Ratschluß gehört haben, und heute irgendeine moderne Junghexe das mit ernsthaftem Bemühen auch schafft, gibt es dann die Göttin?

Und jetzt noch einer: wenn zwanzig Leute an fliegende Schweine glauben und anfangen Propaganda zu verbreiten, dass fliegende Schweine den Bürgermeister und den Fabrikbesitzer manipulieren und die Menschen versklaven wollen, gibt es dann fliegende Schweine?
Nein, sondern das sind dann rechtsextreme Querdenker die Fake News verbreiten.
Denn dass das fliegende Schwein hier ein Dämon ist, der den Kapitalismus repräsentiert, das wäre ja auch ein zu unbequemer Gedanke.

Hab ich jetzt alles richtig eingefädelt?
Wolf Drache hat geschrieben: 12. Jan 2023 14:03 Oder etwas verkürzt:
Erkenntnis, die tatsächlich komplett ohne Vorbedingungen gedacht ist, ist zwar nicht unbedingt falsch, aber irrelevant.
Das hilft dir aber nicht. Denn Erkenntnis, die auf Vorbedingungen beruht, kann weitergeführt werden bis zu dem Punkt, wo die Vorbedingungen zerfallen, und wird dann auch irrelevant.
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

Elevation Eight hat geschrieben: 12. Jul 2023 23:26
Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31 Zurück zum Thema des Forums: Wir setzen alle als Paradigma, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es Dämonen gibt. Ansonsten würde das Forum wohl kaum Dämonenforum heißen. Dem steht das Paradigma der modernen Psychologie gegenüber, die Dämonen für Projektionen der menschlichen Psyche hält, die nicht real sind, sondern Folge einer psychischen Erkrankung. Solange ein Psychologe in seinem gelernten Paradigma festhängt, kann er keinerlei Erkenntnis über Dämonen gewinnen, denn es gibt sie nicht.
Vorsicht - beide beschriebenen Seiten unterstellen das Paradigma, dass der Begriff 'Existenz' (dass es etwas gibt) klar definiert wäre.
Aber wenn du in die Trance gehst, dann fangen diese Dinge an zu zerfallen. Und dann fragt man sich auf einmal, scheisse, was bedeutet denn eigentlich "es gibt"?
Sehr richtig erkannt!
Das ist ja eines der Probleme, die die moderne Naturwissenschaft hat: Sie setzt "etwas existiert" mit "etwas ist mit naturwissenschaftlichen Mitteln nachweisbar" gleich.
Damit befördert sie sich in einen Zirkelschluss, der weitere Erkenntnis verhindert: nach dieser Definition kann die Naturwissenschaft Dinge, die mit den (aktuellen!) naturwissenschaftlichen Mitteln nicht nachweisbar sind, gar nicht untersuchen, denn sie existieren nicht.
Elevation Eight hat geschrieben: 12. Jul 2023 23:26
Wolf Drache hat geschrieben: 12. Jan 2023 14:03 Oder etwas verkürzt:
Erkenntnis, die tatsächlich komplett ohne Vorbedingungen gedacht ist, ist zwar nicht unbedingt falsch, aber irrelevant.
Das hilft dir aber nicht. Denn Erkenntnis, die auf Vorbedingungen beruht, kann weitergeführt werden bis zu dem Punkt, wo die Vorbedingungen zerfallen, und wird dann auch irrelevant.
Wenn ich Erkenntnisse weiterführe in dem Sinne dass ich die Vorbedingungen selbst analysiere und damit ändere, komme ich zu anderen Erkenntnissen, oder eben auch nicht.
Dennoch bleibt das Regelwerk "Unter Vorbedingung A gilt Regel B" bestehen, solange Regel B nicht unter Vorbedingung A widerlegt wurde.
Nimm die Quadratwurzel in der Mathematik als einfaches Beispiel:
Wir alle haben irgendwann gelernt, dass es zu jeder Zahl genau eine Zahl als Wurzel gibt.
Sobald ich diese Erkenntnis weiterführe und einen anderen Zahlenraum als die positiven natürlichen Zahlen untersucht, erhalte ich die Erkenntnis dass diese Regel für negative Zahlen nicht gilt, und dass ich plötzlich für jede positive Zahl zwei Zahlen als Wurzel habe.
Macht das meine ursprüngliche Erkenntnis kaputt? Nein, ganz im Gegenteil: Unter der Vorbedingung dass wir uns im Raum der positiven Zahlen bewegen gilt die Regel um so klarer. Der einzige Unterschied ist, dass ich mir dessen bewusst bin wie wesentlich diese Vorbedingung für meine Erkenntnis ist.
Ein Auflösen einer Vorbedingung führt also nicht zum Verlust von Erkenntnis, sondern zu einem Erkenntnisgewinn: der Erkenntnis, dass die aufgelöste Vorbedingung für die erkannte Regelmäßigkeit zwingend notwendig ist (oder auch nicht), und dass unter anderen, breiter gefassten Vorbedingungen andere Regeln gelten mögen.
"Ach, es ist der Fehler unserer Wissenschaft, dass sie alles zu erklären wünscht; und wenn es ihr nicht gelingt, dann sagt sie, es sei nichts daran zu erklären."
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Re: Disruptive Science

Beitrag von gabor »

Allgemein gilt: Ist die Wurzel von ungerader Stufe, kann auch von negativen Zahlen die Wurzel gezogen werden, und das Ergebnis ist selbst negativ. Dies liegt daran, dass ein Minuszeichen beim Potenzieren mit einem ungeraden Exponenten erhalten bleibt.

Nur zur weiterführenden Erklärung....
Natürlich sprichst Du sonst recht wahr!
RAHMENBEDINGUNGEN....sind schon recht wichtig. Drum funktioniert ja Physik in der Realität eher mässig.
Weisst ja: ""Chemie ist das was knallt und stinkt, Physik ist das was nie gelingt." :lol:
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Elevation Eight »

Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jul 2023 13:05
Elevation Eight hat geschrieben: 12. Jul 2023 23:26
Vorsicht - beide beschriebenen Seiten unterstellen das Paradigma, dass der Begriff 'Existenz' (dass es etwas gibt) klar definiert wäre.
Aber wenn du in die Trance gehst, dann fangen diese Dinge an zu zerfallen. Und dann fragt man sich auf einmal, scheisse, was bedeutet denn eigentlich "es gibt"?
Sehr richtig erkannt!
Das ist ja eines der Probleme, die die moderne Naturwissenschaft hat: Sie setzt "etwas existiert" mit "etwas ist mit naturwissenschaftlichen Mitteln nachweisbar" gleich.

Damit befördert sie sich in einen Zirkelschluss, der weitere Erkenntnis verhindert: nach dieser Definition kann die Naturwissenschaft Dinge, die mit den (aktuellen!) naturwissenschaftlichen Mitteln nicht nachweisbar sind, gar nicht untersuchen, denn sie existieren nicht.
Genau!
Elevation Eight hat geschrieben: 12. Jul 2023 23:26
Das hilft dir aber nicht. Denn Erkenntnis, die auf Vorbedingungen beruht, kann weitergeführt werden bis zu dem Punkt, wo die Vorbedingungen zerfallen, und wird dann auch irrelevant.
Wenn ich Erkenntnisse weiterführe in dem Sinne dass ich die Vorbedingungen selbst analysiere und damit ändere, komme ich zu anderen Erkenntnissen, oder eben auch nicht.
Dennoch bleibt das Regelwerk "Unter Vorbedingung A gilt Regel B" bestehen, solange Regel B nicht unter Vorbedingung A widerlegt wurde.
Du setzst voraus, dass die Vorbedingungen bekannt wären. Und dass bekannt wäre, dass da überhaupt welche sind.
Beim Fallgesetz war das ja lange zeit nicht so. Man wusste nicht dass das nur eingeschränkt gilt, weil man noch gar nicht so weit geschaut hat, um die Vorbedingungen zu sehen.
Nimm die Quadratwurzel in der Mathematik als einfaches Beispiel:
Wir alle haben irgendwann gelernt, dass es zu jeder Zahl genau eine Zahl als Wurzel gibt.
Sobald ich diese Erkenntnis weiterführe und einen anderen Zahlenraum als die positiven natürlichen Zahlen untersucht, erhalte ich die Erkenntnis dass diese Regel für negative Zahlen nicht gilt, und dass ich plötzlich für jede positive Zahl zwei Zahlen als Wurzel habe.
Macht das meine ursprüngliche Erkenntnis kaputt? Nein, ganz im Gegenteil: Unter der Vorbedingung dass wir uns im Raum der positiven Zahlen bewegen gilt die Regel um so klarer. Der einzige Unterschied ist, dass ich mir dessen bewusst bin wie wesentlich diese Vorbedingung für meine Erkenntnis ist.
Ein Auflösen einer Vorbedingung führt also nicht zum Verlust von Erkenntnis, sondern zu einem Erkenntnisgewinn: der Erkenntnis, dass die aufgelöste Vorbedingung für die erkannte Regelmäßigkeit zwingend notwendig ist (oder auch nicht), und dass unter anderen, breiter gefassten Vorbedingungen andere Regeln gelten mögen.
In der Mathematik ist das recht einfach, weil sie insgesamt in einem steril abgegrenzten Erkenntnisraum arbeitet. In der Naturwissenschaft ist das schon schwieriger, und bei geistigen Dingen wird es unangenehm.

Nehmen wir PSI: man geht gemeinhin davon aus, dass das Bewusstsein ein abgegrenztes Ding ist, das allein dem betreffenden Individuum gehört. Wenn ich aber PSI erlebe (Gedankenlesen, RemoteViewing, whatever), dann gibt es ein Problem. Dann kann man versuchen auf der Vorbedingung des abgegrenzten Bewusstseins zu beharren, und schauen ob es irgendwelche versteckten Hinweise gibt, mittels derer die Information übermittelt wurde. Oder aber, wenn man da keine findet, dann läuft es darauf hinaus, dass die Vorbedingung nicht etwa nur einschränkend wirkt, sondern schlicht falsch ist.

(Ich für meinen Teil gehe in diesem Fall davon aus, dass es insgesamt nur ein einziges Bewusstsein gibt, das im Grunde so ähnlich aufgebaut ist wie das Internet, wo es lokale Systeme mit lokalen Daten gibt, und öffentlich zugängliche Daten, und ansonsten alles überall hin übertragen werden kann wenn beide Enden das erlauben. Früher wäre eine solche Idee Okhams Rasiermesser zum Opfer gefallen; aber heute sehen wir, dass ein solches Konstrukt nicht nur möglich ist, sondern höchst sinnvoll und effektiv. ;) )

Dann sind wir also an dem Punkt, wo wir den Verdacht kriegen, dass unsere Erkenntnisse auf gravierend falschen Vorbedinungen beruhen könnten. Aber wir haben noch keine Idee, was nun wirklich genau sache ist.
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Du setzst voraus, dass die Vorbedingungen bekannt wären. Und dass bekannt wäre, dass da überhaupt welche sind.
Beim Fallgesetz war das ja lange zeit nicht so. Man wusste nicht dass das nur eingeschränkt gilt, weil man noch gar nicht so weit geschaut hat, um die Vorbedingungen zu sehen.
Dann verstehst Du mich falsch. Was ich ausdrücken will ist, dass jede Erkenntnis Vorbedingungen setzt. Es ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel, dass man sich der Vorbedingungen nicht bewusst ist oder sie gar nicht kennt - das bedeutet aber nicht, dass sie nicht da wären.
Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Nehmen wir PSI: man geht gemeinhin davon aus, dass das Bewusstsein ein abgegrenztes Ding ist, das allein dem betreffenden Individuum gehört.
Das ist die (meist nicht geäußerte, weil für selbstverständlich gehaltene) Vorbedingung für die Erkenntnis, dass es PSI-Phänomene nicht gibt - richtig. Diese Vorbedingung schließt weitere Erkenntnis über PSI-Phänomenen faktisch aus.
Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Wenn ich aber PSI erlebe (Gedankenlesen, RemoteViewing, whatever), dann gibt es ein Problem. Dann kann man versuchen auf der Vorbedingung des abgegrenzten Bewusstseins zu beharren, und schauen ob es irgendwelche versteckten Hinweise gibt, mittels derer die Information übermittelt wurde. Oder aber, wenn man da keine findet, dann läuft es darauf hinaus, dass die Vorbedingung nicht etwa nur einschränkend wirkt, sondern schlicht falsch ist.
Richtig erkannt. Und nur unter der zweiten Annahme (dass die Vorbedingung falsch ist), kann neue Erkenntnis gewonnen werden.
Dennoch bleibt (vermute ich jedenfalls) die Erkenntnis bestehen, dass nur ein Bruchteil der Menschen PSI-Phänomene erleben. Das hat (vermutlich) irgendeinen Grund, aber den kann man natürlich nur erforschen, wenn man davon ausgeht, dass es PSI-Phänomene tatsächlich gibt. Wenn man diesen Grund gefunden hat, dann kann man auch die Vorbedingung korrekt formulieren: Erst dann ist klar, warum die meisten Menschen keine PSI-Phänomene wahrnehmen.
Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Dann sind wir also an dem Punkt, wo wir den Verdacht kriegen, dass unsere Erkenntnisse auf gravierend falschen Vorbedingungen beruhen könnten. Aber wir haben noch keine Idee, was nun wirklich genau sache ist.
Das ist dann der Punkt, an dem wirklich Wissenschaft (also tatsächlich das Erschaffen von Erkenntnis) stattfindet. Das ist disruptive Wissenschaft!

Meiner Meinung nach sollte man generell davon ausgehen, dass unsere Erkenntnisse (auch im Alltag) auf Vorbedingungen beruhen, die wir (meist unbewusst) setzen:
Unsere Vorstellung der Geometrie beruhen auf dem was Euklid formuliert hat, und das ist auch ausreichend - aber wenn wir größere räumliche Skalen betrachten sollten wir die nichteuklidische Geometrie nutzen, denn die Erde ist eine Kugel - wobei auch das nicht ganz stimmt, sie ist eine (Potsdamer) Kartoffel.
Unsere Vorstellung der Schwerkraft sind ausreichend von Newton beschrieben worden. Wenn wir aber hohe Geschwindigkeiten betrachten, müssen wir relativistische Effekte einbeziehen. Wenn wir das nicht täten würde unser GPS nicht funktionieren.
Was die optische Wahrnehmung angeht wären wir mit der Goethe'schen Farbenlehre eigentlich gut bedient. Tatsächlich mit Licht arbeiten können wir aber nur wenn wir uns auf das beziehen was Newton formuliert hat. Sobald wir versuchen wollen die optische Wahrnehmung von anderen Tieren zu verstehen müssen wir erst mal nachsehen was für visuelle Rezeptoren diese Tiere haben - eine Biene sieht die Welt ganz anders als wir. Und wie ein Zitteraal oder ein Delfin seine dreidimensionale Umgebung wahrnimmt, können wir uns wahrscheinlich gar nicht vorstellen.

Mit diesem Mindset habe ich auch wenig Probleme mit Magie: Wenn irgendetwas passiert was meiner bisherigen Erkenntnis zuwiderläuft, dann ist (in diesem Fall) eventuell die Vorbedingung für diese Erkenntnis verletzt.
Beispiel zu Illustration gefällig?
Mir erscheint eine Göttin? Kein Problem. Bisher bin ich zwar davon ausgegangen, dass es keine Götter gibt, aber diese Annahme könnte ja auch falsch sein. Es könnte aber auch sein, dass ich mir die Göttin nur eingebildet habe und meine Vorbedingung (es gibt keine Götter) weiterhin Gültigkeit hat. Solange ich keine weitere Evidenz habe sind beide Hypothesen gleichberechtigt.
"Ach, es ist der Fehler unserer Wissenschaft, dass sie alles zu erklären wünscht; und wenn es ihr nicht gelingt, dann sagt sie, es sei nichts daran zu erklären."
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Re: Disruptive Science

Beitrag von gabor »

Oha! Dann fährst Du also derartig schnell Auto, das der Satelit in`s Grübeln kommt? :lol: :lol: :lol:
Und zu Vorbedingungen...da brachst Du gar keine Forschung mit rein nehmen.
Geht auch ganz praktisch....das nennt sich dann Erfahrung. Ich bau kein Haus im Moor...warum nicht? Ich kenne die Vorbedingungen für den Hausbau....soooo einfach geht es.
Und sich der Vorbedingungen bewusst zu sein, und zwar möglichst ALLER ist Sinn von Forschung. So hab ich das zumindest immer verstanden.
Gut, man kann es auch ganz lassen, und Irgendwas behaupten....solang Dir geglaubt wird...Ziel erreicht! :handshake:
Zur Wahrnehmung von Tieren.....das ist recht gut erforscht, und es wird weiter dran gearbeitet.
Sicher ist es schwer zu verstehen wie sich denn ein Hund so fühlt, wenn er weniger sieht als ich, dafür aber 10x besser mit der Nase ist.
Der "sieht" halt anders.
Ich find es etwas vermessen, zu denken wir wären perfekt....das ist falsch. Wir sind FAST perfekt für unseren Lebensraum.
Das nennt sich dann Anpassung......von Grassilage allein könnt ich nicht lange leben.
Eine Frage noch zum Schluss: Also Dir erscheint eine Göttin, Du erkennst ihre Göttlichkeit die deiner jämmerlichen menschlichen Natur weit überlegen ist...was sagt man da denn so?
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

gabor hat geschrieben: 15. Jul 2023 19:30
Eine Frage noch zum Schluss: Also Dir erscheint eine Göttin, Du erkennst ihre Göttlichkeit die deiner jämmerlichen menschlichen Natur weit überlegen ist...was sagt man da denn so?
"Scheiße, was ist denn jetzt das???"
(Mehr oder weniger O-Ton aus meinem Tagebuch)
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Re: Disruptive Science

Beitrag von gabor »

Wie wurde das denn aufgenommen?
Also wenn ich göttliche Qualitäten besässe...und mich entschlösse, mich Menschen zu zeigen....wäre ich ob deiner Reaktion recht enttäuscht..... :lol:
So fängt man doch kein Date an!!!!!!
Immer bereit!
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Elevation Eight »

Wolf Drache hat geschrieben: 15. Jul 2023 16:01 Was ich ausdrücken will ist, dass jede Erkenntnis Vorbedingungen setzt. Es ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel, dass man sich der Vorbedingungen nicht bewusst ist oder sie gar nicht kennt - das bedeutet aber nicht, dass sie nicht da wären.
Einverstanden.
Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Nehmen wir PSI: man geht gemeinhin davon aus, dass das Bewusstsein ein abgegrenztes Ding ist, das allein dem betreffenden Individuum gehört.
Das ist die (meist nicht geäußerte, weil für selbstverständlich gehaltene) Vorbedingung für die Erkenntnis, dass es PSI-Phänomene nicht gibt - richtig. Diese Vorbedingung schließt weitere Erkenntnis über PSI-Phänomenen faktisch aus.
Genau.
Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Wenn ich aber PSI erlebe (Gedankenlesen, RemoteViewing, whatever), dann gibt es ein Problem. Dann kann man versuchen auf der Vorbedingung des abgegrenzten Bewusstseins zu beharren, und schauen ob es irgendwelche versteckten Hinweise gibt, mittels derer die Information übermittelt wurde. Oder aber, wenn man da keine findet, dann läuft es darauf hinaus, dass die Vorbedingung nicht etwa nur einschränkend wirkt, sondern schlicht falsch ist.
Richtig erkannt. Und nur unter der zweiten Annahme (dass die Vorbedingung falsch ist), kann neue Erkenntnis gewonnen werden.
Dennoch bleibt (vermute ich jedenfalls) die Erkenntnis bestehen, dass nur ein Bruchteil der Menschen PSI-Phänomene erleben. Das hat (vermutlich) irgendeinen Grund, aber den kann man natürlich nur erforschen, wenn man davon ausgeht, dass es PSI-Phänomene tatsächlich gibt. Wenn man diesen Grund gefunden hat, dann kann man auch die Vorbedingung korrekt formulieren: Erst dann ist klar, warum die meisten Menschen keine PSI-Phänomene wahrnehmen.
Das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Ich habe öfter erlebt, dass, wenn erst eine Vertrauensbasis hergestellt ist, dass man also über solche Dinge reden kann, auch Menschen, von denen man das gar nicht gedacht hat, solche Erfahrungen haben.
Allerdings neigen sie dazu, diese als Täuschung oder Einbildung zu interpretieren; vor allem aber haben sie Angst, offen darüber zu reden, weil sie dann ja als Verrückte gelten.
Elevation Eight hat geschrieben: 15. Jul 2023 10:56 Dann sind wir also an dem Punkt, wo wir den Verdacht kriegen, dass unsere Erkenntnisse auf gravierend falschen Vorbedingungen beruhen könnten. Aber wir haben noch keine Idee, was nun wirklich genau sache ist.
Das ist dann der Punkt, an dem wirklich Wissenschaft (also tatsächlich das Erschaffen von Erkenntnis) stattfindet. Das ist disruptive Wissenschaft!
Na, dann wissen wir ja, wieso die disruptive Wissenschaft aus der Mode kommt.

Mal genauer betrachtet: wenn der staatseigene deutsche Propagandarundfunk gegen Esoterik hetzt, dann behauptet er, dass wissenschaftlich erwiesen ist, dass es Esoterik/Magie nicht gibt. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=R52gXFJXrmE 05:05 - als "Beleg" wird der million-dollar-challenge des bezaubernden Randi angebracht). Und natürlich wird auch gleich breit darauf hingewiesen, dass es da Nazis gibt. (Also: wenn du politisch korrekt sein willst, laß die Finger davon!)
Und da wundert Dich dann, dass die meisten Leute keine PSI-Erfahrungen haben wollen?

Groteske am Rande: die kommerzielle Modehexe, der da in zitiertem Clip eine vom Bürger zwangsfinanzierte Werbeplattform geboten wird (und die wahrscheinlich sogar noch dafür bezahlt wird, sich da bekannt zu machen), verkauft Online-Kurse zur Hexenausbildung für läppische 3228 EUR.
Wenn also jemand für 3228€ etwas verkauft, was es gar nicht gibt, dann ist das für den staatseigenen deutschen Hetzrundfunk offenbar völlig in Ordung, und der darf dann auch kostenlos für sich werben.

Das meine ich (u.a.) mit Feudalsozialismus: Magie für real ansehen sollst du nicht, denn das könnte ja dein Bewusstsein verändern und deine bedingungslose Gläubigkeit ggü. der Wissenschaft und der Obrigkeit aufweichen. Aber unmengen Geld ausgeben für etwas, was dann ja offenbar nur Mode/Lifestyle ist - also sinnlos konsumieren, das sollst du natürlich.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von gabor »

Modernes Hexentum und wahre Maggie.....natürlich ist das zum Grossteil Quatsch.
Es ist aber auch nicht Zweck der Übung wirklich Wissen zu vermitteln. Gleiches Prinzip wie bei "BIO"-Produkten.
Was drauf geschrieben steht zählt.
Der Mensch an sich will das ja auch gar nicht soooo genau wissen....der will einen GUTEN(?!) Kauf tätigen.
Immer bereit!
P.S.: Das Prinzip funktioniert auch politisch ganz gut!
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Elevation Eight »

gabor hat geschrieben: 18. Jul 2023 12:03 Modernes Hexentum und wahre Maggie.....natürlich ist das zum Grossteil Quatsch.
Es ist aber auch nicht Zweck der Übung wirklich Wissen zu vermitteln. Gleiches Prinzip wie bei "BIO"-Produkten.
Was drauf geschrieben steht zählt.
Der Mensch an sich will das ja auch gar nicht soooo genau wissen....der will einen GUTEN(?!) Kauf tätigen.
Ja, der will nur ein "gutes Gefühl" haben. Massenverblödung im Zeitalter der Gadgets.
An dem "Bio" zweifle ich seit Aldi sich als Bio-Fachmarkt profilieren will.
Im (besseren) Supermarkt haben sie mal blöd geguckt, als ich gefragt hab ob sie Sesam auch ohne das "Bio" haben. Weil es ja Kunden gibt die das "Bio" vermeiden wollen.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von gabor »

Tja, da scheitert es schon am Verständniss des Verbrauchers.
Was soll denn BIO-Milch sein???...definiere...
Oder ein BIO-Ei?...definiere...
Also ich mag schon lieber Eier von Hühnern, die so richtig im Mist scharren können....da sind die Dotter eben dotterig.
Aber wo nehm ich den Mist her?
Ist ein Hund BIO, wenn er nur Karotten frisst, und langsam verreckt?
BIO ist ALLES was lebt, und es lebt nur, weil es nicht allein da ist.
Wie BIO wird denn der Mensch gehalten?
Und was passiert mit unseren Ausscheidungen???
Den Dreck verträgt kein Fluss...daher Klärwerke. Die machen die Brühe aber nicht durchsichtig,was ja auch gar nicht notwendig ist. Wichtig ist! Das GIFT muss raus!!!
Herer Ansatz..klappt bloss nicht.
Tja, und wenn wir dann Überbelastungen feststellen .....NA? Wer war`s?
Natürlich wir selber....das will aber keiner hören.
Man könnte die Kacke auch als Dünger verwenden...aber versucht mal damit euer BIO-Gemüse zu bewerben.
"GEDÜNGT MIT MEINER SCHEISSE"
Viel Spass mit den Umsatzzahlen! :lol: :lol: :lol:
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Elevation Eight »

gabor hat geschrieben: 23. Jul 2023 21:16 Und was passiert mit unseren Ausscheidungen???
In indien besteht das Klo traditionell aus einem Schwein.
"GEDÜNGT MIT MEINER SCHEISSE"
Auf den Punkt.
Zuletzt geändert von Elevation Eight am 24. Jul 2023 18:54, insgesamt 1-mal geändert.