Die folgende Kurzzusammenfassung kann dies persönliche Engagement nicht ersetzen. Ich gebe damit nicht mehr, als meine Essenz der 10 Sephiroth bzw. des Lebensbaums allgemein. Und zwar unter dem Aspekt der alltäglichen und magischen Praxis, also so, dass dies Modell brauchbar wird, zur schnellen Orientierung in komplexen Situationen. Man kann dadurch auch schneller erkennen, was man stärken muss, um Dinge und Situationen in eine gewünschte Richtung weiter zu bringen. (Theoretisch auch: 'was man schwächen muss'. Nur in der Praxis ist es meist leichter, das zu Schwache zu stärken, als das zu Starke zu schwächen.)
Wem der folgende Text trotz seiner inhaltlichen Kürze dennoch zu lang ist: ich habe bei den einzelnen Stationen jeweils eine Kurzformel für den praktischen Gebrauch eingefügt.

Ganz allgemein und ziemlich nüchtern betrachte ich den Lebensbaum als ein Modell des menschlichen Bewusstseins. Und zwar nicht nur des individuellen Bewusstseins eines einzelnen Menschen. Sondern zugleich auch die Einbindung des individuellen Bewusstseins in das kollektive Bewusstsein. (Kollektives Bewusstsein ist ein schwammiger Begriff. Es macht Sinn, das für sich näher auszudeuten. Z.B.: aktuelles soziales, kulturelles Bewusstsein, geschichtlich und naturgeschichtlich gewachsenes u.ä.m..)
Beginnend bei 10 - Malkuth stellt sich mir dieses Modell wie folgt dar:
10 - Man befindet sich mitten im Leben, ganz und gar in der Gegenwart. Man nimmt vor allem sich selbst wahr, den eigenen Körper, das eigene Fühlen, das eigene Da-Sein, so, wie es gerade ist.
Mögliche Formel: 10 - "So IST es." Mögliche Frage: Wie bewegt es sich?
Die Gegenwart verändert sich in jedem Augenblick. Und so "ziehen" sowohl der Blick in die Zukunft, als auch der Blick in die Vergangenheit an dem Menschen in der 10. Folgt er den Zukunftsgedanken, kommt er zur 8. Folgt er dem Vergangenheitsblick, kommt er zur 7. Bleibt er oder sie jedoch bei seinem oder ihrem unmittelbaren Erleben des "Ich bin da und lebe" und folgt dem daraus geborenen Bewegungsimpuls so kommt er zur
9 (Yesod) - Hier erfährt der Mensch seine persönliche Sexualität und Geschlechtlichkeit mit all ihrer Energie. Er beginnt, die Erscheinungen zu unterscheiden in weiblich und männlich. Er oder sie fühlt sich dadurch aber zugleich zur Vereinigung dieser beiden Pole hingezogen, unterstützt von der Lust des Körpers. Denn die Erinnerung an das Gefühl des Ganzseins in Malkuth ist noch sehr nah.
Mögliche Formel: "9 - So ENTFALTET es sich." Mögliche Frage: Was begehrt es?
Dieser doppelte Impuls - einerseits Trennung, andererseits Vereinigung - erzeugt Bewegung. Es entsteht der Wunsch "Ich will im Leben weiterkommen". Folgt der Mensch dabei dem Ruf der Tradition bzw. den Vorgaben von Eltern oder anderen Autoritäten, so kommt er zur 7. Dort ist es zwar ganz kuschelig. Doch ohne die Erfahrung der 8 läuft er oder sie Gefahr, in der 7 unterzugehen. Folgt der Mensch stattdessen in seiner Bewegung dem Impuls: "Ich will meine Individuellen Kräfte und Fähigkeiten entfalten", so kommt er zur
8 (Hod) - Dies ist ein Ort der Wissbegier und Neugier, des Lernenwollens, des Verstehenwollens. Wenn man in der 8 angekommen ist, hat man sehr oft einWeltbild entwickelt, von dem man glaubt, dass es alles und jedes erklären kann. Mensch erfährt hier seine oder ihre persönlichen Fähigkeiten und ist sich ihrer immer besser bewusst. Das Denken und Nachdenken tritt in den Vordergrund, aber auch das individuelle Handeln, die Tat. Die Bedürfnisse des Körpers und das Fühlen treten in den Hintergrund. Der Blick in die Zukunft ist hier wichtig, die Planung. "Warum? Wie? Was tun? Wie weiter?" sind zentrale Fagen in Hod.
Mögliche Formel: "8 - Aus diesen Einzelteilen SETZT es sich ZUSAMMEN." Mögliche Frage: Was ist seine kleinste Einheit?
Gerät an dieser Stelle die "Erinnerung" an die eigene Körperlichkeit komplett in Vergessenheit (das passiert z.B. denjenigen, die von der 10 aus direkt hierher gekommen sind, also die eigene Sexualität "übersprungen" oder verdrängt haben), und übernimmt der Verstand das eigene System mehr oder weniger komplett, so gelangt man unmittelbar zur 5. Ein riskanter Weg, der einem allerlei Blessuren einbringt. (Die Körperlichkeit wird dem Denken geopfert.) Ist es einem umgekehrt einfach nur lästig in der 8, das Denken, Planen, Tun alles viel zu anstrengend. Und möchte man einfach nur dem Versprechen aus der 9 folgen und den Körper genießen, vögeln und was sonst noch so dazugehören mag, so gelangt man direkt zur 6. Nachteil dieser "Abkürzung": man hat das zwischenzeitlich verlorene Gefühl noch nicht wiedererlangt. Das Zusammensein mit Menschen behält eine grobe Note, neigt zu Oberflächlichkeit. Ohne die Erfahrung der 7 wird man in der 6 über kurz oder lang zu einem Spielball der gesellschaftlichen Kräfte und Meinungen.
Entscheidet man sich in der 8 dafür, sich vor dem Vorankommen erstmal materielle Sicherheit zu verschaffen, das Erreichte zu sichern und festzuhalten, also die Unterscheidung in Mein und Dein zu treffen, auch ideell, so gelangt man zur
7 (Netzach) - Hier sind schon andere "Festhalter" versammelt. Nämlich diejenigen, die von vornherein dem Ruf der Tradition, der Vergangenheit gefolgt sind, den Überzeugungen und Lehren von Eltern und Autoritäten. Die 7 ist ein Ort der wohligen Geborgenheit. Ein Nest, in dem man sich hemmungslos seinen Fantasien und Träumen hingibt. Man will sich von Anstrengungen und Strapazen erholen und genießen. Die 7 macht es möglich, dass man die eigene Individualität auch gefühlsmäßig erfährt, das Besondere an einem selbst, das "Ich bin anders, als alle anderen". In der 8 erfährt man diese Einzigartigkeit nur verstandesmäßig, in der 7 fühlt man: die Kräfte des Unbewussten sind äußerst mächtig. Die Kräfte des Unbewussten wirken auf jeden Ort im Lebensbaum. Aber an kaum einem anderen Ort fühlt man sich ihnen derart ausgeliefert. Denn in der 7 tritt der Verstand in den Hintergrund zugunsten der Imagination und der eigenen inneren Bilder. Je nachdem, was da so im Unbewussten schlummert, kann die 7 sich ziemlich unerwartet verwandeln: von einem kuscheligen Nest in einen Ort des psychischen Durcheinanders und Chaos'. (Sucht, Depression, Konfrontation mit Ängsten,...) In der 7 herrscht das Zuviel und kann damit indirekt Gefühle der Leere erzeugen.
Mögliche Formel: "7 - Diese BILDER erzeugt es." Mögliche Frage: Wovon hat es zu viel?
Von der 7 aus im Lebensbaum weiter zu kommen, ist nicht ganz einfach. Die Trägheitsimpulse sind stark. Man kann sich einfach auf das Glück verlassen oder schicksalsergeben abwarten. Dann gelangt man direkt zur 4. Ein Nachteil dieser Abkürzung: man gibt die Verantwortung für sich selbst auf und wird zum Spielball von "fremden" Kräften. Der Weg, welcher von der 7 zur 6 führt, also zum Herzen, zum Zentrum des Lebensbaums, verlangt, dass man dasjenige, was man die ganze Zeit zuvor gesammelt, gelernt, gesichert und festgehalten hat vollständig aufgibt. Anders gesagt: der Mensch, der von hier aus zur 6 geht, gibt sein ganzes (bisheriges) Verständnis seiner Individualität auf. In der
6 (Tiphareth) - ist diese Individualität aber nicht wirklich verschwunden. Sie ist nur an einen völlig neuen ORT versetzt. Und dadurch erscheint alles völlig anders und neuartig. Die 6 ist ein Ort des Netzwerkes, des Zusammenlebens in großen Zusammenhängen. Innerhalb der Gesellschaft, innerhalb der Kultur, innerhalb der Menschheit, innerhalb der Natur, innerhalb des Kosmos,... Wie auch immer: in der 6 ist man als Individuum Teil eines größeren Ganzen und versteht sich auch so. Hier wird einem die Harmonie sehr wichtig und das Gefühl der Zugehörigkeit. Es stellen sich Fragen wie: "Wem nützt es? Was ist meine wesentliche Aufgabe im Leben? Welche Menschen sind meine Wahlverwandten?" Am Bewusstseinsort der 6 gehen Verstand und Gefühl Hand in Hand, und eben das sind die Gefühle des Herzens.
Mögliche Formel: "6 - Hierin ist es ENTHALTEN." Mögliche Frage: Wo ist es?
Vom Ort der 6 aus gibt es wenig Veranlassung, im Lebensbaum weiter zu gehen. Wer es dennoch tut, folgt inneren Antrieben, die manche Menschen gar nicht haben und trotzdem zufrieden oder glücklich leben.
....
So, und weil das jetzt mit dem Schreiben doch alles etwas länger dauert, mache ich erst in den nächsten Tagen mit 5 bis... weiter.

LG
Amimatani